Zukunftsvisionen – Erwartung des ein und desselben Messias?

Bibel-Evangelium

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Die christliche und auch jüdischen Glaubengemeinschaften warten auf die Erscheinung des Messias. Doch handelt es sich um den gleichen Messias oder gibt es einen Unterschied, wie dieser auch zwischen dem Gott der Bibel und dem Allah des Koran der Fall ist? Der relativ neue Dispensationalismus gibt eine Antwort.

Ist eine Universaltität (Katholizismus) möglich?

Die Christen warten auf die Wiederkunft Jesu Christi. Die (orthodoxen) jüdischen Gemeinden warten ebenso auf einen kommenden Messias. Da beide Glaubensrichtungen anhand ihrer gemeinsamen Geschichte auch noch Abraham als gemeinsamen Urvater teilen, dann sei die Sache eigentlich „geritzt“. Der „abrahamitische“ Glaube bezieht auch noch den Islam mit ein und schon hat man den gemeinsamen Nenner für die Ökumene der drei großen monotheistischen Religionen.

Ob es nun „der“ gemeinsame Gott oder „irgendein“ gemeinsamer Gott ist, erscheint hier offensichtlich als nebensächlich. Gemäß Definition so mancher evangelischen Liberal-Theologen kann sich eine jeder Mensch seinen persönlichen Gott nach Bedarf zusammenbasteln (Info).

Einfache Bibel
Das Evangelium ist nicht ‚universal-kompatibel‘

Nur ein kurzer Vergleich zwischen dem Gott der Bibel und dem Allah des Koran reicht bereits aus, um den großen Unterschied festzustellen. Der Gott der Bibel hat einen eingeborenen Sohn. Der Allah des Korans hat keinen Sohn. Jesus Christus ist für alle Menschen am Kreuz gestorben. Im Koran ist Jesus (Isa) erst gar nicht gestorben (Info). Es sei zwar jemand gekreuzigt worden, aber dies war ein Doppelgänger. Die Bibel beschreibt eine Möglichkeit der Erlösung durch die Gnade Gottes aufgrund des Glaubens (Glaubensgerechtigkeit). Der Koran beschreibt eine Erlösung durch ein gutes Leben und gute Taten (Werksgerechtigkeit).

Bereits ein Punkt von den Aufzählungen reichte für die Erkenntnis aus, dass es sich zwischen dem Gott der Bibel und dem Allah des Korans nicht um den ein und denselben Gott handeln kann.
„Fall geschlossen“.

Ist Jesus Christus der Messias Aller?

Nicht gar so einfach gelingt die Gegenüberstellung des Christentums mit dem Judentum, vor allem wenn letzterer auch vom Hellenismus geprägt ist. Doch auch hier zeigen sich fundamentale Unterschiede, insbesondere was Jesus Christus betrifft. Das Neue Testament sagt klipp und klar, dass Jesus Christus nicht nur eine, sondern „die“ essenzielle Rolle spielt (Johannes 14,6). Und zwar für alle Menschen.

Verschiedene Zukunftsvisionen

Fernglas
Die Zukunft ist in der Bibel ersichtlich

Ein wesentlicher Unterschied zu den Vorhersagen der Bibel und den Zukunftsvisionen im jüdischen Glauben betrifft die erwarteten Ereignisse in der Zukunft. Dazu gehören die Wandlungen in der Gesellschaft ebenso wie die erwartete Rückkehr des Messias. Hier kommt der sog. Dispensationalismus ins Spiel. Leider haben rund 90 Prozent der evangelikalen Kirchen diesen Dispensationalismus in ihren Lehren aufgenommen. Der Ursprung dieser Zukunftsvariante ist auf „christlicher“ Seite bei der römisch-katholischen Kirche zu finden.

Eine im 16ten Jahrhundert übernommene und auch veränderte Variante der Erzählungen des Talmuds. Die Grundlage dafür setzten der Jesuit Francisco Ribera und der Jesuit Robert Kardinal Bellarmine. Sie prägten zudem den sogenannten Futurismus, bei dem die Prophetie in Daniel 9,27 einen zukünftigen Antichristen beschreibe. Im Vorfeld der anstehenden Trübsalszeit sei die christliche Gemeinde bereits durch eine „Vorentrückung“ in den Himmel enthoben worden. Der final erscheinende Jesus Christus werde den Antichristen aus dem „Tempel Gottes“ (Jerusalem) vertreiben. Im Anschluss herrsche ein 1000-jähriges Friedensreich auf Erden.
Die Bibel erzählt jedoch eine völlig andere Variante (Info).

Mit dieser Erzählung haben Ribera und Bellarmine zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die von den Reformatoren erkannte katholische Kirche als der „Sohn des Verderbens“ sollte aus der Schusslinie gebracht werden. Dazu ist die Geschichte des Dispensationalismus kompatibel mit der Zukunftsversion des jüdischen Glaubens.

