Studienbibeln können dabei behilflich sein, das geschriebene Wort und ihre Bedeutung zu verstehen. Gefährlich wird es aber dann, wenn Symbole und Prophetien gemäß den persönlichen Ansichten des Kommentators erklärt werden. Zu einer solchen Kommentar-Bibel zählt auch die MacArthur-Studienbibel.
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Kein einfaches Unterfangen
Die Bibel selbst lesen und sich möglichst vom Heiligen Geist leiten lassen, oder sich doch lieber auf die Kommentare (Meinungen) Anderer verlassen? Eine Frage, die nicht pauschal mit der einen oder anderen Variante beantwortet werden kann. Grundsätzlich sollte ein jeder Christ die Bibel selbst lesen, dies möglichst täglich. Schon alleine an diesem Punkt gilt es dringend zu unterscheiden, für welche Bibelübersetzung man sich entscheidet.
Schon die richtige Bibelauswahl ist schwierig

Im deutschsprachigen Raum gibt es eine ganze Palette unterschiedlicher Bibelausgaben. Wenn man sich die einschlägigen Beschreibungen über diese Ausgaben betrachtet, dann liegt der Fokus in der Regel auf der Formulierung, die Wortwahl, die Verständlichkeit gemäß unserer heutigen Alltagssprache. Nicht erwähnt wird aber der teils erhebliche Unterschied bei den geschriebenen Aussagen, ergänzte Wörter, gestrichene Satzteile oder gar ganze Verse.
Vor allem die modernen Bibelausgaben, ausgerechnet die mit „wohlklingenden und vielversprechenden Bezeichnungen“, strotzen nur so von Abweichungen gegenüber den ursprünglichen Übersetzungen. Der große Unterschied liegt am verwendeten Grundtext. Ein Alarmzeichen, eigentlich schon die rote Fahne, bedeutet es, wenn die römisch-katholische Kirche im Rahmen der Ökumene eine Bibelübersetzung als „akzeptiert“ absegnet (mehr Infos – hier).
Zu den zuverlässigen Bibeln, da sie den Mehrheitstext (textus receptus) zur Grundlage haben, sind z.B. Luther 1912 (nicht 1984 und auch nicht 2017), die „alte“ Elberfelder (1871) und die Schlachter 2000. Im englischsprachigen Raum ist vor allem die King James Version (KJV) zuverlässig (nicht mehr die NJKV).
Die Risiken einer Studienbibel
In eine Falle könnte man tappen, wenn man sich Studienbibeln zulegt, die das geschriebene Wort zu erklären versuchen. Geradezu perfide kann es sein, wenn die Studienbibel auf eines der zuverlässigen Übersetzungen basiert, aber die Kommentare bzw. Erklärungen in die falsche Richtung führen. Das hängt vor allem davon ab, wer überhaupt der Kommentierende ist und welcher Kirche dieser angehört.
Eine solche auch im deutschsprachigen Raum erhältliche Studienbibel ist die „MacArthur Studenbibel“. Diese Bibel basiert auf der (zuverlässigen) Schlachter 2000. Der Haken ist jedoch, die Kommentare spiegeln die Ansicht bzw. die Interpretation des Kommentarautors wider. In diesem Fall vom Evangelikalen John MacArthur.
Beispiel Viertes Gebot

Markante Beispiele sind z.B. das Vierte Gebot gemäß 2. Moses 20,8-11. Es liest sich in der Bibel völlig richtig, wie es geschrieben steht. Aber als erklärender Kommentar zum Vierten Gebot (Sabbat) ist Folgendes nachzulesen:
„Bezeichnenderweise wird das Sabbatgebot im Gegensatz zu den anderen 9 Geboten im NT nicht wiederholt. Vielmehr wird es außer Kraft gesetzt (vgl. Kol 2,16.17). Da der Sabbat speziell zu Israel unter der mosaischen Haushaltung gehört, kann er für die Gläubigen des Gemeindezeitalters nicht gelten, denn sie leben in einer neuen Haushaltung.„
Der Verweis auf Kolosser 2,16-17 ergibt Folgendes:
„So laßt euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate, die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat.„
Das krasse Gegenteil ist jedoch der Fall. Das Sabbatgebot, bzw. das Einhalten des Sabbats ist das im Neuen Testament am meisten wiederholte Gebot. Nicht in der Form, dass es nach wie vor eingehalten werden müsse, sondern dass Jesus, Seine Jünger und auch die jüdischen Gemeinden diesen Sabbat nach wie vor einhalten. Die Beachtung des 7ten Tag Sabbats war auch im späteren Wirken der Apostel der Fall. Zudem ist es nicht zutreffend, dass die „9 anderen Gebote“ erwähnt würden. Die Erwähnung des Dritten Gebotes (Namen Gottes nicht verunehren) sucht man vergebens.
Die Passage in Kolosser 2,16-17 ist eines der Lieblingsargumente, um den wöchentlichen Sabbat am 7ten Wochentag als abgeschafft zu erklären. Dabei ist an dieser Stelle gar nicht von Gottes Geboten die Rede, sondern von Feierlichkeiten, Zeremonien und Rituale, die auch die (Noch-) Heiden pflegten, als sie die ersten christlichen Gemeinden aufsuchten.
Der Kommentator John MacArthur erklärt kurzerhand das Vierte Gebot, den Sabbat am 7ten Wochentag, als abgeschafft. Das ist aber keineswegs der Fall, denn die 10 Gebote Gottes sind unveränderlich wie auch Gottes Charakter selbst (Info).
Beispiel 1. Korinther 16,2
Eine ähnliche Konstellation ergibt sich zur Bibelstelle 1. Korinther 16,2:
„An jedem ersten Wochentag lege jeder unter euch etwas beiseite und sammle, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht erst dann die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme.„
Als Kommentar steht zu dieser Bibelstelle:
„Ein Beleg dafür, dass die Urgemeinde am Sonntag zusammenkam (Apg 20,7).„
Das stimmt. Sie kamen am ersten Tag der Woche zusammen, um u.a. Gaben bzw. Spenden der Gemeindeglieder zu sammeln. Ist damit aber der 7te-Tag-Sabbat (automatisch) aufgehoben? Mitnichten, denn diese Geldsammlerei und das Organisatorische war eben genau am Sabbat nicht möglich, bzw. sollte tunlichst unterlassen werden. Das ist der Grund, warum dieses Einsammeln von Geldern nicht am 7ten, sondern am 1ten Tag der Woche erledigt wurde. Also an einem ganz gewöhnlichen Tag.
Beispiel erstes Tier Offenbarung 13

