In den USA brachte ein zu einem Online-Pastor mutierter Geschäftsmann zahlreiche Schäfchen zur Abgabe ihrer „Wolle“ für das Investment in eine „himmlischen Kryptowährung“. Mehr als 3 Millionen US-Dollar landeten so direkt ins unerreichbare Jenseits.
Inhalt / Content
- 1 Wenn sich Hirnwindungen straff ziehen
- 2 Online-Pastor mit „göttlicher“ Kryptowährung
- 3 Nun wäre riesige Geduld nötig gewesen
- 4 Aufsichtsbehörde vermisst das Wunder
- 5 Weltlich technische Mängel
- 6 Himmlische Investments nun im Jenseits
- 7 Dominanz des ausgeknipsten Verstandes
- 8 Was ist eigentlich noch der „Wert“?
- 9 Rein virtuelle Werte
- 10 Kryptowährung setzt einen oben drauf
- 11 Das Evangelium beschreibt es ganz gut
Wenn sich Hirnwindungen straff ziehen
„Gier frisst Hirn“, so ein bekanntes Sprichwort. Und wo das Hirn bereits als ziemlich ausgefranst erscheint, ist auch so ziemlich alles möglich. Wie wird man auf die Schnelle ein Millionär? Man gründet mit minimalen finanziellen Aufwand eine reine Online-Kirche, präsentiert sich als der „auserkorene Pastor“ und setzt nebenbei auch eine eigene Kryptowährung auf. Schon hat man eine vergoldete Plattform für das Sammeln von nimmersatten, blökenden Schafen zur Verfügung.
Online-Pastor mit „göttlicher“ Kryptowährung
In der Metropole Denver, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, hatten Eli Regalado und seine Frau Kaitlyn die vielversprechende Idee, eine solche Online-Kirche und die dazu passende Krypto-Einheit zu gründen. Die Internet-Kirche erhielt die Bezeichnung „Victorious Grace Chruch“ („Siegreiche Anmuts-Kirche“), wobei die Kryptowährung die weltlich anmutende Bezeichnung „INDXcoin“ erhielt. Die Zahl der Follower dieser Kirche wuchs mit der Zeit an. Am 22. August 2022 teilte „Pastor“ Eli Regalado seiner versammelten Online-Gemeinschaft eine „göttliche“ Botschaft mit, wie „The Denver Post“ berichtet (Quelle).
„Es war letzten Oktober, als der Herr mir diese Kryptowährung brachte. Er sagte: ‚Bringt das zu meinen Leuten für eine Vermögensübertragung‘. Es wurde seitdem hundertmal bestätigt.“ Regalado erklärte seinen Schäfchen, dass ein Teil des für „sein“ Volk bestimmten Weges darin bestehe, es dahingehend auszubilden, dass sie die Prinzipien der Finanzen im Königreich verstehen. Daher werden viele aus dem Volk durch die Teilnahme an dieser Kryptowährung mehr Geld haben als jemals zuvor in ihrem bisherigen Leben.
Nun wäre riesige Geduld nötig gewesen
Diese „Ausbildung“ war jedoch nicht sehr nachhaltig. Nachdem rund 300 Schäfchen dieser Online-Gemeinde ihr „göttliches Glück“ nicht fassen konnten und insgesamt rund 3,4 Millionen US-Dollar in diese Kryptowährung investierten, waren die Börse und die INDXcoin gemeinsam geschlossen. Regalado hatte aber eine Erklärung parat. Er präsentierte sich im Auftrag Gottes mit folgender Botschaft:
„Bleib, wo du bist. Bleib bei INDXcoins. Bleib dort, wo ich es sage. Ich werde den Weg ebnen. Nehmt dieses Wort einfach als die Wahrheit des Evangeliums und setzt es in die Tat um. Macht euch keine Sorgen darüber, was mit dem Geld passieren wird. Ich glaube wirklich, dass ihr in kurzer Zeit ein Wunder erleben werdet„.
Aufsichtsbehörde vermisst das Wunder
Das Wunder, welcher Art auch immer, blieb jedoch aus. Das Nichteintreffen des Wunders wurde auch von der staatlichen Aufsichtsbehörde bestätigt. Diese erhob Anklage gegen den Online-Pastor und seiner Frau wegen Wertpapierbetrugs. Die Behörde stellte inzwischen fest, dass es tatsächlich ein Wunder gebraucht hätte, um die Investor-Schäfchen mit mehr Wolle zu versehen. Stattdessen wurden sie geschoren.