„Neumodischer“ Dispensationalismus

Dr. Cornelis P. Venema, Präsident und Professor für Doktrin-Studien am Mid-America Reformed Seminary und Associate Pastor des Redeemer URC in Dyer, Indiana schrieb zum Thema biblisches Israel Folgendes (Quelle):

Christen und Israel „zwei Paar Stiefel“

Obwohl der prämillenaristische Dispensationalismus ein relativ neuer Gesichtspunkt in der Geschichte der christlichen Theologie ist, hat seine Position zu Gottes besonderem Zweck für Israel die jüngsten Debatten unter evangelischen Christen über das Verhältnis zwischen Kirche und Israel geprägt und sogar dominiert.

Im klassischen Dispensationalismus hat Gott zwei verschiedene Völker: ein irdisches Volk, Israel, und ein himmlisches Volk, die Kirche. Nach dem Dispensationalismus verwaltet Gott den Verlauf der Erlösungsgeschichte durch sieben aufeinanderfolgende Dispensationen oder Erlösungsformen. Während jeder Evangeliumszeit prüft Gott die Menschen durch eine eindeutige Offenbarung seines Willens. Unter diesen sieben Dispensationen sind die drei wichtigsten die Dispensation des Gesetzes, die Dispensation des Evangeliums und die Dispensation des Königreichs.

Vorentrückung der Christen-Gemeinde

Dr. Cornelis P. Venema erklärt:
„Wenn Christus jedoch zu einem beliebigen Zeitpunkt zurückkehrt, um die Kirche vor einer siebenjährigen Periode großer Trübsal zu ‚entführen‘, wird er Gottes spezielles Programm für Israel wieder aufnehmen. Diese Trübsalperiode wird ein Auftakt für den Beginn der zukünftigen Dispensation eines tausendjährigen Königreichs auf Erden sein. Für den Dispensationalismus markiert das Jahrtausend die Zeit, in der Gottes Verheißungen an Israel, sein irdisches Volk, eine eindeutige, buchstäbliche Erfüllung erhalten werden. Erst am Ende der Evangeliumszeit des tausendjährigen Königreichs wird Christus alle seine Feinde endgültig besiegen und den endgültigen Zustand einführen.“

Die traditionelle Sichtweise – Ein Volk Gottes

Jesu-Kreuz
Jesus Christus ist Bräutigam von EINER Braut

Hierzu Dr. Cornelis P. Venema:
Im Gegensatz zur scharfen Abgrenzung des Dispensationalismus zwischen den beiden Völkern Gottes, Israel und der Kirche, besteht die historische reformierte Theologie auf der Einheit des Erlösungsprogramms Gottes im Laufe der Geschichte. Als Adam, das Bundesoberhaupt und Vertreter der Menschheit, in Sünde fiel, wurden alle Menschen als seine Nachkommenschaft der Verurteilung und dem Tod ausgesetzt (Röm 5,12-21). Aufgrund von Adams Sünde und ihren Auswirkungen auf die gesamte Menschheit wurden alle Menschen dem Fluch des Gesetzes und Erben sündhaft verdorbener Natur unterworfen.

Nach der traditionellen reformierten Auslegung der Schrift initiierte Gott nach dem Fall den Gnadenbund, um sein auserwähltes Volk wieder in Gemeinschaft und Gemeinschaft mit sich selbst zu bringen. Während der Gnadenbund im Laufe der Erlösungsgeschichte unterschiedlich verwaltet wird, bleibt er von seiner formellen Ratifizierung mit Abraham bis zum Kommen Christi in der Fülle der Zeit inhaltlich eins. In allen verschiedenen Verwaltungen des Gnadenbundes erlöst Gott sein Volk durch den Glauben an Jesus Christus, den einzigen Mittler des Gnadenbundes, durch den die Gläubigen die Gabe des ewigen Lebens erhalten und die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott wiederherstellen.

Fazit: „Die anhaltende Debatte über Israel und die Kirche muss das Gleichgewicht des Apostels aufrechterhalten, weder Israel und die Kirche trennen noch Israel durch die Kirche verdrängen.

Das Israel Gottes ist die Gemeinde

Es liegt auf der Hand, dass es zwischen dem neutestamentarischen „Volk Gottes“ und „Israel“ keinen Unterschied gibt. Das eine meint das andere. Zu diesem Ergebnis kam auch der Theologe und Autor zahlreicher Bücher, Michael Marlowe (Quelle):
Die richtige Interpretation und Übersetzung des letzten Satzes in Galater 6:16 wurde im letzten Jahrhundert oder so kontrovers diskutiert. Früher war es keine Kontroverse. Mit wenigen Ausnahmen wurde ‚Das Israel Gottes‘ hier als Name für die Kirche verstanden.

