Am Freitag, den 18.05.2012 ging Facebook an die Börsen (Nasdaq – Technologie)
Die einzelne Aktie startete mit einem Preis von (bis zu) 38 US-Dollar.
Zwischenstand am 23.05.2012: ein wenig über 25 US-Dollar.
Inhalt / Content
- 1 Fragwürdiger Ablauf zum Börsengang – Dennoch ein déjà vu
- 2 Eine menschliche Eigenschaft: Die nackte Gier
- 3 Nachher ist man immer schlauer…
- 4 Wird der Mensch vernünftiger? Offensichtlich nicht!
- 5 Das erste Geschrei
- 6 Was haben Facebook-Aktionäre und Jogger gemeinsam?
- 7 Eine Gegenüberstellung für das „feine Gefühl“
- 8 Funktioniert das Facebook Börsen-Prinzip auch bei Handfestem?
- 9 Schuldige stehen bereits im Visier, der Abzug ist vorgespannt
- 10 Ein Drehbuch ganz nach Italo-Western
Fragwürdiger Ablauf zum Börsengang – Dennoch ein déjà vu

Diese Zahlen gehören wohl zu den meist diskutierten Daten in diesen Tagen. Verlierer, Gewinner und Schadenfreudige schenken sich gegenseitig nichts. Es werden mit Sicherheit noch die Fetzen fliegen. Die Messer sind bereits gewetzt, der „Mob“ steht bereit.
Ehrlich gesagt tendiere ich selbst in die Richtung der Schadenfreudigen.
Was für Recht & Ordnung gilt, „Dummheit schützt vor Strafe nicht“, findet auch bei den (hastigen) Käufern der Facebook Aktien Anwendung.
Es hat keine Armen erwischt, das wäre ungerecht.
Ich gehe davon aus, dass derjenige, der Geld für Aktien über hat und sonst wohl fleißig im Investmenthandel spekuliert, auch über das notwendige Kapital verfügt.
Eine menschliche Eigenschaft: Die nackte Gier
..und diese macht bekanntlich blind.
Das Beispiel Facebook Aktie bringt diese Ur-Eigenschaft der Menschheit wieder klar zu Tage.
Gegensätze ziehen sich an. Wo Naivität ein Zentrum findet, lassen sich die Cleveren nicht lange bitten und treten der unbekümmerten Gesellschaft bei. Da gibt es was zu holen, garantiert!
Nachher ist man immer schlauer…
..in diesem Fall nur bedingt gültig. Die Daten und Angaben (Lügen und Täuschungen) zu den Aktienbewertungen waren derart offensichtlich, dass alleine der vernunftbegabte Kopf ausreichte, um die Lunte zu riechen. Das kleine Grundschul- Ein mal Eins wurde jedoch völlig aus dem Gedächtnis entfernt.
Wird der Mensch vernünftiger? Offensichtlich nicht!
Es ist sogar das Gegenteil der Fall. Der Trend bewegt sich eindeutig zum puren Wahnsinn.
Die Zahlen werden immer gigantischer, Unfassbares scheinbar leichter real und die Gier braucht immer stärkere Dosen. Ein unerschöpfliches Paradies für die Cleveren.
Das erste Geschrei
Sammelklagen der Aktionäre gegen Facebook, Morgan Stanley (Investment Bank und Initiator des Börsengangs) sowie Mark Zuckerberg (Facebook Gründer) werden inzwischen organisiert.
Die Börsenplattform Nasdaq soll ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden.
Bei der Betrachtung der Facebook-Angelegenheit halte ich mir grundsätzlich vor Augen, dass sich das Schauspiel primär in einem Land abspielt, in das ich mir locker ein paar Millionen Dollar „verdienen“ könnte, wenn ich mir selbst den heißen Kaffee vom Fastfood-Restaurant über den Schoss kippe.
Was haben Facebook-Aktionäre und Jogger gemeinsam?
Der Aberwitz ist keine Exklusivität der Übersee-Staaten.
Einst starteten in Südbayern, am Fusse der Zugspitze, dutzende Berg-Jogger, um im gegenseitigen Wettbewerb den Gipfel zu erklimmen.
Das Unternehmen scheiterte an der (bösen?) Natur und wandelte sich in eine einzig große Rettungsaktion. Die Sportler drohten zu erfrieren, waren sie doch nur „regelgerecht“ im Joggingdress, also T-Shirts und kurze Shorts, unterwegs.