Mindestens 1,3 Millionen US-Dollar des Investments gingen direkt an den Hirten dieser Gemeinde. Er und seine Frau verfügten aufgrund dieser „himmlischen Vorsehung“ über einen neuen Range Rover, Schmuck, Bootsverleih und Schneemobilabenteuer, Luxushandtaschen, ein renoviertes Haus und ein Au-pair-Mädchen. Die Anklage geht daher davon aus, dass der „Pastor“ niemals die Absicht hatte, das Geld jemals zurückzuzahlen. Auch die Beteuerung Regalados gegenüber seinen Schäfchen, die Gelder für Witwen und Waisen einzusetzen, damit sie ihren „Zehnten“ abgeben könnten, wurde von der Aufsichtsbehörde als eine inzwischen wenig verwunderliche Lüge entlarvt. Die „Witwe“ und der „Waise“ war stets Regalados selbst.
Weltlich technische Mängel
Dass auch rein technisch nicht alles mit rechten Dingen zuging, dürfte beinahe zu erwarten gewesen sein. Die Kryptowährung ging zuletzt für 1,5 US-Dollar pro Einheit über den virtuellen Ladentisch. Alle Schafs-Investoren erhielten die Zusage, dass eine jegliche Einheit 10 US-Dollar wert sei. Die Ausgabemenge war auf 30 Millionen Einheiten begrenzt. Damit hätten gemäß der Aufsichtsbehörde mindestens 300 Millionen US-Dollar als Deckung zur Verfügung stehen müssen. Die Ermittler konnten aber lediglich 30.000 Dollar zusammen kratzen.
Hinzu kommt eine katastrophale Umsetzung dieser Krypto-Einheit. Ein auf Kryptowährung spezialisiertes Sicherheitsunternehmen nahm neben weiteren digitalen Währungen auch diesen INDXcoin unter die Lupe. Vornehmlich geht es um die Sicherheit vor Cyberangriffen. Dieses Unternehmen vergab bei einer Skala zwischen 1 und 10 diesem INDXcoin eine „Null Komma Null“. Regalados kannte demnach diese Nullnummer.
Himmlische Investments nun im Jenseits
Hoffnung für eine Rückerstattung der investierten Gelder gibt es kaum. Da die Börse und Kryptowährung selbst nicht mehr existieren, bleibt dieser Weg aus. Es bleibt nur noch die „Privat-Schatulle“ des „Pastors“, aber dieser Pfad müsse erst über die gerichtlichen Eingebungen geebnet werden. Vorerst wurden dem „Pastor“ und seine Frau die Konten für 14 Tage eingefroren. Der „Rest“ wird sich ergeben. So manch geprelltes Schäfchen dürfte geschockt sein. Hatte doch der „Pastor“ über eine Videobotschaft das Heil mitgeteilt. Gott habe Eli und Kaitlyn daran erinnert, dass unmöglich etwas vermasselt werden könne.
Dominanz des ausgeknipsten Verstandes
Man darf getrost davon ausgehen, dass das Evangelium für diesen „Pastor“ nie auch nur die geringste Rolle spielte. Hätte etwas anderes ebenso funktioniert, dann wäre Regalado vermutlichen auch als „Bob der Baumeister“ mit seiner Krypto-Einheit „HAMMERCoin“ aufgetreten. Es war lediglich das Mittel zum Zweck und bekanntlich „heiligt der Zweck die Mittel“
Bemerkenswert ist allemal die radikale Außerbetriebsetzung des eigenen Denkapparates, wenn es um die Vermehrung des eigenen Geldvermögens geht. Dies in diesem Fall sogar in vielfältiger Weise. Das trifft auf den „Pastor“ ebenso zu wie auf die jetzt besonders laut blökenden Schäfchen.
Was haben sich das selbst „geheiligte Ehepaar“ eigentlich ausgemalt? Dass man hunderte Investor-Gläubige bis zum jüngsten Tag bei Laune und guter Hoffnung halten könne? Nachvollziehbar wäre ein Betrug, dies noch im Status eines Anonymen, und dann auf und davon. Aber hier waren Eli und Kaitlyn namentlich bekannt und der Sitz von Börse und Online-Kirche ebenfalls. Irgendwann nur vom frisch renovierten Haus das Namensschild entfernen und schon kann man nicht mehr gefunden werden?
Hätte dieser Online-Möchtegern-Pastor das Evangelium wenigstens etwas verstanden und auch seinen eigenen potenziellen Verstand genutzt, dann wüsste er, dass die gleichen Leute, die im „Namen Gottes und seinen Aufrufen zur Vermögensvermehrung“ eine Stange Geld investieren, die gleichen Leute sind, die denselben Gott noch viel schneller in die Tonne hauen, wenn deren bestehendes Vermögen infrage gestellt werden sollte. Deren Geduld bis zur Verwirklichung versprochener Wunder ist so kurz wie das Haupthaar eines Telly Savalas.
Was ist eigentlich noch der „Wert“?
