Die Allgemeinbildung hört bei der EZB auf – Deutsche wissen fast nichts

Forscher erkennen große Lücken zum Wissensstand der Bevölkerung

Die Deutschen „wissen erschreckend wenig über die EZB“, kommen Forscher zum Ergebnis lt. dem Handelsblatt vom Samstag, den 12.11.11. Obwohl die effektive Geldpolitik selten so wichtig war wie heute, können die Deutschen einen nur sehr ungenauen Wissensstand zur Europäischen Zentralbank vorzeigen.

Jean-Claude-Trichet, ehem. Chef der EZB, wollte den Europäern den Sinn und die Funktionen der Europäischen Zentralbank „umfassend“ und „leicht zugänglich“ erklären. Der EZB sei es wichtig, dass die Menschen verstünden, warum für den Wohlstand die Geldwertstabilität eine Voraussetzung wäre. Die EZB druckte für ihr Vorhaben zur Aufklärung der europäischen Bevölkerung extra eine Broschüre.
Aufgrund seiner Liquidität erbringt Geld seinem Besitzer eine Dienstleistung, indem es Transaktionen erleichtert“, so lautet das Beispiel in der Broschüre für die Erklärung, warum man Bargeld benötigt. – Diese Formulierung zur Erklärung über Sinn und Zweck von Bargeld für das gemeine europäische Volk, dürfte ein Beleg dafür sein, dass sich die Herren Bankiers fern ab der irdischen Sphären, sprich Realität, befinden, oder diese Broschüre lag bei Bankiers-Meetings lediglich als Info-Ausgabe, gleich neben Buffet und Champagner.

Kenntnisse sind unerwünscht

EZB
Was will die EZB?
Bild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt
pixelio.de

„Mitte in der Krise verstehen die Deutschen nicht, welche Rolle die EZB spielt“. – Wenn vorher schon keine allgemeinverständliche Aufklärungsarbeit geleistet worden ist, warum sollte die Bevölkerung ausgerechnet jetzt über „bruchstückhafte“ Kenntnisse hinaus die „Regeln“ der Europäischen Zentralbank umfangreich verstehen? Die sog. Aufklärungsarbeit der Medien in Deutschland besteht nach wie vor, zwischen Kommerz und sinnfreien politischen Aussagen hin und her zu schalten, allen voran das Fernsehen. Der „normale Durchschnittsdeutsche“ kehrt nach getaner Arbeit zurück in seine vier Wände und möchte durch Beine strecken dem Stress wenigstens für ein paar Stunden entkommen. Er setzt sich vor das Fernsehgerät und bekommt genau das serviert, was ihm private und öffentlich-rechtliche Sender liefern. Viel Stoff, damit der eigene Kopf zum Denken möglichst nicht in Bewegung gebracht werden muss. Das erklärt vielleicht auch, dass fast jeder Dritte „die Bekämpfung steigender Preise langfristig für Deutschland als am wichtigsten“ hält. – Die permanente Berieselung, dass „Geiz geil ist“ hat somit schon die ersten Früchte davongetragen.

Ökonomen tappen teils auch im Dunkeln

Die Studie über den Wissensstand rund um die EU-Finanzen bringt auch erhebliche Defizite selbst bei angehenden Ökonomen zu Tage. Bereits vor zwei Jahren wurden 2000 Wirtschaftsstudenten zur Krise befragt und zeigten zum Thema deutliche Wissenslücken auf. Die EZB wurde 1998 gegründet. Haben sich bereits die Details zu den Aufgaben der Europäischen Zentralbank in den Lehrplänen der Schulen wiedergefunden? Es wäre reine Zeitverschwendung. So schnell wie die EZB ihre Regeln ändert, so schnell kommt kein Lehrplan hinter her.

„Wer wenig Ahnung von Wirtschaft hat, geht höhrere Risiken ein“, so lautet es in der Handelsblatt-Ausgabe. Das ist absolut richtig. Denn wer die Zusammenhänge der Finanzen und Ökonomie wenigstens nicht ansatzweise Versteht, kann um so leichter von Politik und Wirtschaft über den Tisch gezogen werden. Die Herren und Damen Regierenden auf der deutschen, sowie europäischen Ebene wissen das sehr genau. Deshalb haben sie nach wie vor ein leichtes Spiel, das tatsächliche Desaster zu verschleiern, die wirklichen Ursachen zu vertuschen und das Scheitern aller Maßnahmen mit „unvorhergesehene“ Ereignissen zu begründen. Ein Unbefangener kann von der „Alternativlosigkeit“ eines eingeleiteten Schrittes sehr leicht überzeugt werden.

Man stelle sich vor, die deutschen Bürger hätten die Funktionsweisen und die Konsequenzen des Rettungsschirms EFSF und deren Nachfolge-Komplott ESM voll verstanden. Brennende Fahrzeuge wie in mancher Vorstadt Frankreichs wären nicht mehr ganz so abwegig gewesen. Was käme den „Erfindern“ der Euro-Rettungsmaßnahmen entgegen, eine aufgeklärte oder eine „medien-treue“ Nation?

Die Antwort zur Frage „Was ist die Aufgabe der EZB?“: …hinfällig! Die Aufgabe der EZB wäre es gewesen, den Euro stabil zu halten, nicht mehr und nicht weniger. Schon die Käufe der griechischen Anleihen 2010 warfen den „Kodex“ der EZB über den Haufen. Die Pläne zur Gelddruckmaschine zu mutieren, würde die EZB von ihrer ursprünglichen Aufgabe vollends entfernen.

Quelle: Handelsblatt

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