Scheinbar wollte man die breite Bevölkerungsschicht aufgrund erschreckender Inflationswerte nicht „verunsichern“. Etwas anders gewichtete Warenkorbbestandteile lassen Teuerungsrate besser aussehen. Unterm Strich nur eine Verzögerung.
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Geschönte Inflationswerte
Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Da es der Politik sehr am Herzen liegt, die Bevölkerung mit der Konfrontation spezieller Tatsachen nicht zu verunsichern, werden die Umstände eben so gestaltet, dass der erzieherische Charakter einer neu geschaffenen Realität weichen muss. Wie es der Bundesinnenminister Thomas de Maizière im Jahre 2015 hielt, dass ein Teil der Antworten die Bevölkerung verunsichern würde und entsprechend schwieg, so bastelt das Statistische Bundesamt (Destatis) einfach an ihrem virtuellen Warenkorb herum, damit die Inflationswerte auf die Bevölkerung nicht mehr so erschreckend wirken.
Zum Wechsel von 2022 auf 2023 änderte Destatis die Gewichtung der einzelnen ausgewerteten Waren und Dienstleistungen innerhalb des Warenkorbes. So stufte man die Wichtigkeit von Energie für Heizen einfach mal ab. Die jährliche Inflation fiel für den Januar 2023 mit 8,7 Prozent ohnehin üppig aus und dies bereits mit den „korrigierten Gewichtungen“.
Ungleiche Inflationsgewichtung
Was der Vermögende mit etwas Stirnrunzeln wegzustecken vermag, ist für ein Gros der Gesellschaft die blanke Katastrophe. Das liegt nicht nur an der Größe des vorhandenen finanziellen Puffers, sondern auch an den unterschiedlichen Schwerpunkten des Alltages. So berechnete das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für Familien sowie Alleinlebende mit einem niedrigen Einkommen im Januar 2023 eine Inflation von jeweils 10 Prozent. Alleinlebende mit einem niedrigen Einkommen mussten dagegen eine Inflation von „nur“ 7,4 Prozent wegstecken. Somit hat die Inflation ausgerechnet die Gruppen mit dem geringsten verfügbaren Einkommen am schlimmsten erwischt.
Alleinstehende mit hohem Einkommen scheinen auch im Bereich der Inflation ein Alleinstellungsmerkmal inne zu haben. IMK berechnete für Alleinerziehende, Familien bzw. Alleinlebende mit jeweils mittleren Einkommen eine Inflation von 9,2 Prozent, 9,0 Prozent und 8,9 Prozent. Alleinlebende und Familien mit jeweils höheren Einkommen mussten eine Inflation von 8,6 bzw. 8,5 Prozent verkraften. Da erscheinen die 7,4 Prozent für gutverdienende Singles geradezu abgehoben.
Größter Preistreiber beim Grundbedarf
Da die größten Preistreiber bei Nahrungsmitteln und Energie zu finden sind und diese zum Grundbedarf gehören, sind die mehrköpfigen Familien den Preisanhebungen breitflächiger ausgesetzt als der Alleinlebende. „Einkommensschwache Haushalte sind von der drastischen Verteuerung der Preise für Haushaltsenergie und Nahrungsmittel besonders betroffen, da diese Güter des Grundbedarfs einen besonders hohen Anteil an ihren Konsumausgaben haben“, so die Zusammenfassung der Autoren des aktuellen IMK Inflationsmonitors Dr. Sebastian Dullien und Dr. Silke Tober.
Die Einkommenshöhen
Damit man abschätzen kann, zu welcher Einkommenskategorie man bezüglich dieser Studie gehört, gab IMK die entsprechend angesetzten Einkommenshöhen an:
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Paare mit 2 Kindern und niedriges Einkommen: 2.000 – 2.600 Euro
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Paare mit 2 Kindern und mittleres Einkommen: 3.600 – 5.000 Euro
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Paare mit 2 Kindern und hohes Einkommen: über 5.000 Euro
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Alleine mit 1 Kind und mittleres Einkommen: 2.000 – 2.600 Euro
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Singlehaushalte mit niedrigem Einkommen: weniger 900 Euro
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Singlehaushalte mit mittlerem Einkommen: 1.500 – 2.000 Euro
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Singlehaushalte mit höherem Einkommen: 2.000 – 2.600 Euro
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Singlehaushalte mit hohem Einkommen: über 5.000 Euro
Angesichts der unterschiedlichen Gewichtung der Inflation auf die verschiedenen Einkommensgruppen ist der Wunsch nach weniger „Verunsicherung“ nachvollziehbar. Heute schon dürfte im Bundesgebiet von den überdurchschnittlichen Verteuerungen eine immer nervöser werdende Mehrheit betroffen sein. Es geht mit großen Schritten der kath. Soziallehre entgegen.