„Soldaten Christi“ – Verteidiger des Glaubens – Schwer abgehoben

Folter

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So mancher sich Christ nennende Zeitgenosse sieht das Evangelium offenbar als ein Feld des Kampfes gegen jegliche Abweichler und Nichtgläubige. „Soldaten Christi“, mit gezücktem Schwert, spielen sich als Verteidiger Jesu und des Glaubens auf. Hier nimmt die Kirche Roms eine Vorreiterrolle ein.

„Glaubensritter“ gibt es viele

Offenbar sehen sich zahlreiche sich dem Christentum angehörig fühlenden Gläubigen dazu berufen, sich als „Soldaten Christi“, „Verteidiger des Glaubens“, „Krieger Jesu“, und ähnliches, zu identifizieren. Sie glauben, für Jesus Christus und Seine Botschaft in die Bresche springen zu müssen, ihn sogar beschützen und verteidigen zu müssen. Das erscheint aber als „etwas“ über das Ziel hinausgeschossen.

Ritterorden
Militärische Verbreitung des römischen Glaubens

Das Evangelium zu verkündigen, ist die eine Sache. Wie weit es über die Verkündigung der Wahrheiten des Evangeliums hinausgeht, ist eine andere Sache. Sich als „Verteidiger und Beschützer Jesu“ zu sehen, birgt ein nicht unerhebliches Potenzial an unangebrachten Konsequenzen für den zu Bekehrenden. Hinzu kommt eine gewaltige Portion an Anmaßung, Selbstgerechtigkeit und auch Orientierungslosigkeit. Ein gefährliches Gemisch.

Das Konzil von Trient (1547 bis 1563) der römisch-katholischen Kirche gibt ein sehr gutes Beispiel, welchen Charakter derlei „Glaubensverteidigungen“ haben können. Während der 14. Sitzung am 25. November 1551 wurde eine Reihe von Kanones festgelegt, welche nicht nur das Verständnis dieser Kirche über das Sakrament und die Buße beschreiben, sondern auch die drohenden Konsequenzen, wenn dem befohlenen Glauben kein Gehorsam folgt.

Das Ergebnis vom 25. November 1551

Das Konzil von Trient ist einberufen worden als eine Antwort auf die Reformation. Dieses Zusammentreffen wird auch als die „allgemeine Mobilisierung der katholischen Kirche“ bezeichnet. Bereits zur Geltung gebrachte Glaubenspunkte wurden bekräftigt. Auch die in Aussicht gestellten Konsequenzen.

Kanon 1

Wenn jemand sagt, in der katholischen Kirche sei die Buße nicht wirklich und eigentlich ein von Christus unserem Herrn eingesetztes Sakrament, um die Gläubigen, sooft sie nach der Taufe in Sünden fallen, mit Gott zu versöhnen, gelte das Anathem.

Kanon 2

Wenn jemand die Sakramente durcheinanderwirft und sagt, die Taufe selbst sei das Sakrament der Buße, als seien diese zwei Sakramente nicht unterschieden, und die Buße werde deshalb unrichtig die zweite Rettungsplanke nach dem Schiffbruch genannt, gelte das Anathem.

Kanon 3

Wenn jemand sagt, jene Worte des Herrn und Erlösers: „Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlaßt, sind sie erlassen und denen ihr sie behaltet, sind sie behalten“, seien nicht von der Gewalt zu verstehen, im Sakrament der Buße Sünden zu vergeben oder zu behalten, so wie sie die katholische Kirche von Anfang an immer verstanden hat, | sie vielmehr entgegen der Einsetzung dieses Sakramentes zur Vollmacht verdreht, das Evangelium zu verkünden, gelte das Anathem.

Kanon 4

Wenn jemand leugnet, daß zur vollständigen und vollkommenen Vergebung der Sünden drei Akte im Büßenden als Quasi-Materie des Bußsakramentes erforderlich sind, nämlich Reue, Bekenntnis und Genugtuung, welche die drei Teile der Buße genannt werden, oder wenn jemand sagt, es gebe nur zwei Teile der Buße, nämlich die dem Gewissen durch die Erkenntnis der Sünde eingejagten Schrecken und den aufgrund des Evangeliums oder der Lossprechung empfangenen Glauben, mit dem jemand glaubt, daß ihm die Sünden durch Christus vergeben sind, gelte das Anathem.

Kanon 5

Wenn jemand sagt, die Reue, die durch Erforschung, Sammlung und Verabscheuung der Sünden zustande kommt, in der nämlich jemand in der Bitterkeit seiner Seele seine Jahre überdenkt und die Schwere, Vielzahl und Häßlichkeit seiner Sünden, den Verlust der ewigen Seligkeit und den Ansturm der ewigen Verdammnis, gepaart mit dem Vorsatz zu einem besseren Leben, erwägt, sei kein wirklicher und nützlicher Schmerz und bereite nicht auf die Gnade vor, sondern mache den Menschen zum Heuchler und noch mehr zum Sünder; wenn jemand schließlich sagt, jene sei ein erzwungener Schmerz und geschehe nicht frei und willentlich, gelte das Anathem.

Kanon 6

Wenn jemand leugnet, daß das sakramentale Bekenntnis nach göttlichem Recht eingesetzt oder zum Heil notwendig ist, oder wenn jemand sagt, die Weise, allein dem Priester geheim zu bekennen, welche die katholische Kirche von Anfang an immer beachtet hat und noch beachtet, sei der Einsetzung und dem Gebot Christi fremd und eine menschliche Erfindung, gelte das Anathem.

