Das Evangelium ist klares Wahlkampfthema in den USA. Deutlich erkennbar bei Donald Trump und auch in Ansätzen bei der Gegenkandidatin Kamala Harris. Die Evangelikalen nutzen diese Lage, um kurzerhand die Aussagen der Bibel für ihre eigenen Zwecke zu biegen.
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Gegensätzliche Positionen im Wahlkampf USA
In den USA rückt die Wahl zum nächsten Präsidenten näher. Die zwei Hauptkandidaten der jeweils gegenüberstehenden Partei sind Donald Trump für die Republikaner und Kamala Harris für die Demokraten. Die Position Trumps zum Christentum hat sich inzwischen herumgesprochen. Für ihn scheint der christliche Glaube ein fester Bestandteil seiner angekündigten politischen Agenda zu sein. Um welche Art von Christentum es sich handelt, geschweige, ob es mit dem Evangelium in Übereinstimmung zu bringen ist, steht auf einem anderen Papier. Trumps religiöse Philosophie ist ein Gemisch aus „gesetzgeberischer religiöser Rechte“ und dem Ökumene-Gesang aus Rom. Zu den ausgesuchten Hauptthemen gehört das Abtreibungsrecht.
Weitaus weniger ausgebildet ist dagegen das Religionsverständnis bei Kamala Harris. Verständlich, denn sie erfüllt die Rolle der Vertreterin der völlig entgegengesetzten Seite des links-woken Atheismus. Eine eingenommene liberale Position, die zum Thema Abtreibung das unbedingte Selbstbestimmungsrecht einer jeden Frau einfordert. Donald Trump, so Harris, dürfe den Frauen keinesfalls vorschreiben, was sie mit ihrem Körper tun sollen. Das Thema Evangelium greift Harris nur indirekt auf, indem sie die These aufstellt, dass für die Zustimmung einer Regierung der eigene Glaube und die tief verwurzelten Überzeugungen nicht aufgegeben werden müssen.
Eine gebeugte Interpretation Römer 13
Für das evangelikale Magazin „Christian Today“ ist diese Position eine Steilvorlage. Kamala Harris könne als eine Beamtin der Regierung eine jegliche Ansicht vertreten, wie sie nur wollte, aber wenn sie sich als eine Autorität und Expertin der Bibel ausgibt, dann erhalte dieses Thema einen ganz anderen Charakter (Quelle).
Hierfür gebe Römer, Kapitel 13, eine Auskunft, weshalb es eine Regierung gibt, so das Magazin. Demnach existiere die Regierung, um die Ansichten Gottes gegenüber den Menschen zu vertreten. Apostel Paulus habe gesagt, dass die Regierung von Gott als sein Stellvertreter für unser Wohl eingesetzt werde.
Damit begibt sich das evangelikale Magazin auf extrem dünnes Eis und legt dazu auch noch offen, klar die Position Trumps zu vertreten. Eine solche Aussage, Gott setze Regierungen ein, um durch diese Seine Ansichten dem Menschen beizubringen, ist schlicht falsch und an den Haaren herbeigezogen.
Was die Bibel tatsächlich sagt
Römer 13,1-6 sagt Folgendes aus:
„Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu.
Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Wenn du dich also vor der Obrigkeit nicht fürchten willst, so tue das Gute, dann wirst du Lob von ihr empfangen! Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich! Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht an dem, der das Böse tut.
Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um des Zorngerichts, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern; denn sie sind Gottes Diener, die eben dazu beständig tätig sind.
Von Gottes „Ansichten“ wenig zu sehen
Richtig ist, dass Gott die Regierungen einsetzt, sei es aktiv oder einfach nur durch Zulassung. Was ansatzweise in die Nähe der Behauptung des Magazins kommt, ist die Passage „Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten“. Steckt aber darin die Aussage, dass Gott durch die Regierung seine Ansichten an den Menschen bringen wolle? Eine solche Aussage nirgends enthalten.
Man nehme eine beliebige Regierung aus der Zeit der existierenden Sowjetunion. Der Kommunismus hatte Hochkonjunktur. Gleichzeitig regierten die Präsidenten der „Freien Welt“. Gegensätzlicher konnten derlei Regierungssysteme nicht sein. Doch gemäß dem evangelikalen Magazin vertraten beide gegensätzlichen Regierungen jeweils die Ansichten Gottes.
Paulus schrieb seinen Brief im ersten Jahrhundert. Herrscher war das kaiserliche Rom. Haben diese die Ansichten Gottes vertreten? Auch die Könige und Kaiser in den darauf folgenden Jahrhunderten? Ist es etwa Gottes Ansicht, was der Autokrat Kim Jong-un in Nordkorea vertritt? Daran erkennt man bereits, wie unsinnig die Behauptung ist, Gott setze Regierungen ein, um Seine Ansichten vertreten zu lassen.
Gott hat alles unter Kontrolle
Gott setzt Regierungen ein und setzt diese auch wieder ab. Prominente Beispiele sind so manche Könige Israels im Alten Testament, ebenso wie der letzte Herrscher Groß-Babylons, Belsazar (Daniel 5). Abgelöst wurde Babylon vom Herrscher Medo-Persiens, Kyros. Ein weiterer Kopf des Tieres (Offenbarung 17 – Mehr Info) trat die Herrschaft an und Gott ließ das zu. Belsazar hatte vom Schicksal und Läuterung des ersten Herrscher Groß-Babylons, Nebukadnezar, gewusst, sich aber dennoch überhoben. Belsazar repräsentierte alles Mögliche, nicht aber die Ansichten Gottes.
Es scheint, das evangelikale Magazin will anhand einer falschen Darstellung von Römer 13 eine „christliche Regierung“ rechtfertigen, die gemäß eigener Definition den Willen Gottes repräsentiere. Genau in diese Richtung laufen die politischen Entwicklungen in den USA. Eine Regierung, die den Anschein des Christentums erweckt, nicht aber das Evangelium vertritt, sondern die Vorstellungen und Satzungen des Papsttums. Das zweite Tier aus der Erde gemäß Offenbarung 13 (Info) bereitet sich inzwischen vor.
Und es übt alle Vollmacht des ersten Tieres aus vor dessen Augen und bringt die Erde und die auf ihr wohnen dazu, daß sie das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde.
Offenbarung 13,12
Bibelverse aus Schlachter 2000