Manchmal liest man einen Zeitungsartikel zweimal, weil der Inhalt nicht gänzlich verstanden wurde. Ab und zu folgt ein zweiter Durchgang, weil der Bericht richtig gut ist. Heute las ich jedoch einen Bericht gleich dreimal durch, um sicher zu gehen, ob es sich um Ernst oder Satire handelte.
Die Wirtschaftswoche (wiwo) veröffentlichte heute einen Artikel* unter dem einleitenden Gedanken einer „Denkfabrik“. Die Kolumne (von Professor Dr. Renate Köcher) will glaubhaft(?) erläutern, warum die Deutschen nach wie vor an das Gute im Euro glaubten.
Angeblich sieht die Mehrheit der deutschen Bürger mehr Vorteile im Euro als Nachteile und gleichzeitig wird „festgestellt“, dass viele Menschen den komplexen Diskussionen um Rettungsschirme und Euro-Bonds nicht mehr folgen könnten.
Inhalt / Content
- 1 Offenbar sind Bürger heute beruhigter als noch letztes Jahr
- 2 Ausschlussgedanken für Krisenländer sind rückläufig
- 3 Andauernde Krise verursacht Fatalismus
- 4 97% sehen keine persönlich gravierenden Folgen durch die Krise
- 5 Der Wunsch zur D-Mark verringert sich
- 6 Vorteile durch den Euro
- 7 Menschen haben aufgegeben, die Krise verstehen zu wollen
- 8 Sparen kommt vor Wirtschaftswachstum
- 9 Verwirrung – Fatalismus – Kapitulation – Medien?
- 10 Ausgesuchte Kommentare zum o.g. Artikel
Offenbar sind Bürger heute beruhigter als noch letztes Jahr
Im Artikel wird festgestellt, dass die Hälfte der Bürger nach wie vor über die Krise in der Währungsgemeinschaft erheblich beunruhig sei. Dennoch würde die Anzahl noch vor einem halben Jahr deutlich höher gelegen. Aus diesem Grund sieht wiwo einen „bemerkenswerten Kontrast“ zwischen den Entwicklungen in der öffentlichen Meinung und der „hektischen Betriebsamkeit auf europäischer Ebene“ sowie den „Rettungsmaßnahmen mit immer kürzerem Verfallsdatum“.
Ausschlussgedanken für Krisenländer sind rückläufig
Inzwischen sei nach dem permanenten Anstieg der Befürworter, Schuldenländer aus der Euro-Zone zu werfen, eine rückgängige Tendenz feststellbar. Zwischen Anfang 2011 und Frühjahr 2012 wäre der Anteil von 36 Prozent auf 55 Prozent angestiegen. Nunmehr wären nur noch 51 Prozent dafür, hoch verschuldete Euro-Länder der Währungsgemeinschaft zu verweisen (Quelle: IfD Allensbach).
Andauernde Krise verursacht Fatalismus
Beinahe überraschend erscheint die „Tatsache“, dass trotz der mehrheitlichen Befürchtungen, der ESM könne Deutschland überfordern, eine weitere Beunruhigung der Bundesbürger nicht festzustellen sei. Im Gegenteil, die Menschen „beruhigen“ sich zunehmend.
Zwei Gründe für das nicht erwartete Verhalten der Bürger werden vorangestellt. Einmal trage der „robuste Arbeitsmarkt“ zur Beruhigung bei und zusätzlich seien die Bürger aufgrund der beständigen Komplexität der Krise in einen „weit verbreiteten Fatalismus“ gefallen.
Fatalismus: Der Glaube, dass die Vorgänge und Geschehen in der Welt, durch das unveränderliche Schicksal bestimmt werden.
97% sehen keine persönlich gravierenden Folgen durch die Krise
Lediglich eine „verschwindende Minderheit“ von gerade 3 Prozent sähen bereits für sich persönlich schwere Folgen durch die Krise. Nur der guten Verfassung der deutschen Wirtschaft wäre es zu verdanken, dass die Bundesregierung nach wie vor Unterstützung durch die Bevölkerung erhielte.
