Ein als Kritik gegen die Serie „The Chosen“ getarnter Beitrag zeigt mustergültig auf, wie man bereits in die Irre geführten Menschen in ihrer Position zementieren kann. Ein kritisches Denken gegen diese vermeintliche Evangelium-Darstellung ist durchaus angebracht, aber ein jesuitischer Autor hat hierfür mit Nebelkerzen nicht gespart.
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„The Chosen“ – Vermeintliches Evangelium
Die TV-Serie „The Chosen“, eine vermeintliche Darstellung Jesu während seines Wirkens in unserer Welt, angelehnt an den vier Evangelien des Neuen Testamentes, ist inzwischen zu einer weltbekannten Erzählung geworden. Übersetzt bzw. synchronisiert in rund 50 Sprachen und seit der Erstaufführung im Frühjahr 2019 inzwischen von vielen hundert Millionen Zuschauer angesehen. Rund 30 Prozent der Interessierten gehören keiner christlichen Gemeinde an. „The Chosen“ sind inzwischen sehr populär geworden und der Autor eines Beitrags im Jesuiten-Magazin „America – The Jesuit Review“ fragt sich, ob diese Serie auch von Katholiken angesehen werden solle (Quelle).
Der Autor, selbst ein Jesuit, nimmt zu verschiedenen Punkten eine scheinbar kritische Haltung gegenüber „The Chosen“ ein. Er hebt die eine und andere sichtbare Diskrepanz der gezeigten Handlungen gegenüber den Aussagen der Bibel hervor. Dennoch leitet er seine Sicht mit der Aussage ein, dass die Serie die „Geschichten der Evangelien auf die Leinwand“ bringe. Eine Behauptung, die sogar vom Produzenten von „The Chosen“, Dallas Jenkins, längst widerlegt wurde. Seine Worte bei einem Interview mit Shane Cox, dass 95 Prozent des Inhaltes dieser Serie nicht aus der Bibel stammen, stehen hierzu im direkten Kontrast (Info).
Zu viel Aufhebens um Pseudo-Figur

Die Fangemeinde, vor allem um den Jesus-Darsteller Jonathan Roumie, ist riesig. Die Macher des Filmes scheuen sich aber auch nicht davor, die Darstellung des Schauspielers direkt mit Jesus zu assoziieren. Auch anderweitig werden vor allem in den sozialen Medien präsentierte biblische Vers-Auszüge gerne mit einem Bild von Roumie hinterlegt. Viele Reaktionen der Fans sprechen eine klare Sprache. „Roumie sei Jesus, Jesus sei Roumie“.
Trotz der oberflächlich gezeigten kritischen Haltung gegenüber „The Chosen“, darf der Darsteller in dem Beitrag des Jesuiten-Magazins seine eigene Einstellung zum Besten geben. „Sie könnten den Schlüssel zur Erlösung der Menschen haben und ihnen genau sagen, was sie tun müssen, um erlöst zu werden, und den Sinn des Lebens in einer Karteikarte mit drei Sätzen zusammengefasst haben, aber wenn Sie diese Karteikarte in einem Eimer mit Müll vergraben, haben Sie sie verloren.„
Wie passt das zusammen, wenn die Serie „The Chosen“ lediglich 5 Prozent der biblischen Inhalte repräsentiert?
Die „Kritik“ in Auszügen
Worüber „meckert“ der jesuitische Autor eigentlich? Er kritisiert ungenaue Darstellungen von einzelnen Handlungen und die Darstellung der Akteure. So berichtete ein Anhänger Johannes des Täufers, dass Johannes Geld ein soziales Konstrukt nenne. Matthäus, ein einstiger Zöllner, werde nach seiner Berufung von den bereits folgenden Jüngern nicht sofort willkommen geheißen. Hinzu kämen Ausgestaltungen von eigentliche nicht bekannten Hintergründen, wie z.B. die Frage, wie die folgenden Frauen ihr Geld verdient haben könnten. Hierzu lässt man sie in der Serie Olivenöl verkaufen. Andere wiederum fragten sich, was es bedeutete, wenn Christus „das Schwert bringe“.
Motiv seiner Kritik wird klar

