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Wie Phoenix aus der Asche – Guttenbergs Worte erhalten Gewicht
Niemals ganz in der Versenkung und schon wieder da. Guttenberg steht erneut im Mittelpunkt der Medien. Ist das der Beginn für einen politischen Aufbau? Schwappt die Verzweiflung zur Schuldenkrise auf die deutsche Politik über?
Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, oder in manchen Kabarettsendungen auch „Gutti“, findet wieder breiten Anklang in den einschlägigen Medien. Das Sprichwort „Totgeglaubte leben länger“ würde im Fall Guttenberg nur eingeschränkt zutreffen. Schon unmittelbar nach seinem Abtauchen, wurde darüber spekuliert, ob die Unsichtbarkeit Guttenbergs innerhalb der Politik nur ein temporäres „Phänomen“ sein könnte. Das von Guttenberg kürzlich im kanadischen Halifax abgegebene Statement zur Euro-Finanzkrise, war wohl ein erster Erinnerungs-Weckruf der Szene.
Doktor futsch – Was soll’s
Die Meinungen zu von und zu Guttenberg gehen auseinander. Das Niederlegen des Verfahrens gegen eine Einmalzahlung in Höhe von 20.000,- Euro an eine gemeinnützige Einrichtung, dürfte Guttenberg in seiner monatlichen Reinigung des Flusensiebs der Waschmaschine locker zusammen haben. Das ist kein Thema. Die Aberkennung seines Doktor-Titels durch die Universität Bayreuth ist abgehakt. Guttenberg hatte sein handwerkliches Geschick bei der Zusammenstellung aller Einzelbausteine seiner Arbeit durchaus unter Beweis gestellt, Respekt. Das Führungszeugnis Guttenbergs bleibt unbefleckt. Keine Vorstrafe, da Guttenbergs Arbeit nicht an die Qualität eines Konrad Kujaus herangekommen ist und somit die Absicht zur Bereicherung nicht zur Last gelegt werden kann. Zumindest hätten Guttenbergs Plagiate keiner Person wirtschaftlichen Schaden zugefügt.
Somit kann man das vorsätzliche Täuschen zur Erlangung eines Doktortitels auch als Dummenjungenstreich einstufen.
Guttenbergs letzte Amtshandlung fand in der Rolle des Bundesverteidigungsministers statt. Ein „Hoffnungsträger“ der Politik, „Kompetenz und Führungsstärke“, lauteten die Lobhuldigungen aus seinen Reihen der CSU und der Bundesebene CDU. Auch wenn Guttenberg mit seiner Unterhaltung mit Zeit.de offen ließ, ob er jemals in die deutsche Politik zurück kommen werden würde, unterstrich er seine grundlegende Haltung für die Politik. Eine Rückkehr nach Deutschland sei ohnehin geplant. Die Spekulationen über eine Rückkehr des fränkischen Freiherren gehen innerhalb seiner Heimatpartei, der CSU, nicht spurlos vorüber. Einem Horst Seehofer, gebürtiger Ingolstätter und Spross aus dem „niederen Adelsgeschlechts“ eines Bauarbeiters in Oberbayern, dürfte die Rückkehr Guttenbergs als ein freiherrlich fränkischer Feldzug im Erbe Napoleons den Führungsanspruch als Bayerischer Ministerpräsident madig machen. Mit Angela Merkel hat Guttenberg ungebrochen eine treue, wenn auch insgeheime Unterstützerin in seinen Reihen. Rückenwind aus Berlin wäre ihm gewiss.
Guttenbergs Wirken künftig außerpolitisch
Ein politisches Wirken innerhalb der CSU ist allerdings unwahrscheinlich. Ein möglicher Plagiatsvorwurf zur Abwehr Guttenbergs seitens der CSU wäre zwar zu erwarten, aber dieser würde auf schwachen Beinen stehen. In dieser Partei konnten sich sogar Figuren wie Otto Wiesheu etablieren. Es dürfte alleine an Guttenbergs Desinteresse scheitern, wieder innerhalb der CSU auf Landesebene aktiv zu werden. „Die großen Aufgaben rufen“. Wer Guttenberg zu welcher Aufgabe ausrufen wird, bleibt spannend. Sich als Kanzlerkandidat zur Verfügung zu stellen, käme für einen Guttenberg keiner Anmaßung gleich, sondern einer Berufung. Ob das Amt des Bundeskanzlers zum Zeitpunkt der nächsten Wahl noch Attraktivität ausstrahlt, oder lediglich ein Gouverneursposten der Europäischen Supernation darstellen wird, entscheidet sich in den nächsten Monaten. Die Antwort wartet natürlich ein schlauer Guttenberg ab, der es verstanden hat, seine Dessertation als eindrucksvolle Empfehlung zum (zerstreuten) Professor zu wandeln.