Der Wunsch zur D-Mark verringert sich
Seit Jahren wäre der Wunsch, zu einer nationalen Währung zurückzukehren, permanent rückläufig. Lediglich die etwas ältere Generation ab den 60-jährigen Bürgern wollten mehrheitlich so schnell wie möglich wieder die alte D-Mark zurück haben. Innerhalb der jungen Generationen wünschte sich nur jeder Vierte die Rückkehr zur bisherigen Währung. Der Gewohnheitsfaktor spielte demnach eine große Rolle, selbst dann, wenn in die Stabilität und Nachhaltigkeit der Währung kein großes Vertrauen geschenkt werden würde.
Vorteile durch den Euro
Immer weniger Bürger scheinen Nachteile in der Gemeinschaftswährung zu sehen. Demnach wären nur rund 25 Prozent davon überzeugt, dass der Euro Nachteile mit sich bringt. Mehrheitlich würden die Menschen von ausgeglichenen Verhältnissen sprechen und dem Euro mehr Vorteile als Risiken zusprechen. Diese Entwicklung sei „alles andere als selbstverständlich“, da die Bevölkerung in der Euro-Zone bereits seit zwei Jahren fast nur noch mit Problemen und Zuspitzungen der Krise konfrontiert werden würde.
Menschen haben aufgegeben, die Krise verstehen zu wollen
Der Fatalismus hätte besonders dadurch Fuß fassen können, da die „überwältigende Mehrheit“ die Berichte über die Lage der Politik als unverständlich empfände. Die meisten Menschen hätten vor „der Herausforderung kapituliert“, die Diskussionen über Euro-Bonds, Bankenunion, Rettungsschirme und die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB), auch „nur ansatzweise zu verstehen“.
Die Expertisen der Wissenschaftler zum Thema würden als „dissonant“ (verwirrend) empfunden werden und seien deshalb ungeeignet für die persönliche Orientierung.
Rufe nach einer Volksabstimmung würden aus dem Grund von Problemen begleitet werden, da „das Urteilsfundament der Bürger noch brüchiger ist als das der Politik“
Dennoch würden sich trotz der Komplexität der Materie die Bürger mehrheitlich keine Beschleunigung des europäischen Einigungsprozesses, keine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzregierung und auch keine „Vereinten Staaten von Europa“ wünschen.
Sparen kommt vor Wirtschaftswachstum
Viele Bundesbürger hielten eine „rigorose Sparpolitik“ für sinnvoller als neue Wachstumsprogramme mit der Konsequenz von weiteren Schulden. Fast die Hälfte der Bürger wünschten sich, dass die überschuldeten EU-Länder einen konsequenten Sparkurs durch setzten. Weniger als ein Drittel (29 Prozent) befänden es für besser, erst ein Wachstumsprogramm zu starten und einen vorläufigen Anstieg der Schulden in Kauf zu nehmen. „Knapp jeder Vierte traut sich bei dieser Frage kein Urteil zu.“
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Verwirrung – Fatalismus – Kapitulation – Medien?
Gemäß der Artikel verbreitet „groben Unfug und blanke Unwahrheiten“, stehen die Medien wiederholt in der Schuld. Gemäß der Bericht stellt, mitunter den eigenen „Interpretationen“, die wahren Umstände in der deutschen Bevölkerung dar, stehen die Medien ebenfalls in der Verantwortung.
Welche andere Institution als die Medien selbst, egal Print, TV oder Internet, obliegt es der Aufgabe, objektive (!) und verständliche (!) Aufklärungsarbeit zu leisten? Wenn die Menschen verwirrt und verunsichert sind, dann gewiß nicht aus dem Grund, kein Interesse für die Thematik zu zeigen, sondern nur weil der Mainstream gegensätzliche und auch „wahrheitsarme“ Informationen tagtäglich abliefert.
