Inhalt / Content
Auf andere Schuldner zeigen um von sich abzulenken
Deutschland solle sich in der Diskussion über die Schuldenkrise etwas zurückhalten. Dies fordert Luxemburgs Premier und gleichzeitiger Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker. Deutschlands Schulden seien selbst „besorgniserregend“
Wurde die „wirtschaftliche Macht“ Deutschland trotz Euro-Desaster noch in höchsten Tönen gelobt, prompt wird in Luxemburg der „Konter-Zeigfinger“ hochgehalten. Dabei waren es teilweise die Medien, die Deutschland auf die Gipfel bejubelten und selbst den mahnenden Zeigefinger erhoben „man möge endlich den anderen EU-Ländern helfen!“. Dabei findet Luxemburgs Premier Juncker das vermeintlich breite Grinsen aus Deutschland überhaupt nicht lustig…und er hat recht!
Die „blühende Wirtschaft“ in Deutschland mitten in der Euro-Finanzkrise wird von einen Haufen eigener Schulden überdeckt. Deutschland und die Medien rechnen jeden Schulden-Euro aus Griechenland rauf und runter, schwenken inzwischen schon zur Drachme um, kehren aber hartnäckig die eigenen Verbindlichkeiten vor der Haustüre unter den Fußabstreifer. Der luxemburgische Regierungschef äußerte in einem Interview des Bonner General Anzeigers seinen Unmut: „Ich halte die Höhe der deutschen Schulden für besorgniserregend.“
Deutschland hat mehr Schulden als Spanien
Deutschlands Schulden übertreffen die von Spanien, wenn das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt angesetzt wird. Allerdings ist der klare Hinweis auf ein Überschreiten der Maastricht-Grenze Deutschlands rein „hpothetischer“ Natur. Diese Grenze wurde als Limit für den von der EU erlaubten Schuldenstand der einzelnen Länder gezogen. Alles was darüber hinaus geht, sollte eigentlich einen „blauen Abmahn-Brief“ erhalten und entsprechenden Sanktionen ausgesetzt werden. Hinfällig, die sog. Maastricht-Grenze wurde kollektiv und geschlossen überschritten und somit faktisch abgeschafft. Nur wenige Länder innerhalb der EU befinden sich noch im „fiktiv erlaubten“ Schulden-Bereich.
Juncker rügt
Juncker stellt den hohen Schuldenstand Deutschlands klar heraus und rügt: „Es erscheint bequemer, zu sagen, die Menschen im Süden wären faul, und die Deutschen würden malochen. So ist das aber nicht“. – Mit diesem Punkt hat Luxemburgs Premier ebenfalls wieder recht. Es gilt nur zu klären, wer solche Dinge wie „die faulen Griechen, die Siesta-Italiener, etc.“ von sich absondert. Sind das tatsächlich die doppelmoralistischen Politiker oder die sensationsgierigen Meinungsmacher, sprich die Massenmedien?
Deutsche Sonderrolle
Fest steht, dass Deutschland, wie schon so oft, eine Sonderrolle spielt. Griechenland ist faktisch pleite, Italien hart angeschlagen und Frankreich steht im Herbst und verliert bereits alle Blätter. Saubermänner-Länder wie Österreich und Finnland erlebten mit der Misstrauenserklärung der Staatspapier- Anleger ein Fiasko. Die Zinsen für Anleihen steigen in bedrohliche, nicht mehr refinanzierbare Höhen. Nur in Deutschland nicht, obwohl die Staatsverschuldung „besorgniserregend“ ist, sinken die Zinsen sogar. Deutschlands Wachstum kann für das Jahr 2011 mit aller Wahrscheinlichkeit noch im deutlichen Plus abschließen. Für 2012 sehen die Prognosen dagegen sehr finster aus. Anleihen-Flucht nach Deutschland und sinkende Zinsen, trotz der gleichzeitig schlechten Aussichten für das kommende Jahr. Sollte die Kapitalflut in die Bundesrepublik ein Zeichen unendlichen Vertrauens der Anleger sein, oder braut sich im Hintergrund etwas zusammen?
„Euro ade? – Das Thema neue D-Mark ist nicht mehr Passé“
„Unkenrufe“ berichten von einer neuen DM, die schon sehr bald den Euro innerhalb Deutschlands ablösen wird. So ganz kann die Theorie nicht von der Hand gewiesen werden. Ein Austritt aus der Euro-Zone wäre auf Grund des bald eintreffenden freien Falls des Euros, eine bessere Lösung als samt zerfledderten Rettungsschirm mit in die Tiefe zu stürzen. Befürworter des Euros sprechen gerne von höherer Stabilität und geringerer Inflation gegenüber der Deutschen Mark. Diese These gilt nur für gewisse Zeitfenster in der Vergangenheit, wer aber die Wahrheit wissen will, braucht nur „Otto-Normalverbraucher“ zu fragen. Statistiken durch komplizierte Berechnungen sind dazu völlig überflüssig. Komischer Weise sind es oft genau die gleichen „Finanz-Spezialisten“, die wissen, dass eine neue DM sehr schnell gegenüber den Euro aufgewertet werden würde.
Hätte ich jetzt eine große Anzahl von Anleihen der verschiedenen Länder Europas in meinem Besitz und vermutete ich, dass ein Euro bald durch eine viel stärkere neue DM abgelöst werden würde, dann verkaufte ich alle Staatsanleihen und brächte mein Geld so schnell wie möglich nach Deutschland.
Währungsumstellung eine Gelegenheit
Für den Staatshaushalt böte die Währungsumstellung eine Gelegenheit, die Schulden mit einem Schlag zu reduzieren, gar zu annullieren. Das gesamte Privatvermögen der Bundesbürger übersteigt die Schulden des Bundes um ein Vielfaches. Eine „nur schmerzarme“, für den Sparer etwas „ungünstige“ numerische Umstellung der Währung würde ein paar Nullen des Gesamtschuldenbetrages ins Nirvana schicken…wer Böses denkt…
Quelle: welt.de