Strafverfolgung von Sabbathaltern gab es längst schon

Sabbat-Prison

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Die Verfolgung von Christen durch Christen, weil nicht der verordnete Sonntag eingehalten wird, sondern das Gesetz Gottes zum Sabbat ist keine reine Zukunftsmusik. Es gab Ende des 19ten Jahrhunderts in den USA konkrete Beispiele, wie das Halten des Sabbats mit Gefängnis und Strafarbeit beantwortet wurde.

Bereich 1888 gibt gutes Beispiel

Das in den USA bekannte “Blue Law”, eine Gesetzgebung für die gesonderte Regelung des Sonntages”, erfuhr im Jahr 1888 einen vorübergehenden Höhepunkt. Es stand zur Debatte, dieses Sonntagsgesetz bundesweit, also über die gesamten USA zu installieren. Es scheiterte letztendlich. Diese Blue Law erfahren derzeit eine Renaissance, wieder in den USA.

Was in Deutschland längst gang und gäbe ist, da der Sonntagsschutz schon seit 1919 in der Weimarer Verfassung festgeschrieben ist und auch das Grundgesetz explizit auf die betreffenden Artikel der Verfassung verweist, ist in den USA, das “Land of free”, wieder zu einem heißen Thema geworden. Mit dem Regierungsprogramm “Project 2025” ist die gesonderte Hervorhebung des Sonntages direkt erwähnt, im “christlichen Sinn” sogar als der “Christliche Sabbat” deklariert (Info)

Es muss nicht religiöser Aspekt sein

Sonntagsgesetz
Mensch setzt sich über das Sabbatgebot hinweg

Der US Supreme Court beruft sich auf die US-Verfassung, und diese schließt explizit eine Kooperation zwischen Staat und Kirche aus. Allerdings gibt es doch eine mögliche Hintertür. Die Weisung des höchsten Gerichts in den USA bezieht sich auf die gesamten USA, während jedoch eine gesetzliche Regelung in den einzelnen der 50 Bundesstaaten durchaus möglich sei. Eine entsprechende Gesetzesregelung darf jedoch nicht von religiöser Natur sein. Also, kein Problem. So könnten Sonntagsgesetze auch umgesetzt werden mit dem Etikett “Allgemeinwohl” und “gesellschaftlicher Zusammenhalt”. Eine moralisch, ethische Angelegenheit, “Wille der Kirche? Ach, was!”.

Ein Missverständnis ist, da aktuell auch fälschlich häufig so dargestellt, dass die USA jemals ein christlicher Staat gewesen sind. Das verbietet schon allein die Verfassung, welche eine strikte Trennung zwischen Kirche und Staat vorschreibt. Das war eines der dringendsten Anliegen der Gründungsväter der USA. Die Staaten waren zwar von überwiegenden protestantischen Christen bevölkert zur Gründungszeit, aber der Staat selbst hatte mit Religion und Kirche nichts zu tun (Info).

Blue Laws hatten es in sich

In der Tat steckte hinter dem Aufkommen des Blue Laws im Bereich von 1888 viel mehr, als man vermuten möchte. Denn das allgemein hin Bekannte über diesen Vorfall betraf die Bundesgesetzgebung. Einzelne Bundesstaaten hatten die Sonntagsgesetzgebung längst installiert, auch über 1888 hinaus beibehalten, und auch exekutiert. Sprich, Strafen und Sanktionen gegenüber jene verhängt, die sich nicht an das Sonntags-Diktat hielten.

Das betraf insbesondere die protestantische Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. Dort steht vorwiegend der siebente Tag der Woche, der auf den Samstag fällt, im Mittelpunkt. Denn der 7te Tag ist ein biblisches Gesetz, welcher lediglich durch eigene Gesetzgebung der frühen römisch-katholischen Kirche auf den Sonntag, also den 1ten Tag der Woche verlegt wurde. Diese menschliche Tradition wird bis heute beibehalten, von der Kirche Roms sowie von fast allen evangelisch-lutherischen Kirchen, sowie die zahlreichen Freikirchen (Info).

