Die Zunft der Steinmetze scheint eine Wiederbelebung einer gewichtigen Sparte anzustreben. Hierzu philosophiert eine illustre Runde aus „Experten“, Nachwuchs-Spezialisten und „Theologen“ über die wichtige Zukunft der Friedhöfe. Ein Ort für „Kraft und Neubeginn“.
Inhalt / Content
Die Experten unter sich
Ein Hauch von Totenkult, eingehüllt in einem wissenschaftlichen Gewand für die versuchte Wiederbelegung einer Wirtschaftsbranche? Junge Experten der „Generationen Y und Z“ haben sich ein neues Feld für die Ausübung geisteswissenschaftlich aussehender Selbstverwirklichung eröffnet und dies als einen Trend für die Zukunft erklärt. Man traf sich auf einem „Zukunfts-Congress“ und das visionäre Thema betraf Orte für das Sammeln von Kraft und als Ausgangspunkt für einen Neuanfang.
Weitsichtige Experten vor Ort
Zwölf als Experten bezeichnete junge Leute diskutierten jedoch nicht über Fitness-Studios, Yoga-Clubs oder Jogging an der frischen Luft, sondern über Friedhöfe. Als quasi Senior-Kompetenz für die Runde „junger Experten“ war auch der sog. Zukunftsforscher Matthias Horx (Jahrgang 1955) anwesend. Er war auch Initiator dieses Themas. Passend zum Umfeld des Austragungsortes, auf der Stone+tec Nürnberg, eine internationale Fachmesse für Naturstein und Steintechnologie (Quelle).
Horx, dessen akademischer Werdegang aus einem abgebrochenen Soziologiestudium besteht, glänzte bereits im Jahr 2001 anhand einer „Studie“ zum Thema „Die Zukunft des Internets“. Auf absehbare Zeit werde sich das Internet, so Horx, nicht zu einem Massenmedium wie Radio und Fernsehen entwickeln. Eine Nutzung des Internets auf breiter Ebene betrachtete der Zukunfts-Experte als zweifelhaft.
In 2010 prognostizierte er das Ende von Facebook, denn in fünf oder sechs Jahren werde kein Mensch mehr darüber reden. Seine Expertise gab er auch beim Ausblick auf den Onlinehandel zum Besten. Würde auch nur die Hälfte aller Waren online bestellt werden, führte dies zu einer Verstopfung der Städte, so seine Vision (Quelle).
Friedhof ein Ort der Zukunft
Für Horx sei der Friedhof ein Ort der Zukunft. Ein Ort, an dem der Abschied mit dem Neuen aufeinander treffen. Ein Innehalten mit dem Neuanfang. Aus diesem Grund seien Friedhöfe „Kraftorte“, auch „für die Gesellschaft, für die Städte und Gemeinden“. Der Zukunfts-Experte schlägt vor, die Friedhöfe künftig derart zu gestalten, dass sie stärker auf Psychologie und Trauer eingehen.
Der Friedhof – Des Steinmetz Absatzort
Man braucht kein „Schelm“ zu sein, um das Motiv für das Engagieren eines derartigen Zukunfts-Experten mit einem solchen „tiefgehenden Sinn“ für die Philosophie zu erraten. Der Absatzmarkt Friedhof bricht seit geraumer Zeit für die Branche der Steinmetze regelrecht weg. Alternative Bestattungsformen, wie „anonyme Urnengräber“, und Gedenktafeln aus anderem Material, lassen die Auftragszahlen für klassische Grabsteine schrumpfen. Der Versuch, Friedhöfe als einen Ort der Zukunft zu erklären, ist daher nachvollziehbar.
Sicht Nachwuchs-Experten
Für den Nachwuchs-Anteil der illustren Runde nehmen Friedhöfe eine besondere Stellung ein. Es handelte sich um potenziell heilsame Räume der Begegnungen und des gesellschaftlichen Miteinanders. Die teilnehmende Steinmetz-Europameisterin 2012, Melanie Seidl, bezeichnet das Grab als einen Ort, der über den Schmerz des Verlustes hinweghelfe, indem Angehörige dem Verstorbenen ganz nah sein können. Der Familie, den Bekannten und Kollegen werde die Möglichkeit gegeben, ihre Erinnerungen an den Verstorbenen auszudrücken. Es zähle das Vorbild und Erwachsene können ihren Kindern den Umgang mit dem Tod vorleben. Für die Kindheit seien Trauererfahrungen prägend, so Seidl.
Etwas differenzierter sieht es die Bestattermeisterin Emily Maichle aus Geislingen. Der Friedhof könne ein Spannungsfeld sein. Einerseits der private Beisetzungsort, andererseits der öffentliche Raum. Der Friedhof solle künftig ein selbstverständlicher Teil des Alltags sein, ohne dabei zu vergessen, dass dieser Ort primär für Trauer und Abschiednehmen gedacht sei. Hierzu müsse die Digitalisierung der Welt in das Blickfeld genommen werden. „Auf Friedhöfen sollten wir in Zukunft eine sensible, für trauernde Menschen dienliche Verknüpfung schaffen zwischen der analogen Welt von gestern und der digitalen Welt von morgen“, so Maichle. Wie jedoch diese sensible Verknüpfung in einer „digitalen Welt von morgen“ gegenüber einer „analogen Welt von gestern“ aussehen soll, worin dies zum Ausdruck kommen könnte, bleibt der eigenen Fantasie eines jeden Zuhörers überlassen.
