Der Gott der Bibel, insbesondere des Alten Testaments, sei ein rachsüchtiger und blutrünstiger Herrscher. Reihenweise Aufrufe zum Töten aller Menschen, die „sich bei Drei nicht auf Bäume retten konnten“, seien ein Beleg für die tatsächliche Natur des „mordlustigen Christentums“. Derlei pauschale Erzählungen können lediglich bei vorhandener Ignoranz und Faulheit für die Wahrheitsfindung fruchten und bei Festhalten am römisch-katholischen Gottesbild.
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Eine Liste von Tötungsbefehlen
Ganze Aufzählungen von Tötungsbefehlen des Alten und teils auch des Neuen Testaments sollen augenscheinlich die Überzeugungsarbeit leisten, dass es sich mit dem Christentum um eine blutrünstige Religion handelte. Aufstellungen, die in Sozialen Medien ihre Runden machen und kontroverse Diskussionen auslösen. Man braucht sich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen mit der Unterstellung, dass derlei Aufzählungen den Koran betreffend in den Sozialen Medien kaum Überlebenschancen hätten, da dies wohl als „Rassismus und Hate-Speech“ verurteilt werden würde. Leider räumte man mit der ohnehin täglich praktizierten Zensur auch die Möglichkeiten aus, sich mit den Themen sachlich auseinander zu setzen.
Folgend ein praktikables Beispiel einer solchen Aufstellung:
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Töte Hexen (2. Mose 22,18)
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Töte Ehebrecher (3. Moses 20,10)
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Töte Gotteslästerer (3. Moses 24,14)
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Töte falsche Propheten (Sacharja 13,3)
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Töte Wahrsager (3. Moses 20,27)
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Töte Nicht-Hebräer (5. Moses 20,16-17)
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Töte Söhne von Sündern (Jesaja 14,21)
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Töte Schwule (3. Moses 20,13; Römer 1,21-32)
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Töte Ungläubige (2. Chroniker 15,12-13)
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Töte jeden, der Gott flucht (3. Moses 24,16)
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Töte alle Männer nach gewonnenen Schlachten (5. Moses 20,13)
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Töte ungehorsame Kinder (2. Moses 21,17; Markus 7,10)
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Töte Fremde in der Nähe einer Kirche (4. Moses 1,48-51)
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Töte diejenigen, die am Sabbat arbeiten (2. Moses 31,15)
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Töte jede entdeckte Braut, die keine Jungfrau ist (5. Moses 22,21)
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Töte diejenigen, die Vater oder Mutter fluchen (3. Moses 20,9)
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Töte Männer, die Sex mit anderen Männern haben (3. Moses 20,13)
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Töte diejenigen, die den falschen Gott anbeten (4. Moses 25,1-9)
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Töte jeden, der jemanden tötet (3. Moses 24,17)
Einfaches und bequemes Weltbild
Eine ganze Reihe von „schlagkräftigen Argumenten“ gegen einen friedvollen, liebenden Gott. Diesen Eindruck erhält man bei Betrachtung dieser Ansammlung durchaus. Und ein Gros wird sich mit diesem Eindruck zufriedengeben und sich womöglich beruhigt zurücklehnen. Passte dies doch wunderbar zusammen mit dem hier und dort schon Gelesenem und Gehörtem. Ob’s wirklich so stimmt und ob da evtl. einige Hintergrundinformationen nötig sind, um dies auch im wahrheitsgemäßen Licht zu sehen, darum kümmert sich nur eine kleine Minderheit. Zu anstrengend, womöglich noch gegen das liebgewonnene Narrativ gerichtet und die Mehrheit sagt dies ebenso. Die übliche Ignoranz bei gleichzeitiger Einbildung, darüber genau Bescheid zu wissen. Zurück zur Tagesordnung.
Einige der oben aufgeführten Aussagen können einfach und direkt über den Haufen geworfen werden, schon alleine durch das Lesen der vollständigen Verse im jeweiligen Zusammenhang.
Töte falsche Propheten (Sacharja 13,3)
Der Vers Sacharja 13,3 sagt Folgendes aus:
„Und es wird geschehen, wenn einer immer noch weissagen wird, dann werden sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, zu ihm sagen: »Du sollst nicht am Leben bleiben; denn du hast Lügen geredet im Namen des Herrn!« Und sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, werden ihn durchbohren, weil er geweissagt hat.„
Wer sich immerhin aufgerafft hat, den vermeintlichen Aufruf für das Töten von falschen Propheten zu kontrollieren, könnte sogar schon nach dem Lesen des einzelnen Verses darauf kommen, dass sie Behauptung nicht ganz richtig sein kann. Es handelt sich im Kontext um den (wiederholten) Abfall des Volkes Israel. Götzendienst, wohin man auch nur blickt. Dazu auch eine ganze Reihe falscher Propheten.
