Als wenn es gar keine Ökumene gäbe, streiten sich die Anhänger der Mutter mit den Anhängern einer ihrer Töchter um die „richtige Lehre“. Des einen Aushängeschild ist das fälschlich deklarierte „sola scriptura“, des anderen eine äußerst zweifelhafte Einheit.
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Leidige Streitereien
Die Streitereien zwischen der katholischen Kirche und eines der protestantischen Kirchen werden heute weitergeführt, als würde es die gegenseitigen Annäherungen gar nicht geben. Diese Konfrontationen passieren allerdings eher auf der Ebene der braven Kirchenbesucher und weniger auf der Ebene der Kirchenleitung in den jeweiligen Hierarchie-Strukturen. Protestanten werfen der katholischen Kirche überwiegend traditionelle Eigenheiten vor, wie z.B. an, mit und für Tote zu beten und das Vorhalten von Bildern, Figuren und „Glücksbringern“. Besonders die nahezu Vergöttlichung der Maria, welche gemäß der an sie gleichzeitig unzählig vielen gerichteten „Fürbitten“ durchaus eine Göttlichkeit besitzen müsste, ist den Protestanten ein Dorn im Auge.
Anders herum heben die „Verteidiger des katholischen Glaubens“ mit Vorliebe eine seit vielen Jahrhunderten erreichte Einheit ihrer Kirche hervor, während die Zahl der evangelischen Denominationen bei genannten 35.000 bis 60.000 liege. Das sei zudem ein Beleg, dass nur die Priesterschaft, vorwiegend der Bischof, die Autorität besitze, die Bibel auslegen zu können und zu dürfen. Dies im Lichte des katholischen Katechismus.
Wenn ein jeder daherkommt und einfach selbst die Bibel auszulegen versuche, ist das sichtbare Resultat die Zersplitterung in zigtausend verschiedene Kirchen und Gemeinden. Außerdem stehe die Kirche über der Autorität der Bibel, denn man besäße schließlich die göttliche Autorität anhand der innehabenden Nachfolgeschaft der Apostel mit dem Papst als Erbe des „ersten Papstes“ Petrus.
Eigentlich nur noch Schattenkampf

Klar ist, dass es sich auf der Ebene der „Streithansen“ auf beiden Seiten noch nicht weit herumgesprochen hat, dass der eigentliche Protestantismus, also der verkündete Protest, längst mausetot ist. So ziemlich alles, was Luther, Zwingli, Tyndale und Co. auf die Beine stellten, ist vonseiten der einstigen protestantischen Kirchen längst eingerissen worden (Info).
Das gilt neben dem Verzicht des Protestes gegen die unzähligen Bibel-fernen Traditionen der katholischen Kirche ebenso wie für die eigenen einstigen entdeckten Wahrheiten der Bibel. Vor allem die großen evangelischen Kirchen (z.B. EKD) haben sich vom Evangelium längst getrennt und missbrauchen das Wort Gottes nur noch für die Aufrechterhaltung ihrer regelrechten Scheinheiligkeit.
Das schiefe Weltbild etwas korrigieren
Die selbst-hochgelobte Einheit der katholischen Kirche gilt jedoch nur für die römisch-katholische Institution. Eine weltumfassende (ökumenische) Einheit gibt es jedoch seit dem Jahr 1054 nicht mehr. In diesem Jahr wurde das „Morgenländische Schisma“ vollzogen. Eine Trennung zwischen Westkirche (Rom) und Ostkirche (Konstantinopel). Eines der Hauptgründe für die bis dahin schon seit Jahrhunderten anhaltende Streitereien betraf den Anspruch des Bischofs von Rom, das unangefochtene Kirchenoberhaupt für alle Regionen der Welt zu sein.
