Rund 800 Jahre Langmut und Geduld für Nordisrael und Juda

Parkbank

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Gottes Geduld muss man(n) erst mal können. Rund 800 Jahre lagen zwischen der Eroberung Samarias, Nordisrael, und der endgültigen Zerstörung Jerusalems in 70 n.Chr. Diese Jahrhunderte zeigen nicht nur auf, mit welchem Langmut Gott gegenüber Sein völlig störrisches Volk handelt, sondern auch den Zustand in unserer Zeit. Die Geschichte wiederholt sich.

Propheten hatten (fast) hoffnungslose Position

Der Abfall des Volkes Israels im Alten Testament, bis ins Neue Testament hinein, war das eigentliche Anliegen der von Gott entsandten Propheten. Schon allein, dass Gott Seine auserwählten Botschafter in die „Höhle des Löwens“, also ins eigene, vom Weg vollkommen abgewichenen Volk schickte, zeigt die für den Menschen nur noch kaum nachvollziehbare Geduld, Langmut und Liebe zu Seinem Volk. Wenn der Vater liebt, den züchtigt Er. So auch immer wieder mit den widerspenstigen Menschen im Gesamt-Israel und später im Norden Israels mit der Hauptstadt Samaria und dem Land Juda mit dem Zentrum Jerusalem.

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Jahrhunderte der Geduld

Wie lange der Zeitraum sein kann, in dem Gott versucht, Sein Volk wieder auf den richtigen Pfad zu bringen, zeigen die Berichte über die teils vergeblichen Versuche der Propheten, hin bis zur Zerstörung Jerusalems, samt des Tempels, im Jahr 586 v.Chr. durch die Babylonier unter dem Herrscher Nebukadnezar. Solange noch Hoffnung bestand, dass sich das Volk wieder besann, waren die Propheten am Werk. Aber irgendwann ist das „Fass übergelaufen“ und „Hopfen und Malz sind verloren“. Wenn der Abfall von Gottes Pfaden derart gefestigt ist und keine Aussicht für eine Umkehr mehr besteht, dann kommt der „große Handstrich“. Unter dem König Judas, Zedekia, ein „Jungspund“ mit 21 Jahren, war es dann so weit, 2. Chronik 36,14-16:
Auch alle Obersten der Priester samt dem Volk versündigten sich schwer nach allen Greueln der Heiden und verunreinigten das Haus des Herrn, das er geheiligt hatte in Jerusalem. Und der Herr, der Gott ihrer Väter, sandte ihnen seine Boten, indem er sich früh aufmachte und sie immer wieder sandte; denn er hatte Erbarmen mit seinem Volk und seiner Wohnung. Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verlachten seine Propheten, bis der Zorn des Herrn über sein Volk so hoch stieg, daß keine Heilung mehr möglich war.

Gott gab dem König Babylons, Nebukadnezar quasi freie Hand und nahm Seine schützende Hand über Juda hinfort. Juda und Jerusalem wurden erobert. Das Volk wurde nach Babylon verschleppt. Einige Jahre später erfolgte die vollkommene Zerstörung des Salomon-Tempels.

Nordisrael setzte den Anfang

Zeitzeugen der damaligen Ereignisse in Juda waren die Propheten Jeremia, Hesekiel und Daniel. Während Jeremia und Hesekiel zu den Propheten gehörten, die das Volk aus „vollen Rohren“ warnten, gehörte Daniel noch im Alter eines Teenagers zu denjenigen, die aus Jerusalem nach Babylon verschleppt wurden.

Das Volk Juda war Zeuge des Untergangs des Nordreiches Israel, als es von den Assyrern zusammen mit der Hauptstadt Samaria im Jahr 721 v.Chr. zerstört wurde. Der damals letzte König Nordisraels war Hosea. Auch Juda hatte der Assyrer-König Sanherib ins Visier genommen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Gott noch Seine Hände schützend über Juda gehalten. Dies, obwohl Juda alles andere als eine reine Weste vorzeigen konnte und sich ebenfalls durch die Annahme des Heidentums im steilen Abfall befand. Juda sollte es sogar ärger treiben als das untergegangene Nordisrael.