Nur ein Vers davor ist klar beschrieben, welche Handlungen Gott vornehmen wird:
„Und es soll geschehen an jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, da will ich die Namen der Götzen aus dem Land ausrotten, daß sie nicht mehr erwähnt werden; auch die Propheten und den Geist der Unreinheit will ich aus dem Land vertreiben.„
Gott wird Götzen ausrotten, die ohnehin nur Fiktionen sind, und Er wird die Propheten vertreiben.
Fazit: Die beschriebenen, vermeintlichen Tötungsaufrufe von falschen Propheten stammen von den eigenen Eltern.
Töte Söhne von Sündern (Jesaja 14,21)
Die Aussage des einzelnen Verses Jesaja 14,21 lautet:
„Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne, um der Missetat ihrer Väter willen, damit sie nicht wieder aufkommen und die Erde in Besitz nehmen und den Erdkreis voller Städte machen!„.
In diesem einzelnen Vers ist nicht erkenntlich, wer spricht, wer angesprochen ist und wer bzw. was gemeint ist. Daher durchaus geeignet, eine solche Aussage in einen beliebigen Kontext zu setzen, und dies auch zu glauben, wenn man nicht dazu bereit ist, den Zusammenhang selbst herauszufinden. Heute funktioniert diese Art der „Meinungsbildung“ aufgrund der überwiegenden Bequemlichkeit und Unmündigkeit sehr vieler Menschen leider sehr einfach.
Dieser Vers ist ein Partikel aus dem Spottlied vom Propheten Jesaja. Er spottet gegen den großen Widersacher Gottes. Satan und seine Helfer werden, wenn die Zeit gekommen ist, ein endgültiges Gericht erleben. Als Sinnbild verwendet Jesaja den gegenwärtigen König vom Reich Babel, meint aber dennoch eindeutig Satan. Erkenntlich an den Versen 12 und 13:
„Wie bist du vom Himmel herabgefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen! Und doch hattest du dir in deinem Herzen vorgenommen: ›Ich will zum Himmel emporsteigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen und mich niederlassen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden;„
Fazit: Diese „Schlachtbank für die Söhne“ ist eine Metapher für das Gericht gegen Satan und seine Nachfolger.
Töte Schwule (Römer 1,21-32)
Diese Aussage bezüglich des Neuen Testaments. Paulus beschreibt in Römer 1 die Umstände bzw. Zustände im römischen Imperium, insbesondere in Rom. Eine fortgeschrittene Dekadenz, Verfall von Sitte und Moral. Eine der von Gott eingeleiteten Folgen beschreibt Römer 1,24:
„Darum hat sie Gott auch dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, so daß sie ihre eigenen Leiber untereinander entehren,„
Einige angeprangerte Gründe sind in den Versen 26 und 27 beschrieben:
„Darum hat sie Gott auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; gleicherweise haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind gegeneinander entbrannt in ihrer Begierde und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfangen.„
Weitere Beschreibungen der (durchaus auch heute bekannten) Zustände sind in den Versen 29 bis 31 zu finden:
„als solche, die voll sind von aller Ungerechtigkeit, Unzucht, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit; voll Neid, Mordlust, Streit, Betrug und Tücke, solche, die Gerüchte verbreiten, Verleumder, Gottesverächter, Freche, Übermütige, Prahler, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam; unverständig, treulos, lieblos, unversöhnlich, unbarmherzig.„
In Vers 32 ist beschrieben, welche Konsequenz dies zur Folge hat:
„Obwohl sie das gerechte Urteil Gottes erkennen, daß die des Todes würdig sind, welche so etwas verüben, tun sie diese Dinge nicht nur selbst, sondern haben auch Gefallen an denen, die sie verüben.„
Fazit: Von einem Aufruf zum Töten ist hier nichts beschrieben. Sünde führt zum Tod, so die allgemeingültige „Regel“ (Info). Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Töte ungehorsame Kinder (Markus 7,10)
Auch in dieser Aussage wird eine Stelle des Neuen Testamentes angegeben. Markus 7,10 lautet folgend:
„Denn Mose hat gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!«„
Wer sagt dies zu wem und vor allem aus welchem Grund? Hierzu muss man lediglich aus seiner Komfortzone hervorkommen und diese Passage im Zusammenhang erfassen. Jesus Christus geriet wieder in Konfrontation mit den Pharisäern. Jene Gesetzeslehrer, die das Gesetz Mose in höchsten Tönen predigten und den Leuten unter Androhung von Sanktionen „nahe legten“. Jesus Christus entlarvte die Pharisäer als Heuchler. Sie formulierten ihre eigenen Gesetze, in Form von praktizierten Traditionen und stellten diese Traditionen über das Gesetz Gottes (wie die römisch-katholische Kirche). Mit der Aussage in Markus 7,10 hält Jesus Christus den Pharisäern zwei von jenen hochgehaltenen Gesetze vor, die aber von ihnen selbst durch selbst eingeführte Traditionen gebrochen werden.