Das ging den Kirchen im Osten (Orthodoxen) völlig gegen den Strich, da mit der Verlegung des Regierungssitzes des imperialen Roms von Rom nach Konstantinopel in der ersten Hälfte des 4ten Jahrhunderts durch Kaiser Konstantin der Anspruch auf den Primat verloren gegangen sei. Dort wo der Kaiser ist, ist auch der Hauptsitz der Kirche, so das Motto. Der Bischof von Rom und seine Anhänger waren allerdings anderer Meinung. Der Führungsanspruch wurde noch dadurch verstärkt, als der letzte Kaiser mit Einzugsbereich Rom, Romulus Augustulus, im Jahr 476 abdankte und damit dem Westrom ein augenscheinliches Ende bereitete.
Ein politisches Vakuum bestand jedoch nicht, denn der Bischof von Rom erkannte die Gunst der Stunde. Dieser gewann die Zuneigung des Frankenkönigs Chlodwig durch den Zerfall Westroms entstandenen Reiches der Merowinger. Chlodwig bekehrte sich zum Katholizismus und stellte bereitwillig seine militärische Schlagkraft zur Verfügung, um den Papst bei der Erfüllung seiner geopolitischen Wünsche tatkräftige Unterstützung zu leisten.
Papsttum ergriff absolute Macht

Binnen weniger Jahrzehnte wurden die Vandalen, Heruler und Ostgoten zerstreut bzw. vom Angesicht der Erde entfernt. Deren Fürsten waren nicht bereit, die Autorität des Bischofs von Rom anzuerkennen, geschweige ihm sich zu unterwerfen. Immerhin standen die Ostgoten nicht nur vor der Haustüre Roms, sondern hatte auch noch als Eroberer beide Beine darin stehen. Im Jahr 538 war der letzte Widerstand der Ostgoten gebrochen und der Papst (Vigilius) hatte freie Hand. Der Beginn des sog. Finsteren Mittelalters in der Menschheitsgeschichte.
Gemäß dem ungeteilten Absolutheitsanspruch des römischen Kaisers verstand der Papst seine Position ebenso als eine anbetungswürdige Figur und absoluten Primaten. Die römisch-katholische Kirche ist nichts anderes als die Fortsetzung des antiken Kaisertums, mit dem Papst als quasi Kaiser, lediglich die Religion des Christentums noch an Bord genommen.
Für diese Verschmelzung zwischen Christentum und dem römischen Mithras-Kult (Sonnengott-Anbetung) sorgte bereits Kaiser Konstantin mit seinen Titeln „Pontifex Maximus“ und „Sol Invictus“ durch die Festlegung des „Tag des Herrn“ auf den ersten Tag der Woche (Sonntag). Der „Herr“ war und ist jedoch ein ganz anderer als dieser in der Bibel beschrieben ist (Info).
Die Einheit innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die von ihren Glaubenssoldaten so gerne betont wird, wurde anhand von einfachen Mitteln bewerkstelligt. Den Menschen wurde das Evangelium vorenthalten, ja sogar der Besitz verboten. Offizielle Sprache der Kirche, auch während den Predigten, war Latein, also die Sprache des römischen Kaiserreiches. Die Menschen, wie auch die Mehrzahl der Priester, hatten wenig bis gar keine Ahnung, wie die Wahrheit des Evangeliums eigentlich aussieht.
Die römische Kirche lehrte ihre eigenen (heidnischen) Traditionen, brachte den Menschen bei, sie seien bei Ablehnung der „göttlichen Autorität“ der Kirche hoffnungslos verloren. „Zuwiderhandlungen“ blieben nicht ohne Sanktionen. Mit der Exkommunikation glaubte sich der „Entfernte“ nicht nur als verloren und als Kandidat einer ewigen Höllenqual, sondern wurde auch final nach Pein und Folter sehr schnell aus seinem Dasein entfernt.
Heuchlerische Barmherzigkeit
Offiziell verlautbart die Kirche Roms, Heiden durch Interventionen zum katholischen Glauben nicht zwingen zu wollen. Allerdings sei sie ständig um ihre Einheit besorgt und könne daher keinerlei Kräfte der Spaltung dulden. Recht und billig für die Rechtfertigung regelrechter Feldzüge vor allem gegen Andersgläubige, die dem römisch-katholischen Katechismus nicht Folge leisten. Das erinnerte daran, das Umfallen eines Milcheimers auf der Insel Sylt als eine Bedrohung der inneren Sicherheit für die USA zu deklarieren und deshalb eine militärische Intervention einzuleiten.