Kanon 7

Wenn jemand sagt, beim Bußsakrament sei es zur Vergebung der Sünden nach göttlichem Recht nicht notwendig, alle Todsünden einzeln zu bekennen, derer man sich nach gehöriger und sorgfältiger Besinnung erinnert, auch die verborgenen und die gegen die letzten zwei Gebote des Dekalogs gerichteten, mitsamt den Umständen, welche die Art der Sünde verändern, sondern dieses Bekenntnis sei nur zur Erziehung und Tröstung der Büßenden nützlich, und es sei einst nur beachtet worden, um eine kanonische Genugtuung aufzuerlegen; oder wenn jemand sagt, wer sich bemüht, alle Sünden zu bekennen, wolle der göttlichen Barmherzigkeit nichts zum Verzeihen übriglassen, oder schließlich, es sei nicht erlaubt, läßliche Sünden zu bekennen, gelte das Anathem.

Eine Anathema-Welle

Folter
Kirche und Staat zusammen brachten Menschen nie was Gutes

Eine ganze Reihe von der römisch-katholischen Kirche befohlenen Glaubenspunkten, die bei Nichtbeachtung zu Anathema führen. Der Begriff Anathema hat zweierlei Bedeutungen. Einmal ist es die Ablehnung und der Fluch, andererseits ist es die Handhabe durch diese Kirche. Sämtliche ökumenische Konzile der katholischen Kirche begreifen Anathema in ihren dogmatischen Kanons als den Ausschluss aus der Gesellschaft der Gläubigen wegen Häresie. Kurz, Exkommunikation.

Eine Verurteilung eines Menschen zu einem Häretiker durch die römisch-katholische Kirche bzw. der Inquisition hatte fatale Folgen. Schon Papst Innozenz III legte fest, dass Häresie als eine Majestätsbeleidigung zu bewerten ist. Damit setzte automatisch eine Verfolgung des Häretikers durch staatliche Gewalt ein. Der katholische „Oberheilige“ Thomas von Aquin vervollständigte den Zynismus, indem er von kirchlicher Barmherzigkeit gegenüber Häretiker sprach, gleichzeitig aber auch von einem Vertilgen derlei Menschen von der Erde durch staatliche Macht.

Diese traditionelle Handhabe der römisch-katholischen Kirche mit Abweichlern ihres diktierten Glaubenswerkes ist eine solche „Verteidigung des Glaubens“ und der „Schutz Jesu“ durch die „Soldaten Christi“.

Die Festlegungen beim Konzil zu Trient wurden allesamt „ex cathedra“ ausgerufen. Das bedeutet, im Zustand der „göttlichen Irrtumsunfähigkeit“. Eine Änderung oder gar Abschaffung des reihenweise Verfluchens und der Androhung der Exkommunikation sind daher ausgeschlossen. Diese Kanons gelten allesamt heute noch. Der einzige Unterschied ist, dass die Herrschaft der römischen Kirche über die staatliche Macht im Jahr 1798 beendet wurde und bisher (noch!) nicht wieder erlangt wurde. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zustände des Mittelalters in einer modernen Form wieder hergestellt sind.

Jesus Christus verkannt

Wirre Pfeile
Die Orientierung verloren

Jesus Christus ist der Schöpfer aller Dinge in der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Durch Ihn wurde alles geschaffen (Johannes 1,1-3). Aufgrund Seiner blutigen Selbstopferung für unsere Sünden ist Jesus Christus nicht nur Schöpfer und König dieser Welt, sondern auch für jeden einzelnen Menschen der Verteidiger und Fürsprecher. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, so Jesus Christus zu Seinen Aposteln. Bereits Moses sprach klare Kante, 2. Moses 14,14:
Der Herr wird für euch kämpfen, und ihr sollt still sein!

Ein jeder Mensch ist ein Sünder und deshalb zum Tode verurteilt. Der Gläubige lebt nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade, so eine gern missverstandene Tatsache. Missverstanden deshalb, weil daraus regelmäßig eine Nichtigkeit der Gebote Gottes formuliert wird (Info). Die Gnade besteht jedoch darin, dass der Sünder noch immer die Möglichkeit erhält, von seinem bisherigen falschen Weg abzukommen, auf die richtigen Pfade Gottes zu wechseln, und auch dort zu verbleiben.

Präsentierte Überheblichkeit

Der „Soldat Christi“, „Verteidiger Jesu“ und „Krieger des Glaubens“, dreht jedoch in seiner eigenen Überheblichkeit den Spieß einfach um. Als wenn Jesus Christus, bzw. Gott sich nicht selbst verteidigen könnten und ohne diesen „tapferen Soldaten“ hilflos dastünden. Der durch die Sünde eigentlich selbst zum Tode verurteilte Möchtegern spielt sich auf als jemanden, der mit gezogenem Schwert für Gerechtigkeit sorgen wolle. Der Angeklagte macht sich selbst zum Verteidiger seines eigenen bitternötigen Anwalts.

Demut, Bescheidenheit und Erkenntnis der eigenen Hilflosigkeit sehen anders aus.

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde. So laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe!
Hebräer 4,14-16

Bibelverse aus Schlachter 2000

„Soldaten Christi“ – Verteidiger des Glaubens – Schwer abgehoben
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