Nachdem auch in Portugal tausende Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen bekannt wurden, hat sich die portugiesische Bischofskonferenz nun zu einer Entscheidung durchgerungen. Man wolle an die Missbrauchsopfer gedenken. Eine Entschädigung sei nicht nötig, da die Wunden ohnehin irreparabel seien.
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Einfach nur Schwamm drüber?
In Portugal arbeitet die katholische Kirche die von ihren Verantwortlichen begangenen Missbräuche von Schutzbefohlenen gänzlich „zurückhaltender“ auf als z.B. in Deutschland. Während die Missbrauchsopfer von der Deutschen Bischofskonferenz mit Geldbeträgen in Millionenhöhe entschädigt werden, gehen die Opfer der katholischen Kirche in Portugal nicht nur mit leeren Händen aus, sondern müssen sich – gelinde gesagt – auch noch verhöhnen lassen.
Gedenken an Opfer muss reichen
Portugals Kirche weigert sich, den Missbrauchsopfern auch nur irgendeine Entschädigung zukommen zu lassen. Es ist stattdessen ein Gedenken an die Opfer beim ohnehin geplanten Bußgottesdienst mit dem Papst geplant. Dazu ist die Einrichtung eines Komitees mit einem „unabhängigen Charakter“ vorgesehen, wie das katholische Internetportal berichtete. Man wolle den Missbrauchsopfern zuhören. Das reichte nach Ansicht der portugiesischen Bischöfe völlig aus.
Die Wunden sind ohnehin irreparabel
Der Vorsitzende der Portugiesischen Bischofskonferenz, Bischof Jose Ornelas, erklärte die Entscheidung damit, dass die Missbrauchsfälle individuelle Straftaten seien. Eine pauschale Entschädigung für die Opfer der katholischen Kirche komme nicht in Frage. Die Wunden der Opfer seien irreparabel.
Überprüfung der Ausbildungspläne
Der vorsitzende Bischof bekräftigte zudem, alles Mögliche zu tun, damit sich diese Missbrauchsfälle nicht wiederholten. Dazu sei er fest entschlossen. Ornela wolle zusätzlich in den Priesterseminaren, in denen es in der Vergangenheit zu häufigen Übergriffen auf Schutzbefohlenen kam, die jeweiligen Ausbildungspläne überprüfen.
Aufarbeitung offenbar nicht erwünscht
Alleine die angekündigte Überprüfung der Lehrpläne in den Priesterseminaren wirft Fragen auf. Was könnten Lehrpläne mit den Verbrechen der Verantwortlichen der katholischen Kirche zu tun haben? Allerdings könnte man angesichts der Vielzahl dieser kriminellen Handlungen, des Durchschnittsalters der Opfer im Bereich von 11 Jahren und des Charakters der sexuellen Übergriffe den Eindruck gewinnen, es handelte sich nicht um „individuelle Übergriffe“, sondern um ein innerhalb der kath. Kirche vollzogenes Ritual. Dies könnte mitunter ein Grund dafür sein, die Bereitschaft zur Aufarbeitung der massenhaften sexuellen Missbräuche von Kindern und Jugendlichen nur halbherzig zu zeigen. Die Erklärungen des Vorsitzenden Ornelas kommen einer Verhöhnung der Opfer gleich.