In der römisch-katholischen Kirche scheint eine Auseinandersetzung zwischen liberalen und konservativen Kräften vorzuherrschen. Derzeit streiten sich die Geister über die Gestaltung der Ehe. Ein durchaus mögliches Kalkül für die tatsächlich angestrebte „Goldene Mitte“.
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Nicht alles über einen Kamm scheren
Selbst im Glaubenssystem der römisch-katholischen Kirche sind durchaus noch Stimmen zu hören, der man auch beipflichten kann. Sogar ein Kardinal kann anhand von einzelnen Aussagen belegen, dass nicht ein jeder einzelne Katholik automatisch das System römische Kirche repräsentiert, sondern in seinem persönlichen Glauben dem Evangelium sehr viel näher ist, als es die Doktrin dieser Institution eigentlich zulässt.
So befinden sich auch in der Kirche Roms durchaus Menschen, die den wahren Glauben an den Heiland Jesus Christus bewahren, das „Anhimmeln“ der „Muttergottes“ sehr skeptisch betrachten und mit der Armada aus „Heiligen“ nichts anfangen können.
Dennoch ist auch bei wohlklingenden Aussagen von Bischöfen und Kardinälen stets eine gesunde Skepsis angebracht. Man wird in dieser Kirche nicht zum Bischof oder Kardinal, wenn die eigenen Ansichten dem römisch-katholischen Katechismus entgegenstehen. Der Hintergrund und angestrebte Ziele müssen immer vor Augen gehalten werden. Das gilt umso mehr, wenn der Vertreter dieser Kirche einst Präfekt der Glaubenskongregation (Leiter der Inquisition) gewesen ist.
Jesus würde heute eingesperrt werden
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller führte ein Gespräch mit dem Moderator Jacob Rees-Mogg vom britischen Nachrichtensender GB-News (GBN), wie „The Christian Post“ berichtete.
In diesem Gespräch führte Müller an, dass es Jesus in der heutigen Welt sehr schwer hätte. In den westlichen Gesellschaften würde heute Jesus wegen der Befürwortung des biologischen Geschlechts und der traditionellen Ehe inhaftiert werden. „Jesus widerspricht auch ideologisch diesen Methoden, die eine Ehe von Männern und Frauen und die Familie der Eltern mit ihren eigenen Kindern relativieren oder sogar zerstören wollen“, so der Kardinal.
Jesus verteidigte Ehe zw. Mann & Frau
Müller zog als Beispiel den Bericht in Matthäus 19 heran. Die Pharisäer versuchten, Jesus Christus in eine Falle zu locken, indem sie ihn zu seiner Einstellung zu Ehe und Ehescheidung befragten. Jesus, so der Kardinal, schlug aber zurück, indem er bekräftigte, dass die Ehe zwischen Mann und Frau die Absicht Gottes ist.
Nicht nur, weil Jesus der „Messias war“, würde er heute verurteilt werden, sondern auch, „weil er die Wahrheit über die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ausgesprochen hat“, so Müller. In Kanada, den Vereinigten Staaten und in den europäischen Ländern würde Jesus heute ins Gefängnis gehen.
Bischof von Rom gibt die Musik vor
Das Gespräch wurde geführt, nachdem der Vatikan jüngst signalisiert hatte, die Segnung der gleichgeschlechtlichen Ehe zulassen zu wollen. Die Ansichten innerhalb der Kirche Roms sind darüber alles andere als harmonisch. Während Papst Franziskus mit seiner „Theologie“ eine Art „fremden Wind“ einbrachte, stemmen sich noch immer konservative Kräfte mit aller Macht gegen jegliche Veränderungen. Man könnte diese Parteien auch grob in Franziskus- und Benedikt-Lager einteilen.
Am längsten Hebel sitzt aber immer noch der gegenwärtige Papst. Und zu allem Übel der konservativen Kräfte ist Franziskus auch ein Angehöriger des Jesuiten-Ordens. Die öffentlichen Auftritte zwischen Papst Franziskus und dem General Oberen des Jesuiten-Ordens, Arturo Sosa, sind stets sehr herzlich. So wie es zur Zeit der Französischen Revolution der Dominikaner-Orden zu spüren bekam, so erging es jüngst auch dem Ritterorden von Malta.
Während in den Unruhen der Revolution die Dominikaner Verfolgung und auch Ausmerzung zu erleiden hatten und dadurch ihre Vorherrschaft über die Inquisition an den Jesuiten-Orden verloren, räumte Papst Franziskus in der jüngsten Gegenwart auch im Malta-Orden auf (Info).
Es wird „sortiert“
Schon kurz nach dem Beginn seines Pontifikates feuerte Franziskus im Jahr 2014 Kardinal Raymond Burke von seiner Position als Leiter des Obersten Gerichtshofs der „Apostolischen Signatur“. Dazu ernannt wurde Burke vom Papst Benedikt XVI. Burke verlor dazu seinen Posten in der Kongregation für den Gottesdienst und auch seine Schirmherrschaft über den Orden von Malta.
Da dies offensichtlich noch nicht genug war, entzog Franziskus vor wenigen Wochen dem Kardinal die Wohnung im Vatikan und das Gehalt (Info).
Man könnte auch von „Papst-Kritikern“ sprechen. Kardinal Müller zählt offenbar dazu. Seine Darstellung, Jesus würde heute mit seinen Ansichten, die zum Thema Ehe auch den päpstlichen Vorstellungen gegenüberstehen, ins Gefängnis kommen, ist zumindest ein deutlicher Hinweis auf seine kritische Haltung dazu.
Die „alternativlose“ Goldene Mitte
Diese Kirche wäre aber nicht die römisch-katholische Kirche, wenn selbst hinter dem in die Öffentlichkeit getragenen Zank keine Agenda stünde. In der Politik ist es ebenfalls Alltag. Zwei gegenüberstehende Lager streiten sich ausgiebig und vor allem öffentlichkeitswirksam und einigen sich final „schmerzerfüllt“ auf einen Kompromiss. Das Ergebnis gleicht exakt der bereits bei der Planung festgelegten Zielsetzung. Die Öffentlichkeit sieht aber darin die „alternativlose goldene Mitte“, die letztendlich einen „jeden zufriedenstellte“.
Mit der Zielsetzung des Papstes als die global höchste moralische Instanz, ist auch der innere Streit der Kirche ein geeigneter Weg für die finale Zufriedenstellung eines jeden in diesem Thema aktiv engagierten Zeitgenossen. Für ein solches Theaterstück gehört auch die ausgewählte Verteilung der einzelnen Rollen.
Sofern Kardinal Müller, wenn er von „Jesus“ spricht, auch den Jesus Christus der Bibel meinte, so würde Jesus Christus dem Kleriker auch heute zur Antwort geben:
Da blickte ihn Jesus an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir! Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, nimm das Kreuz auf dich und folge mir nach!
Markus 10,21
Bibelverse aus Schlachter 2000