Ein weiterer Dialog nach bereits endlos vielen zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Lutheranischen Kirche fand erneut in Krakau statt. Gemeinsam betonte man die bisherigen Errungenschaften, die noch zu klärenden Punkte und die weiteren Etappenziele.
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Der nächste Dialog in der Endlos-Kette
Die katholische und die lutherischen Kirchen haben sich erneut zu einem gemeinsamen Dialog zusammengetroffen. In Krakau, Polen, trafen sich am Dienstag Spitzenvertreter des Vatikans und des Lutherischen Weltbundes (LWB), um gemeinsam die Zusammenarbeit im Rahmen der Ökumene zu betonen.

Die Schlussvorlesung hielten lt. Vatikan News die Generalsekretärin des LWB, Anne Burghardt, sowie der päpstliche Ökumene-Beauftrage Kardinal Kurt Koch. Beide verkündeten anhand eines gemeinsamen Dokuments die Absichtserklärung, die Einheit der Kirche voranzutreiben. Im Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche handelt es sich nicht um verschiedene Kirchen, sondern lediglich um die Einheit innerhalb der einen Kirche.
Gemeinsam verlesenes Schlusswort
In dem gemeinsam verlesenen Wort verkündeten die Vertreter die Freude bei den Katholiken und Lutheranern, über die Rechtfertigung einen gemeinsam erzielten Konsens erreicht zu haben. „Befreit durch Gottes Gnade und Vergebung, sind wir durch Taufe und Glauben verbunden“. Die „Trennungsgeschichte“ könne nicht ungeschehen gemacht werden, doch diese könne aber ein „Teil unserer Versöhnungsgeschichte werden“.
Noch offene Punkte zur Klärung
Im Raum stehe noch die Exkommunikation Martin Luthers und die Bezeichnung des Papstes als Antichrist in Bekenntnisschriften der Lutheraner. Martin Luther wurde zu seiner Zeit von der Kirche Roms exkommuniziert und heute stellte dies für manche noch immer „einen Stein des Anstoßes dar“. Mit dem Tod des Reformators habe die Exkommunikation längst ihre unmittelbare Wirkung eingebüßt und Lutheraner seien für Katholiken „weder Feinde noch Fremde, sondern Schwestern und Brüder“.
Gerne wird immer wieder nur der Reformator Martin Luther hervorgehoben, der das Papsttum als den in der Bibel beschriebenen Antichristen identifizierte. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal Luthers. Die Liste ist sehr lang (Infos).
Der Lutherische Weltbund unterstütze heute nicht mehr die Ansicht Luthers, mit dem Papsttum handelte es sich um den Antichristen (Infos). Dennoch gelten noch immer die entsprechenden Bekenntnisschriften des Reformators. Dies sei für die katholische Kirche noch immer ein Stein des Anstoßes. Eine weitere offene Frage sei der „Petrusdienst“ sowie das „Mysterium der Kirche, ihre Einheit und ihre Einzigartigkeit“. Im Zuge des katholisch-lutherischen Dialogs wolle man deshalb auf diese Punkte eine besondere Aufmerksamkeit richten.
Neuer „Meilenstein“ anvisiert
Ein Zwischenziel sei nun die im Jahr 2030 anstehende 500-Jahres-Feier der „Augsburger Konfession“. Im Jahr 1530 proklamierten erstmals Reformatoren ihren Glauben gemäß der Wittenberger Reformation. Man wolle auf ein „Gemeinsames Wort“ hinarbeiten, welches auf dem Weg vom „Konflikt zur Gemeinschaft“, wie auch bei der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, zu einem gesetzten Meilenstein führte.
Kardinal Koch betonte das „Sakrament der Taufe“ als ein Element der Verbindung hin. Die „Heilige Taufe“ sei „Sakrament der Rechtfertigung und der Einheit“, so der Kardinal.
Die Basis ist ein fauler Kompromiss
Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (1999) war tatsächlich ein gesetzter Meilenstein im Zuge der „Wiedervereinigung innerhalb der Kirche“. Das gemeinsame Bekenntnis der römisch-katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund lautet:

Ein Wortlaut, der von Lutheranern, bzw. Evangelikalen durchaus als die bisher verstandene Rechtfertigung angenommen werden könnte. Tatsächlich wurde diese Rechtfertigungslehre auch anerkannt. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen äußerst faulen Kompromiss. Man könnte auch von einem „Gummiparagrafen“ sprechen.
Es scheitert bereits an der Festlegung „allein aus Gnade im Glauben„. An diesem Punkt bleibt völlig offen, wer diese Gnade erteilt. Das Evangelium spricht hier von Jesu Gnade allein. Die Kirche Roms spricht von Jesu Gnade, Marias Fürsprache, des Priesters und natürlich des Papstes Gnade.
Der darauf folgende Zusammenhang, „Glauben an die Heilstat Christi„, ist ebenso mehrfach interpretierbar. Das Evangelium spricht vom Glauben an den Opfertod und das Blut Jesu Christi sowie an Seiner Auferstehung. Die Kirche Roms spricht von den zahllos vielen guten Taten Christi. Der Tod Jesu sei gemäß katholischer Lehre für die Rechtfertigung der Menschen gar nicht notwendig gewesen (Alphonsus Liguori – Infos).
Diese gemeinsame Erklärung spielt eindeutig der Kirche Roms in die Hände und es ist völlig unverständlich, dass sich die „Gelehrten“ der Lutherischen Kirche überhaupt auf einen solchen Konsens einlassen konnten bzw. wollten.
Taufe ist tatsächliche Gemeinsamkeit

Das vom Kardinal Koch hervorgehobene „Verbindungsglied der Taufe“ kann in diesem Fall so stehen gelassen werden. Denn dies trifft sogar zu.
Weder die sog. Taufe der römisch-katholischen Kirche noch die sog. Taufe der evangelikalen oder lutherischen Kirchen entsprechen der Taufe des Evangeliums. Das fängt mit der Säuglingstaufe an und hört mit der Praxis des vollzogenen „Beträufelns“ des Täuflings auf. Dieses Ritual kann nicht der Symbolik der Taufe gemäß dem Evangelium entsprechen (Infos). Deshalb haben in diesem Punkt die Mutterkirche und ihre Tochter durchaus etwas gemeinsam.