Volk Israel des Alten Testaments ein Vorbild?

Aztekenfund

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Das alte Volk Israel des Alten Testaments wird heute vielfach als Vorbild genommen. Tatsächlich handelt es sich um das ausgesuchte Volk Gottes. Doch die Vorbildfunktion zur Nachahmung sollte mit Bedacht behandelt werden. Vielmehr handelt es sich um ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen der Aufforderung Gottes und den sicherern Folgen einer Ablehnung durch den Menschen.

Gott hielt immer am Volk Israel fest

Im Gegensatz zum Menschen hält Gott Seine Verheißungen ohne Abstriche ein. Auch wenn das von Ihm auserwählte Volk Israel von Seinem vorbestimmten Weg etliche Male abgewichen, ja sogar vollkommen abgefallen ist, hält Gott an Seinem Wort fest. Der von Gott mit Israel geschlossener Bund ist stets vom Volk gebrochen worden. Damit wäre der Bund (rechtlich) sogar hinfällig, doch jedesmal wurde dieser bekräftigt oder Gott schloss einen neuen Bund (Info).

Ein jeglicher vom Menschen gebrochener Bund blieb von Gott nie unbeantwortet. Jeglicher Abfall durch Vermischung der Satzungen Gottes mit den Praktiken und Lehren der umliegenden Heidenvölker resultierte nach einer zur Umkehr und Buße gesetzten Frist in Sanktionen. Seien es Dürre und Hunger, oder die Vorherrschaft anderer Völker über Israel, die Quittungen für den einseitig gebrochenen Bund blieben nicht aus. Nach tatsächlich erfolgter Rückkehr zu Gottes Satzungen dauerte es aber nicht lange, bis wieder ein erneuter Abfall einsetzte.

Verhältnis Gottes-Treue und Abfall

Die folgende Grafik zeigt als (grobe) Übersicht den zeitlichen Ablauf der Gottes-Treue und den Abfall (Götzendienst, Heidentum, etc.) des Volkes Israels bzw. Judas gemäß dem Alten Testament. Nicht jedes Detail im geschichtlichen Ablauf ist berücksichtigt.

Treue-Abfall-Israel-Juda

Die Grafik kann auch als .pdf heruntergeladen werden – hier

Schon der erste Blick zeigt, dass es mit der beständigen Treue des Volkes insgesamt nicht besonders gut bestellt war.
Verständlich, dass das erst aus der Sklaverei Ägyptens befreite Volk Israel nach über 400 Jahren, also über zahlreiche Generationen hinweg, das Wort Gottes vergessen hatte. Dazu auch alle Satzungen Gottes. Sogar Moses wusste nichts vom wahren Herrn. Schließlich wurde Moses als Säugling ausgesetzt, von der Pharao-Tochter gefunden und nach ägyptischer Weise erzogen. Moses hätte sogar Pharao werden können. Erst mit der Erscheinung des Herrn im „brennenden Busch“ wusste Moses Bescheid und erhielt prompt den Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten zu führen.

Die 10 Plagen gegen Ägypten alleine waren für das Volk Israel offensichtlich noch nicht Überzeugung genug. Es folgte der Durchmarsch durch das gespaltene Schelfmeer und erst beim Jammern nach Essen und dem Beginn des täglichen Falls von Manna vom Himmel, fingen die Lobgesänge für den Herrn an. Allerdings nicht mit Nachhaltigkeit. Moses ging für den Empfang der Gesetze Gottes den Berg Sinai hoch. Dies dauerte aber um einiges länger als nur wenige Stunden und prompt fiel das Volk schon wieder ab. In der Abwesenheit Mose gossen sich die Menschen ein Kalb aus Gold. Der erste Götzendienst schon wenige Tage nach der Herausführung aus Ägypten.