Zu diesem Ergebnis kam auch Owen Palmer Robertson, US-Theologe und Bibel-Lehrer, u.a. am Westminster Theological Seminary, in seinen Buch „The Israel of God“ (Jahr 2000):
Die Identifizierung eines eigenständigen Volkes, das zu den Empfängern von Gottes erlösenden Segnungen wird und doch eine von der Kirche Jesu Christi getrennte Existenz führt, schafft unüberwindbare theologische Probleme. Jesus Christus hat nur einen Körper und nur eine Braut, ein Volk, das er sein Eigentum nennt, was das wahre Israel Gottes ist. Dieses eine Volk besteht aus Juden und Griechen, die glauben, dass Jesus der versprochene Erlöser ist.

Messias ist nicht gleich Messias

Bibel-Evangelium
Jesus Christus wird das Durcheinander wieder ordnen

Der von den jüdischen Gemeinden künftig erwartete Messias werde Israel wieder über alles Völker erheben, so wie es im Alten Testament von Gott ursprünglich vorgesehen war. Doch die eigentliche Aufgabe als Vorbild für alle Heidenvölker hat das alte Israel vollkommen „vermasselt“. Jesus Christus wurde und wird nicht als der in Daniel 9 und Jesaja 53 angekündigte Messias anerkannt.
Deshalb kann der Jesus Christus der Bibel nicht der gleiche Messias sein, wie dieser im Talmud beschrieben wird. Im Babylonischen Talmud wird Jesus Christus an mehreren Stellen bei Seinem Namen genannt, jedoch mit derartigen „Verbal-Attacken“, die hier an dieser Stelle nicht wiederholt werden.

Damit ist klar, dass der erwartete Messias der jüdischen Gemeinden nicht der eingeborene Sohn Gottes, Jesus Christus sein kann. Das gilt für die orthodoxen Juden ebenso wie für die sog. Messianischen Juden.

Das bestätigt auch Gershom Scholem, Professor des jüdischen Mystizismus (Kabbala) an der Hebräischen Universität von Jerusalem, in „The Messianic Idea in Judaism“ (1971):
Das Judentum in all seinen Formen und Ausprägungen hat immer eine Vorstellung von Erlösung beibehalten: Ein Ereignis, das öffentlich auf dem Schauplatz der Geschichte und innerhalb der Gesellschaft geschieht. Es ist eine Begebenheit, die in der sichtbaren Welt stattfindet und die man sich nicht ohne sichtbare Erscheinungsform vorstellen kann. Im Gegensatz dazu sieht die Christenheit Erlösung als ein Ereignis in einer geistlichen und unsichtbaren Sphäre, ein Geschehen, das in der Seele reflektiert wird – in der persönlichen Welt des Individuums, das eine innere Veränderung hervorruft und keine Entsprechung mit irgendetwas in der Außenwelt benötigt.

Der Messias römisch-katholischen Kirche

Der Gott der Bibel ist nicht der Allah des Koran und Jesus Christus ist nicht der von den jüdischen Gemeinden erwartete Messias. Nun bliebe noch die Sichtweise einer weiteren großen, dem Evangelium fernen Glaubensrichtung, die römisch-katholische Kirche. Hierfür hatte Joseph Kardinal Ratzinger im Mai 2001 eine eindeutige Stellungnahme parat. Die „Verlautbarung des Apostolischen Stuhls 152“ mit dem Titel „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“ enthält dazu folgende Aussage (Quelle):
Aussage Ratzinger

Die jüdische Messiaserwartung ist nicht gegenstandslos. Sie kann für uns Christen ein starker Ansporn sein, die eschatologische Dimension unseres Glaubens lebendig zu erhalten. Wir wie sie leben von der Erwartung. Der Unterschied ist nur, dass Derjenige, der kommen wird, die Züge Jesu tragen wird, der schon gekommen ist, unter uns gegenwärtig ist und handelt

Das ist starker Tobak. Die Kirche Roms erwartet einen Messias, aber dieser wird NICHT Jesus Christus sein. Dieser wird nur einen ähnlichen Charakter aufweisen und dieser ist zudem kompatibel mit der Erwartung gemäß des Babylonischen Talmuds. Nach dem Selbstverständnis der katholischen Kirche sei Jesus Christus in der Kirche selbst schon längst verwirklicht (Hochmut – Info).

Blicke besser auf Rom als auf Jerusalem richten

Insbesondere die evangelikale Welt blickt mit Spannung auf die Geschehnisse in Israel. Dem Irrtum des Dispensationalismus erlegen, erwarten diese bald eine Verwirklichung ihres (Irr-)Glaubens. Dabei sollte sämtliche Blicke nicht gen Jerusalem, sondern mit großem Misstrauen gen Rom gerichtet werden. Die Kirche Roms hält sich dagegen eher bedeckt, denn diese Institution dürfte sehr genau wissen, was da gerade abläuft.

Über alle, die nach dieser Regel wandeln, komme Frieden und Erbarmen, und über das Israel Gottes!
Galater 6,16

Bibelverse aus Schlachter 2000

Zukunftsvisionen – Erwartung des ein und desselben Messias?
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