Aussagen früher Reformatoren über den Antichrist der Bibel

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So unterschiedlich die Ausrichtungen und Ansichten der frühen Reformatoren auch gewesen sein mögen, sie hatten dennoch einen gemeinsamen Nenner. Die Reformatoren erkannten eindeutig das Papsttum als der in der Bibel beschriebene Antichrist, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens.

Die Erkenntnisse über Antichristen sind „verschwunden“

Alte Literatur
Die wertvollsten Quellen sind noch immer die Originale

Beim Stichwort „Reformation“ denken wohl die meisten Menschen lediglich an Martin Luther. Weitere durchaus bekannte und einflussreiche Reformatoren kommen da eher nicht in den Sinn. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich die „gegen die Kath. Kirche Aufsässigen“ nicht in dem damaligen „Heiligen Römischen Reich“ befanden. Doch die Liste der Reformatoren ist lang. Diese beginnt nicht erst mit Martin Luther. So tat sich u.a. Jan Hus im frühen 15. Jahrhundert als ein Gegner der zahlreichen „merkwürdigen“ Praktiken der Röm. Kath. Kirche hervor. Hus stammte aus Böhmen und wurde am 06. Juli 1415 in Konstanz im Auftrag der Kirche lebendig verbrannt.

Zu den weiteren herausragenden Protestanten gehören neben Luther auch Calvin, Wesley, Tyndall, Chyträus und Williams. Sie alle hatten u.a. gemeinsam, dass es sich mit dem in der Heiligen Schrift beschriebenen Antichrist ohne Zweifel um das Papsttum in Rom handeln muss. Eine in den protestantischen Kirchen heute im Zuge der Ökumene fast vollständig unterdrückte bzw. untergegangene Erkenntnis. In aktuellen Schriften ist davon fast nichts mehr zu lesen. Schon alleine die gemeinsame Verlautbarung von Kath. und EV-Kirche im Zuge des 500ten Reformationstages am 31. Oktober 2017, „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, gibt deutliche Hinweise darauf, dass in der Gegenwart nicht sehr viel über die (wahre) Vergangenheit zu erfahren sein könnte. Der folgende Wortlaut reicht zu dieser Annahme bereits aus:

16. Was in der Vergangenheit geschehen ist, kann nicht geändert werden. Was jedoch von der Vergangenheit erinnert wird und wie das geschieht, kann sich im Lauf der Zeit tatsächlich verändern. Erinnerung macht die Vergangenheit gegenwärtig. Während die Vergangenheit selbst unveränderlich ist, ist die Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart veränderlich. Mit Blick auf 2017 geht es nicht darum, eine andere Geschichte zu erzählen, sondern darum, diese Geschichte anders zu erzählen.

(Vom Konflikt zur Gemeinschaft, Kapitel II, S. 20)

O-Ton: Die Vergangenheit ändert sich zwar nicht, aber die Erinnerung daran ist durchaus „flexibel“.
Grund genug, um sich möglichst nach alten Schriften, besser noch den Originalen der Reformatoren umzusehen. Folgend sind einige Auszüge aus Schriften früher Protestanten und ihren Erkenntnissen über den in der Bibel beschriebenen Antichristen. Eine ausführliche Liste über Reformatoren und Theologen, die im Papsttum den Antichristen identifzierten, gibt es hier.

Nikolaus von Amsdorf (03.12.1483 – 14.05.1565)

„Fünff fürnemliche und gewisse Zeichen aus heiliger göttlicher Schrift“



„Der Antichrist, so in der Christenheit unter dem Namen Christi, als ein Statthalter, ein Regierer und Gebieter gewesen ist, soll vor dem jüngsten Tag geoffenbart werden, nämlich dass jedermann erkennen und wissen wird, dass der Papst ein Grundbube und Verführer der Christen gewesen ist und noch ist, nämlich der rechte Antichrist“

Martin Luther (10.11.1483 – 18.02.1546)

