Ausgeübter Glauben ist die eine Sache, ausgeübter Sport die andere. Doch die Evangelischen Kirchen sehen darin eine fiktive Verbindung. Die EV-Kirche Bayern hat ab 01. September 2023 eine neue Sportbeauftragte mit großen Ambitionen für „ganzheitliche, spirituelle Erfahrungen“.
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Nicht am Sport, sondern Sport in der Kirche
Der chronische Schwund der Mitglieder der evangelischen Kirche beflügelt sichtlich die Fantasien über Mittel und Wege, die Menschen aus irgendeinen Grund noch bei Laune und somit im lukrativen Kirchensteuermodus zu halten. So dürfen es auch gerne die kreativen Visionen von Unternehmensberater und Ökonomen sein (mehr Infos), um einen Grundstock von (an irgendwas) gläubigen Schäfchen zu halten.
Eine Verbindung zwischen Kirche und Sport sehen die Verantwortlichen der evangelischen Kirchen in Deutschland schon seit Jahrzehnten. Aus dem Gesichtspunkt, auch dort präsent zu sein, wo sich die vielen Verirrten in Massen versammeln, keine schlechte Idee. So ist auch die evangelische Kirche in Bayern mit der Veranstaltung der Olympischen Spiele im Jahr 1972 in München auf das Pferd der Sportveranstaltungen aufgesprungen. Allerdings blieb es nicht bei einer Gegenwart auch bei kleineren bis großen Sportveranstaltungen, sondern man holte den Sport kurzerhand in die Kirche.
Sportpfarrerin – Bewegung in der Schöpfung Gottes
Am 01. September 2023 wird die Evangelisch-Lutherische Kirche Bayern (ELKB) eine neue „Sportbeauftragte“ haben, wie die Kirche mitteilte. Unter dem geistlichen Motto „Sport und Kirche vermitteln Werte“, will die neue Sportbeauftragte der ELKB, Stefanie Mages, als eine Sportpfarrerin den Menschen vermitteln, wie Körper und Geist gestärkt werden können.
Für Mages bedeutet ihre Rolle eine Mission. „Die Bewegung in der Schöpfung Gottes ist nichts anderes als ein spirituelles Erlebnis“, so die Sportbeauftragte. Die Stärkung des Körpers und des Geistes sei daher das von der Kirche verbundene große Ziel. Mages erfuhr eine Ausbildung als „Lehrerin für Bibel-Yoga“. Damit könne die „Heilige Schrift ganzheitlich erfahren werden“.
Mages selbst gibt sich als eine sportbegeisterte und auch sehr aktive Pfarrerin. Das Fitnessstudio bezeichnet sie als ihr „Happy Place“, indem man Kraft tanken und sich „auspowern“ könne. Als Sportbeauftragte sei es selbstverständlich, sich auch für Sport zu interessieren. Sie wäre, wenn es als Mädchen in ihrem Heimatdorf in Oberfranken möglich gewesen wäre, selbst gerne Fußballspielerin geworden. Doch es blieb bei der Mitgliedschaft beim FC Bayern München.
Eines der von der Sportbeauftragten anvisierten Ziele sei die weitere Vernetzung des Sportes innerhalb der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD). Im kleineren Rahmen sollen bereits Konfirmationsschüler zu sportlichen Aktivitäten motiviert werden, wie z.B. der Gang zum „Stand-up-Paddle“. Der Glaube werde schließlich nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Natur oder beim Sport erlebt.
Man zeigt sich generell theologisch sportlich
Wie sehr sich die evangelische Kirche in Bayern mit Sport verbunden fühlt, zeigt auch eines der von ihr vorgeschlagenen „sportlichen Gebete“ und sogar Seligsprechungen. Hierzu ein paar Auszüge (Quelle):
„Selig ist, wer im Sieg demütig bleibt. Sein Team wird ihn ehren.
Selig ist, wer in der Niederlage Größe zeigt. Respekt wird ihm gezollt.
Selig ist, wer aus eigener Kraft um den Sieg kämpft. Fairplay erntet Anerkennung.
Selig ist, wer alles gibt. Das ist ein Sieg großer Willensstärke.
Selig ist, wer im Wettkampf seine Bestleistung abruft. Das Training hat sich gelohnt.
Selig ist, wer mit Körper und Seele Gott lobt, der das Leben gegeben hat.“
Was ist über Seligsprechung in der Bibel zu finden?
Matthäus 5,3-11:
„Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!
Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben!
Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden!
Glückselig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!
Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!
Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!
Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen! Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.“
Ganzheitlicher Unsinn
Wer in der Bibel etwas „Sportliches“ finden möchte, wird vergeblich suchen. Weder im Alten Testament noch im Neuen Testament ist auch nur ein Hauch davon enthalten, was den Menschen dazu aufruft, sich körperlich zu ertüchtigen oder eine sportliche Aktivität auszuüben. Selbst über den Besuch von Sportveranstaltungen ist nichts zu finden. Auch ist nirgends etwas von „körperlicher Glaubenserfahrung“ oder „ganzheitliche Spiritualität“ zu entdecken. Der Mensch ist in der Bibel dazu aufgerufen, seinen Körper nicht zu verderben, aber nicht irgendwelche Verrenkungen für das Schaffen geistlicher Kontaktflächen auszuführen.
Selbst wenn die evangelische Kirche in Bayern und ihre neue Sportpfarrerin nicht davon sprechen, sich für den „intensiv erlebten Glauben“ die Beine hinter dem Nachen verknoten zu müssen, basiert diese „ganzheitliche Spiritualität“, sei es „spirituelle Wanderungen oder Mountainbiken“, auf dem „ganzheitlichen Unsinn“ des New Age. Alleine der Begriff „Bibel-Yoga“, was auch immer das sein soll, weist deutlich auf derlei fernöstlich angehauchte Fantastereien hin. Wer sich in Verbindung mit dem Glauben wirklich auch körperlich ertüchtigen will, sollte beim Lesen einfach nur eine größere Ausgabe der Bibel in den Händen behalten, anstatt sie auf den Tisch zu legen.
Bibelverse aus Schlachter 2000