Sonntagsgottesdienst abschaffen? – EV-Kirchen debattieren ins Leere

Taylor Swift

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Soll der Sonntagsgottesdienst abgeschafft, oder mit mehr Vielfalt beibehalten werden? Diese Frage stellt sich derzeit die evangelische Kirche in Deutschland. In den Debatten rund um das traditionelle Ritual wird jedoch die entscheidende Kernfrage überhaupt nicht gestellt.

Innerkirchliche Debatte

Derzeit ist innerhalb der evangelischen Kirchen in Deutschland eine Diskussion entbrannt, ob der Sonntagsgottesdienst überhaupt noch relevant bzw. zeitgemäß sei. Es gäbe schließlich auch alternative Möglichkeiten. Die römisch-katholische Kirche ist längst hellhörig geworden und ermahnte mit erhobenen Zeigefinger, am traditionellen Gottesdienst an einem jeden Sonntag festzuhalten. Es liegt auf der Hand, dass für das Zelebrieren der traditionellen Rituale der Sonntag für die Kirche Roms alternativlos ist. Dennoch bleibt derzeit die Frage in der evangelischen Kirche offen, ob das Ritual des Sonntagsgottesdienstes abgeschafft werden solle.

Pro und Contra

Die evangelische Kirche in Bayern leistet sich ein „Gottesdienst-Institut“ mit Sitz in Nürnberg. Im Selbstverständnis bietet dieses Institut Unterstützung für Gemeinden, Gottesdienstteams, Ehren- und Hauptamtliche bei der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten und Andachten.

Leere Kirche
Verwaiste Gottesdienste plagen EV-Kirchen

Der Leiter des Instituts, Pfarrer Stefan Gehrig, nimmt im derzeitigen Hin und Her innerhalb der Kirche nun Position ein und bezeichnet das Streichen des Sonntagsgottesdiensts als keine Alternative. Damit werde der Kirche auch ein „entscheidendes Stück Seele“ genommen, so Gehrig in seinem Gastbeitrag im evangelischen Magazin „Sonntagsblatt“ (Quelle).

Die Hildesheimer Pfarrerin Hanna Jacobs fordert dagegen die Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes. Nach ihrer Meinung lohne es sich nicht mehr, für einen Gottesdienst am Sonntag noch Zeit und Kraft zu investieren. Angesichts der leeren Kirchen am Sonntagmorgen sei der Gottesdienst häufig kein Aushängeschild mehr, sondern nur noch eine Spartenveranstaltung und ein Auslaufmodell. Davon dürften zahlreiche Gemeinden betroffen sein.

Nicht stattfinden – Sondern feiern

Pfarrer Gehrig sieht bei der Forderung der Abschaffung von Sonntagsgottesdiensten jedoch bereits am Ansatz einen entscheidenden Fehler. „Gottesdienste finden nicht statt, sie werden gefeiert“. In der gegenwärtigen Debatte spreche Hannah Jacobs von einem „Stattfinden“ des Gottesdienstes, anstatt von einer „Feier“. Es werde daran „teilgenommen“ und man könne Gottesdienste „bewerben“, an ihnen „festhalten“ und sogar „zufrieden sein“. Es werde deutlich, so Gehrig, dass der Gottesdienst offenbar nicht als eine Feier wahrgenommen werde. Das gelte für die Sprache ebenso wie für die Emotionen.

Daher gebe es nicht „die eine richtige Form“ des Gottesdienstes. Denn Menschen feierten sehr unterschiedlich. Während die einen ihre Feiern festlich ausschmücken in einem gediegenen Ambiente, lieben dagegen andere Tanz und Musik bis Mitternacht in einer Bar. Die einen bevorzugen die große Menschenmenge, die anderen feiern lieber in einem etwas engeren Kreis. Doch das, was sie gemeinsam haben, ist das Genießen der Feier.

Aus diesem Grund empfinden die Menschen das Feiern des Gottesdienstes entsprechend unterschiedlich. Aus unterschiedlichen Gründen werde der Gottesdienst nicht als Feier erlebt, so Gehrig. Die Zahl der „Mitfeiernden“ schwindet und immer wieder werde die Frage gestellt, ob so eine Gottesdienst-Feier überhaupt noch lohne.

Gottesdienst
Mehr Vielfalt in einer ‚Feier‘

Dennoch sei es wichtig, dass eine solche Diskussion angestoßen werde, so der Institut-Leiter. Hinterfragt werden müsse, ob die Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes eine richtige Reaktion sei. Jedoch werde es nicht gelingen, dem derzeitigen „klassischen Gottesdienst“ schlicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dadurch werde dieses Ritual für die Gemeindeglieder nicht attraktiver. Eine Streichung sei jedoch ohne Alternative.

Die Bibel spreche in einer Regelmäßigkeit von „Gottesdienst feiern“. Das sei für Gottesdienste, Freudenfeste und auch Gedenktage der Fall. Dabei handelte es sich nicht zwangsläufig um eine ausgelassene Fröhlichkeit, sondern um eine Zeit.

Mehr Vielfalt wagen

Bei der Ausgestaltung der Gottesdienste müssten die Gemeinden Experimentierfreudigkeit zeigen und auch dazu bereit sein, bei wenig Anklang davon abzulassen. Die Betonung müsse auf „mehr“ und auf „feiern“ liegen. Eine größere Vielfalt, so wie Menschen unterschiedlich feiern, sei es festlich oder ausgelassen, in großer oder kleiner Runde. Gehrig schlägt mehr Vielfalt an gottesdienstlichen Feiern vor. Orgel, Band, Gemeindewiese, Kirch, klassische Liturgie und freie Moderation miteinander kombinieren. Hierzu könnten sich die verschiedenen Gemeinden und ihre jeweiligen Erfahrungen miteinander austauschen.

