In der Schweiz schrumpft die Zahl der Religionsangehörigen und wird voraussichtlich von den Säkularen abgelöst werden. Freidenker fordern politische Konsequenzen.
Inhalt / Content
Die Schweiz wird „säkularer“
Die Säkularisierung der Menschen schreitet auch in der eidgenössischen Schweiz mit großen Schritten voran. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der Schweizer mit einer Religionsangehörigkeit permanent gesunken, während die erklärte Religionslosigkeit beständig anstieg. Im Jahr 1970 lag der Anteil der Religionslosen in der Schweiz bei 1,4 Prozent. Inzwischen ist der Anteil der bekennenden „Ungläubigen“ auf 32,2 Prozent im Jahr 2021 angestiegen. Das zeigt die Auswertung der Schweizer Statistikbehörde.
Evangelikale gaben Mehrheit ab
Während im Jahr 1970 die Evangelikalen in der Schweiz mit einem Anteil von 48,8 Prozent noch die Mehrheit bildeten, ist deren Gewichtung bis zum Jahr 2021 auf nur noch 21,1 Prozent abgefallen. Bei den Katholiken sieht die Entwicklung ähnlich aus. Von 46,7 Prozent im Jahr 1970 auf nur noch 32,9 Prozent im Jahr 2021. Eine Ausnahme bildet die Gruppe der „sonstigen Religionsgemeinschaften“. Deren Anteil stieg im gleichen Zeitraum von 1,8 Prozent auf 12,8 Prozent an.
Allerdings bewegen sich viele der religionslosen Menschen in der Schweiz nicht in einem „Vakuum des Unglaubens“, sondern weisen bestimmte Glaubensformen auf, oder üben religiöse oder spirituelle Praktiken aus. Ein Drittel dieser Gruppe schätzt sich als „eher oder sicher spirituell bzw. religiös ein“, so die Statistiker.
Nachwuchs ist säkular orientiert
Die steigende Religionslosigkeit ist vor allem einen Domäne der in der Stadt lebenden jungen Generation. Potenziell wird also der Anteil der offiziell religionslosen weiter ansteigen, während der Anteil der evangelikalen und katholischen Gläubigen weiter abnehmen wird. Immerhin nimmt sind inzwischen rund ein Drittel aller Schweizer ohne Religionszugehörigkeit. Anders herum betrachtet gehören noch zwei Drittel einer Religion an.
Politik müsse nun Konsequenzen ziehen
Für die „Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS)“ ist dieses Verhältnis jedoch schon Grund genug, um die Politik zu entsprechenden Maßnahmen aufzurufen. Die FVS fordert angesichts dieser Entwicklung, in der Religionen immer mehr an Bedeutung verlieren, eine konsequent säkulare Politik zu verfolgen. Es gebe ohnehin sehr wenige Politiker, die sich zu einer freien Religionsausübung bekennen.
Gleichzeitig müsse die Politik den Kirchen derzeit gewährte Privilegien schrittweise entziehen. Werde diese Trend bis 2032 weiter verfolgt, dann wird es in der Schweiz mehr Menschen ohne Religionsausübung geben als Evangelikale und Katholiken zusammen.
Vermeintlich Religionslose lassen sich einsammeln
Das Verlassen der katholischen und auch den sehr „liberal“ gewordenen evangelikalen Kirchen ist grundsätzlich kein Fehler. Deren vermittelten Lehren haben mit dem Evangelium nichts zu tun. Allerdings zeigt der große Anteil der „Religionslosen“, die sich anderweitig mit spirituellen und religiösen Praktiken beschäftigen, deutlich auf, dass es sich mit dem „Atheismus“ nicht wirklich um eine „Glaubenslosigkeit“ handelt.
An dieser „Schwachstelle“ greifen die vielen geschaffenen Ersatz-Religionen, welche auf den ersten Blick so gar nicht nach einer Religion aussehen. Die „große Ersatz-Religion“ befindet sich bereits in den Startlöchern und befasst sich mit der „Bewahrung der Schöpfung“. Diese Religion in die Form des Natur- und Klimaschutzes gebracht („Laudato si„), erreicht sie auch den eingefleischten Atheisten und auch den „freiesten Denker“.