Der erste große Wirbel rund um die in der EU für die menschliche Ernährung neu zugelassenen Insekten hat sich inzwischen wieder gelegt. Damit ist eine erste Phase der „Eingewöhnung“ abgeschlossen. Wer plant, sich zusammen mit den Krabbeltieren auf den Teller „normalisieren“ zu lassen, der sollte auch die Risiken durch Insektenverzehr kennen.
Inhalt / Content
- 1 Eiweiß trumpft weit mehr als CO2-Bilanz
- 2 WHO-Abteilung hat Nutzen und Risiken abgewogen
- 3 Gesundheitliche Risiken
- 4 Keine Einsparungen bei Infrastruktur
- 5 Risiken für das hiesige Ökosystem
- 6 Betrug mit Insektennahrung möglich
- 7 Fehlende und kontraproduktive Gesetzgebung
- 8 EU hat Insekten im Jahr 2018 vereinnahmt
- 9 Insekten von nur von ihrer „schönen Seite“ anpreisen
Eiweiß trumpft weit mehr als CO2-Bilanz

Würmer, Käfer, Hüpfer, Fliegen und Krabbler werden immer mehr als eine „nachhaltige“ Ernährung zur Geltung gebracht. Nachhaltig im Sinne des Klima- und Naturschutzes. Gerade so, als wenn wesentliche Teile der kompletten Infrastruktur zwischen Züchtung bzw. Sammlung und Auslieferung bis zum Teller des Konsumenten irgendetwas eingespart werden würde. Die Emissionen von „klimaschädlichen“ Gasen fallen bei der Insektenzüchtung geringer aus als bei Rindern, Schweinen und Hühnern, so ein Argument.
Als wenn die Kühe einfach so auf der Weide herumstünden und die Temperatur der Atmosphäre mithilfe ihrer gasförmigen „Entlassungen“ in die Höhe trieben. Kühe fressen Gras. Das Gras wächst nach und entnimmt dafür der Atmosphäre CO2 und gibt als Gegenzug O2 zurück. Kühe beziehen ihr für den Körper benötigten Kohlenstoff ausschließlich aus Pflanzen. Der bei Ausscheidungen in CO2 oder Methan enthaltene Kohlenstoff kommt schließlich nicht wie von Zauberhand aus dem Nichts. Das Gras auf beweideten Flächen wächst schneller nach als auf unberührten Flächen. Unterm Strich fällt bei Berücksichtigung des jährlichen Nutzungswechsel die CO2-Bilanz für beweidete Grünflächen sogar besser aus als naturbelassener Wildwuchs.
Daher „trumpft“ bei Insekten gegenüber der Viehzucht auch der Eiweißgehalt im Bezug zum Körpergewicht. Dass aber auch eine rein pflanzliche Ernährung den täglichen Eiweißbedarf decken kann, spielt bei dieser Überlegung offensichtlich keine Rolle.
WHO-Abteilung hat Nutzen und Risiken abgewogen
Grashüpfer, Mehlwürmer und künftig auch bestimmte Fliegensorten sollen nun die CO2-Bilanz verbessern und auch eine Möglichkeit für eine verbesserte „Gerechtigkeit“ bei der weltweiten Ernährung sorgen. Die Frage, ob die Insekten irgendwelche gesundheitliche Risiken bergen könnten, bleibt da eher zurückhaltend beantwortet. Dabei ist es die Weltgesundheitsorganisation selbst, welche auf eine ganze Reihe von möglichen Gesundheitsgefährdungen hinweist. Allerdings schon vor fast 2 Jahren und damit auch schon wieder vom Gras überwachsen. Die „Food And Agriculture Organisation of the United Nations“ (FAO) hat anhand einer Broschüre mal einige Risikopunkte hervorgehoben.
Gesundheitliche Risiken
Der Verzehr von Insekten sei demnach in rund 140 Ländern eine Normalität. Dies betreffe mehr als 2.100 Insektenarten. Damit Insekten den herkömmlichen Nahrungs- und Futterquellen eine Konkurrenz werden kann, müsset die Kosten gesenkt werden. Dies sei nur mit der Ausweitung der Produktion zu erreichen. Also eine Art notwendiger Eigendynamik nach dem ersten Anstoß.
Die von als essbar definierten Insekten ausgehenden möglichen Gefahren betreffen überwiegend Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten, also biologische Ursachen. Hinzu kommen noch Risiken durch Pestizide, Schwermetalle, Mykotoxine, antimikrobielle Mittel und nicht zuletzt Gefahren physikalischer Natur (einfaches Beispiel: Stachel).
Zusätzlich müssen beim Verzehr von Insekten bzw. den Produkten von allergischen Reaktionen ausgegangen werden. Hierfür seien jedoch weitere Untersuchungen erforderlich. Bekannt sei bereits, dass Menschen mit einer Allergie gegen Krebstiere auch für allergische Reaktionen gegen Insektenbestandteile anfällig sind.