Die theologische Sicht
Da es sich für die Zunft der Steinmetze beim Thema Friedhöfe nicht nur um einen potenziell „todsicheren“ Absatzmarkt handelt, sondern auch unmittelbar Tote eine Rolle spielen, fühlte sich offenbar Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), dazu aufgefordert, diesem Treffen beizusitzen und hierzu ihre theologische Expertise einzubringen.
Sie erklärte der jungen Experten-Runde, dass es sich mit Friedhöfen nicht nur um einen Ruheplatz für die Toten handelte, sondern auch für Lebende wichtig sei. Es seien Orte des Abschiednehmens. Auf Friedhöfen können Erinnerungen geteilt, Geschichten erzählt und auch das eigene Leben gefeiert werden.
Völlig überbewerteter Ort
Es ist schon spannend, welche zentrale Rolle einer Stätte für Verstorbene zugesprochen wird. Als wenn der Friedhof ein exklusiver Ort der Erinnerungen sei, was im heimischen Wohnzimmer beim gemeinsamen Austausch und der Betrachtung einer Fotosammlung offenbar nicht gelänge. Ein schlichtes Zuviel an aufgeblasener, nur intellektuell klingender Philosophien im Dienste der ordinären Lobby-Arbeit für eine bestimmte Wirtschaftsbranche.
Hinterbliebene erinnern sich generell an einen lebendigen Bekannten oder Verwandten. Alleine oder zusammen mit der Familie ruft man sich gemeinsame Erlebnisse ins Gedächtnis zurück. Auf dem Friedhof ruhen die sterblichen Überreste des Menschen. Er oder sie „ist“ nicht mehr. „Aus Staub bist du gemacht und zu Staub sollst du wieder werden“, so der auch in säkularen Kreisen sehr bekannte Ausspruch Gottes gegenüber Adam.
Das gilt nicht nur für die biblische Aussage über eine nicht existierende unsterbliche Seele, sondern sogar für Menschen, die irrigerweise an eine vom Körper sich abtrennende, unsterbliche Seele glauben (Info). In beiden Fällen befindet sich im Grab der buchstäblich unlebendige Überrest. Diese rein emotional „wohltuende“ Nähe ist daher völlig irrational. Der Nährboden für die unsäglichen Praktiken der Reliquien-Verehrung und Anbetung von sterblichen Überresten von „Heiligen“ im Kreise der katholischen Kirche. Vielmehr trifft zu, dass das Aufsuchen des Friedhofs für die dadurch verspürte Nähe des Verstorbenen, bereits das Gebiet des praktizierten Totenkultes berührt.
Die Bibel gibt Auskunft
An diesem Punkt ist es interessant zu wissen, was das Evangelium über den Umgang mit Verstorbenen und das Suchen derer Nähe beschreibt.
In Lukas 24,5 fragten die zwei Männer (Engel) die Frauen am Grab Jesu, wen sie denn suchten. Aber Jesus Christus war bereits auferstanden:
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?„
Jesus Christus selbst sagte in Lukas 20,38:
„Er ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle.„
Gott ist ein Gott der Lebendigen und nicht der Toten. Dies kommt bereits im Alten Testament gut zum Ausdruck, da die Berührung eines Verstorbenen zur Verunreinigung führte. 4. Mose 19,13:
„Jeder, der einen Toten anrührt, die Leiche irgend eines Menschen, der gestorben ist, und sich nicht entsündigen will, der hat die Wohnung des Herrn verunreinigt: ein solcher soll aus Israel ausgerottet werden, weil das Reinigungswasser nicht über ihn gesprengt worden ist, und er bleibt unrein; seine Unreinheit ist noch an ihm.„
Ein jeglicher Kult, auch ein rein geistlicher Aspekt, in Bezug zu Toten ist tabu, 5. Mose 14,1:
„Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes. Darum sollt ihr euch keine Einschnitte machen, noch euch über euren Augen kahlscheren wegen eines Toten;„
Nirgends im Evangelium steht geschrieben, dass man nicht um einen Verstorbenen trauern dürfe. Sogar Jesus Christus weinte mitfühlend wegen der großen Trauer der Schwester des verstorbenen Lazarus. Aber vergeblich sucht man in der Bibel nach einem Hinweis, dass Tote an ihren Gräbern aufsuchen oder allgemein ihre Nähe erstrebenswert seien. Der Tod an sich ist in der Schöpfung Gottes ein „Fremdkörper“, eine Negierung der Schöpfung. Wie groß, umfangreich und belebt das von Gott geschaffene Universum auch immer sein mag, der Tod existiert nur an einem Ort, die Erde. Gekommen ist der Tod mit der Sünde und auch solange existent, wie die Sünde nicht ausgetilgt ist. Gott ist ein Gott der Lebendigen, Er selbst ist ebenso das Leben wie auch die Liebe. Daher ist der Tod das genaue Gegenteil dessen, was Gottes Charakter beschreibt.
Erinnerungen an geliebte und bereits verstorbene Menschen sind an einem jeden Ort möglich. Es gilt aber nicht die Nähe sterblicher Überreste aufzusuchen, sondern die Nähe zu Gott. Und hierfür gibt es nur einen einzigen Pfad:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!
Jesus Christus, Johannes 14,6
Bibelverse aus Schlachter 2000