In Pakistan lebt man als Christ nicht nur als Teil einer winzigen Minderheit sondern auch noch brandgefährlich. Ein paar Verse der Bibel auf den sozialen Medien reichten aus für Inhaftierung und Anklage wegen „Gotteslästerung“. Die Medien des Vatikans berichten darüber, aber zitieren nicht die verwendeten Verse. Das könnte sogar einen Grund haben.
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Christ soll den Koran gelästert haben
Pakistan ist fast ein durchgehend muslimisches Land. Über 96 Prozent folgen dem Koran. Die restlichen knapp 4 Prozent gehören dem Christentum, Hinduismus, Ahmadiyya-Islam, Sikhismus und anderen Religionen an. Jegliche Äußerungen gegen den Koran und den darin enthaltenen Figuren sind somit in Pakistan mit größter Vorsicht zu genießen. Ein Christ hat es jedoch „gewagt“ auf Facebook ein paar Verse der Bibel zu zitieren. Dieser ist inzwischen wegen dem Vorwurfs der Gotteslästerung in Haft genommen worden, so Vatikan News unter Berufung des vatikanischen Pressedienstes Fides.
Pakistanischer Christ zitiert Vers aus 1. Korinther
Der Pakistani zitierte demnach ein paar Zeilen aus dem ersten Brief von Paulus an die Korinther (1. Korinther 10, 18-22). Vatikan News erklärt, worum es sich in diesen Versen handelte, ohne den Wortlaut aufzuzeigen. Es ginge lediglich um „Opfer und Dämonen“, ohne nähere Hinweise zum Kontext. Der vom Pakistani verwendete Bibeltext lautet wie folgt:
Mehr Informationen über den Hintergrund dieser Aussagen gibt Vatikan News nicht preis und setzt damit wohl auf die Bequemlichkeit ihrer Leser.
Muslimischer Nachbar denunzierte den Christen
Auf den Islam bezogen verärgerte dieser Facebook-Beitrag offenbar die Muslime aufgrund des bevorstehenden Opferfestes Eid al-Adha. Zumindest war dieser Ansicht ein Muslim, der im gleichen Ort wohnt wie der nun inhaftierte Christ. Schon bald nach der Bezichtigung wurde es in dem kleinen Dorf „sehr unruhig“. Gemäß Fides eskalierte die Lage ziemlich schnell. Demnach haben einige christliche Familien die Flucht ergriffen und suchten ihr Heil in benachbarte Dörfer.
Die Ausschreitungen seien gewaltsam verlaufen. Nachdem eine Anwältin den Angeklagten und seine Familie in Sicherheit brachte, habe die Polizei den Christen in „Gewahrsam“ genommen.
Kein Verbrechen aber gegen Blasphemiegesetz
Die Anwältin spricht von einer ungünstigen Situation für den Angeklagten. Es sei zwar klar, dass der Christ kein Verbrechen begangen habe, aber das „sensible Thema“ des vorherrschenden Blasphemiegesetzes habe hier einen großen Einfluss. Derlei Fälle seien vor den Gerichten Pakistans bereits zu tausenden anhängig, vor allem jene, bei denen Christen „zu Unrecht angeklagt und verhaftet werden, obwohl sie unschuldig sind“.
Das Blasphemiegesetz scheint ein Einfallstor für Denunzianten zu sein, welche „unliebsame“ Menschen anhand einer Anklage in erhebliche Schwierigkeiten bringen können. Dieses Gesetz greift, wenn Lästerungen gegen den Koran oder des Propheten Mohammed begangen wurden.
Denunziantentum war (ist) auch Praxis in Europa
Derlei Vorgänge erinnern an die auch mitten in Europa einst vorherrschenden Zustände. Damals ging es eben nicht um die Beleidigung des Islam, sondern entweder um den Vorwurf der Zauberei oder Hexerei und auch um das Verbreiten von Lehren, die dem katholischen Katechismus nicht entsprachen. Das galt somit auch für das Zitieren aus der Bibel. Die Waldenser gehörten über Jahrhunderte zu den darin „erfahrensten“ Bibelgläubigen.
Dies alles könnte als „Schnee von gestern“ abgehandelt werden, wenn man die unzähligen Opfer einfach außer Acht ließe. Aber an die von ihr verursachten Gräuel mit (konservativ geschätzten) Opfern im annähernd 3-stelligen Millionen-Bereich erinnert die Kirche Roms nur sehr, sehr ungern.
Die Verse könnten auch für Rom peinlich wirken
Die vom pakistanischen Christen verwendeten Verse des Paulus-Briefes an die Korinther enthalten auch anderweitigen Zündstoff. Dies betrifft nicht den Islam, sondern die katholische Kirche und ihren praktizierten Riten selbst. Im Mittelpunkt hierfür steht ausgerechnet das „wichtigste Sakrament“ dieser Kirche, die Eucharistie. Mit diesem Ritual handelt es sich um nichts anderes als das, was Paulus den Korinthern vorwirft. Die Abgötterei und das Verzehren von an falschen Göttern geopferten Speisen. Darüber hinaus ist die „Hostien-Verehrung“ mit der beständig wiederholten Opferung Jesu eine Blasphemie ohne Beispiel.
Ganz nach dem Motto „Haltet den Dieb“, könnte das Verschwinden solcher Verse aus den Augen der Öffentlichkeit auch im Interesse der Kirche Roms sein. Daher ist der Verzicht auf das Abdrucken des Verses durch Vatikan News sogar nachvollziehbar.
Übrigens: Der Begriff „Fides“ kann zweierlei verstanden werden. Einmal steht „Fides“ im Lateinischen für „Glauben“ und die weitere Variante ist die „Göttin Fides“. Eine heidnische Göttin des Eides bzw. des Schwures. Ein Erkennungszeichen für „Fides“ ist z.B. der vor dem Mund gehaltene und nach oben gerichtete Zeigfinger („Aufforderung zum Schweigen“).
Bibelverse aus Schlachter 2000