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Sein Schuldspruch gilt als Symbol für mehr Sicherheit in der Welt
Immerhin rund 10 Jahre länger hat es gedauert, bis der russische Waffenhändler Viktor Bout gefasst worden ist, 10 Jahre länger als die Suche nach Osama Bin Laden. taz.de veröffentlichte heute einen Bericht über den Schuldspruch des New Yorker Gerichts. Der Waffenschieber aus Russland ist auch unter dem Namen „Händler des Todes“ bekannt geworden. Seine Anfänge als Waffenhändler fand Viktor Bout nach seiner Offizierslaufbahn in der ehemaligen sowjetischen Armee. Das mit internationalen Waffenhandel ein Vermögen verdient werden kann, war noch nie ein Geheimnis und auf diesen Geschmack ist offensichtlich mit Hilfe militärischer Kontakte auch ein Viktor Bout gekommen.
Handschellen klickten
Die Handschellen klickten für Viktor Bout gegen Ende 2008 nach einem vermeintlichen Waffendeal mit als kolumbianische Rebellen getarnte US-Bundesagenten. Es solle sich sogar definitiv um einen verabredeten Verkauf von Flugabwehrrakten gehandelt haben, die explizit für den Abschuss von Passagierflugzeugen eingplant gewesen wären. Das nach US-Recht geltende „Fallbeil“ gegen Viktor Bout wurde just in dem Moment ausgelöst, als die als kolumbianischen Rebellen getarnten Bundesagenten erwähnten, sie wollten „ein paar Amerikaner umbringen“. Offensichtlich gilt das nationale US-amerikanische Recht ebenso auf internationaler Ebene, denn die Verhaftung Viktor Bouts wurde in Thailand vollzogen und prompt eine Auslieferung an die USA angeordnet. Die Proteste der russischen Regierung wurden durch amerkanische Medien als Ablenkungsmanöver von den eigenen möglichen Verwicklungen herunter gehandelt.
Die Welt sei sicherer
US-Justizminister Eric Holder wühlte nach dem gerichtlichen Schuldspruch in seiner Rhetorik-Trommel und kommentierte: „Heute musste sich einer der wichtigsten Waffenschieber für seine schmutzige Vergangenheit verantworten….Sein Waffenschmuggel und seine Unterstützung von Terrorgruppen war über Jahrzehnte Anlass zur Sorge.“ Bout habe Waffen in einer Dimension verkauft, „die die Armeen einiger kleinerer Länder neidisch machen könnten“. Die 1947 in England gegründete Hilfsorganisation Oxfam gab sich ebenfalls erleichtert über die Verurteilung Bouts. „Das Urteil schließt das Kapitel eines der effektivsten Menschen, die Krieg, Massengewalt und Terrorismus möglich gemacht haben…Wir sollten alle dankbar sein, dass die Welt sicherer ist, jetzt, wo einer der Menschen, die die Brennpunkte dieser Welt mit Waffen versorgt haben, hinter Gittern ist.“
Händler des Todes
20 Jahre war die US-Justiz Viktor Bout auf den Fersen. Es scheint, als wären sämtliche Waffendeals mit den afrikanischen Kunden inklusive aller Beteiligten in absoluter Verborgenheit, womöglich noch aus einem Erdloch heraus, abgelaufen. Osama Bin Laden wurde ebenfalls gesucht, Aufwand und Investition für die Ergreifung des vermeintlichen saudischen Terroristen dürften um ein Vielfaches höher gewesen sein, als die Suche nach dem „Händler des Todes“. Obwohl Bin Laden lt. US-Regierung Unterstützung durch Pakistan und dessen Geheimdienste erhielt, dauerte dessen Ergreifung (Erschiessung) nur die Hälfte der Zeit.
In der Tat, ein Ausschalten einer Einzelperson als internationaler Waffenhändler, bedeutet eine fulminante Erhöhung der Weltsicherheit. Vor allem weil es sich um illegale Geschäfte handelt. Der Segen der US-Regierung fehlt um an das Hinterziehen von Steuern erst gar nicht zu denken. 2009 erfolgten mehr als 30% der Kriegswaffenexporte ohne Autorisierung. Den größten Anteil an den Exporten von Kriegsgeräten nach Asien und Afrika erbringt offenbar China. Westliche Mächte halten den mahnenden Zeigefinger zurück, da auch Taiwan, Singapur und Israel an den Registrierungsstellen vorbei, Waffen in die Welt exportieren, allen voran Großbritannien.
Als ehemaliger Offizier der Sowjet-Armee, weiß Viktor Bout ganz sicher um die Lieferungen der Boden-Luft-Raketen an die afghanischen „Rebellen“ der Mudschaheddin. Sind diese nicht öffentlichen Waffenlieferungen zwar entscheidend gewesen, um der Besatzungsmacht die Grenzen zu zeigen, aber nach Beendigung der örtlichen Konflikte wurde wohl jede einzelne Luftabwehrrakete einbehalten. Heute bereiten die damaligen „Befreiungs-Lieferungen“ vor allem der US-Regierung gehöriges Kopfzerbrechen. Zu einem Ableger der rebellierenden Mudschaheddin gehören die Taliban-Kämpfer. Eine „vorbildlich autorisierte“ Lieferung aus dem US Waffenarsenal.
Die Reaktionen um den Fang des „Händler des Todes“ zeigt wieder einmal sehr deutlich die Doppel-Moral der Großmächte, wenn es um Entscheidungen im eigenen Interesse geht. Die Willkür bei Strafverfolgungen, ungeachtet der nationalen Rechte, sowie die absurde Scheinheiligkeit zu gegensätzlichen Moralvorstellungen, sind inzwischen zu einem Markenzeichen der „Neuen Welt“ geworden, die um unser aller Sicherheit so besorgt ist.