Bundesstaatenebene unterschätzt

Einzelne US-Bundesstaaten hatten Ende des 19ten Jahrhunderts tatsächlich eine derartige Sonntagsgesetzgebung formuliert, die nicht nur den Sonntag als religiösen Tag der gesonderten Anbetung vorschrieben, sondern die Beachtung des Sabbats verboten. Eine Lobbygruppe mit der Bezeichnung “National Reform Association” startete bereits in 1864 eine Kampagne, welche zum Ziel hatte, die US-Verfassung dahingehend zu ändern, dass die USA fortan als eine “christliche Nation” sein solle. Nach dem ausgebliebenen Erfolg startete die Lobby-Organisation die Bearbeitung der einzelnen Bundesstaaten.

Die Blue Laws sind es, die sich auf die Bundesstaatenebene beziehen, nicht auf Washington in Bezug zu den gesamten USA. Die Lobbygruppe blieb auf dieser Ebene nicht ohne Erfolg. Das Resultat war sogar strafrechtliche Verfolgung von Siebenten-Tags-Adventisten, welche sich nicht an das hiesige Sonntagsgesetz hielten und somit als Verbrecher verurteilt wurden. Im Bundesstaat Tennessee (Henry County und Rhea County) wurde hierzu sogar eine zuvor mangels Rentabilität außer Betrieb genommene Sträflingskolonne wieder reaktiviert, um darin die inhaftierten Siebenten-Tags-Adventisten an Ketten gebunden arbeiten zu lassen (American Sentinel, 5. September 1895).

Konkrete Fälle Ende 19tes Jahrhundert

SDA on Chains

Celian Colcord (1ter von links, hinten)
George Colcord (2ter von links, hinten)

In Paris, Tennessee wurden am 18. Juli 1892 wurden einige “Kriminelle” durch die Straßen geführt, die den Schnee auf der Landstraße beseitigen sollten. Diese “Kriminellen” verstießen gegen das hiesige Sonntagsgesetz und saßen teilweise schon seit über 40 Tagen im Gefängnis. Sie wurden u.a. angeklagt und verurteilt wegen des Nachgehens “üblicher Beschäftigung” an einem Sonntag. Darunter auch Pflügen und Hacken. Drei von den Häftlingen waren Siebenten-Tags-Adventisten, zwei davon waren 55 und 62 Jahre alt (National Religious Liberty Association, 1892). Diese drei waren Beteiligte am folgenden Zusammenhang:

Arbeiten auf eigenem Hof

In Tennessee gab es ein zusätzliches Gesetz, das eine Strafe von nicht mehr als 100USD für die Begehung einer Belästigung vorsieht, und die Gerichte von Tennessee haben entschieden, dass “eine Abfolge solcher Handlungen eine Belästigung darstellt und strafbar ist”. Auf dieser Grundlage wurden von der “großen Jury” des Henry Countys fünf Glieder der Siebenten-Tags-Adventisten am 27. May 1892 für schuldig befunden, weil diese auf ihrer eigenen Farm nähe Springville an einem Sonntag Arbeiten verrichteten. Alle der sechs vorgeladenen Zeugen bekannten, dass sie von diesen Arbeiten nicht belästigt wurden.

Einer der Angeklagten hackte Holz, der andere lud das Holz vor dem Wagen ab. Einer pflückte Erdbeeren. Dies alles abseits der öffentlichen Landstraße, auf eigenem Grund und Boden.

Die Angeklagten gaben der Jury zur Kenntnis, dass sie Siebenten-Tags-Adventisten sind und anstatt den Sonntag, den Sabbat, ein Gesetz Gottes, einhalten. Dennoch war sich die Jury nach weniger als 15 Minuten Beratung darin einig, dass alle Angeklagten schuldig seien. Sie wurden zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach Verweigerung der Zahlung wurden sie in “Ersatzhaft” gezwungen, zwischen 45 und 53 Tage.