„Martin Luthers Sicht auf den Antichrist“

Martin Luther - Sicht auf Antichrist

„Der heilige Paulus nennt den Antichristen den Mann der Sünde und den Sohn des Verderbens, weil er durch seine Gebote und Gesetze alles umkehren wird und Gott und die Welt daran hindert, zusammen zu kommen; er wird ein Meister der Sünde und aller Ungerechtigkeit sein, und doch wird er den Name und das Aussehen Christi behalten und sich selbst Sanctimus und Vicarius Dei und Caput Ecclesiae nennen [„Allerheiligsten einer; Stellvertreter Gottes; Oberhaupt der Kirche“] und alle verfolgen, die ihm nicht gehorchen. Es ist leicht zu erkennen, dass der Papst mehr als zu dieser Beschreibung passt.“

John Calvin (10.07.1509 – 27.05.1564)

„Institutionen der Religionen“

John Cavlin - Institute  der Religionen

„Einige haben den Eindruck, wir trieben gar zu große Lästerung und gar zu tollen Mutwillen, wenn wir den Papst zu Rom als Antichrist bezeichnen. Aber die das meinen, die merken nicht, daß sie damit Paulus der Maßlosigkeit beschuldigen, dem wir uns mit solcher Redeweise anschließen, ja, dessen eigene Worte wir nachsprechen. Damit uns nun niemand den Einwurf macht, als bezögen wir die Worte des Paulus, die an sich einen anderen Sinn hätten, in fälschlicher Verdrehung auf den Bischof von Rom, so will ich kurz zeigen, daß man diese Worte nicht anders verstehen kann, als daß sie das Papsttum betreffen.“

Matthias Flacius (03.03.1520 – 11.03.1575)

„The teaching of Christ and the Antichrist in the thought of Matthias Flacius Illyricus“

Die Lehren Flacius über Antichrist


„In diesem Sinne zieht der Antichrist schamlos und kriminell elende Menschen an sich weg von Christus, dem einzigen Mittler und Erlöser, und nicht vom göttlichen Gesetz nur gegenüber der Bosheit der einfachen Leute, aber auch gegenüber bestimmten Orten, Knochen, Kleidern, ich weiß nicht, wessen Kapuzen und Salbung, und magisch geweihte Wasser und Salze und andere leere und wirklich tote Elemente der Welt, die nicht besser sind als die ägyptischen und heidnischen Gottheiten, zu ihrer eigenen Zerstörung und zur Verachtung Christi (1550, 9-10).“

David Chyträus (26.02.1530 – 25.06.1600)

„Auslegung der Offenbarung Johannis“

David Cythräus-Auslegung der Offenbarung Johannis

„Denn Gott der Herr teilte selbst die Zeit der Welt im Propheten Daniel aus in vier Monarchien, durch das Bild der Säulen und der vier Tiere, und weissagt, dass aus der vierten Monarchie ein anderes Horn, oder das Königreich, welches den Höchsten lästert und seine Heiligen verstören wird, kommen werde. Nämlich das antichristliche, mahometische und päpstliche Reich. Welches wenn es am mächtigsten sein wird soll es plötzlich zum Jüngsten Gericht zugrunde gehen und vertilgt. Und bald darauf das Gericht gehalten werden, in welchem nach Vertilgung aller Reiche dieser Welt dem heiligen Volk ein ewiges Reich wird gegeben werden.“

Georg Nigrinus (13.09.1530 – 10.10.1602)

„Antichrists gründliche Offenbarung“

Georg Nigrinus - Antichrists gründliche Offenbarung

„Er werde sich setzen in Tempel Gottes, als wenn er der Tempel Gottes wäre, welches ist die Kirche. Denn das hat uns die Erfahrung gegeben, wie der antichristliche Papst den Titel der Kirchen, um allein zugeschrieben und noch mit Gewalt für allen Christen haben will. Streit also Augustinus wider den Papst, für uns.“