Fazit: Die Aussage in Markus 7,10 war kein Aufruf zum Töten, sondern diente dem Zweck, die Pharisäer als Heuchler zu überführen.
Geradlinig oder Doppelmoral?
In der Gegenwart wird inzwischen die Moral schon höher gewertet als zur Geltung gebrachte Gesetze. So ist ein völkerrechtswidriger Überfall auf ein anderes Land damit „entschuldigt“, wenn ein Fläschchen mit weißem Pulver hochgehalten und der Inhalt als chemischer Kampfstoff deklariert wird. Eingewanderte brauchen keinerlei Sanktionen erwarten, selbst wenn deren Aufenthalt nach geschriebenen Normen illegal ist. Egal, ob (wie so oft) eine rein erfundene Geschichte, oder sogar die Wahrheit, für die gewünschte Intervention ist nicht mehr das Gesetz ausschlaggebend, sondern der möglichst große Druck auf die Tränendrüse.
In diesem Licht ließe sich durchaus auch ein Tötungsaufruf im Alten Testament betrachten.
Töte Nicht-Hebräer (5. Moses 20,16-17)
Diese Aussage ist, so wie sie dasteht, nicht korrekt. Das findet man aber erst wieder heraus, wenn man den Kontext betrachtet und diverse Hintergrundinformationen berücksichtigt. 5. Moses 20, 16-17 lautet folgend:
„Aber in den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Pheresitern, Hewitern und Jebusitern – so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat,„
Auf den ersten Blick schon ist erkenntlich, dass der Aufruf, alle „Nicht-Hebräer“ zu töten, falsch ist. Namentlich sind aufgezählt die Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Heweiter und Jebusiter. Also sechs Stämme und nicht „der Rest der Welt“. Diese Stämme haben etwas gemeinsam und dies ist auch im oben nicht genannten Vers 18 nachzulesen:
„damit sie euch nicht lehren, alle ihre Greuel zu verüben, die sie für ihre Götter verübt haben, und ihr euch so versündigt an dem Herrn, eurem Gott.„
Grausame Opfer-Riten
Was war damals dieses „Gräuel“? Das bestand im praktizierten Opferdienst an die Götzen-Götter. Einer davon war der sog. Moloch. Diese Stämme opferten Menschen, und zwar auf einer Art und Weise, auf die nicht mal die heutigen Kriegs-Propagandisten für ihre Gräuel-Geschichten für die Rechtfertigung eines Angriffskrieges zurückgreifen würden. Den zu opfernden Menschen, überwiegend Kinder, wurde bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten, um es noch klopfend in der Opferschale zu „Ehren“ des angebeten Götzen-Gottes darzubringen. Eine andere Form war das Senden der Kinder durch das Feuer. Eine weitere derartige „Gottheit“ war (ist) der Baal.
Derlei Opferstätten sind u.a. gefunden worden in der Felsenstadt Petra im heutigen Jordanien, in der Region Alexandria in Ägypten und südlich Jerusalems im Tal von Hinnom („Gehinnom“ – Quelle). Die Stadt Jerusalem wurde nicht von den Israeliten gegründet, sondern von den Heidenvölkern, mit derlei Opfer-Riten. Das Tal von Hinnom ist übrigens die Grundlage für das, was heute als „Hölle“ bezeichnet wird (Info).
Warum im Jahr 2019 in Rom vor dem Eingang des Kolosseum mit freundlicher Genehmigung des Vatikans eine Statue des Götzen-Gottes Moloch aufgestellt wurde, darüber darf gerne spekuliert werden (Quelle).
Fazit: Nach heutigen Maßstäben der Ethik und Moral, diese in Verbindung mit der Rechtfertigung von Angriffskriegen, wie z.B. die (nachgewiesen erlogene) Geschichte von erschlagenen Säuglingen im Krankenhaus, sollte dieser Aufruf, Kinder opfernde Volksstämme von der Erde zu fegen, eigentlich nicht zu großen Empörungen führen. Es sei denn, man gebraucht zweierlei Maßstäbe für eine gepflegte Doppelmoral.