Schrittweise und untergründig

Turtle
Langsam aber sicher

Die schrittweise Einführung eines Sonntagsgesetzes in den USA ist auch heute der Fall, aber eher schleichend und subtil. Unkenrufe beteuern, dass nirgends etwas von einem bundesweiten Sonntagsgesetz in Sicht sei. Das mag auf dieser Ebene durchaus korrekt sein, sofern man die Pläne gemäß Project 2025 ignoriert. Aber auf der Ebene der Bundesstaaten gibt es heute bereits Gesetzgebungen, die diverse Tätigkeiten an einem jeweiligen Sonntag einschränken bzw. ganz verbieten.

Zwei Bereiche sind Jagen und Autoverkauf. Beides verboten ist bereits in den Bundesstaaten Maine, Pennsylvania. Allein Jagdverbot an einem Sonntag herrscht vor in Connecticut, North Carolina und West Virginia. Autos dürfen am Sonntag nicht verkauft werden in North Dakota, Oklahoma, Michigan, Minnesota, Illinois, Indiana, Iowa und Maryland.

Subtile Hintertür – Musterbeispiel Griechenland

Wie indirekt, aber dennoch gezielt eine solche Sonntagsgesetzgebung umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel Griechenland. Ein von der “Eurokrise” gebeuteltes EU-Land. Mit einem Schuldenstand von rund 130 % des Bruttoinlandsproduktes zu einem unter Zwang zu behandelnden Patienten erklärt, aber mit einem Schuldenstand von über 170 % als geheilt wieder entlassen worden. Es kam in Griechenland zu radikalen Einschnitten in der Gesundheitsversorgung sowie bei den Rentenzahlungen. Auch für die Arbeitnehmer wurden neue Regeln formuliert.

Sie sind dazu angehalten, ein Mindestwochenpensum an Arbeitszeit zu erfüllen. Gleichzeitig regelte der Gesetzgeber auch die maximale Anzahl der täglichen Arbeitsstunden. Um die Wochenmindestzeit erfüllen zu können, ohne die täglich maximalen Arbeitsstunden zu überschreiten, ist man eben dazu gezwungen an 6 Tagen zu arbeiten. Da der Sonntag im orthodoxen Griechenland (offiziell) als ein arbeitsfreier Tag gilt, dann muss eben von Montag bis einschließlich Samstag gearbeitet werden. Auf diese Weise ist es durchaus möglich, ohne das Thema explizit anzusprechen, denn Sonntag zu schützen und den Sabbat als einen Arbeitstag zu erzwingen.

Umschiffen nur bedingt möglich

Miniprotest
Es gibt die ‘rote Linie’

Dass auch eine strafrechtliche Verfolgung droht, wenn auf eigenem Grund und Boden, fern von der Öffentlichkeit, eine Arbeit an einem Sonntag verrichtet wird, und man aufgrund von Denunziation vorm Richter steht, hat schon einen besonderen Geschmack. Die Siebenten-Tags-Adventisten in Tennessee haben Gottes Gebot beim Wort genommen, und zwar so, wie es geschrieben steht,
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; 10 aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt.” (2. Moses 20,9-10).

Work 6 days, but the 7th day is the Sabbath. Specifically, work from Sunday through Friday (max. until shortly before sunset). One could circumvent the ban on working on Sundays by doing other work, but chopping wood, loading, and harvesting were part of everyday life on a farm at the end of the 19th century. Things get really dicey when Saturday, directly or indirectly, becomes a forced workday (example: Greece). Then it’s time to take a concrete stand against it, because:

Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!
Apostelgeschichte 5,29

Bibelverse aus Schlachter 2000

Strafverfolgung von Sabbathaltern gab es längst schon
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