Olli Dürr Vermischtes Botschaft der Medien: Glyphosat in Bier ist völlig harmlos

Botschaft der Medien: Glyphosat in Bier ist völlig harmlos

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In Bier wurde Glyphosat nachgewiesen. Ein Pflanzenschutzgift, das schon seit Jahrzehnten u.a. im Gebiet der Bundesrepublik von Bauern, Gewerbe und auch Privat unbekümmert gegen Unkraut eingesetzt wird. Wen wundert es, dass auch irgendwann im Gerstensaft mit dem Prädikat „Reinheitsgebot“ etwas von diesem Gift einfach so auftaucht.

„Alles halb so schlimm, gar nicht so wild, völlig normal“

Bierglas

Reinheitsgebot mit Flecken

Die Medien berichten teils ausführlich über den Glyphosat-Fund im „reinen deutschen Bier“, sind sich aber darin einig, dass alles viel harmloser ist als es klingt. Geradezu ungefährlich und kaum der Rede Wert, denn schließlich werde das Pflanzengift überall eingesetzt und sei auch in fast allen Nahrungsmittel „irgendwie“ nachweisbar.

Alleine schon, dass die Berichte über das in Bier aufgefundene Glyphosat u.a. von tagesschau.de geradezu verharmlost wird und die sueddeutsche.de auf der gleichen Schiene fährt, indem das Umweltinstitut München als ein „Verein mit politischen Interessen“, das sich in Kampagnen gegen grüne Gentechnik, Atromkraft und dem Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP einsetzte, ist ein Indiz für die tatsächliche Brisanz des ganzen Ausmaßes. Die Onlineausgabe der Süddeutschen widmete dem Glyphosat-Fund im Bier bis zum Donnerstagmittag bereits drei Artikel. Im letzten Beitrag bediente sich die Zeitung dem dpa-Kanal, indem es heißt, dass der Fund lt. Bundesinstitut für Risikobewertung keine Gefahr für die Gesundheit darstelle.

Monsanto eher verdeckt gehalten

Offenbar hat man völlig vergessen, wer eigentlich hinter dem „harmlosen“ Pflanzengift Glyphosat steckt. Der Name „Monsanto“ taucht in den o.g. Besänftigungs-Berichten gar nicht erst auf. Monsanto ist heute nicht mehr alleinige Inhaber der Glyphosat-Patente, aber Initiator mit einem äußerst zweifelhaften Startup des Produkts.

Der Multi-Chemiekonzern beauftragte in den 70-er des letzten Jahrhunderts das Unternehmen Industrial Biotest Laboratories (IBT Labs) mit einer Studie zu Glyphosat. Eine „unglückliche Wahl“. 1978 schloss das US-Justizministerium die Labore, da dem Unternehmen vorsätzliche Fälschungen von Testergebnissen nachgewiesen wurde. Die Geschäftsführung wurde für schuldig befunden. Das Ausweichen auf die Craven Laboratories war ebenfalls mit wenig Erfolg gekrönt. Im Jahr 1991 wurden Geschäftsführung und einige Mitarbeiter wegen ähnlicher Vergehen verurteilt.

Im Jahr 2012 wurden weltweit rund 720.000 Tonnen Glyphosat hergestellt und auf unterschiedlichsten Wegen über die Flächen verteilt. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält den Fund von Glyphosat im Bier für unbedenklich. Es gebe keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher.

In tagesschau.de ist zu lesen:
Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln sei.
Ganz nach dem Motto: Da man aufgrund der unglaublich großen Mengen mit einem Fund von Glyphosat in Bier direkt rechnen muss, kann es ja gar nicht so gefährlich sein.

Messwerte zeigen Alarmierendes

Das Münchner Institut stellte bei 14 der populärsten Biersorten im Bundesgebiet Glyphosat-Werte zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter fest. Somit übersteigt der höchste Wert den gesetzlichen Grenzwert um das rund 300-Fache dessen was für Trinkwasser gilt. „Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht“, so die Süddeutsche. Die suggerierte Schlussfolgerung: Bei Wasser wäre es ein handfester Skandal, aber bei Bier ist es undefiniert und daher unbedenklich.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung weiß die beunruhigten Bewohner des Bundesgebiets ebenfalls zu besänftigen. „Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken“, so die Antwort auf die Süddeutsche. Die in der EU zulässige Tagesdosis (ADI) Glyphosat beträgt maximal 0,3 Milligramm pro kg Körpergewicht und Tag.

„Offizielle Untersuchungen“ stufen Glyphosat als „wahrscheinlich Krebserregend“ ein.

Ein Zufall, dass ausgerechnet jetzt die EU kurz vor der Entscheidung steht, das Pflanzengift Glyphosat um weitere 15 Jahre zuzulassen?

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