Mit dem Begriff „Gott“ handelte es sich lt. eines „Theologen“ um eine virtuelle Größe, die sich ein jeder Mensch anhand seiner eigenen Vorlieben und Bedürfnisse selbst gestalten könne. So einigte sich eine Mehrheit auf „Gott ist die Liebe“.
Inhalt / Content
- 1 „Gott“ könne alles Mögliche sein
- 2 Gott definiere sich aus Bedürfnissen
- 3 Ruth sei ein Beispiel
- 4 Martin Luther sah es auch „relativ“
- 5 Widerspruch zulässig, aber…
- 6 Kritik nur innerhalb Korridor zulässig
- 7 Ruths Aussage völlig ohne Kontext
- 8 Luthers Zitat zweckentfremdet
- 9 Der praktizierte Unglaube
- 10 Gott – Geist – Wahrheit
- 11 Gott nur relativ? Wer ist dann Jesus Christus?
„Gott“ könne alles Mögliche sein
Man bastelt sich einen Gott zurecht, wie er beliebt und dieser dürfe dann legitim angebetet werden. Ein Gott nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen. Dies ist das Resümee der vermeintlichen Rechtfertigung des Stichwortes „Gott ist queer“ eines sog. System-Theologen (Info) bei „chrismon„, eine Online-Plattform der evangelischen Kirche in Deutschland. In der Rubrik „Religion für Neugierige“ meint der Autor aufzuklären, was es mit dem Begriff „Gott“ auf sich hat.
Gott definiere sich aus Bedürfnissen
Demnach sei der Begriff „Gott“ für jeden je nach den Bedürfnissen und Sehnsüchten individuell verwirklicht. Das Wort „Gott“ stehe für das, was dem Menschen wichtig ist. Dies könne die Suche nach Geborgenheit, die Liebe oder auch die sexuelle Vielfalt sein.
Für Aufsehen sorgte der auf dem Kirchentag 2023 vom evangelischen Pastor Quinton Ceasar ausgerufene Satz: „Jetzt ist die Zeit zu sagen, Gott ist queer“ (Info). Der Gegenwind blieb nicht aus. Der Autor stellt richtig fest, dass in der Bibel nichts von einem „queeren Gott“ geschrieben steht. Doch die Bibel sei eben von Menschen geschrieben worden, die eben eine „religiöse Sprache“ verwenden. Gott werde nicht als „queer“ bezeichnet, sondern als „Herr“ und das sage mehr über die Bibel-Verfasser aus als über Gott selbst, so der „Theologe“.
In diesem Sinne sei die Behauptung, queer bedeute homosexuell oder transgender, ebenso unsinnig wie die Aussage, Gott sei ein heterosexueller alter Mann mit einem langen Bart.
Ruth sei ein Beispiel
Der Autor bezieht sich auf eine Bibelstelle im Alten Testament, im Buch Ruth.
„Wohin du gehst, dahin gehe auch ich. Und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott!“
Der Fokus liege hier auf dem letzten Teil, „dein Gott ist mein Gott!“ Hier stehe das Wort Gott nicht für das höchste Wesen einer bestimmten Religion, sondern für „etwas absolut Bedeutsames“, so der „Theologe“. Allerdings könne man nicht sagen, wofür genau, denn das wisse nur, „wer das Wort im Munde führt“. Selbst, wer dieses ausspricht, könne es womöglich gar nicht anders als „Gott“ übersetzen.
Martin Luther sah es auch „relativ“
Auch ein Zitat von Martin Luther muss herhalten, um die „theologische Theorie“ des Autoren zu untermauern. „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ In diesem Fall symbolisiere das Wort „Gott“ genau das, was denen, die dieses Wort verwenden, „sehr, sehr wichtig ist.“ Ein Satz, auf denen sich viele Menschen einigen können, sei „Gott ist die Liebe“, da viele Menschen die Liebe für sehr bedeutsam halten, so der „Theologe“.
