Die Wendehälse zum Vorbild – Euro-Finanzkrise bringt neue Auflage
Den Verteidigern und Befürwortern des Euros steht das Wasser offenbar bis zum Hals. Ihre Glaubwürdigkeit scheint an die Grenzen gestoßen zu sein. Eine Kehrtwende setzt ein, gerade so, als wenn die Fahne durch den Wind eine neue Richtung vorgesetzt bekäme. Wendehälse wurden sie damals von den Medien genannt, Ost-Politiker die aus heiterem Himmel eine neue Gesinnung erhielten.
Der Anfang des Artikels von welt.de liest sich wie eine chronologische Abhandlung, als wenn der Schrecken Schritt für Schritt auf uns hereinbräche. Die Einführung des Euros als gesetzliches Zahlungsmittel wurde ironischer Weise in Griechenland vollzogen, das Land welches heute als der Mittelpunkt der europäischen Schuldenkrise gehandelt wird. Die Stimmung zur Euro-Einführung war euphorisch. Die Vertreter der Länder, u.a. Kanzler Gerhard Schröder, Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Spaniens Ministerpräsident José Maria Aznar, verkündeten den Anlass zur Währungsumstellung als den Beginn für „bessere Zeiten“, als den „Sieg Europas“ und als ein „Symbol der Stärke unserer Gemeinschaft“.
Auf einen Schlag werden gleich 10 Gründe genannt, warum es ein Fehler war, den Euro einzuführen. Um so erstaunlicher als noch Ende November 2010 die Meinung „Das Ende des Euros zu fordern ist purer Populismus“ (welt.de 30.11.10) veröffentlicht wurde. Die „Botschaft vom Ende des Euros“ wären nur medienwirksam umgesetzt worden, um lediglich von Talkshow zu Buchpräsentationen zu wechseln.
Vergessen scheint dies alles zu sein, da die Einführung des Euros für Europa als ein offenkundiger Fehler erkannt wird, der aus „logischen Gründen“ so kommen musste. Die bereits in den 90-er Jahren öffentlich geführten Diskussionen und Einwände wurden letztendlich „weggewischt“. – Es wäre nur aufrichtig, einfach klar zu stellen, wer die Euro-Skeptiker als „Sensationslustige Wichtigtuer“ abstempelte. – Es gäbe für das Scheitern der Währungsunion sogar Gründe, die sogar die damaligen Euro-Zweifler übersehen hätten. – Eine offenkundige Untermauerung, das Scheitern des Euros mit „höherer Gewalt“ zu begründen, die weder vorhersehbar, noch vermeidbar gewesen ist.
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Als Grund 1 wird genannt:
Im Gegensatz zu den Anfangszeiten der europäischen Zusammenarbeit hätten jetzt die Länder unter sich nur Lasten zu verteilen, statt von der bisherigen und gewohnten Win-Win-Situation zu profitieren. Kein Land wäre darauf mental und institutionell eingestellt gewesen. Aus diesem Grund entfernen sich die Länder untereinander derart, wie es seit dem Abschluss der Römischen Verträge 1957 nicht mehr vorgekommen sei.
– Eine Abfolge warum sich die erfolgreiche Zusammenarbeit der europäischen Staaten in eine Lastenverteilung wandelte, ist hier nicht erklärt.
Als Grund 2 wird genannt:
Fußballspiele und der Eurovision Song Contest sind die einzigen öffentlichen Gemeinsamkeiten, die die europäischen Länder kulturell miteinander verbindet. Eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsamer Diskurs fehlten vollständig. Erst mit dem Einsetzen der Euro-Krise, werde damit begonnen, dass die Länder sich gegenseitig beschimpfen. Schuldzuweisungen und gegenseitige Kritiken wären an die Tagesordnung gekommen. Jeder nimmt sich, was er bekommen kann, ohne Rücksichten auf die Anderen.
– Unterschiedliche Sprachen, unterschiedlicher Diskurs und vor allem die verschiedenen Mentalitäten der Länder und Völker, sollten für keine Beteiligten der Euro-Konstrukteure eine Überraschung sein.
Als Grund 3 wird genannt:
Sprachbarrieren sogar auf der EU-Regierungsebene spielen eine große Rolle. Eindrücke und Meinungen der lokalen Medien können aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse nicht aufgenommen werden.
– Hindernisse wegen Sprachunkenntnisse sind kalkulierbar und auch vermeidbar. Das Verwaltungs-Budget der EU für „Verwaltung“ beträgt noch für das Jahr 2011 8,2 Milliarden Euro. Da sollte doch eine anständige Online-Übersetzung der wichtigsten Medien in die englische Sprache möglich sein.
Als Grund 4 wird genannt:
Mangels Vertrauen wäre mehr Kontrolle nötig. Griechenlands Budgetzahlen sind ein Beispiel für mögliche Schummeleien.
– Griechenland konnte sich in die Euro-Zone durch gefälschte Bilanzen einreihen, das ist Fakt. Weder die Unterzeichner des Reports, noch irgendwelche andere Personen mußten sich für den offenkundigen Betrug zur Verantwortung ziehen. Offensichtlich fehlt es in den EU-Verträgen an einer Klausel, die einen Ausschluss aus der Euro-Zone vorsieht, wenn sich der Zugang durch Betrug ermöglicht worden ist. Dennoch sind keinerlei Maßnahmen eingeleitet worden, um den Missbrauch entgegenzusteuern.
Als Grund 5 wird genannt:
Selbst wirtschaftlich „Zwergenländer“ wie Griechenland und Malta hätten das Potenzial, die Euro-Zone auseinander zu sprengen. Das erschwert die Kontrolle innerhalb der Euro-Zone nur noch mehr, da es nicht nur auf „die großen Vier“ ankäme. Kleine Länder wie Griechenland bekämen indirekt die Macht in die Hand, andere EU-Mitglieder in „Geiselhaft“ zu nehmen. Die für Griechenland folgenlose Verschleppung der Hilfsmilliarden ist ein kennzeichnendes Beispiel. Mit der Währungsunion hat sie ohne jegliche demokratische Legitimation (!) das Machtgleichgewicht verschoben. Selbst kleine Wirtschaftskräfte könnten für die gesamte Euro-Zone eine Bedrohung darstellen.
– Selbst die „großen Vier“, die vier größten Wirtschaftsmächte innerhalb der Euro-Zone, sind über die Grenzen hinweg verschuldet. Nach wie vor wird das grundlegende Problem des Geldsystems verschwiegen. Zinseszinsen und Gelderschaffung durch die Banken. Egal ob es sich um Euro, Drachme, Deutsche Mark und Britische Pfund handelt, die Entwicklung des Schuldsystems kennt nur eine Richtung. Der augenscheinliche Aufschwung nach der Währungsunion ist einzig durch die Aufnahme erneuter Schulden gelungen. Ein Wackeln der gesamten Euro-Zone, falls ein schwächeres Glied in offensichtliche Schwierigkeiten geraten sollte, ist durchaus vorhersehbar. Es muß sogar geradezu erwartet werden.
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