Ein weiteres markantes Beispiel der mehr in die Irre führenden Kommentare der MacArthur-Studienbibel ist Offenbarung 13. Das Kapitel beschreibt zwei Tiere. Eines kommt aus dem Meer, das andere aus der Erde (Info). Für den Evangelikalen John MacArthur handelt es sich offensichtlich mit dem ersten Tier um eine Institution, die von einer antichristlichen Einzelperson angeführt werden wird. Dieser müsse aber erst erscheinen.
Sein Kommentar zu Offenbarung 13,2:
„13,1 ein Tier. Wörtl. »ein Monster« (vgl. 11,7). Der Ausdruck beschreibt eine wilde, tötende Bestie. In diesem Zusammenhang repräsentiert der Begriff sowohl eine Person (den Antichristen) als auch sein System (die Welt). Das letztendliche satanische Weltreich wird untrennbar mit diesem von Dämonen besessenen Mann verbunden sein, der es anführt.„
Das Tier aus dem Meer in Offenbarung 13 hat 7 Köpfe, 10 Hörner und 10 Kronen auf den Hörnern. Auf den Köpfen einen „Namen der Lästerung“. Dieses Tier (Monster) ist für 42 Monate (1260 Jahre) am Wirken, bis eines der Köpfe wie eine tödliche Wunde erhält. Es kann sich gar nicht um ein nur zukünftiges Gebilde handeln. Vielmehr ist dieses Beast schon längst aktiv und auch eindeutig zu identifizieren (Info).
Beispiel Erklärung Symbol „Meer“
Besonders eindeutig ist der sehr fragwürdige Kommentar über die Erklärung, was das Meer symbolisiere.
„Das Meer repräsentiert den Abgrund, den Hort der Dämonen„
Das kann falscher gar nicht sein. Hierzu bedarf es lediglich die Bibel zu lesen, denn diese erklärt es selbst, was das Meer (Wasser, große Wassermenge) zu bedeuten hat, so in Offenbarung 17,15:
„Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Scharen und Nationen und Sprachen.„
Beispiel historischer Totalschaden
Historisch interessant ist der MacArthur-Kommentar über die Hure Babylons in Offenbarung 17. Dort schrieb er als Hinweis u.a.:
„Babylon, die Große. Dieses Babylon unterscheidet sich von der historischen, geografischen Stadt Babylon (die zur Zeit von Johannes noch existierte). Die Details der Vision von Johannes lassen sich auf keine historische Stadt anwenden„
Johannes schrieb die Offenbarung um 90 n.Chr. Das Reich Babylon und auch die Hauptstadt wurden im Jahr 539 v. Chr. durch König Kyros von Persien erobert und vollständig zerstört. Babylon wurde nie wieder aufgebaut. Es ist daher unmöglich, dass Babel bzw. Babylon zur Zeit der Niederschrift der Offenbarung noch existierte und deshalb ist es ebenso unmöglich, dass Johannes die Ausführungen in Kapitel 17 auf das einstige antike Babylon bezog. Der Kommentar von MacArthur ist völlig widersinnig und leicht zu widerlegen.
MacArthur – Ein Dispensationalist

Der Evangelikale John MacArthur spricht sich zwar energisch gegen die Auswüchse innerhalb charismatischer Gemeinden, wie z.B. die Pfingstler, aus, vertritt aber selbst den Dispensationalismus. Also die getrennte Behandlung („Brautschaft“) der Christen und den jüdischen Gemeinden. Dies enthält auch eine Entrückung der Gemeinde vor dem Eintreffen einer Trübsalzeit. Dazu behauptet MacArthur die Errichtung eines irdischen Friedensreiches mit einem wiederhergestelltem Israel im Land Kanaan.
Kurz: Das ganze Programm, was die Jesuiten Franziskus Ribera, Robert Kardinal Bellarmine und Manuel Lacunca im Rahmen der Gegenreformation und zur Ablenkung von der Erkenntnis der gesamten Riege der (ersten) Reformatoren in die Welt setzten (Info).
Ob gewollt, oder ungewollt, da selbst im Irrtum umhertorkelnd, MacArthur ist der Kirche Roms zu Diensten.
Noch mehr derartige Kandidaten
Wie gefährlich das blinde Vertrauen auf die Meinung des Kommentators sein kann, zeigt die (leider) durchaus populäre Scofield-Bibel von Cyrus I. Scofield auf. Diese Variante befeuert anhand der Kommentare den irrigen Glauben, es gebe eine Vorentrückung der christlichen Gemeinden vor dem Eintreffen einer Trübsalzeit und dem erstmaligen Erscheinen eines Antichristen (Info).
Prüft alles, das Gute behaltet!
1. Thessalonicher 5,21
Bibelverse aus Schlachter 2000