Propheten hatten es sehr schwer

Der Herr hat Seine vielen Propheten nicht geschickt, um das Volk Israel den ganzen Tag für die Verherrlichung Gottes zu loben, sondern um auf dessen großen Abfall hinzuweisen und sie zur Umkehr und Buße zu bewegen. Die Einsicht des Volkes war jedoch nur die Ausnahme. Vielmehr mussten die Propheten Gottes um ihr Leib und Leben fürchten. Viele von ihnen wurden vertrieben, geschunden und auch getötet. König Ahab bezeichnete den Propheten Eliah sogar als einen Unruhestifter, der nur Verderben über Israel bringe. Ahab selbst aber ging eine Ehe mit Isebel ein, eine Frau aus dem „Adelshaus“ des heidnischen Phönizien.

Der Prophet Eliah klagte darüber, dass er nur noch der Einzige in einem vollständig abgefallenen Volk sei. Doch es waren (nur) noch 7.000 weitere Menschen in Israel, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt hatten. Erst nach dem Gottes-Beweis auf dem Berg Karmel kam Israel wieder zur Besinnung, erkannten den wahren Schöpfer-Gott und ließen von Baal ab. Das hatte aber keinen langen Bestand. Weitere Propheten folgten nach Eliah und mit dem Nordstaat Israel war es final derart schlecht bestellt, dass Gott seine schützende Hand endgültig wegnahm und die Assyrer dem Nord-Israel und der Hauptstadt Samaria ein jähes Ende bereiteten.

Juda fiel ebenfalls endgültig ab

Felsabgrund
Wiederholter Absturz aus den Satzungen Gottes

Nach dem Untergang des Nordstaates blieb nur noch Juda übrig. Allerdings war der Südstaat auch nicht mit einer unbefleckt weißen Weste ausgestattet. Das Volk mit ihrer Hauptstadt Jerusalem trieb es mit dem Heidentum sogar noch ärger als das bereits untergegangene Samaria. Die Züchtigung folgte mit den zwei Wegführungen der Menschen aus Jerusalem durch den Chaldäer-König Nebukadnezar nach Babel, die Hauptstadt Babylons. Eine Rückbesinnung fand das Volk im Exil erst mit dem Erlass des Königs der Medo-Perser, Kyros und im Anschluss unter dem König Artaxerxes. Beide Könige veranlassten die Rückkehr der Judäer und den Wiederaufbau Jerusalems und dessen Tempel.

Die wiedergefundene Treue hielt aber wiederum nicht lange an. Daniel erhielt noch in seinem Exil in Babel von Gott die Vision einer „allerletzten Frist“ für die Rückkehr und Buße des Volkes (Daniel 9). Diese Frist (70-Jahrwoche, 490 Jahre) lief ab mit der Steinigung des Apostels Stephanus in ca. 33 n.Chr. Jesus Christus wusste dies im Voraus und forderte die am Ölberg zuhörenden Menschen dazu auf, die Zeichen für die kommende Zerstörung Jerusalems zu beachten. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels fand im Jahr 70 n.Chr. durch die Römer während der zweiten Belagerung statt. Die erste Belagerung wurde überraschend abgebrochen und dies war für alle, die den Worten Jesu Christi Glauben schenkten, die Gelegenheit, sich in Sicherheit zu bringen. Im Jahr 135 n.Chr. kam es zum finalen Bar-Kochbar-Aufstand. Diese Revolte wurde von den Römern niedergeschlagen. Der Staat Juda wurde aufgelöst und die Bewohner in alle Winde verstreut. Ein Großteil der Judäer endete in der Sklaverei.

Pauschal ein Vorbild?

Angesichts des Verhältnisses zwischen den Perioden der ungeteilten Gottesfürchtigkeit und des eingeflossenen Heidentums bzw. Götzendienstes des Volkes Israel des Alten Testaments, ist beim Argument der Vorbildfunktion als das Volk Gottes die Frage berechtigt, auf welche Phase dies eigentlich bezogen sei. Es müsste sich schon um ein konkret genanntes Zeitfenster handeln. Wie z.B. ein Bezug zur Eroberungszeit des frisch in Kanaan angekommenen Volkes, oder binnen des Jahres nach den Ereignissen auf dem Berg Karmel, oder binnen zwei Jahre nach Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem.