Es wird schlicht zu viel Unnützes und zu wenig Wichtiges unter die Bevölkerung gemischt. Die Interessen der Politik und Wirtschaft finden mit auflagenstarken Medien einen wichtigen Verbündeten, „eine Hand wäscht die andere“. Den Bürger offenbar bewußt im Unklaren zu halten, in eine falsche Richtung zu lenken, um anschließend „Fatalismus“ zu diagnostizieren und Urteilsvermögen abzuerkennen, ist schlicht dreist.
Beispiele sind täglich aufs Neue zu erkennen. Es reicht bereits, zwischen den Zeilen zu lesen und Aussagen grundsätzlich zu hinterfragen. Aussagen einfach als „Wahrheit und gegeben“ hinzunehmen, bieten für Manipulatoren, sprich Mainstream-Medien, grenzenlose Spielfelder. „Eine Lüge, die selbst 20 Mal wiederholt wird, bleibt eine Lüge und wird nie zur Wahrheit“.
Ausgesuchte Kommentare zum o.g. Artikel
Kommentare können gesperrt und aussortiert werden. Folgend Beispiele, die darauf hoffen lassen, dass der „Naturglaube Fatalismus“ doch nicht so verbreitet ist, wie dargestellt.
Anonymer Benutzer: detarouter
Ich versuche, beim lesen des Artikels ganz ruhig zu bleiben und konstantietre folgendes: Die hier Befragten sind in der Tat ganz überwiegend ahnungslos und überfordert. Wie sonst kann man beispielsweise den Euro einerseits befürworten, andererseits eine massivere wirtschaftliche und politische Integration aber ablehnen. Ist doch gerade das Fehlen letzgenannter Komponenten ein gravierender Mitgrund für die Misere von heute.
In der Tat wird das Volk dumm gehalten. Mich wundert beispielsweise seid geraumer Zeit, warum die Medien sich erst jetzt mit den versteckten Klauseln des ESM befassen, die in Ihrer Summe einer Entmündigung des deutschen Volkes in finanzpolitischen Fragen bedeuten, was – richtig erklärt – jedem geistig begabten auch verständlich wird.
Das Thema wäre abendfüllend, daher zum Schluss noch dieses: In meinem – nicht ganz kleinen – Freundes-und Bekanntenkreises (Alter zw.40+60) gibt es nur einen tatsächlichen Befürworter des EURO in seiner jetzigen Form. Der arbeitet im mittleren Managment eines Dax-Konzerns. Noch Fragen?
Anonymer Benutzer: Joker1
Ihr gekauften Schwachmatiker. Klärt das Volk richtig auf, nennt die Verbrecher die es entmündigt und enteignet haben.
Dieser Artikel ist der absolute Schwachsinn, verarsche pur!
Der „Pöbel“ soll ruhig gestellt werden, lasst doch gleich reichlich Drogen verteilen, damit er nicht merkt wie man ihn ausnimmt und versklavt. Im Rausch und Suff erträgt sich alles leichte und die Kasten können sich unbemerkt von dannen machen.
Herrlich, jeden Tag stehen viele DUMME auf, die Verfasser dieses Artikels waren alle in ärztlicher Behandlung, GEHIRNAPUTATION.
Anonymer Benutzer: Joselyn
Was für ein dummes Gebabbel ! Haben die wieder eine Umfrage im Kanzleramt gemacht ???
Die Deutschen wollten den Euro von Anfang an nicht, er wurde ihnen aufgezwungen. Damit die Firmen noch reicher werden können, wenn kein Geld mehr umgetauscht werden muss. Also abends im Biergarten oder auf der Straße hört man genau die entgegen gesetzte Meinung.
Wenn man sich das Euro-Desaster der Frau Merkel & Co anschaut, fällt Einem dazu nichts mehr ein und man hat keine Fragen mehr. Diese Regierung ist verantwortungslos, weiß gar nicht mehr, was sie da eigentlich tut und ist total überfordert
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Bild: Gaby Stein / pixelio.de
* Auf eine Verlinkung zum Artikel verzichte ich aus foldgenden Grund: Leistungsschutzrecht