Bewertungen nach aktuellen Maßstäben
Tatsächlich führt das Alte Testament überwiegend in den Büchern Mose eine ganze Reihe von Todesstrafen bzw. die Aufforderung von Tötungen auf. Ein Umstand, der im Neuen Testament nicht vorkommt. Die in den oben genannten Beispielen dargebrachten Angaben des Neuen Testamentes haben sich allesamt als falsch herausgestellt.
Wie auch im touristischen Sinne, wenn Menschen aus Mitteleuropa in exotische Länder reisen und dort ihre eigenen Wert- und Moralvorstellungen als den „Maßstab aller Dinge“ betrachten, so verhält es sich auch im Allgemeinen mit den Werten in einer bestimmten Zeit. Immerhin wird aktuell in Europa ein Krieg geführt und die Kriegsbefürworter führen als Rechtfertigung die Verteidigung der „westlichen, liberalen Werte“ voran.
Aus „juristischer“ Sicht
Die im Buch Moses vorzufindenden Regeln wurden vor rund 3.500 Jahren niedergeschrieben. Mit den aufgeführten Rechtsbestimmungen handelt es sich nicht einmal um „neuartige religiöse“ Gesetze, wie es das „theologisch unverdächtige“ juristische Magazin „Legal Tribune Online“ hervorhebt (Quelle). Oft verwendet, aber in der Regel falsch ausgelegt, betrifft den sehr bekannten Spruch „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Dies sei gar keine Anweisung im wörtlichen Sinne der spiegelbildlichen Bestrafung, sondern um den Ausdruck eines geforderten Ausgleichs. Dem Täter soll nicht einmal etwas „genommen“ werden, was bei einem vom Gesetzgeber definierten Strafanspruch der Normalfall sei, sondern der Täter wird zum Geben aufgefordert.
Gemäß dem Honorarprofessor an der Leibniz-Universität Hannover, Klaus Gründwaldt, handelt es sich im Alten Testament nicht um eine Ansammlung „bösartig-rachsüchtiger Rechtssätze“. Derlei Ansichten seien ein Beleg für ein „unzureichend differenziertes Rechtsverständnis“. In ihrer Gesamtheit der Rechtsbestimmungen im Alten Testament stehe gemäß dem Zivilrecht der Schadenersatz im Vordergrund. Hierbei stechen die Satzungen mit dem „Todesrecht“ jedoch hervor. Ein Ausgleich könne lediglich mit dem Tod des Täters geschaffen werden.
Das juristische Magazin sieht diese Betrachtung des Professors mit Skepsis. Neben der nachvollziehbaren zivilen Auslegung des biblischen Rechts kommen noch „starke Konstruktionen einer archaischen Rechtsordnung“ hinzu.
„Andere Länder, andere Sitten“, so eine Redewendung. Dies gilt auch für „andere Zeiten, andere Sitten“. Der römische Historiker Tacitus schrieb Ende des ersten, Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christus über als Verbrecher im Moor versenkte Menschen, die als „kriegsscheu“ abgeurteilt wurden. Das juristische Magazin führt ein Beispiel an, das noch im Jahr 1841 in Preußen praktiziert wurde. Hierbei wurde ein Mörder gerädert, also die Knochen gebrochen, der Körper zwischen die Rad-Speichen gewickelt und so belassen, bis der Tod eintrat. Archaische Zeiten, und dies vor „nur“ rund 180 Jahren. Ganz zu schweigen von den Massen-Enthauptungen im Rahmen der Französischen Revolution vor einer jubelnden Menge. Auch die über Jahrhunderte hinweg von der römisch-katholischen Kirche initiierten Verbrennungen von „Ketzern“ fand allgemeine Duldung innerhalb der breiten Gesellschaft. Das Buch Moses ist rund 3.500 Jahre alt.
Aus theologischer Sicht
Die beschriebenen Todesstrafen im Alten Testament sind eine Folge der Übertretung eines der Gesetze bzw. Rechtsbestimmungen Gottes. Diese wurden für das Volk Gottes, also Israel, formuliert. Auch heute gilt die wichtige Aussage im Neuen Testament, Römer 6,23:
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod„
Der „dezente“ Unterschied liegt hierbei im Zeitpunkt der Vollstreckung des Todesurteils. Nicht zu vergessen, welcher Tod nach vollendeter und auch beibehaltener Sünde (keine Reue, keine Rückkehr) gemeint ist. Es handelt sich um den sog. zweiten Tod (Offenbarung 20,14). Jener Tod, aus dem es keine Rückkehr mehr gibt. Die Auslöschung der Existenz nach dem Endgericht, es bleibt nichts mehr übrig. Das steht natürlich ganz im Gegensatz zur irrigen Lehre einer „ewig brennenden Hölle“ und auch der Lehre über eine „unsterbliche Seele“ (Info).
