Ein Brand vor einem Restaurant in Hannover erhitzt die Gemüter. Die Hannover Polizei spricht von unbekannter Ursache, aber das Ergebnis der Untersuchungen will nicht abgewartet werden. Im Nu ist von „Brandanschlag auf eine Moschee“ die Rede.
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Polizeibericht Hannover
In einem Imbiss-Restaurant in Hannovers Stadtteil Nordstadt hat es in der Nacht vom Montag auf Dienstag gebrannt. Dieses Restaurant befindet sich im gleichen Gebäude wie die ansässige Moschee. Zu diesem Vorfall heißt es im Presseportal der Polizei Hannover am 30.05.23, Stand 15:31 Uhr:
In der Nacht von Montag zu Dienstag, 30.05.2023, hat der Außenbereich einer Gaststätte im hannoverschen Stadtteil Nordstadt gebrannt. Die Brandursache ist bislang unklar. Durch das Feuer wurde niemand verletzt. Die Polizei sucht Zeugen des Vorfalls.

Brandursache bislang unbekannt – Ermittlungen laufen (Symbol-Bild)
Weiterhin heißt es in der Pressemitteilung, dass das Feuer um ungefähr 01:20 Uhr „an einer Lokalität in der Straße ‚Weidendamm‘ gemeldet“ wurde. Die Flammen seien bereits von „aufmerksamen Passanten“ gelöscht worden, bevor die Feuerwehr am Ort eintraf. Einige Stühle wurden durch die entstandene Hitze beschädigt und Schaden erlitten auch die Fassade sowie ein Fenster. Da das Restaurant zum Zeitpunkt geschlossen war, gab es auch keine Verletzten. Am Dienstag nahmen Brandermittler die Arbeit auf. Es werde in allen Richtungen ermittelt und die Polizei sucht nun nach Zeugen, insbesondere die unbekannten Personen, die das Feuer bereits löschten, bevor die Feuerwehr hinzukam.
Zu den Ermittlungen gehöre auch die Feststellung der Brandursache.
Zusammengefasst: Brand vor einem Restaurant, Brandursache unklar, Ermittlungen laufen.
Die Stimmen aus der geistlichen Welt
Doch die Schlagzeilen so mancher Medien wie auch die Aussagen „Geistlicher“ ließen etwas ganz anderes vermuten. Es scheint bereits vor dem Abschluss der Ermittlungen festzustehen, es handelte sich um einen Brandanschlag. Sogar im Detail genannt, mithilfe von sog. Molotowcocktails. Der Titel des Berichts: „Unbekannte verüben Brandanschlag auf eine Moschee“.
Der evangelische Pressedienst (epd) übernimmt die Aussagen so mancher vermeintlicher Hellseher aus ihrer Zunft völlig unkritisch, obwohl schon aus dem eigenen in evangelisch.de veröffentlichten Beitrag hervorgeht, dass die Brandursache unklar ist. Titel dieses Berichts: „Bischof Meister äußert Bestürzung nach möglichem Anschlag auf Moschee“.
In diesem Bericht wird zum Auftakt für den Kommentar des Hannover Landesbischofs Ralf Meister die Aussage der Polizei, „Außenbereich einer Gaststätte“, kurzerhand „in Gebäude einer Moschee“ umformuliert. Der evangelische Landesbischof kommentierte den Vorfall vor einem Restaurant demnach folgend:
Es ist entsetzlich und beschämend, dass es in der letzten Zeit immer wieder Anschläge auf muslimische Einrichtungen und Gebetsstätten in Deutschland gegeben hat.

Esoterik schleicht sich in allen Religionen ein
Weiter bekräftigte Meister, die evangelische Kirche setze sich „mit allen Kräften“ dafür ein, dass muslimische Mitbürger sich in Deutschland in ihrer Glaubensausübung zu jeder Zeit sicher fühlen können. Dies dürfe nicht durch „feige Anschläge gefährdet“ werden und daher stehe die Kirche „solidarisch an der Seite der muslimischen Gemeinden“. Der Landesbischof erklärte zudem, zusammen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde einen Solidaritätsbesuch abstatten zu wollen.
Auch der Vorsitzende des muslimischen Landesverbandes „Schura“, Recep Bilgen, scheint mehr zu wissen als der Pressebericht der Hannover Polizei hergibt. Über Twitter erklärte er:
30 Jahre nach dem Terroranschlag in Solingen wurde letzte Nacht ein Anschlag auf die größte Moschee in Hannover verübt. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und den Schutz unserer Gotteshäuser.
Erhitzte Gemüter
Die Gemüter scheinen erhitzt zu sein. Eine andere Erklärung für diese „Vorab-Erkenntnisse“ über noch völlig offenstehende Ermittlungsergebnisse könnte eben das Ziel immer mehr derart aufgeheizter Stimmungen sein. Erstaunlich, dass die Ergebnisse der vor Ort vorgenommenen Untersuchungen scheinbar nicht abgewartet werden können. Stattdessen setzt man das noch überhaupt nicht feststehende Bild in einen vorgefertigten Rahmen und die Wahrheit zieht wie so oft den Kürzeren.
Also. Ermittlungsergebnisse abwarten. Sollte es sich tatsächlich um ein Brandanschlag gehandelt haben, so kann sich die Öffentlichkeit darüber sicher sein, darüber vielfach zu erfahren. Falls kein Anschlag, dann muss sich der Interessierte diese Information voraussichtlich in Eigeninitiative selbst beschaffen.
Update:
Nach ersten Ermittlungen und Medienberichten verdichtet sich der Verdacht auf eine Brandstiftung