Welch‘ Überraschung. Es wurde plötzlich eisig kalt am höchsten Berg Deutschlands, man konnte das doch nicht ahnen, geschweige einkalkulieren. Tatsächlich waren die Temperaturen bei über 2.000m bereits deutlich gesunken. Das Wetter schlug dazu noch um.
Völlig unverständlich, dass die Verantwortlichen unter den Veranstaltern gesucht und auch gefunden wurden. Sie wurden dafür zur Rechenschaft gezogen, dass sich vermeintlich vernunftbegabte Jogger verhielten wie „Rinder beim Almauftrieb“.
Das anschliessende Geschrei gleicht dem Facebook-Gescheppere wie ein Ei dem anderen.
Eine Gegenüberstellung für das „feine Gefühl“
Unternehmen | Bewertung zum Börseneinstieg $ |
Umsatz $ | Ausgabepreis Aktie $ |
Jahr |
23 Mrd. | 2,26 Mrd. | 85 | 2004 | |
Microsoft | 650 Mio. | 163 Mio. | 22 | 1986 |
Amazon | 440 Mio. | 31 Mio. | 18 | 1997 |
Apple | 1,2 Mrd. | 118 Mio. | 22 | 1980 |
104 Mrd. | 4,04 Mrd. | 38 | 2012 |
Bereinigt man den Facebook Umsatz von Steuern, bleiben rund 1 Mrd. Gewinn. Somit ist der Aktienwert mehr als um das 100-fache bewertet worden. Dieses Verhältnis wurde nicht einmal von produzierenden Unternehmen jemals erreicht (angewendet).
Funktioniert das Facebook Börsen-Prinzip auch bei Handfestem?
Man kaufe 100 Träger Mineralwasser á 10 Flaschen. Zusätzlich werden noch 900 weitere leere Träger organisiert. In jedem Träger kommt eine Flasche Wasser. Nun stehen 1000 Träger mit jeweils 1 Flasche Wasser zur Verfügung. Damit geht man zum Markt und verkauft jeden einzelnen Wasserträger für den Preis eines vollen Trägers. Das Verkaufsargument:
„Ich verspreche, da kommen noch mindestens 1o weitere Flaschen nach, ein echter Gewinn!“
Viel Erfolg!
Bei virtuellen Werten ist man jedoch freimütig dazu bereit, sein reales Geld geradewegs zu zerschreddern….Ein Fall für Freud…
Schuldige stehen bereits im Visier, der Abzug ist vorgespannt
Pauschal sind alle schuld, nur die (pardon) Dummheit der Aktionäre nicht.
So in etwa lautet die Grundsatzregel. In wie weit sich die jüngsten Gerüchte um Insider-Geplänkel bestätigen werden, stellt sich noch raus. Angeblich sollen noch während der Abwägung des Aktienpreises die ersten Zweifel an der Vernunft gekommen sein. Großaktionäre und Elite-Kunden wären bereits vorweg gewarnt worden, „lediglich“ die breite Masse nicht.
Zumindest kann man jetzt schon mit Sicherheit sagen, dass die heutigen Gewinner und Verlierer auch nach einer „Rechtssprechung“ ihre Position beibehalten werden.
Ein Drehbuch ganz nach Italo-Western
Sämtliche aktiv Beteiligte sind keine unbekannten Namen. Groß- und Investmentbanken haben ihre Finger im Spiel. „Elite-Kunden“ stehen dem sehr nahe, Freundschaften (es gibt sie auch außerhalb Facebook) werden gepflegt, eine Hand wäscht die andere.
Es läge im sehr denkbaren Bereich, dass dem schönen Facebook Theater ein kopiertes Drehbuch zugrunde liegt. Ganz wie die reihenweisen Abhandlungen der populären Italo-Western wurde nur die Kulisse geändert. Produzenten, Regisseur und Schauspieler sind unverändert.
Die zu plündernde Bank in dieser Reihe wird von Mark Zuckerberg und Facebook dargestellt.
Italo-Western sind Fantasie. In der realen Welt kündigten die „Schurken“ sogar den Raubzug an und die Sparer brachten schnell ihr Geld auf die Bank, in der Hoffnung, davon zu proftieren…Irrsinn.
Alles in allem eine gigantische Umverteilung von Kapital. Der uralte Trick funktioniert nur heute auch in Bereichen der Utopien.
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de