Gott und was damit gemeint ist, ist nichts, was allgemein und für immer feststeht. „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott„, hat Martin Luther einmal geschrieben. Das Wort „Gott“ symbolisiert, was denen, die das Wort verwenden, sehr, sehr wichtig ist. Was genau das ist, ist mit dem Wort alleine noch nicht gesagt. „Gott ist die Liebe“ – das ist ein Satz, auf den sich viele Menschen einigen können, weil die Liebe für viele Menschen so bedeutsam ist.
Daher sei Gott nicht der Eigenname des höchsten Wesens, sondern ein Wort der religiösen Sprache. Es handelte sich um das „Hauptwort des Christentums und anderer Religionen.“ Wer sich nach Geborgenheit sehnt, verwendet die Bezeichnung „Gott ist der Vater im Himmel“. Es handelte sich um ein Grundprinzip, und in diesem Fall der gesuchte, anleitende Schutz, der auch die Freiheit belässt. Eben wie ein guter Vater.
Widerspruch zulässig, aber…
Der Autor lässt auch Widerspruch zu seinen Thesen zu, „wenn er zivilisiert bleibt“. Im Protestantismus gelte ohnehin, dass ein Prediger keine Autorität über den Glauben der Zuhörenden habe. Jeder könne es anders sehen. Dennoch müsse man vorsichtig bleiben. Zwar sei die Aussage „Gott der Vater im Himmel“ objektiv richtig, aber es handelte sich um vorläufige Aussagen der religiösen Sprache des Menschen. Dies sei dann ebenso mehr oder weniger wahr wie die Aussage „Gott ist queer“.
Kritik nur innerhalb Korridor zulässig
In der Tat, man kann es auch anders sehen als dieser „Theologe“. Er darf glauben, was er möchte, sollte aber dann Abstand davon nehmen, diese Thesen mit dem Christentum bzw. das Evangelium in Verbindung zu bringen. Die als vermeintlicher Beleg verwendeten Vers-Fetzen sind im Kontext gelesen schnell ausgehebelt. Offenbar darum wissend, hat der Autor auf die Angabe der Bibelstelle mit der Aussage Ruths verzichtet.
Der zugelassene Widerspruch erinnert an die Einstellung der römisch-katholischen Kirche zur Religions- bzw. Glaubensfreiheit. Sie sei zulässig, aber nur im abgesteckten Rahmen des „Allgemeinwohles“. So räumt auch der Autor ein, dass man die Dinge anders sehen könne, aber dies dürfe sich nur im Rahmen des Grundsatzes seines definierten „relativen Gottes“ bewegen.
Ruths Aussage völlig ohne Kontext
Die Interpretation des Vers-Teiles aus dem Buch Ruth ist ein „gelungenes“ Beispiel, wie man den unbedarften Leser mit derart irrigen Theorien an der Nase herumführen kann. Hierzu erstmal der komplette Vers, Ruth 1,16 (Schlachter 2000):
„Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, daß ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!“
Dass an der Stelle von „Gott“ jeweils das hebräische Wort „Elohim“ („אֱלֹהָי“) steht, also „Gott“, scheint den „systematischen Theologen“ gar nicht zu interessieren. Denn wollte Ruth damit ein „Regenbogen-buntes Einhorn“ ausdrücken, dann hätte sie „Regenbogen-buntes Einhorn“ gesagt.
Um welche „Art von Gott“ es sich bei Ruths Aussage handelt, erfährt der Leser der Bibel dadurch, wenn er den Satz im Kontext liest. Ruth war Moabiterin und es war dem Volk Israel untersagt, sich mit Frauen (und Männern) aus einem Heidenvolk zu verheiraten. Die Moabiter gehörten zu diesen Heidenvölkern. Ruth sagte jedoch ihrer Kultur und ihre Religion ab. Sie identifizierte sich mit dem Volk Israel und dem (wahren) Gott. Der Gott des Abrahams, Isaaks und Jakobs. Der Gott, der Israel mit gestrecktem Arm und starker Hand aus Ägypten herausführte. Der gleiche Elohim, der alles Sichtbare und Unsichtbare erschaffen hat.
