Das im Alten Testament in Aussicht gestellte Prosperieren des alten Volkes Israels wird durchwegs dazu benutzt, um eine rosige Zukunftsvision darzustellen. Eine vermeintliche Vorhersage für die kommenden Ereignisse. Es wird nur ein „kleines Detail“ übersehen und auch verschwiegen.
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Ein abgefallenes Volk
„Es steht doch im Alten Testament, dass das Volk Gottes wieder zur bisherigen Herrlichkeit zurückkehren wird“, so eine Behauptung. Derartige Aussagen gibt es tatsächlich, aber das Detail liegt in einer gestellten Bedingung und hat mit der Zukunft aus unserer heutigen Sicht überhaupt nichts zu tun.
Schon das erste Kapitel des Buches des Propheten Jesaja beschreibt die miserablen Zustände innerhalb des Volkes. Jesaja war der erste der sog. großen Propheten und lebte in Juda. Das Nordisrael war bereits von Assyrien zerstört worden. Der Prophet Jesaja war bitter nötig, um das abgefallene Volk in Juda wieder auf den rechten Weg zu führen. Der Name Jesaja lautet im Hebräischen „Jeschajahu“ und bedeutet „Der Herr rettet“. Allein dieser Name verrät, wie es um das alte Volk Gottes bestellt war.
Jesaja 1,4-6:
„Wehe der sündigen Nation, dem schuldbeladenen Volk! Same der Übeltäter, verderbte Kinder! Sie haben den Herrn verlassen, haben den Heiligen Israels gelästert, haben sich abgewandt. Wohin soll man euch noch schlagen, da ihr doch den Abfall nur noch weiter treibt? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist kraftlos. Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Unversehrtes an ihm, sondern klaffende Wunden und Striemen und frische Verletzungen, die nicht ausgedrückt, noch verbunden, noch mit Öl gelindert sind.„
Lob sähe anders aus!
Möglicher Ausweg aus der Misere

Noch waren Hopfen und Malz nicht verloren. Es hätte noch einen Ausweg gegeben, Jesaja 1,16-20:
„Wascht, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg; hört auf, Böses zu tun! Lernt Gutes tun, trachtet nach dem Recht, helft dem Bedrückten, schafft der Waise Recht, führt den Rechtsstreit für die Witwe!
Kommt doch, wir wollen miteinander rechten! spricht der Herr. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Karmesin, sollen sie [weiß] wie Wolle werden. Seid ihr willig und gehorsam, so sollt ihr das Gute des Landes essen; wenn ihr euch aber weigert und widerspenstig seid, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden! Ja, der Mund des Herrn hat es gesprochen.„
Vor allem in den Versen zuvor (Bibel unbedingt selbst studieren!) ist der große Abfall des Volkes verdeutlicht. Es folgen jedoch Beschreibungen vom möglichen Ausweg und vor allem die in Aussicht stehende Vergebung, wenn das Volk endlich wieder zu den Pfaden Gottes zurückkehren würde.
Weitere dringende Aufrufe zur Umkehr
Jesaja 51,4-5:
„So achte nun auf mich, mein Volk, und ihr, meine Leute, leiht mir eure Ohren; denn ein Gesetz wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich zum Licht der Völker aufrichten. Meine Gerechtigkeit ist nahe, meine Rettung zieht aus, und meine Arme werden die Völker richten. Auf mich werden die Inseln hoffen, und auf meinen Arm werden sie warten.“
aber der unmittelbar nächste Vers 6 wird gerne ausgelassen:
„Erhebt eure Augen zum Himmel und schaut auf die Erde drunten; denn die Himmel werden vergehen wie ein Rauch, und die Erde wird wie ein Kleid zerfallen, und ihre Einwohner werden auf dieselbe Weise umkommen; aber mein Heil wird ewig bleiben und meine Gerechtigkeit nicht zugrundegehen.„
Hartnäckige Halsstarrigkeit
Das von Gott durch Seine Propheten aufgerufene Volk war aber bockig und halsstarrig. Die Antwort des Volkes auf die durch die Propheten verkündeten Aufrufe Gottes erhielt Jeremia.
Jeremia 6,16-17:
„So spricht der Herr: Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der gute Weg ist, und wandelt darauf, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Sie aber sprechen: »Wir wollen nicht darauf wandeln!«
Und ich habe Wächter über euch bestellt: Achtet doch auf den Schall des Schopharhorns! Sie aber sprechen: »Wir wollen nicht darauf achten!«“
Die Konsequenzen

