Wie man klare Aussagen und Handlungen in der Bibel willkürlich seinen eigenen Traditionen und teils infantilen Wunschvorstellungen anpassen kann, belegt die Auslegung des Motivs Josephs, seine schwangere Frau Maria wegschicken zu wollen. Er habe dies aus „Ehrfurcht“ und seiner Erkenntnis der Nichtigkeit tun wollen.
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Verdacht des Ehebruches?
Wie man sich seine eigenen Fantasien erträumen kann und diese im Anschluss auch noch als Fakt darstellt, präsentiert die Erklärung des römisch-katholischen Magazins „catholic.com“, über die Beweggründe Josephs, der Ehemann von Maria, warum dieser sie nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft mit Jesus wegschicken wollte (Quelle).
Betreffend der Darstellung gemäß Matthäus 1,18-19:
„Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf diese Weise: Als nämlich seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, daß sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war. Aber Joseph, ihr Mann, der gerecht war und sie doch nicht der öffentlichen Schande preisgeben wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen.„
Augenscheinlich handelte es sich um den Verdacht des Ehebruchs und dies solle nicht unbedingt in die Öffentlichkeit geraten. Diese Schwangerschaft nach einer außerehelichen Beziehung wäre in der Tat eine Schande. Dem entsprechen auch die Aussagen des „heiligen“ Thomas von Aquin. In seinem Werk Catena Aurea führt Aquin hierzu die Stellungnahmen der katholischen „Groß-Männer“ Augustinus, Ambrosius und Johannes Chrysostomus auf, wie das Magazin erklärt. Sie waren demnach einhellig der Ansicht, Joseph verdächtigte Maria des Ehebruches. Doch Aquin selbst teilte diese These nicht.
„Verwirrt“ und „Ehrfürchtig“

Doch es gebe noch weitere Ansichten und deshalb dürfe man nicht voreilig sein und das Motiv Josephs, Maria wegschicken zu wollen, als geklärt hinnehmen. Denn Aquin selbst gab in seinem „meisterhaften“ Werk weitere Interpretationen preis. Da sei die „Verwirrungstheorie“. Diese besage, dass Joseph seine Frau Maria nicht des Ehebruches bezichtigte, sondern nur wegen ihrer Schwangerschaft verwirrt gewesen sei.
Eine weitere Theorie nennt sich „Ehrfurchtstheorie“. Demnach habe Joseph genau gewusst, was vor sich ging. Er wusste, dass seine Frau Maria schwanger sei, mit dem angekündigten Messias. So wie es gemäß Jesaja 7,14 geschrieben steht:
„Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben.„
Thomas von Aquin befürwortet in Catena Aurea die „Ehrfurchtstheorie“, ebenso wie Hieronymus und Origenes. Demnach habe Joseph schließlich gewusst, dass Maria von David abstammte. Deshalb habe Joseph auch gewusst, dass die Ankündigung im Alten Testament nun in Maria erfüllt werde. Da er sich selbst als unwürdig hielt, in solch großer Heiligkeit zu leben, wollte er deshalb seine Frau wegschicken.
Gemäß katholischer Tradition
Das katholische Magazin räumt durchaus ein, dass diese Interpretation auch eine „übermäßig fromme“ Überdehnung sein möge, aber das sei jedoch nicht der Fall. Mit der Erklärung hierzu belegt das Sprachrohr der römisch-katholischen Kirche auch gleich ein weiteres Problem in dieser christlich aussehenden Glaubens-Einrichtung. Zwar liegt das Magazin damit richtig, sich nicht auf einzelne Verse festzulegen, sondern auch den Kontext zu erfassen, aber der „Inhalt und die Einheit der gesamten Heiligen Schrift“ müsse im „Rahmen der lebendigen Tradition der gesamten Kirche“ gelesen und beachtet werden.
Die Betonung liegt darin, das Wort Gottes nicht so zu lesen, wie es geschrieben steht, sondern die Bedeutungen des Wortes Gottes gemäß den Traditionen der Kirche zu verstehen. So heißt es zum Beispiel in der Dogmatischen Konstitution „Dei Verbum“ in Paragraf 12:
„Alles, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen„.
Der Verweis zeigt auf das Vatikanische Konzil, Dogmen über den katholischen Glauben „Dei Filius“, Kapitel 2, im Jahr 1788. Also lediglich rund 10 Jahre vor dem Absägen des politischen Papsttums durch Napoleons General Berthier (Info).
Wieder einmal die übliche abgehobene Arroganz dieser Kirche, wie diese es anderweitig zahlreich selbst bestätigte (Info).
Was stimmt nun?

Wie kann der „Normalsterbliche“, sich selbst nicht devot der römischen Kirche unterworfene Gläubige, nun zur richtigen Auslegung des Motivs Josephs, Maria wegschicken zu wollen, kommen? Indem der schlicht die Bibel selbst liest. Und dazu reicht es bereits nur ein wenig über Matthäus 1,18-19 hinaus zu lesen, denn ab Vers 20 erfolgt bereits die Antwort (Verse 20-25):
„Während er aber dies im Sinn hatte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum, der sprach: Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was in ihr gezeugt ist, das ist vom Heiligen Geist. Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.
Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten geredet hat, der spricht: »Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: »Gott mit uns«.
Als nun Joseph vom Schlaf erwachte, handelte er so, wie es ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich; und er erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus.„
Nun zur einfachen Logik, ohne jeglichen Bedarfs eines Theologie-Studiums, geschweige die katholischen Traditionen zu berücksichtigen. Zuerst wollte Joseph seine Frau wegschicken und schon in der nächsten Nacht erschien ihm der Engel, um ihn darüber aufzuklären, was überhaupt Sache ist. Somit ist diese ominöse, infantil verträumte „Ehrfurchtstheorie“ vom Tisch. Denn diese von Aquin unterstützte Fabel dreht einfach den Spieß um, indem Joseph schon vorher gewusst haben soll, warum Maria schwanger ist. Das widerspricht dem geschriebenen Wort völlig.
Fall erledigt.
Ein Boshafter horcht auf falsche Mäuler, ein Lügner leiht verderblichen Zungen sein Ohr.
Sprüche 17,4
Bibelverse aus Schlachter 2000