Überhaupt nicht mehr zur Diskussion steht der reale „Wert“ dieses ganzen Währungs-Gelages. Der Begriff „Wert“ gehört zu den Begriffen, die ihrer eigentlichen Bedeutung schon vollständig entzogen sind. Regelmäßig habe etwas einen Wert, obwohl dies tatsächlich nur den Preis darstellt, welche andere zu bezahlen bereit sind. Wie wäre es sonst möglich, dass heute etwas „Wertvolles“ schon am nächsten Tag etwas völlig „Wertloses“ sein kann? Eine goldene Anstecknadel ist mehr „wert“ als eine Flasche Wasser. Wetten, dass sich halb verdurstete Menschen in einer sandigen Wüste um die fast „wertlose“ Wasserflasche prügeln werden?
Rein virtuelle Werte
Nun ist bereits eine jede gewöhnliche Währung lediglich mit dem Wert bemessen, der von einer Stelle diktiert wurde. Dies ist ausgedrückt in einer mit Farbe aufgedruckten Ziffer auf einem Stück Papier. Also die reine Vereinbarung, dass man für den dargestellten Wert ein Äquivalent in ausgesuchten Waren erhält.
Einst wurde Geld noch als solches angesehen, wie es eigentlich bis heute definiert ist. In eine bestimmte Form gebrachtes Stück Silber oder Gold. Dessen Größe bzw. Gewicht definierte den Geld-Wert. In der Antike selbstverständlich und auch heute noch in einzelnen Regionen so gehandhabt, ist das als Wert ausgedrückte Vermögen in Kamelen, Schafen, Eseln, Kühen, Stoffe, Tücher, etc. Nicht so handlich wie bunte Papierzettelchen und kleine Metallplättchen, aber immerhin mit realer Substanz.
Kryptowährung setzt einen oben drauf
Was stellt aber diese Kryptowährung dar? Eine konsequente Fortsetzung des schon virtuellen Wertes, was heute als Geld bezeichnet wird. Eine Kryptowährung besteht lediglich aus einer Kombination aus Einsen und Nullen, eine mathematische Größe. Die wiederum beschreibt nur den jeweiligen Zustand einer elektrischen Ladung. Diese Kryptowährung ist nur solange existent, bis jemand den Stecker aus der Steckdose zieht.
Heute sind Millionen Menschen dazu bereit, ihre innerhalb der Wirklichkeit durch den Einsatz von Lebensarbeitszeit nur anteilig übrig gelassene Vergütung in eine solche rein virtuelle Einheit zu tauschen und dies auch noch als Vermögen mit einem Wert zu bezeichnen. Damit schaffen sie sich zahlreiche Dinge an, die wiederum mit derem Altern an „Wert“ verlieren.
Selbst der sogenannte intrinsische Wert einer Münze aus Gold darf hinterfragt werden. Seit Jahrtausenden als eine Wertanlage akzeptiert. Dafür wurde geraubt, gebrandschatzt, betrogen, gemordet, ja ganze Völker ausgerottet. Von irgendwoher müssen ja die offen zur Schau gestellten Reichtümer in vielen der sog. Gotteshäuser kommen (z.B. Offenbarung 17,4). Dieser inzwischen unermessliche Reichtum war schließlich schon Jahrhunderte der Fall, bevor eine Kirchensteuer eingeführt wurde. Doch auch Gold ist nur ein Metall. Es hat eine besonders attraktive Farbe, es ist weich und gut zu verarbeiten, es ist selten, es „rostet“ nicht und es bedarf eines hohen Aufwands zur Gewinnung. Es ist aber nur ein Metall.
Das Evangelium beschreibt es ganz gut
Ob der Mensch nun realen materiellen Werten hinterher läuft, oder rein virtuellen Einheiten, wie diese verblitzten Schäfchen im Umkreis von Denver, es wird nichts nützen. Was immer man glauben möge, generell gilt zumindest: „Nackt bist zu gekommen, nackt wirst du gehen“.
Derjenige, der es vorzieht, selbst in der Bibel zu forschen, anstatt Möchtegern-Pastoren Folge zu leisten, wird einst auch über die Aussage von Petrus stoßen, 1. Petrus 1,6-7:
„Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muß, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi.„
Beim Stichwort „Offenbarung“ kommt auch gleich Offenbarung 18,17 und 19 in den Sinn, die stark daran erinnern, dass die „großen Werte“ in dieser Welt bereits mit dem Ziehen eines Steckers ausgelöscht sein könnten. Hier ist vom Gericht über das „Babylon“ die Sprache (Info).:
„Denn in einer Stunde wurde dieser so große Reichtum verwüstet!
Wehe, wehe! die große Stadt, in der alle, die Schiffe auf dem Meer hatten, reich gemacht wurden durch ihren Wohlstand! Denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden! „
Wer zu Lebzeiten einen auf Dagobert Duck mimen möchte, für den hat Jakobus eine wenig erquickende Vorschau parat, Jakobus 5,1-3:
„Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über das Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!„
Bibelverse aus Schlachter 2000