Die von Gott geforderte Absonderung von den umliegenden Heidenvölkern wurde nur zeitweise eingehalten. Der Vermischung (Synkretismus) mit Heiden-Lehren und deren Ritualen ließ nie lange auf sich warten. Ob es nun die Moabiter-Frauen waren, die den Männern Israels die Köpfe verdrehten, oder die Babylon-Frauen mit ihren Mini-Röckchen (gab es schon damals) deren Verstand raubten, die Gründe für das Vergessen des eigentlichen Auftrags Gottes waren vielfältig. Die eigentliche Aufgabe des Volkes Gottes bestand darin, als Vorbild für das fruchtbare Leben in Gottes Satzungen zu dienen und die Evangelisierung der Heidenvölker. Dies wurde nur zu geringen Anteilen erfüllt.

Der Abfall beginnt mit „Kleinigkeiten“

Schriftrolle
Alte Schriften sind nicht automatisch die Wahrheit

Gottes Wort und Seine Satzungen sind unveränderlich. Ein vollzogener Abfall von Gott stellt sich nicht erst mit der offenen Verehrung falscher Götter und dem praktizierten Götzendienst dar, sondern beginnt bereits mit der Verfälschung des geschriebenen Wortes Gottes. Zu Zeiten des griechischen Reiches verbreitete sich der Hellenismus und erreichte neben Ägypten, insbesondere Alexandria, auch die Stadt Jerusalem.

Einige Gelehrte ließen hellenistische Philosophie in das bisher geschrieben Wort Gottes mit einfließen und verbreiteten dieses Gemisch als neue Weisheiten. Auf diese Weise entstand so manches heute als Apokryphe bezeichnete Werk, insbesondere das Buch Sirach. Wundersame Ergebnisse hatte auch die Übersetzung der alten Schriften in das Griechische unter Einfluss des Hellenismus. Heute bekannt als die Septuaginta (LXX, Info).

Antike „Belege“ mit Vorsicht behandeln

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Antikes ist weder automatisch Beleg noch Vorbild

Mit dem Abfall vom reinen Wort Gottes und dem Einbringen des Heidentums sind auch eine Vielzahl von „Götter-Symbolen“ übernommen worden. Es ist eigentlich logisch, dass sich dieses „Falschgöttertum“ auch in den verwendeten Symbolen an den antiken Gotteshäusern, bzw. Synagogen wiederfindet. Daher ist es sehr fragwürdig, derlei archäologische Entdeckungen automatisch so zu interpretieren, als wenn die in Ruinen vorgefundenen Symbole ein Beleg für eine korrekte Verwendung seien.

Wenn fast ein ganzes Volk, inklusive sämtlicher Priester, der Baals-Anbetung verfallen sind, dann muss man zwangsläufig damit rechnen, heidnische Baals-Symbole an antiken Gebäuden zu finden, die sich inmitten des alten Israels befinden. In der Regel handelt es sich mit den fragwürdigen Symbolen um einen mit einem „Sonnen-Gott“ der Heiden in Verbindung stehenden Zeichen. Kann ein solcher Fund eine Rechtfertigung für die heutige korrekte Verwendung sein, da es schließlich im Gebiet des biblischen Israels bzw. Judas aus jener Zeit gefunden wurde? Eher nicht. Auch hier gilt, derlei „Entdeckungen“ stets anhand der Schrift zu abzugleichen und nicht gleich jegliches Symbol und seine Zuordnung ungeprüft zu übernehmen.

Sehr wichtig ist zu wissen, dass Gott Sein Volk nie fallenließ und auch heute noch daran festhält. Das Volk Gottes, bzw. die Kinder Gottes, das geistliche Israel, sind die Menschen, die die Gebote halten und das Zeugnis Jesu tragen (Info).

Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.
1. Johannes 4,1

Bibelverse aus Schlachter 2000

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