Hesekiel beschrieb die Lage in Juda

Der Prophet Hesekiel hatte für den Zustand Judas klare Worte gefunden, Hesekiel 16,15;22;30:
Du aber hast dich auf deine Schönheit verlassen und auf deine Berühmtheit hin gehurt und hast deine Hurerei über jeden ausgegossen, der vorüberging; er bekam sie.
Und bei allen deinen Greueln und deinen Hurereien hast du nicht an die Tage deiner Jugend gedacht, wie du damals nackt und bloß dalagst und in deinem Blut zappeltest!
Wie schmachtete dein Herz, spricht Gott, der Herr, als du dies alles triebst, das Treiben eines zügellosen Hurenweibs,

Nicht gerade schmeichelhafte Worte. Juda wurde durch die Annahme der Praktiken und Rituale der Heiden Gott in allen Belangen untreu. So wie eine Braut seinem Bräutigam untreu wird, sich dabei prostituiert und somit als eine Hure bezeichnet wird. Das gesamte Kapitel 8 im Buch Hesekiel beschreibt die Untreue des Volkes Judas durch Gräuel und Götzendienst im Heiligtum Gottes. Das Zorngericht Gottes war damit gewiss, angekündigt und davor gewarnt vom Propheten Hesekiel. Doch das Volk hörte nicht hin. Im Gegenteil, der Prophet wurde als ein „Querulant, falscher Verkündiger, Unruhestifter und geistiger Brandstifter“ gebrandmarkt.

Gott unterscheidet konkret

Wie so oft, „Ausnahmen bestätigen die Regel“. Wie auch der Prophet Eliah es vor allem durch das Wirken von der phönizischen Priester-Tochter und Baals-Anbeterin Isebel, die Ehefrau vom König Nordisraels Ahab, mit einem abgefallenen Volk zu tun hatte, worin aber noch rund 7.000 Menschen Gott treu nachgefolgt sind, so befanden sich auch im hoffnungslos abgefallenen Juda einige treue Gottes-Nachfolger. Das in Hesekiel 9 beschriebene Zorngericht Gottes sollte über das Land hinwegfegen. Allerdings waren die Gottes-Treuen davon ausgenommen. Sie wurden an ihrer Stirn markiert und vor dem umherziehenden, vollstreckenden Cherub verschont, Hesekiel 9,4:
Und der Herr sprach zu ihm: Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem und mache ein Zeichen auf die Stirn der Leute, die seufzen und jammern über all die Greuel, die in ihrer Mitte verübt werden!

Geistliche Führer Anstifter

Bischof-Zeremonie
Geistliche Führer waren die Anstifter zum Abfall

Der Prophet Jeremia verdeutlichte, wer für den massiven Abfall innerhalb des Volkes die Hauptverantwortung trägt. Zumindest, was die verkündeten Lehren, Rituale und Zeremonien betrifft. Jeremia 5,31:
Die Propheten weissagen falsch, und die Priester herrschen mit ihrer Unterstützung; und mein Volk liebt es so! Was wollt ihr aber tun, wenn das Ende von [all] dem kommt?

Überall falsche Verkünder, Pseudo-Propheten, Apologeten, Geschichtenerzähler. Alles vorhanden, nur nicht das Wort Gottes in reiner Form. Die Priester hatten ihren Dienst ohnehin als ein lukratives Geschäftsmodell verstanden. Ein Dilemma, denn sie profitierten von den abgegebenen Opfern des Volkes, entweder jene für die Vergebung der Sünden, oder eben Opfer als Gaben. Aus diesem Grund hatten die Priester kein großes Interesse daran, dass die Menschen endlich einmal von ihren Sünden absehen. Stattdessen kam es gerade recht, wenn die Sünden weiterhin brav begangen werden, um im Anschluss wieder ein Opfer in den Vorhof anzuschleppen.