Roger Williams (April 1603 – März 1683) – Baptist

Aus „Froom – Prophetic faith of our fathers, Vol.3“

Roger Williams

„Der vorgebliche Stellvertreter Christi auf Erden, der als Gott über der Erde sitzt Tempel Gottes, der sich nicht nur über alles erhebt, was Gott heißt, sondern über die Seelen und Gewissen all seiner Vasallen, ja über den Geist von Christus, über die heiligen Schriften, ja und Gott selbst, Dan. 8 Sc 11 Kap. und Offb. 15. zusammen mit 2. Thes. 2.“
„Trotzdem fordert er das Monarchische oder Absolute heraus Macht auch, voll von Selbsterhöhung und Lästerung, Dan. 7.25. & 11-.36. Offb. 13.6. Lästerungen gegen den Gott des Himmels sprechen, daran denkend, die Zeiten und Gesetze zu ändern: aber er ist der Sohn des Verderbens, aus dem Abgrund heraufkommend, und kommt zur Zerstörung, Offb. 17. denn so hat der Herr Jesus verfügt, ihn durch den Hauch Seines Mundes zu verzehren, 2 Thess. 2.“

John Wesley (28.06.1703 – 02.03.1792) – Methodist

Aus „Coke – Antichrist and his ten kingdoms“

Coke-Antichrist and his ten kingdoms

„Der Mann der Sünde, da er alle Arten von Sünde über die Maßen vermehrt. Und er ist auch mit Sohn des Verderbens richtig bezeichnet, da er den Tod unzähliger Menschenmengen verursacht hat, sowohl seine Gegner als auch seine Anhänger; hat unzählige Seelen zerstört und wird selbst ewig zugrunde gehen. Er hat sich selbst zum Kaiser entgegengestellt, einst sein rechtmäßiger Souverän; und der sich über alles erhebt, was Gott oder Anbetung genannt wird.“
„Das Tier hat eine direkte Verbindung mit Rom, das in Offb. 17 auftaucht. Das Tier existiert jetzt. Er ist nicht Vergangenheit. Rom existiert jetzt; und erst nach der Zerstörung Roms wird der dieser in den [Feuer-]See geworfen.“

Stimmen der Gegenreformation

Die Gegenstimmen der Reformation und deren Erkenntnisse über den Antichristen blieben natürlich nicht aus. Der für die Gegenreformation gegründete Jesuiten-Orden war sehr fleißig darin, die Identifizierung des Papsttums als großer, in der Bibel beschriebener irdischer Widersacher Gottes zu verschleiern. Die teils angeschlagenen Töne erinnern ein wenig an den durchaus noch aktuellen Stil, wenn es darum geht, unbequeme Stimmen zu diffamieren und der Lächerlichkeit preis zu geben. Der Stil der plumpen Bösartigkeit.

Georg Holzhai SJ (1571 – 1646)

„Wundersame Comedy, Vom Römischen Papst und Antichrist“

Georg Holzhai SJ

Carl Stengel (1581 – 1663)

„Tractat vom Antichrist“

Carl Stengel Benektinermönch

„Wann er kommen soll, wie er beschaffen sein werde, wie lange er regieren, und von was er umkommen soll.“ Stengel war Benediktinermönch und griff offensichtlich in die erst wenige Jahrzehnte vorher von den Jesuiten Franciscus Ribera und Robert Kardinal Bellarmine in die Welt gesetzte Variante des „Futurismus“. Diese Geschichte über einen angeblichen zukünftigen Antichristen wird bis heute geglaubt.

Johann Kraus SJ (1694 – 1732)

„Der erdichte Römische Antichrist“

Johann Kraus SJ

„Der Erdichte Römische Antichrist, Durch Einiger Lutheraner gehirnlose Phantasen auf die Welt gebracht“.

Eine Darstellung biblischer Aussagen über den Antichristen und die zutreffenden Eigenschaften und Handlungen der römisch katholischen Kirche: hier

Bibelverse aus Schlachter 2000

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