Gott antwortete auf die hartnäckige Weigerung des Volkes mit der Eroberung Judah durch den babylonischen König Nebukadnezar. Die Menschen aus Jerusalem wurden nach Babel ins Exil geführt. Im Teenager-Alter dabei war der spätere Prophet Daniel. Jeremia kündigte es bereits an, Jeremia 25,11-12:
„und dieses ganze Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste werden, und diese Völker sollen dem König von Babel dienen, 70 Jahre lang. Und es wird geschehen, wenn die 70 Jahre vollendet sind, dann will ich an dem König von Babel und an jenem Volk ihre Schuld heimsuchen, spricht der Herr, auch am Land der Chaldäer, und ich will es zur ewigen Wüste machen.„
Nach Jahrzehnten im Exil und im hohen Alter flehte Daniel Gott um Vergebung für sein abgefallenes Volk (Daniel 9). Nach 70 Jahren, wie angekündigt, wurde Babylon von Medo-Persien erobert. Der persische König Kyros entließ die ersten Judäer gen Jerusalem. Daniel war nicht dabei. Er war bereits weit über 80 Jahre alt und zu alt für derlei Strapazen. Aber der Prophet erhielt eine weitere Ankündigung. Die letzte „Gnadenfrist“ für sein Volk, die 70-Jahr-Woche, samt der Ankündigung des Erscheinens des Messias auf das Jahr genau (Info).
Letzte Frist nicht genutzt
Doch auch diese letzte Frist hat das Volk Gottes nicht genutzt. Es kam, wie es die Historie beschreibt. Schon 3,5 Jahre nach Kreuzigung und Auferstehung Jesu wurde der Apostel Stephanus gesteinigt. Saulus, ein Pharisäer und Verfolger der ersten Christus-Nachfolger, wurde von Jesus geläutert und hieß ab dann Paulus. Das Evangelium, die Botschaft vom Weg der Erlösung wurde den Judäern weggenommen und von nun auch an die Heiden verkündigt.
Jesus Christus kündigte es selbst an, dass Jerusalem samt Tempel zerstört wird (Matthäus 24). Dies geschah im Jahr 70 n.Chr. Es folgte in den 130-er Jahren der große Aufstand gegen die Römer (Bar Kochba Aufstand). Die Folge war die Eliminierung Judas und die Versklavung bzw. Zerstreuung des Volkes.
Immanuel – Jesus
Wenn man nur berücksichtigt, dass das angekündigte Wohlergehen des Volkes nur in Verbindung mit dem geforderten Gehorsam Gott gegenüber in Verbindung stand, dann erscheint der vermeintliche Widerspruch zwischen dem angekündigten Immanuel und dem erschienenen Jesus nur als allzu logisch.
Einer der Lieblingsaufhänger derjenigen, die die Bibel als eine Fabel bezeichnen und daher vermeintliche Widersprüche und Inkonsistenzen aufzeigen, ist der unterschiedliche Name des angekündigten Messias. Im Alten Testament wurde der Messias angekündigt und er sollte Immanuel heißen, so wie in Jesaja 7,14 beschrieben:
„Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben.“
Doch wie hieß der kommende tatsächlich? Jesus.
Nun, auch an dieser Stelle wäre es nur „schlau“, wenn man den Kontext berücksichtigte. Zu welchem Anlass und zu welchem Zusammenhang wurde der „Immanuel“ angekündigt. Sehr hilfreich ist es auch zu wissen, was der Name „Immanuel“ bedeutet und auch der Name Jesus. Immanuel ist die hebräische Bezeichnung für „Gott mit uns“ (Matthäus 1,23). Der Name Jesus ist eine Ableitung aus dem Griechischen „Iesous“ und dies wiederum aus dem Hebräischen „Jehoshua“. Eine Zusammensetzung aus dem Namen Gottes „JHWH“ und dem Verb „jascha“ (helfen, retten). Somit „Gott rettet“.
Der Immanuel, also „Gott mit uns“ war zusammen mit den in Aussicht stehenden Wohlergehen angekündigt, nachdem das Volk wieder auf Gottes Pfaden zurückgekehrt war. In einem solchen Fall wäre es für Gott eine Wonne gewesen, mit Seinem Volk zusammen zu sein. Es kam aber nicht dazu. Der Abfall des Volkes war derart tief, dass der endgültige Untergang nur durch eine Rettungsaktion abzuwenden war. Daher erschien der Messias nicht als der mit Freude beiwohnende Gott, sondern als der bitter notwendige Retter.
Aus „Damals“ wird plötzlich „Zukunftsvision“

Wenn Gott im Alten Testament durch Seine Propheten ein prosperierendes Israel in der damaligen Zukunft beschrieb, dann nur in Verbindung damit, dass das Volk ENDLICH wieder auf dem gerechten Pfad wandelt. Es kam aber nicht dazu. Dieses in Aussicht gestellte Wohlergehen wird allerdings heute dazu missbraucht, um ein prosperierendes Volk in der (nahen) Zukunft zu erklären. Der Messias werde ein irdisches Königreich errichten, worin das Volk Israel (endlich) gemäß der Tora (Gesetzesbücher Mose) zurückkehren und über die Heidenvölker herrschen werde.
Nope. Der Zug ist längst abgefahren, schon vor knapp 2.000 Jahren. Dieser Futurismus mit der vorherigen Abspaltung der Christengemeinde durch eine (geheime) Entrückung vor der sog. 7-jährigen Trübsalzeit (Dispensationalismus) wird nicht eintreffen. Das ist ein Ammenmärchen aus den Federn von Jesuiten (Info).
Diese Geschichte über das irdische, 1000-jährige Friedensreich ist passend konstruiert, um eine Schnittmenge mit den Vorstellungen der jüdischen Gemeinden zu schaffen. Es soll ja schließlich eine Einheit gebildet werden. Diese Ökumene basiert aber naturgemäß auf eine ganze Palette von Lügen und ist nichts anderes als die vereinigte Rebellion gegen Gott (Info).
Die tatsächlich von der Bibel beschriebene Zukunft der Erde sieht gänzlich anders aus als es weitgehend erzählt wird (Info). Jeremia hat diese Zukunft zu sehen bekommen:
Ich schaute zur Erde – doch siehe, sie war wüst und leer! und zum Himmel – aber sein Licht war verschwunden! Ich schaute die Berge an – doch siehe, sie erbebten und alle Hügel schwankten! Ich schaute – und siehe, da war kein Mensch mehr, und alle Vögel des Himmels waren verschwunden! Ich schaute – und siehe, das fruchtbare Land war zur Wüste geworden, und alle seine Städte waren zerstört vor dem Herrn, vor der Glut seines Zorns.
Jeremia 4,23-26
Bibelverse aus Schlachter 2000