Keine Einsparungen bei Infrastruktur
Insekten werden als Gesamtes verarbeitet und auch so verzehrt. Daher stellen Insekten in ihrer Gesamtheit ein Konzentrator für sämtliche in ihrem Lebensraum enthaltenen Schad- und Giftstoffe dar. Auf der einen Seite ist es naturgemäß ein schwieriges Unterfangen, einzelne schwer kontaminierte Insekten zu identifizieren und auszusortieren und auf der anderen Seite würde derlei Kontrollmaßnahmen die Kosten in die Höhe treiben. Bakterien, Viren und Pilze führen auch dann noch ein langes „Eigenleben“, wenn der Träger schon längst das „Zeitliche gesegnet“ hat. So sind kontaminierte Insekten auch Wirte in der gesamten Kette bis zu deren Verarbeitung. Eine Abtötung der Krankheitserreger gelänge nur bei entsprechender Hitzeeinwirkung (Braten, Frittieren, Kochen).
Analysen haben gezeigt, dass für die Minimierung der Gefahren wie mikrobiologische Kontamination entsprechende Maßnahmen bei der Aufzucht, der Handhabung, Ernte, Verarbeitung, Lagerung und den Transport von Insekten und derlei Produkte erforderlich sind. Da schießt die CO2-Bilanz so ganz nebenbei wieder in die Höhe.
Risiken für das hiesige Ökosystem
Wenn eine aus den USA importierte Kuh Reißaus nimmt und im Voralpen-Gebiet das Weite sucht, ist der mögliche Schaden für das hiesige Ökosystem sehr überschaubar. Wenn aber eine ganze Kiste lebender Insekten, samt deren mitgebrachten Krankheitserreger in einem völlig anderen Gebiet entkommen, wo auch noch lebensfreundliche Bedingungen vorherrschen, dann kann das Ökosystem völlig aus den Rudern laufen. Inkl. den Folgen der bisher am Ort nicht gekannten Krankheitsrisiken. FAO hat dieses Risiko benannt und auf notwendige Maßnahmen hingewiesen, um genau diese Fälle zu vermeiden.
Betrug mit Insektennahrung möglich
Wenn es ums große Geldverdienen geht, ist der Betrug auch nicht mehr weit. Warum sollten die Insekten eine Ausnahme werden? Schon längst werden Methoden angewandt, um die Gewinne der Konzerne in die Höhe zu treiben und manche von diesen Anwendungen sind sogar gesundheitsgefährdend. Dazu zählen die Ergänzung von Zucker in Honig oder das Injizieren von Gel in Garnelen, damit diese mehr wiegen und auch noch größer aussehen.
Fehlende und kontraproduktive Gesetzgebung
Zum Stand 2021 fehlten laut der Abteilung der WHO noch die Gesetzgebungen, welche im Allgemeinen die insektenspezifischen Vorschriften für Risikobewertung, Produktion, Qualitätssicherung und Kommerzialisierung betreffen. Dies sei in den meisten Ländern der Fall. Dies sei eines der Haupthindernisse, die Märkte mit auf Insekten basierende Produkte zu versorgen.
Während in den Regionen, wo der Verzehr von Insekten traditionell verbreitet ist, die gesetzliche Regulierung eher gering ausfällt, wird in den Gebieten, wo Insekten normalerweise nicht auf dem Speiseplan stehen, Insekten anhand vorhandener Gesetzgebung tendenziell als Schädlinge angesehen und nicht als Lebensmittel. Das wird natürlich als hinderlich angesehen.
EU hat Insekten im Jahr 2018 vereinnahmt
Die EU hat bereits im Jahr 2018 Vorarbeit geleistet. Mit der „EU-Novel-Food“-Verordnung wurden sämtliche insektenbasierte Produkte für den Verzehr durch den Menschen vereinnahmt. In dieser Verordnung werden Insekten offiziell als Lebensmittel freigegeben, wie u.a. die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer.
Insekten von nur von ihrer „schönen Seite“ anpreisen
Die Öffentlichkeit ist lt. FAO beim Thema Nahrung aus Insekten noch zu sehr zurückhaltend. Dies müsse überwunden werden. Deshalb müsse sich die Kommunikation auf die Vorteile des Insektenverzehrs konzentrieren, sowie auf die Einarbeitung in bekannte Produkte wie Tortilla-Chips, Nudeln und Proteinriegel. Die Vermarktung und Kommunikation ganzer Insekten solle vermieden werden.
Es ist somit klar. Trotz aller „bemerkten“ Risiken für die Gesundheit und der Ökosysteme soll die Insektenverarbeitung für den Verzehr bewusst vorangetrieben werden. Insekten als Nahrung müssen halt nur mit der richtigen Kommunikation an den Mann und die Frau gebracht werden.
Bibelverse aus Schlachter 2000