Worum es dem Autor in seiner Kritik eigentlich geht, bzw. worum es gerade nicht geht, zeigt er anhand des Beispieles mit der Szene mit Johannes des Täufers und seine Kritik an Herodes auf. Johannes tadelte Herodes Antipas für seine Ehe mit der Frau seines Bruders, Herodias. Jesus antwortete in „The Chosen“ mit einer sanften Stimme, „ich verstehe, dass es gegen das Gesetz Moses ist, aber ich bin aus höheren Gründen hier als nur, um Regeln zu brechen„. Und Jesus setzte fort, „das Liebesleben von Herrschern und Königen hat die Menschen schon immer fasziniert und wird es auch immer tun. Es wurde ausführlich in der Thora behandelt. Ich verstehe nicht, warum du das Bedürfnis hast, dich jetzt darauf zu konzentrieren.„
Was kritisiert tatsächlich der Autor zu dieser Aussage? Er fragt, ob man wirklich so viel über sexuelle Sünden predigen müsse!
Der Autor des jesuitischen Magazins tadelt das angesprochene Thema, man dürfe dies nicht derart ausgiebig thematisieren, aber mit keinem Wort erwähnte er die dem Jesus in den Mund gelegten Aussagen. Das hat schon eine besondere Würze, denn in den Aussagen des Jesus spielenden Schauspielers Roumie stimmt überhaupt nichts, rein gar nichts mit dem Evangelium überein. Nicht nur, dass diese Worte reine Fantasie sind, sondern sie widersprechen einzelne Aspekte des Evangeliums direkt.
Schwere Diskrepanzen
Es fängt bereits damit an, dass es sich nicht um das Gesetz Mose handelt, sondern um das Gesetz Gottes, konkret das 7. Gebot, „Du sollst nicht ehebrechen!“ (Info).
- Mit der Bezeichnung „Gesetz Mose“ wird dem großen Verwirrspiel zwischen Moralgesetzen (10 Gebote) und den Zeremonialgesetzen (Satzungen, Statuten) weiter Öl ins Feuer gegossen (Info).
- Er sei „aus höheren Gründen hier als nur, um Regeln zu brechen“, impliziert konkret, dass Jesus Regeln gebrochen habe. Das widerspricht Seine Sündlosigkeit und das widerspricht auch Seine Unveränderlichkeit in Bezug zu Charakter und Seinen Gesetzen. Hier wird die Position der Pharisäer eingenommen, die Jesus vorwarfen, Gesetze gebrochen zu haben (z.B. Sabbat – Info), die allerdings ihre eigenen menschlichen, traditionellen Gesetze meinten.
- Jesus tadelt „im sanften Ton“ Johannes den Täufer, dass dieser das „nachvollziehbare“ Liebesleben von Königen und Herrschern auf diese Weise anspricht. Damit rechtfertigte Jesus die Übertretung des Gebotes zur Treue in der Ehe, da es sich doch um eine „normale Sache“ handelte.
Aber dies alles scheint für den Autor gerechtfertigt zu sein. Man solle es lediglich nicht übermäßig ansprechen. So geht Täuschung. Man kritisiere die eine und andere Kleinigkeit, wie Schmuck und Juwelen an der Äthiopierin Tamar, oder fragwürdige Szenen, die an chinesische Riten erinnern, von denen der Jesuit Matteo Ricci im 16. Jahrhundert berichtete. Aber Kernaussagen, die dem Evangelium völlig widersprechen, werden als selbstverständlich hingenommen und damit indirekt ein Qualitätssiegel vergeben.
Etwas Genugtuung darf es auch sein

So könnte man dem jesuitischen Autor direkt eine Genugtuung unterstellen, als er den Vater des Produzenten von „The Chosen“ ansprach, der schließlich Co-Autor der Bücher „Left Behind“ ist. Ebenfalls verfilmt und basierend auf die Vorstellung einer vorzeitigen Entrückung der christlichen Gemeinde vor dem Beginn einer 7-jährigen Drangsalzeit. Eine Version, die von sehr weiten Kreisen in der evangelikalen Welt geglaubt wird, aber eine ausgefeilte Geschichte aus den Federn der Jesuiten ist. Autoren, Entwicklung und Motive dieser „Story über eine geheime Vorentrückung“ sind bekannt (Info).
Diese vermeintliche Kritik an „The Chosen“ ist, was es ist. Ein ordinärer Ansatz, die Menschen in ihrem wesentlichen Irrtum zu zementieren. Nach seinem ausgiebigen Verteilen von Nebelkerzen kommt der Autor auch zu dem Schluss, dass er nicht „unbedingt kostenlose Werbung für die Show“ betreiben wolle, sondern nur „Werbung für die Realität“. Um herauszufinden, ob „The Chosen“ nach „Ihrem Geschmack ist oder nicht“, so der Autor, sei es an der Zeit, sich hinzusetzen und es anzusehen.
Ein echtes „Glanzstück“ aus den „kontemplativen Denk-Schmieden“ der Loyola-Bruderschaft (Info).
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.
1. Johannes 4,1
Bibelverse aus Schlachter 2000