Die Ereignisse zur Euro-Schuldenkrise überschlagen sich auf ein Neues. Die Ratingagenturen werfen mit ihren Bonitäts-Abstrichen um sich, die Zinsen für 10-jährige deutsche Anleihen steigen und in Brüssel wird „verbitterte“ Einigkeit geübt. In Italien werden inzwischen Kapital und Sparguthaben in Sicherheit gebracht, während den spanischen Immobilienbesitzern die realen Spielregeln des Geldsystems beigebracht werden.
Die US-Ratingagentur Fitch leitete mit der desolaten Bonitätsbewertung Portugals einen erneuten Rundum-Schlag gegen die Euro-Zone ein. Nur noch mehr „Ramsch“ sind die Staatsanleihen wert und den Status als „Investment-Land“ hätte das kleine Land in Westeuropa nicht mehr verdient. Kein Konzept für die Umsetzung der Haushaltssanierung durch Sparmaßnahmen und Schuldenabbau mit sehr negativen Aussichten in die Zukunft, die Gründe, die Fitch dazu bewegten, Portugal nur noch mehr die Bonitätsnote „BB+“ zu vergeben.
Damit gesellen sich die Anleihepapiere zu den Investitionen dazu, die man als verantwortungsbewusster Berater wohl nicht mehr empfehlen würde.
Inhalt / Content
- 1 Moodys nimmt Ungarn ins Visier
- 2 Deutsche Anleihen verlieren Vertrauen der Anleger
- 3 Italiens Sparer verlassen das sinkende Schiff
- 4 In Spanien gibt es lehrreiche Stunden zum Geldsystem
- 5 Banken können Geld aus dem Nichts erschaffen – Ohne Produktivität
- 6 Die Bank gewinnt immer
- 7 Viele spanische Familien lernen das System jetzt richtig kennen
Moodys nimmt Ungarn ins Visier
Ungarn, ein Nicht-Euro-Zonen-Land, wurde von Moody’s aufs Korn genommen und diese haben den Abzug des Boni-Gewehrs kurzerhand durchgedrückt. Sie stuften Ungarns Staatsanleihen ebenfalls runter, so dass jegliches Interesse an die Kapitalanlage Ungarn-Papiere als einem Himmelfahrtskommando gleich käme. Ungarns Regierung im völligen Unverständnis zur Moody’s Beurteilung, will eine Untersuchung einleiten, ob die hausinterne Währung Forint nicht irgendwo im Finanzmarkt als Jetons für dubiose Casino-Wetten missbraucht wird.
Deutsche Anleihen verlieren Vertrauen der Anleger
Deutsche Staatsanleihen galten noch bei der Massenflucht der Anleger aus Griechenland als ein sicherer Hafen. Mit viel Optimismus hat die deutsche Finanzagentur (GmbH) ihre Pforten geöffnet, um die langfristigen Staatsanleihen an den willigen Mann zu bringen. Um so größer war das Erstaunen der Verantwortlichen, nachdem das erwartete Gedränge der liquiden Anleger ausgeblieben ist. Auf mehr als einen Drittel der Emission blieb die Finanzagentur sitzen. Das Interesse für Deutschland-Bonds äußerst schwach, die erhofften Einnahmen für den Staatssäckel wurden nicht annähernd erfüllt.
Dafür sorgen jetzt die ansteigenden Zinsen für deutsche Staatsanleihen eine folgenrichtige Konsequenz. Dass dieser Zinssatz jedoch gleich einen Wert erreicht, der höher liegt als der von Großbritannien, ist dann doch zu viel des Guten. Die Zinsen der Schuldtitel für Italien, Spanien und Frankreich hingegen legten eine leichte Abwärtsbewegung hin. Schäubles Vorschlag, Großbritannien möge sich schon mal auf den Euro vorbereiten, verlangt etwas Aufschub.
Italiens Sparer verlassen das sinkende Schiff
Nach Griechenlands Beispiel folgen nun auch die Italiener dem Ruf der vermeintlichen Sicherheiten. Das Vertrauen in Staat und Banken existiert faktisch nicht mehr und die Privatanleger sehen zu, wie sie ihr Hab und Gut in sichere Gefilde bringen können. Das Sparvermögen der Privatpersonen ist für Italien ein wichtiger Stützpfeiler als Gegengewicht zu den Staatsschulden. Ein Abziehen des Kapitals würde dem italienischen Haushalt einen derben Stich in die Seitenleiste versetzen. Eine Pleite Italiens würde die Euro-Zone in das schwarze Loch des Zusammenbruchs führen. Noch ist der Abzug von Privatkapital aus Italien ein errechneter Wert aus den Statistiken. Viele kleine Rinnsäle des abfliessenden Geldes sind meist erst nach dem Zusammenrechnen der Bilanzen erkennbar. Aber ein Dammdurchbruch passiert innerhalb kürzstester Zeit und bei einem solchen Szenario, kann der Taschenrechner getrost in der Schublade verweilen.
In Spanien gibt es lehrreiche Stunden zum Geldsystem
Wie war das nochmal, Banken könnten Geld aus der Luft erschaffen? Wenn eine Privatperson, nennen wir ihn einfach Hr. Zinsknecht, ein Haus bauen oder kaufen möchte und das nötige Kapital nicht zur Verfügung hat, geht Hr. Zinsknecht zur Bank, frägt dort höflich an und mit etwas Glück und Bonität im Hintergrund, bekommt er das Geld.
An diesem Punkt greift schon die erste „Befugniss“, die ausschließlich den Banken vorbehalten ist.