Thomas von Aquin – Kein Glaubenszwang

Der „oberheilige Kirchen-Philosoph“ und ausdrücklich Begeisterter von Aristoteles, Thomas von Aquin, beschrieb in seinem berühmten Werk „Summa theologicae“ in der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts deutlich, wie mit den „Abtrünnigen des katholischen Glaubens“ und den Spaltern der Einheit zu verfahren sei.
„Es gibt einige Ungläubige wie die Heiden und die Hebräer, die den christlichen Glauben nie angenommen haben. Diese sollten auf keinen Fall zum Glauben gezwungen werden … Die Gläubigen dürfen mit angemessener Gewalt daran gehindert werden, dass sie durch Gotteslästerung oder böse Anreize oder offene Verfolgung in den Glauben eingreifen. Aus diesem Grund führen Christen oft Krieg gegen Ungläubige, nicht um sie zum Glauben zu zwingen, sondern um sie daran zu hindern, den christlichen Glauben zu beeinträchtigen. Es gibt jedoch auch andere Ungläubige, etwa Ketzer und alle Abtrünnigen, die einst den Glauben angenommen und sich dazu bekannt haben. Diese sollen gezwungen werden, sogar durch physische Gewalt, das auszuführen, was sie versprochen haben, und das einzuhalten, was sie einst angenommen haben.„
Thomas von Aquin – Umgang mit Häretikern
Wie mit Häretikern umzugehen sei, erklärt Thomas von Aquin in seinem Werk im Kapitel „Secunda Pars Secundae Partis, Quaestio 11“. Eine dargestellte These vertrete, dass Häretiker geduldet werden müssten, da gemäß 2. Timotheus 2 der Diener Gottes sanftmütig sein soll, auch wenn der Gegenüber der Wahrheit widerstehen sollte. Werden Häretiker gar dem Tode überliefert, nähme man ihnen die Möglichkeit zu Buße.
Hierzu hatte Aquin jedoch eine ganz andere Einstellung:
„Ich antworte; rücksichtlich der Häretiker muß etwas berücksichtigt werden von seiten der Häretiker und etwas von seiten der Kirche. Auf seiten der Häretiker steht ihre Sünde, kraft deren sie verdient haben, nicht nur von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen zu werden, sondern auch aus der Welt zu scheiden durch den Tod. […] Auf seiten der Kirche aber besteht Erbarmen, damit die Häretiker sich bekehren. Und deshalb verurteilt sie nicht allsogleich, sondern „nach dem ersten und zweiten Verweise.“ Nachher aber, dauert die Hartnäckigkeit fort und kann die Kirche eine Bekehrung nicht mehr hoffen, sorgt sie für das Seelenheil der anderen, trennt „den häretischen Menschen“ von der Kirchengemeinschaft und überläßt ihn dem bürgerlichen Gerichte, daß er durch den Tod von der Welt geschieden werde.„
Einheit ohne Wahlmöglichkeit
Die ausdrückliche „Barmherzigkeit“ der römischen Kirche besteht somit darin, dem erklärten Häretiker eine zweimalige Chance zur Bekehrung, also die Rückkehr zum Katholizismus, zu gewähren, bevor man ihn auf jeden Fall zur Tötung in staatliche Hände übergibt.
Das Perfide ist, dass quasi ein jeder einzelne Bürger im Einzugsbereich Roms ein Katholik war, da dieser aufgrund seiner eigenen Taufe als Säugling gar keine andere Wahl hatte. Eine abweichende Ansicht war somit automatisch eine Häresie. „Einmal Katholik, immer Katholik“, schließlich sei man durch die Taufe vom Menschen zu einer Person der Kirche mit allen Rechten und Pflichten geworden. Das änderte sich erst mit der Reformation im 16ten Jahrhundert.
