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Klare Statuten der FIFA sind inzwischen etwas unscharf
Mohnblume gegen Hijab (Hidschab), Symbole für politische und religiöse Botschaften. Die FIFA hat sich unfreiwillig zwischen dem „British Empire“ und der Islamischen Revolution gestellt.
Fußball verbindet heißt es doch so schön. Selbst die größten kulturellen Unterschiede finden mit einer jeweiligen Landesdelegation aus 11 Personen auf dem Spielfeld eine Gemeinsamkeit. Doch wenn es darum geht, eine lang gepflegte Tradition auszuüben, dann scheiden sich die Geister bevor mit der vereinten Ballverfolgung begonnen wird. Engländer sind bekannt dafür, ihre Gewohnheiten mit aller Kraft durchsetzen zu wollen, egal welche Krise dabei losgetreten wird.
Der 11. November ist in England ein Gedenktag für die Gefallenen der Weltkriege und wird mit einer Mohnblume (Pupp) als Symbol zum Ausdruck gebracht. Die Verbundenheit zum Militär wird nicht nur von den meisten Bürgern in Form einer Mohnblumen-Anstecknadel gezeigt, sondern auch vom Königshaus, den Politikern, Popstars und Sportlern in der Öffentlichkeit zelebriert. Eine Mohnblume am 11. November anzustecken gilt in England bereits als ein ungeschriebenes Gesetz. Es liegt also nichts näher, als auch beim Fußballspiel gegen Spanien als englische Mannschaft eine Mohnblume ans Trikot zu heften. Die Tradition will gepflegt werden.
Entrüstung muss einfach sein
Die FIFA jedoch hatte etwas gegen die Vortragung der Mohnblume an der englischen Fußballmannschaft. In den Statuten verbietet die FIFA Trikots mit religiösen, politischen oder kommerziellen Botschaften. Deshalb konnte auch eine Mohnblume nicht zugelassen werden. Offenbar hat die englische Boulevard-Presse ihre Aufgabe der Meinungsbildung voll erfüllt. England lief Sturm gegen die FIFA-Entscheidung, die Mohnblumen-Anstecker in der Kabine zu lassen. Der Tsunami der Entrüstung schlug derart hoch, dass sich der Britische Premier Davin Cameron ins Geschehen mit einschaltete und Prinz William als Verstärkung zu seiner Seite hatte. Beide verfassten ein Brief an die FIFA mit der Bitte, die Mohnblumen beim Spiel gegen Spanien zuzulassen. Die FIFA knickte, wenn auch nur „etwas“, ein und kam zum Schluss, dass zwar ein angestiktes Symbol auf dem Trikot nicht zugelassen werden könne, aber ein Trauerflor mit Mohnblume wäre „doch“ noch vertretbar.
Gleiches Recht für alle
Gleiches Recht für Alle? Diese Frage ruft den iranischen Fußballverband auf den Plan. Die FIFA verbot im Jahre 2007 den Hijab, die im islamischen Iran traditionelle Kleidung sowie Kopfbedeckung für Frauen und berief sich auf Sicherheitserwägungen. Zwischen der Fifa und dem iranischen Nationalen Olympischen Komitee kam ein Kompromiss zustande, der es Iran ermöglichte, am Fußballturnier der Olympischen Jugendspiele in Singapur teilzunehmen. Dagegen wurde im Juni 2011 die iranische Frauenmannschaft vom Olympia-Qualifikationsspiel gegen Jordanien ausgeschlossen, da die Spielerinnen im Hijab antreten wollten.
Frauen im Fußball-Trikot sind inzwischen zu einem akzeptierten Anblick innerhalb der durch Männer dominierten Fußballszene geworden. Dazu hat vor allem die deutsche Frauenmannschaft auf internationalen Begegnungen beigetragen, die in den lezten Jahren weitaus mehr „zerrissen“ haben, als die männliche „Vorzeigemannschaft“. Aber zugegeben, eine Frauenmannschaft die vollständig im Hijab hinter dem Ball her rennt, bedürfte zur ernsthaften Spielbetrachtung noch etwas Gewöhnungszeit für die abendländische Welt. Dennoch sollte die FIFA nur mit einem Maß beurteilen. Die Statuten der FIFA sind scharf definiert. Mohnblumen hätten auf dem Spielfeld nichts zu suchen dürfen, oder die Erlaubnis für die Frauenmannschaft im Hijab hätte erteilt werden müssen.
Bild: Agência Brasil – Creative Commons Atribuição 2.5 Brasil