Wichtig sei die Betonung auf die Feier. Dies sei außerdem ein Ausdruck der „inneren Haltung“. Es gehe um die „Zeit in Gemeinschaft und Zeit mit Gott“, so Gehrig. Am Ende „ist es vielleicht eine Vielfalt an verschiedenen Gottesdienstformen, dass Gott nicht weiß, wo er als ersten hingehen soll – und wir auch nicht.“

Die Kernfrage wird nicht gestellt

Der ermahnende Fingerzeig der römisch-katholischen Kirche war angesichts dieser Debatten nur ein rhetorischer Akt. Die „Mutter aller Kirchen“ muss sich nicht wirklich darüber sorgen, ob die jüngst zurückgekehrten Töchter tatsächlich vom traditionellen Ritual der Sonntagsfeier abkommen könnte (Info). Ein übliches Gefecht zwischen zwei Irrtümern, wo auch der Sieger als ein bleibender Irrtum herauskommt.

Sabbat-Gebot
Sabbat-Gebot steht nicht zur Debatte

Die innerkirchlichen Diskussionen zeigen deutlich auf, dass die evangelische Kirche selbst zum Thema Sonntagsfeier, bzw. Feiertag jeglichen Bezug zum Evangelium missen lässt. Sogar in den von den Kirchen eigenwillig modifizierten Form der 10 Gebote Gottes heißt es immerhin im Dritten Gebot, „du sollst den Feiertag heiligen“ (die wahren 10 Gebote – hier). Das Einhalten des Gesetzes Gottes steht bei den Debatten überhaupt nicht auf der Liste.

Aus diesem Grund kommt es weder den Fürsprechern noch den Gegnern einer Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes auch nur im Ansatz in den Sinn, das Gebot Gottes beachten zu wollen. Das steht überhaupt nicht zur Diskussion, augenscheinlich aus dem Grund des vollkommenen Desinteresses. Im Mittelpunkt stehen lediglich die Art und Weise, der Stil und die Vielfalt des Gottesdienstes zu einem Sonntag oder „alternativen“ Tag.

Was die Bibel sagt

Das in der Bibel tatsächlich zu findende Gebot zum „Feiertag“ lautet konkret:
Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.“ (2. Moses 20,8-11)

Daher spricht sogar der Leiter des „Gottesdienst-Institutes“ derart leichtfertig von einem am Sonntag durchgeführten „Ritual“. Eine von der römisch-katholischen Kirche aufgrund ihrer Selbstermächtigung eingeführte Tradition (Info).

Diese Debatte innerhalb der evangelischen Kirche dient letztendlich nur der Festigung der Sonntags-Tradition. Einmal infrage gestellt, positionieren sich die Menschen zur Verteidigung der traditionellen Sonntagsfeier. „Wie kann man es nur wagen?“, und schon werden die Forderungen nach der Beibehaltung der tatsächlich rein römisch-katholischen Einrichtung deutlich lauter. Gottes Wille fällt hierbei von der Tischkante direkt unter den Teppich. Hauptsache bunter, vielfältiger, abwechslungsreicher, unterhaltsamer, ansprechender und emotional.

Beispiel Taylor-Swift-Gottesdienst

Taylor Swift
Evangelium eines Millennials

In der Tat. Eine Wechselwirkung zwischen nur noch rein institutionell organisierten evangelischen Kirchen samt ihren im vollkommenen Unglauben wandelnden Pastoren und den anspruchsvoll gewordenen Schäflein. Der jüngst in Heidelberg, im Zeichen der Regenbogenfahne, veranstaltete „Taylor-Swift-Gottesdienst“, mit einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche, ist ein leuchtendes Beispiel für den Zustand der sich heute noch immer auf Martin Luther berufenden evangelischen Häusern. Man beachte die Benennung dieser Veranstaltung. Es handelte sich nicht um einen „Gottesdienst mit Taylor Swift Musik“, sondern um einen Gottesdienst in ihrem Namen, bezeichnenderweise in der „Heiliggeistkirche“.

Gegenüber des katholischen Magazins „Tagespost“ (Quelle) erklärt der verantwortliche Pfarrer Vincenzo Petrarca, dass die Menschen nach einem solchen „Gottesdienst“ im Herzen berührt nach Hause gingen. Deren Seelen sollen ein wenig „Engelsstaub“ mitnehmen, etwas „Magisches, etwas Himmlisches“.

Die Menschen wollen – Die Kirchen liefern

Die evangelischen Kirchen haben völlig fertig. Aber einem Gros der Menschen gefällt dies sehr gut. Erzähle einfach, was die Leute hören wollen, dann wirst du Erfolg haben. Sie wollen von einer einfachen, bequemen Erlösung hören, wo man sich unbekümmert zurücklehnen kann, um darauf zu warten, bis jemanden die Weintrauben zum Munde führt. Die Köpfe, wie auch die Pfarrer dieser Institution, mit wenigen Ausnahmen, kommen aber gar nicht mehr auf die Idee, das Evangelium, so wie es geschrieben steht, den Menschen zu verkündigen. Sie sprechen vom „Herrn“, von „Jesus“, von „Gott“, aber dies lediglich aus kosmetischen Gründen. Dabei wäre die Verkündigung des reinen, unverfälschten Wort Gottes, das einzig wahre Rezept, die Kirchen auch ohne Pop, Rock und „Mega-Stars“ zur füllen. 2. Timotheus 3,5:
dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
2. Timotheus 4,3-4

Bibelverse aus Schlachter 2000

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