Heimatlose Rechtsbestimmungen
Das buchstäbliche Volk Israel des Alten Testaments, für das die Rechtsbestimmungen für das „zivile Miteinander“ von Mose geschrieben wurde, existiert heute nicht mehr. Im Jahr 70 n.Chr. wurden Jerusalem und Tempel zerstört und in den Jahren 132 bis 136 wurde der Restbestand des Landes Juda in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Die Apostel hatten bereits alle ihre Evangelien und Briefe, die heute im Neuen Testament zu finden sind, geschrieben. Die Verbreitung deren Schriften, samt den Schriften des Alten Testaments, war bereits voll im Gange.
Mit der Ablösung des „Alten Bundes“ durch den von Jesus Christus eingeführten „Neuen Bund“ und der Auflösung des physischen Volkes Gottes, sind auch die von Moses niedergeschriebenen Rechtsbestimmungen heimatlos geworden. Es gelten aber nach wie vor die Gebote Gottes (Info). Deren Übertretungen führen nach wie vor zum Tode, jedoch nicht an Ort und Stelle. Hierzu der bereits oben angegebene Vers Römer 6,23, aber in vollständiger Länge:
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.„
Die Verheißung ist eindeutig, Offenbarung 2,11b:
„Wer überwindet, dem wird kein Leid geschehen von dem zweiten Tod.„
Gerne übersehen werden Aussagen des Neuen Testamentes wie u.a. in Matthäus 22,39. Aber dies passte schließlich nicht ins zu vermittelnde Narrativ:
„»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«„
Ein vollkommen vermurkstes Gottesbild
Das heute noch vorherrschende Dilemma ist ein über viele Jahrhunderte hinweg von der römisch-katholischen Kirche aufgebautes, völlig falsches Gottesbild. Irrsinnige Lehren wie eine ewige Höllenqual, das Fegefeuer und der Missbrauch des Namens Gottes für das Führen von Kreuzzügen (Papst Urban II: „Gott will es“) und das Verüben weiterer unzähliger Bluttaten und Genozide, kreierte das Bild eines rachsüchtigen und blutrünstigen Gottes. Dies auch noch in perversen Denkmustern so mancher katholischer Kleriker auf Jesus Christus gemünzt, welcher nur durch das Anlegen an die Brust der „Mutter Gottes“ Maria besänftigt werden könne.
Wer heute daherkommt und die „zivilen Rechtsbestimmungen“ des Alten Testamentes als Vorlage des Christentums deklariert, fährt auf einem völlig falschen Dampfer. Derlei Ambitionen sind allerdings bei den sog. Evangelikalen in den USA sehr deutlich zu erkennen. Schon der „Haudegen“ George W. Bush zeigte reges Interesse darin, die USA in einen christlichen Gottesstaat zu verwandeln. Jenen „Christen“ ist das Evangelium lediglich ein missbrauchtes Werkzeug für die Erlangung der Macht und nichts Weiteres. Es gibt in den USA zudem eine Korrelation zwischen dem dort verstandenen „Christentum“ und der offiziellen Todesstrafe. Je „christlicher“ ein US-Bundesstaat, desto relevanter ist die Praxis der Hinrichtung.
Die römisch-katholische Kirche wäscht wie immer ihre Hände in reinster Unschuld. Wen wundert’s? Denn der Herr, dem diese Institution dient, war ein Menschenmörder von Anfang an. Ein Lügner, in dem keine Wahrheit ist, der sogar der Vater der Lüge ist (Info). Das vorherrschende Gottesbild, ein Blutrünstiger, ein Rachsüchtiger, kommt nicht zufällig aus dem Lager der römischen Kirche. Es handelt sich exakt um jenes Bild, welches der Widersacher für seine Zwecke in diese Welt setzte. Vor rund 2.000 Jahren waren die Aktivitäten seines bis heute tätigen irdischen Handlangers bereits deutlich erkennbar, aber schon kurz darauf in Erscheinung getreten und das Werk begonnen:
Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens,
2. Thessalonicher 2,3
Bibelverse aus Schlachter 2000