Reformationstag missbraucht für römische Agenda

Luther Wittenberg

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Reformationstag, für die (ehemaligen) protestantische Kirche trotz Schreddern ihres einstigen Glaubensbekenntnisses, ein Anlass für das Schwingen von inhaltslosen Reden. Der Anlass, für den zahlreiche Reformatoren Leib und Leben riskierten, sogar verloren, wird heute missbraucht, um damit eine römische Agenda zu stützen.

Besinnung auf Ursprung?

Der im Jahr 1667 eingeführte Reformationstag ist ein Gedenktag für die Reformkirchen, einst auch als Protestanten bezeichnet. Anlass für so manche Kirchenleiter, um an diesen durchaus die Welt einst verändernden Tag eine Gedenkrede zu halten. Wenn man aber davon ausginge, dass die Errungenschaften eines Martin Luther im besonderen Maße gewürdigt werden, dann sollte man besser selbst historische Literatur in die Hand nehmen und mit der Wahrheit vertraut werden.

Berühmter Anlass für den Reformationsbeginn war der Anschlag der 95 Thesen Martin Luthers an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Daraus entwickelte sich eine selbst von Luther wohl nicht kalkulierte Eigendynamik. Seine Thesen behandelten noch ausschließlich das unsägliche Geschäftstreiben der römisch-katholischen Kirche anhand des Verkaufs von Ablassbriefen. Johann Tetzel, der kirchlich beauftragte “Chef-Verkäufer”, kam in das Einzugsgebiet Luthers und hatte sichtlich den Bogen überspannt. Bare Münze gegen den Erlass von Jahren des Aufenthaltes im Fegefeuer, sei der Ablass der Fegefeuerzeit für einen selbst oder für einen bereits verstorbenen Verwandten. Papst Leo X brauchte eine Menge Geld für den Bau des Petersdoms in Rom und hatte den Kirchenstaat hierfür bei der damaligen Bänkerfamilie Fugger (Augsburg) hoch verschuldet.

Rom reagierte auf die Thesen Luthers, welche offensichtlich nicht als Spinnerei eines Mönchs irgendwo in der Provinz abgetan wurden. Denn Papst Leo X veröffentlichte im Juni 1520 seine Bulle “Exsurge Domine”, eine Gegenaufstellung zu den Thesen. Allerdings betraf es nur 41 Punkte von 95 Thesen.

Reformation startet durch

Martin Luther
EV-Kirchen vertreten heute nicht mehr Luthers Lehren

Es blieb aber nicht nur beim Thema “Pontifikale Ablass-Anmaßung”, sondern der nun ins Rollen gebrachte Stein löste eine ganze Lawine aus. Luther, Augustinermönch, Doktor der (katholischen) Doktrin und Inhaber eines Lehrstuhles, forschte weiter in der Schrift und stellte seine Erkenntnisse den traditionellen Lehren der Kirche gegenüber. Man darf nicht vergessen, dass der Einblick in das Wort Gottes selbst für den gewöhnlichen katholischen Priester nicht selbstverständlich gewesen ist.

Liturgie, die korrekte Ausführung der Rituale und besonders das Halten der “heiligen Messe” waren von Bedeutung, nicht aber das Wort Gottes. Dies im Selbstverständnis, mit der Kirche handelte es sich um den unfehlbaren und gesetzgebenden mystischen Körper Christi und der Bischof von Rom sei sein irdischer Stellvertreter. Was der Papst bestimmt, ist absolut und keinesfalls zu hinterfragen. Die Kirche selbst sei ein Sakrament, also notwendig für das Heil der Menschen.

Die Unterschiede zwischen den römisch-katholischen Lehren und dem Evangelium sind so offenkundig und zahlreich aneinander gekettet wie die Perlen eines Rosenkranzes (Info). Martin Luther brauchte nicht lange, um eine ganze Liste von Verfehlungen zu erstellen.

Wichtigster Grundsatz des Evangeliums ist, dass der Mensch einzig und allein durch die Gnade Jesu Christi aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt werden kann, nicht aber durch das Verrichten von vielen guten Taten, schon gar nicht zur Kompensation von Strafen nach der (vermeintlichen) Vergebung der Sünde gegen Gott durch einen Priester. Das ist die Lästerung gegen Gott.

Weitere katholische, dem Evangelium fremde, bzw. widersprechende Lehren sind, die “unsterbliche Seele” des Menschen, der Zustand der Toten, die Mittlerschaft durch Maria und “Heilige” sowie der Bischof von Rom als Oberhaupt der Gemeinde (Info).

Reformation brachte Bibel in Volkssprachen

Bibel German
Bibel für jedermann

Nachdem Martin Luther die Bibel, gemäß den im Jahr 1516 von Erasmus von Rotterdam zusammengestellten Grundtext (textus receptus – Mehrheitstext) für das Neue Testament und der masoretischen Text für das Alte Testament ins Deutsche übersetzte, war die Reformation nicht mehr aufzuhalten.