Die Anfang des 13ten Jahrhunderts gegründete Inquisition, die ab 1478 in Spanien mit besonders gründlicher Intensität vorangetrieben wurde, erfüllte ebenso sehr wirkungsvoll die Aufgabe, die „Einheit der Kirche“ zu bewahren. Eine bis heute existierende (namentlich jetzt „Dikasterium der Glaubenslehre“) beispiellose Brutalität, die der Bezeichnung „Finsteres Mittelalter“ die Auszeichnung verlieh.
Ein diabolisches System

Die Inquisition lebte vor allem durch Denunziation und Provision. Ein Zeitgenosse, dem sein Nachbar nicht gefiel, konnte diesen schon durch die Anzeige eines „Verdachts der Häresie“ bequem aus dem Weg schaffen. Die Inquisition setzte die Schuld mit dem Verdacht gleich. Der Beschuldigte musste somit beweisen, dass er unschuldig war.
Dies fiel anhand der „körperlichen Behandlungen“ für das Herauspressen von „Geständnissen“ allerdings nicht gerade leicht. Der Tipp-Geber durfte sich einer Provision erfreuen, die aus dem von der Kirche beschlagnahmten Vermögens des Beschuldigten stammte. Die Kosten für Folter, Kerker und Aufseher mussten die Angehörigen des Beschuldigten aufbringen. Es gab regelrechte Kostennoten, aufgelistet je nach angewandter Methoden.
Ein teuflisches System, angewandt von der römisch-katholischen Kirche, „im Namen Jesu“ und der Einheit. Ein jeglicher „Glaubensverteidiger“ dieser unsäglichen, bis heute agierenden und charakterlich niemals verändeten Institution, sollte sich deshalb wenigsten etwas auf die Historie zurückbesinnen.
Wer weiß es schon so genau, wie die Menschen, damals durch und durch Leibeigene, im 13ten und 14ten Jahrhundert charakterlich geprägt waren. Das mit dem Neuen Bund in den Sinn und ins Herz geschriebene Gesetz Gottes hat bei Fehlverhalten sicherlich schlechtes Gewissen ausgelöst, um schwere Vergehen als solche zu erkennen. Die Inquisition war eine gut geölte Maschinerie, aber eben auch abhängig vom Verhalten der Menschen. Ob das heute erstaunlich wenig bekannte Magdalena-Hochwasser (1342) und die nur wenige Jahre später eintreffende Pest (1347 bis 1353), mit Todesopfer von rund einem Drittel der Bevölkerung Europas, eine Antwort darauf war?
Der Sündenbock stand parat
Als Sündenböcke für den „Schwarzen Tod“ galten die Juden. Nicht nur, dass sie schnell bei der Hand waren, wenn es darum ging, irgendein Unglück jüdischen Gläubigen anzuheften, sondern weil die Juden vor allem auffällig weit weniger von der Pest betroffen waren als die große Mehrheit. Damit waren sie automatisch zum „Brunnenvergifter“ erklärt. Was die Pest nicht schaffte, erledigten dann die grausamen Verfolger.
Dabei ist der Grund für die von der Pest weniger betroffenen Juden heute schnell erklärt. Sie hielten sich an die Bestimmungen der Torah (Gesetzesbücher Mose) und den darin enthaltenen Reinheitsgeboten. Zwischen den auch heute in der Bibel zu findenden Bestimmungen und den damals allgemeinen Hygienemaßnahmen befanden sich Dimensionen.
Doch auch damals war die antreibende Kraft für das große Unheil die Kirche Roms. Schließlich erklärte sich diese nur christlich aussehende Einrichtung als der „Leib Christi“ und den Papst als den leibhaftigen Vertreter Jesu, sogar als seine irdische Verkörperung (Info). Die von vielen ihren Kirchenanhängern hevorgehobene sogenannte Einheit hat als Fundament lediglich eine vermoderte Holsplanke, treibend auf einem Blutbad bis heute unbekannter Tiefe.
Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich um Gewinnes willen völlig dem Betrug Bileams hingegeben und sind durch die Widersetzlichkeit Korahs ins Verderben geraten!
Judas 1,10
Bibelverse aus Schlachter 2000