Luthers Zitat zweckentfremdet
Man stellte sich die Frage, ob der „Theologe“ den Kontext von Martin Luthers Aussage nicht versteht, oder ob er diesen mit Vorsatz derart wie eine Brezel verdrehen muss, um seine abenteuerlichen Thesen stützen zu können. Der Satz, „woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott„, sagt keinesfalls aus, dass das sich aus dem Begehrten oder Liebgewonnenen ein legitimer Gott definiert.
Dieser Satz von Luther beschreibt jedoch genau das, was mit anderen Worten als Götzendienst bezeichnet wird. Sei es der Fußballverein, irgendein „Superstar“, das Geld, oder sonst irgendetwas, woran man sein Herz anhängt anstatt an Gott bzw. Jesus Christus, dann sind diese Dinge jeweils eine Götze (ein Idol). Apostelgeschichte 14,15:
„Ihr Männer, was tut ihr da? Auch wir sind Menschen, von gleicher Art wie ihr, und verkündigen euch das Evangelium, daß ihr euch von diesen nichtigen [Götzen] bekehren sollt zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darin ist!„
Der praktizierte Unglaube
Bei diesem „Theologen“ ist auch nicht die geringste Spur des Glaubens an das Evangelium zu erkennen. Die Kreise der „liberalten Theologen“ definieren sich aus derartigen Ersatz-Philosophien, mit einer enormen Ferne zum Wort Gottes. Es wäre allerdings nur halb so fatal, wenn diese Apologeten des Pantheismus sich als solche zu erkennen gäben, anstatt sich nach wie vor auf das Evangelium zu bezeihen und sich selbst als Vertreter Christentums zu bezeichnen. Mit dem Label „Pantheismus“ oder „Pseudo-Christentum“ hätte der „Neugierige“, der in dieser Rubrik des „evangelischen“ Magazins einen Blick hineinwirft, für seine Entscheidung wenigstens eine ehrliche Grundlage. Doch dort sei selbst die Wahrheit nur relativ.
Gott – Geist – Wahrheit
Wer Gott tatsächlich ist und was für unser Verständnis ausreicht, beschreibt Johannes 4,24:
„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.„
Nun haben Scholastiker naturgemäß ein Problem mit der Wahrheit, bzw. der Wirklichkeit. Dies seien nur relative Größen. Sie bauen ihre Philosophien auf das Fundament einer Fiktion und bemerken nicht einmal, dass sich ihre „geistlichen Hochleistungen“ im luftleeren Raum befinden. Doch auch über die Definition der Wahrheit gibt die Bibel ausreichend Auskunft (Info).
Gott nur relativ? Wer ist dann Jesus Christus?
Es stellte sich bei den Vorstellungen eines solchen „Gottes der eigenen Bedürfnisse“ auch die Frage zu Seinem eingeborenen Sohn, Jesus Christus. Wenn es sich mit Gott um einen relativen Begriff handelte, der nur durch individuelle Wunschvorstellungen eine temporäre Wirklichkeit erhält, dann folgt daraus, dass Jesus Christus ebenfalls nur eine philosophische Einheit sein müsste. Dies mit Johannes 14,6 in Einklang zu bringen, dürfte jedoch sehr schwerfallen.
Das Motiv ist eigentlich schnell erklärt. Derartige „Theologen“ sprechen zwar über das Evangelium, sie glauben aber nicht daran. Es war lediglich das Studienfach ihrer Wahl. Ebenso gut hätten derartige „liberale Theologen“ für die eigene Selbstverwirklichung auch ein Kochbuch oder Stickmuster-Katalog studieren können, um daraus für die menschlichen Gefühlsmuster eigene Chakren-Dynamiken zu entwickeln. Jedem seine eigene Entscheidung, aber hier stellt das verwendete Prädikat „Christentum“ einen echten Etikettenschwindel dar. Die Früchte der „Loyola-Brüderschaft“ sind inzwischen reif.
Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen.
2. Petrus 2,1
Bibelverse aus Schlachter 2000