Im Januar 1521 wurde Luther von der Kirche exkommuniziert, nachdem er die Autorität des Papstes bestritten hatte. Am 23. Januar 1521 begann schließlich der Reichstag zu Worms, einberufen von Kaiser Karl V. Mitte April stand Luther schließlich vor Kaiser und Reich. Luther sollte alle seine Schriften widerrufen. Das tat er aber nicht, mit folgender Begründung:

Sofern ich nicht durch das Zeugnis der Heiligen Schrift oder durch klare Vernunft überzeugt werde (denn ich vertraue weder dem Papst noch Konzilien allein, da bekannt ist, dass sie sich oft geirrt und widersprochen haben), bin ich an die von mir zitierten Schriftstellen gebunden, und mein Gewissen ist dem Wort Gottes unterworfen. Ich kann und will nichts widerrufen, da es weder sicher noch richtig ist, gegen das Gewissen zu handeln. [Hier stehe ich, ich kann nicht anders,] Gott helfe mir. Amen.

Kaiser Karl V erließ am 25. Mai 1521 ein Dekret, in dem Luthers Schriften als illegal erklärt wurden und Martin Luther selbst ab sofort als Ketzer und Staatsfeind zu behandeln sei. Luther war “vogelfrei” und konnte somit auch von jedermann nach Belieben getötet werden, ohne Konsequenzen. Was tat Luther? Er setzte sich hin, um die Bibel in die Sprache des Volkes zu übersetzen und war erstmals damit im Jahr 1524 fertig. Es gab keine Umkehr mehr.

Der Begriff “Protestanten” erschien erst im Jahr 1530 anlässlich der Augsburger Konfession am 25. Juni. Zahlreiche deutsche Fürsten standen vor Kaiser Karl IV und bekannten ihren Glauben. Sie gaben Zeugnis für ihren Glauben, also “protestierten” (pro testare). Etwas, was heute den sich immer noch selbst als lutherisch bezeichnenden Kirchen völlig abhandengekommen ist (Info).

Das Licht des Evangeliums

Bibel-Studium
Licht in römischer Finsternis

Kurzum: Martin Luther brachte das Licht des Evangeliums in eine von der Kirche Roms völlig verfinsterten und tyrannisierten Welt. Mit der Gründung des Jesuitenordens im Jahr 1534 und deren offiziellen Start in 1540, um den Protestantismus zu vernichten und die ursprünglich uneingeschränkte Position der Kirche wiederherzustellen, stellte die römisch-katholische Kirche erneut unter Beweis, dass es ihr mitnichten um das Wort Gottes zum Heil der Menschen geht, sondern ausschließlich um Reichtum und Macht, allen voran die Umsetzung der Agenda des großen Widersachers (Info).

Die Reformation war nicht perfekt und wies auch theologische Mängel auf, darunter besonders die Übernahme zahlreicher Traditionen der römischen Kirche (Feiertage) und ganz besonders die Heiligung des Sonntags, anstatt des biblischen Sabbats (“Samstag”). So auch dargestellt in der prophetischen Sicht durch Johannes in Offenbarung 3,1-2 in einem Brief an die Gemeinde in Sardes (Info):
Du hast den Namen, daß du lebst, und bist doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben; denn ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden vor Gott.

Was aus Reformationstag heute gemacht wird

Eigentlich wäre dies alles am Reformationstag erwähnenswert, wollte man glauben. “Damals” vielleicht, heute aber nicht mehr. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, glaubt im Reformationstag etwas ganz anderes zu erkennen.”Der 31. Oktober erinnere an einen geistlichen Aufbruch, der Denken, Kultur und Gesellschaft bis heute präge”, so Fehrs (Quelle). Heute lebten wir in einer Zeit voller Umbrüche und daher sei es wichtig, das Zusammenleben so zu gestalten, dass das “Wohl des Menschen” in den Mittelpunkt gerückt werde.

Luther habe den Mut gehabt, die Dinge zu hinterfragen. Reformation bedeute, “Veränderungen entschlossen anzupacken, im Vertrauen darauf, dass Gott mit uns geht, so die EKD-Ratsvorsitzende. Das Zutrauen Gottes sei die “Kraftquelle der Transformation und Weiterentwicklung”.

Humanismus anstatt Evangelium

Plato-Aristotel-Socrates
Hellenistische Philosophien

Hohle Phrasen und die Hülle darum besteht aus dem in Rom vorgegebenen “Allgemeinwohl” des Menschen, gemäß der Religion des Humanismus. Evangelium? Nicht einmal im Ansatz. Dafür voll und ganz geschnitzt aus dem Rohstoff der katholischen Soziallehre (Info). Gnostiker fänden in den Aussagen Fehrs ebenfalls Gefallen.

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die EKD-Chefin suggeriert allen Ernstes, dass der Mensch in seiner Vernunft und “guten Moral” seine eigene Wege bereitet und man vertraue darauf, dass Gott uns dabei begleite. Oder eher “hinterläuft”?

Martin Luther sagte die erneut vorherrschende Finsternis voraus, denn er kannte die Kirche Roms besser als die meisten seiner gelehrten Zeitgenossen. Und dazu braucht es nicht einmal einen offenkundigen Abfall oder die Verleugnung des Evangeliums:
Vernunft vor dem Glauben und der Erkenntnis Christi ist Finsternis, aber im Glaubenden ist sie ein treffliches Werkzeug. Denn wie alle Naturgaben und -werkzeuge in den Gottlosen gottlos sind, so sind sie in den Gläubigen heilsam.” (Martin Luther).

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
2. Timotheus 4,3-4

Bibelverse aus Schlachter 2000

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