Ein TV-Pfarrer versuchte in prominenter Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen den Zuschauern zu erklären, dass der Mensch im Grund gut sei. Hierfür ist entweder die völlige Unkenntnis des Evangeliums notwendig oder deren vollständige Verleugnung.
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Der Mensch sei im Grunde gut
Eine klassische Umkehrung von Aussagen des Evangeliums, basierend auf völliger Ignoranz dessen Inhalts. Der evangelische Pfarrer Wolfgang Beck gab sein „Bestes“ zum Verständnis des Wortes Gottes bei der TV-Ausstrahlung „Das Wort zum Sonntag“ im öffentlich-rechtlichen ARD. Er erzählte den Zuschauern, dass der Mensch im Grunde gut sei. Um diese These zu unterstützen, versuchte sich der evangelische Pfarrer mit dem Schöpfungsbericht. „Gott sah, dass es gut war!“, so Beck über die im Genesis mehrfach von Gott gemachte Feststellung.
Dann aber die folgende (suggestive?) Frage, ob Gott denn naiv sei. Denn die Welt sei übersät von Terror, Gewalt und Krieg. Voll Hass, Streit, Egoismus, Intrigen und Konkurrenzdenken. Daher erscheine es erstaunlich und unerklärlich, dass Gott auf den Menschen blicke und diesen für gut befinde. Es gebe zwei Gruppen von Menschen. Die einen glaubten, der Mensch denke stets nur an seinen eigenen Vorteil, egoistisch und daher von Natur aus schlecht, geradezu böse, und andere seien der Ansicht, dass sich die allermeisten Mensch im Notfall solidarisch zeigten.
Ein Buchautor steht über der Bibel
Für letzte Ansicht bediente sich der Pfarrer den Ansichten des niederländischen Historikers und Buchautor Rutger Bregman. Der Pfarrer bediente sich dem Beispiel der Menschen in Großbritannien, als diese im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe angegriffen wurden. Anstatt, wie kalkuliert, dass die Menschen in Panik gerieten und demoralisiert würden, taten sie sich zusammen, halfen einander und wirkten solidarisch. Je größer die Not, desto größer die Hilfsbereitschaft, so der Pfarrer.
Für den TV-Prediger sei dieses Beispiel faszinierend. Es greife die „uralten biblischen Schöpfungsmythen“ auf. „Gott sah, dass es gut war“. Wer den Menschen als grundsätzlich böse bezeichnet, fände genügend Beispiele und Situationen, die diesen „scheinbar bestätigten“, so Beck.
„Der Mensch ist im Grunde gut“, so der TV-Pfarrer und dies wiederholt er im Folgenden mehrmals. Dass der Mensch im Grunde gut sei, müsse man sich stets in Erinnerung rufen. Das gelte vor allem für die derzeitigen Debatten zur Migrationspolitik, oder wenn die Wut übergroß werde. Seinen Zuschauer wünschte der Pfarrer, dass diese es einmal erleben könnten und schloss ab mit den Worten: „Der Mensch ist … im Grunde gut!“
Evangelium nur ein Vehikel
Mit derart wenig Predigt eindrucksvoll zu beweisen, wie fern die sogenannte evangelische Kirche bereits dem Evangelium ist, muss man erst einmal schaffen. Man erhält fast den Eindruck, es ging bei dieser „Predigt“ lediglich darum, die Narrative „Schuldkultur, Migration und Solidarität“ irgendwie thematisch zu verpacken. Als dargestellter Pfarrer bietet sich das Thema Bibel eben an.
Der TV-Pfarrer Beck glaubt nicht, was im Evangelium steht. Es ist nur ein Werkzeug, ein Vehikel für die konstruierte Daseinsberechtigung als Vertreter einer sich als christlich bezeichnenden Einrichtung.
Das Evangelium, über den Schöpfungsbericht hinaus, hat einige Aussagen parat, wie es um die Natur des Menschen nach dem Sündenfall tatsächlich bestellt ist. Im Einzelnen wie auch in der Summe das exakte Gegenteil dessen, was der Fernseh-Pfarrer den Menschen zu erzählen versuchte.
Was das Evangelium aussagt
Ein Auszug von biblischen Aussagen über den Menschen und seiner gefallenen Natur (weitere Infos).
1. Mose 8,21:
„Und der Herr roch den lieblichen Geruch, und der Herr sprach in seinem Herzen: Ich will künftig den Erdboden nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, obwohl das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an; auch will ich künftig nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe.„
Psalm 58,4:
„Die Gottlosen sind abtrünnig von Mutterleib an, die Lügner gehen auf dem Irrweg von Geburt an.„
Römer 3,10-18:
„wie geschrieben steht: »Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer! Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen betrügen sie; Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit, ihre Füße eilen, um Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend bezeichnen ihre Bahn, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen.«„
Jeremia 17,9:
„Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?„
Bibelverse aus Schlachter 2000