Wer z.B. wie Hr. Zinsknecht von der Bank 100.000,- Euro als einen Immobilienkredit erhält, braucht sich als Kreditnehmer überhaupt keine Sorgen zu machen, ob die Bank das Geld überhaupt zur Verfügung hat. Nein, hat sie nicht. Bei einer Eigenkaptialquote von angenommenen 5%, braucht die Bank im Tresor nur 5000,- Euro rumliegen zu haben. Dafür ist die Bank aber berechtigt 100.000,- Euro als Kreditbetrag auszuleihen.
Banken können Geld aus dem Nichts erschaffen – Ohne Produktivität
Aber das Geld ist ja nicht da, woher bekommt Hr. Zinsknecht das Geld?
Schon kommt die zweite gravierende Befugnis, die nur den Banken vorbehalten ist. Die Bank hat das Geld tatsächlich nicht, braucht sie auch nicht, dafür gibt es ja Stift und Papier. Heute benutzt die Bank Computer und Drucker. Die Bank erschafft die fehlenden 95.000,- Euro, indem sie diesen Betrag einfach in den Computer eintippt und es dem Konto von Hrn. Zinsknecht gutschreibt. Ein Ausdruck als Beleg, fertig, schon sind 100.000,- Euro parat.
Hr. Zinsknecht freut sich und kauft sich sein Haus auf Pump. Damit er den Kredit in Höhe von 100.000,- Euro wieder zurückzahlen kann, wird Hr. Zinsknecht vielleicht ein wenig mehr arbeiten müssen, als es normal fürs Leben reichen würde. Hr. Zinsknecht als ein Fabrikarbeiter muss somit mehr Produkte erschaffen, damit sein Kredit getilgt werden kann.
Irgendwann ist der letzte Teilbetrag für insgesamt 100.000,- Euro Kredit abgezahlt. An diesem Punkt erscheint der dritte Haken an der ganzen Kredit-Angelegenheit. Die Bank gibt sich schließlich mit den 100.000,- Euro nicht zufrieden, sondern sie verlangt vom Hrn. Zinsknecht „natürlich“ Zinsen, vielleicht 10.000,- Euro um eine runde Zahl zu nennen. Für diesen Geldbetrag, darf Hr. Zinsknecht noch mehr Stunden schieben, damit sein Gehalt durch produktive Arbeit zur Tilgung der Zinsen ausreicht.
Mehr Arbeit für Hrn. Zinsknecht bedeutet weniger Arbeitsvolumen für ggf. Arbeit suchende Leute. Aber Hr. Zinsknecht muss diese Mehrarbeit verrichten, da sonst die Zinsen nicht bezahlt werden könnten.
Die Bundesbank selbst gibt Auskunft darüber, woher eigentlich das Geld kommt.
Die Bank gewinnt immer
Die Bank hat den Kredit vom Hrn. Zinsknecht vollständig zurück erhalten, die aus der „Luft“ geschaffenen 100.000,- Euro werden zu Null und Nichtig ausgebucht und die Bank erwirtschaftete einen Gewinn durch die Zinsen in Höhe von 10.000,- Euro – für buchstäblich Nichts! Dafür hat aber Hr. Zinsknecht kräftig Mehrarbeit leisten müssen.
Was passiert wenn Hr. Zinsknecht den Kredit nicht zurückzahlen kann?
Die Bank klopft beim Hrn. Zinsknecht an, frägt höflich nach und wenn alles fair bleibt, dann besteht Verhandlungsspielraum. Stehen aber keine weiteren Optionen mehr zur Verfügung und Hr. Zinsknecht stellt einen „Totalausfall“ dar, dann kommt die Bank, nimmt sich Immo-Papiere und Haustürschlüssel und schickt Hrn. Zinsknecht mit guten Wünschen für die Zukunft in die Wüste.
Ergo, die Bank konnte mit dem Zahlungsausfall durch Hrn. Zinsknecht einen Sachwert einstreichen, der aus buchstäblichen Luft-Geld, also von Nichts (!) finanziert wurde. Die Bank gewinnt schon wieder und Hr. Zinsknecht ist als kleiner Fabrikarbeiter wohl für den Rest seines Lebens ruiniert. Hätte sich Hr. Zinsknecht gegen die Forderungen der Bank gewehrt, würden Mahnungen, Gerichtsbescheide und Vollstreckungen seinen Frieden mehr als stören. Als letzte Konsequenz würde die Staatsgewalt erscheinen und ihn aus dem Haus „entfernen“, notfalls auch mit Waffengewalt, falls Hr. Zinsknecht „unwillig“ sein sollte.
Die Bank hat zur Durchsetzung ihrer Zins-Forderungen (für Geld aus dem Nichts) den Staat quasi als ihren Handlanger!
Viele spanische Familien lernen das System jetzt richtig kennen
Genau das Geld- und Zinssystem bekommen jetzt massenhaft spanische Hausbesitzer und Familien als eine leibhaftige Lektion zu spüren. Spaniens Immobilienblase hat ein Dutzend Löcher, die Luft geht raus, die Immobilienwerte fallen, die Arbeitslosigkeit steigt, Einkommen fallen aus, die Kredite aus dem Nichts samt Zinsen können nicht mehr getilgt werden, die Staatsgewalt kommt und setzt Frau, Kinder, Mann und Maus auf die Straße. Das Haus gehört jetzt der Bank.
In Brüssel kämpfen sie zur gleichen Zeit um weniger Arbeitsstunden, früheren Renteneintrittsalter und volle Beschäftigungszahl der EU-Beamten. Die Eurokraten grinsen in die Kameras der Journalisten und verkünden die grandiosen Visionen von Euro-Bonds und die nötige Abgabe der Souveränität der einzelnen Länder an das Zentralkomitee….nein, EU-Kommissariat.