Der Prophet Jesja, ein Zeitzeuge des Untergangs Nordisraels kannte diese zu einem „Volksfest“ ausgeartete Massenopferung nur zu gut. Gott teilte ihm Sein Missfallen unmissverständlich mit, Jesaja 1,11:
Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr. Ich bin der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber überdrüssig, und am Blut der Jungstiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen!

Alles, was Gott als Stiftshütte, bzw. Tempel, den Opferungen, als ein Schatten dessen einrichtete, was zu einem späteren Zeitpunkt für den Erlösungsweg der Menschen durch Jesus Christus erfüllt wurde, war zu einem oberflächlichen und routinierten Spektakel, zumeist auch noch in Verbindung mit kommerziellen Vorteilen verkommen. Hinzu kamen Riten, Gebräuche, Traditionen, Symbole und Figuren, die aus dem Heidentum direkt Einzug gehalten hatten. Ein heilloses Durcheinander, vom Weg völlig abgekommen, eben eine umfassende Hurerei, wie es Hesekiel beschrieb.

Falsche Propheten, mit wohlklingenden Worten. Das ist das, was das Volk hören wollte und womit es auch ohne schlechtes Gewissen umgehen kann.

Den Sabbat verachtet

Sabbat-Gebot
Sabbat-Gebot steht nicht zur Debatte

Das Volk Juda war derart unbekümmert und inzwischen ignorant gegenüber Gottes Satzungen geworden, dass sie sogar das von Gott allererste, unmittelbar nach der Schöpfung eingerichtete Heiligtum missachteten. Die Beachtung des siebenten Tages der Woche, der Sabbat (Info). Gott wies über Seinen Propheten unmittelbar auf diese Übertretung hin und zeigte dabei auch auf, was passiert, wenn sie auf den richtigen Weg zurückkehren, und auch falls nicht, Jeremia 17,22-23:
Auch sollt ihr am Sabbattag keine Last aus euren Häusern tragen und kein Werk tun; sondern heiligt den Sabbattag, wie ich es euren Vätern geboten habe! Aber sie sind nicht gehorsam gewesen und haben ihr Ohr nicht [zu mir] geneigt, sondern sie haben sich hartnäckig geweigert, zu gehorchen oder Zucht anzunehmen.

Jeremia 17,27:
Wenn ihr aber nicht auf mich hört, daß ihr den Sabbattag heiligt und keine Last tragt und nicht am Sabbattag durch die Tore Jerusalems hineingeht, dann werde ich ein Feuer anzünden in ihren Toren; das soll die Paläste Jerusalems verzehren und nicht erlöschen!„Es ist offensichtlich. Trotz der Warnungen, wie gewöhnlich in den Wind geschlagen, hörte das Volk nicht darauf, und ging auch am Sabbattag den gewöhnlichen Geschäften nach. Wenn schon so viele externe Händler und Käufer aus den umliegenden Heidenländern ankommen, dann soll die Kasse auch kräftig klingeln.

Das Fass war übergelaufen

Irgendwann war es dann vorbei. Eine Umkehr des Volkes war mangels Willen nicht möglich. Gott kündigte durch Seinen Propheten in Klartext an, welche Konsequenzen folgen werden, Jeremia 25,8-9:
Darum, so spricht der Herr der Heerscharen: Weil ihr meinen Worten nicht gehorcht habt, siehe, so sende ich nach allen Geschlechtern des Nordens und hole sie herbei, und sende zu meinem Knecht Nebukadnezar, dem König von Babel, und lasse sie kommen über dieses Land und über seine Bewohner und über alle diese Völker ringsum; und ich will sie dem Bann preisgeben und sie zum Entsetzen und zum Gespött und zu ewigen Trümmerhaufen machen.

Jeremia 25,11:
und dieses ganze Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste werden, und diese Völker sollen dem König von Babel dienen, 70 Jahre lang.

So kam es dann auch. Nicht einmal überraschend, sondern mit Ankündigung.

Die letzte Gnadenfrist

Mit der Zerstörung Jerusalems und dem Tempel waren die Dienste Jeremias beendet. Es kam der Prophet Daniel zum Zuge. Er schaffte es im Exil in der Hauptstadt Babel bis zur Position der rechten Hand Nebukadnezars. Doch Daniel blieb Gott in allen Belangen treu. Die 70 Jahre, wie angekündigt, musste das Volk im Exil leben. Erst mit der Eroberung des babylonischen Reichs durch den Perser-König Kyrus der Große kam ein neuer Wind auf. Das Volk Juda erhielt von Gott eine allerletzte Frist zur Umkehr. Die Aussicht für Besinnung war allerdings stockfinster, denn Daniel erhielt eine Prophetie über das Erscheinen des notwendigen „Retters“, Jesus Christus.

Für 490 Jahre soll das Volk „abgeschnitten“ sein, die sogenannte 70-Jahr-Woche wurde angekündigt (Daniel 9 – Info). Innerhalb dieser letzten Woche ist das Wirken und auch das Sterben Jesu Christi angekündigt. Ab dann blieben noch 3,5 Jahre der Frist. Die Historie zeigt auf, wie diese Frist zur Besinnung genutzt wurde. Es mündete in der Steinigung des Apostels Stephanus. Damit war das Schicksal besiegelt, ohnehin von Jesus Christus Seinen Jüngern auf dem Ölberg angekündigt (Matthäus 24, Markus 13, Lukas 21). Die endgültige Zerstörung Jerusalems fand im Jahr 70 n.Chr. unter dem römischen Feldherrn Titus statt.

800 Jahre Langmut und Geduld

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Auch jetzt befindet sich der Mensch in der Geduldsphase Gottes

Zwischen dem Fall Nordisraels bzw. Samaria und der Zerstörung Jerusalems liegen rund 800 Jahre. Das waren 800 Jahre Langmut, Geduld, Warnung, Ermahnung, Ankündigung seitens Gottes und Seine Propheten. Sogar der Sohn Gottes, Jesus Christus, erschien und wiederholte dies alles erneut. 800 Jahre. Ein Mensch sollte mal versuchen, einen solchen Zustand wenigsten für 8 Jahre zu ertragen, in aller Geduld und Liebe gegenüber ein bockiges, widerspenstiges Volk.

Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testamentes, wirkend während der „letzten Frist“ für das Volk, hatte es trotz der Erfahrung einer 70-jährigen Gefangenschaft im Exil mit einer unbelehrbaren Priesterkaste zu zun. In unverblümten Worten sprach Maleachi zu den geistlichen Führern, die vom Heidentum nicht Abstand nehmen wollten, Maleachi 2,1-4:
Und nun, ihr Priester, dieses Gebot gilt euch! Wenn ihr nicht hören wollt und ihr es euch nicht zu Herzen nehmt, meinem Namen die Ehre zu geben, spricht der Herr der Heerscharen, so schleudere ich den Fluch gegen euch und verfluche eure Segenssprüche; und ich habe sie auch schon verflucht, denn ihr nehmt es nicht zu Herzen! Siehe, ich schelte euch die Saat und will euch Kot ins Angesicht streuen, den Kot eurer Feste, und man wird euch zu ihm hintragen; und ihr sollt erkennen, daß ich euch dieses Gebot gesandt habe, damit mein Bund mit Levi bestehe! spricht der Herr der Heerscharen.

Angesichts dieser über viele Jahrhunderte anhaltenden, permanenten Abfalls durch heidnische Götzendienste, stellte sich die Frage, welcher Zeitraum eigentlich übrig bliebe, um daraus für die heutige Zeit positive Vorbilder zu entnehmen (Info).

Maleachi kündigte in seinen letzten Worten das an, was die Menschheit am Ende der Tage zu erwarten hat. Das wird dann der Fall sein, wenn eine Heilung nicht mehr möglich war:

Und ihr werdet die Gesetzlosen zertreten; denn sie werden wie Asche sein unter euren Fußsohlen an dem Tag, den ich machen werde! spricht der Herr der Heerscharen.
Maleachi 3,21

Bibelverse aus Schlachter 2000

Rund 800 Jahre Langmut und Geduld für Nordisrael und Juda
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