Neue Ideen: Bei EV-Gottesdienst müsse mehr Feststimmung aufkommen

Feststimmung

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Der evangelische Gottesdienst droht auszutrocknen. Ein wohl als Krisensitzung abgehaltener Kongress diente für die Schöpfung neuer Ideen zur Neugestaltung der Gottesdienste. Es müsse eine Fest- und Partystimmung aufkommen.

Der Gottesdienst erscheint als zu abgenutzt

Wenn sich das Management des Europa-Parks in Rust oder Disneyland in Paris zusammensetzt, um ein neues, attraktives Programmangebot für interessierte Besucher auszuarbeiten, dann ist das durchaus nachvollziehbar. Handelt es sich aber um ein Treffen von Kirchenvertretern für ein ähnlich anmutendes Angebotspaket für den Gottesdienst in einer Kirche, wirft dies tiefgreifende Fragen auf.

Kongress für neuen „Heartbeat“

Feststimmung
Mehr Besucher in Gottesdienst durch Feststimmung erhofft

Am vergangenen Donnerstag trafen sich ca. 130 Vertreter der Kirchen und Wissenschaft aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Kongreff „Quo vadis, Gottesdienst?“. Dieser Kongress fand in Hildesheim im Michaeliskloster in den Tagen 02. bis 04. Mai 2023 statt. Das Michaeliskloster gilt als das „Evangelische Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik“. Zu den auf dem Kongress zu klärenden Fragen zählten: „Ist der Gottesdienst das Herz der Kirche? In welchem Rhythmus schlägt es? Wie eine Jungle Drum? Im 4/4-Takt?“. Im Zentrum stand der „Heartbeat“ des Gottesdienstes, welcher durch „Workshops“ mit der Behandlung u.a des Themas „Belonging before believing“ erkannt und auch angepasst werden sollte. Ohne Anglizismen scheint es nicht mehr zu gehen.

Die Party findet in der Kirche statt

Der kirchliche Gottesdienst müsse wieder als ein Fest wiederentdeckt werden, so Theologie-Professor und Direktor des Michaelisklosters, Jochen Arnold. Die Party dürfe nicht nur dem Schützenfest überlassen, sondern müsse erlebbar sein. „Die Party findet tatsächlich bei uns statt“, so Arnold zum Evangelischen Pressedienst (epd), wie evangelisch.de berichtete.

Ereignisse wie Heiligabend, Ostern und Erntedank zeigten, dass die dafür gehaltenen Gottesdienste, wie auch unterschiedliche Formen und Gestalten, einen „Event-Charakter“ besäßen. Dies resultiere in einem höheren Zulauf der Gottesdienstbesucher, während der Gottesdienst insbesondere am Sonntagmorgen an Bedeutung verliere. Auch Formate, wie digitaler Gottesdienst zur „Corona-Zeit“, im Freien oder auch im Wohnzimmer zeigten, dass „das gottesdienstliche Herz der Kirche“ weiter schlage.

Es brauche eine Willkommenskultur

Bratwürste
Nach Abendmahl eine richtige Mahlzeit?

Die Kirche dürfe wegen den niedrigen Besucherzahlen nicht wie das Kaninchen angstvoll auf die Schlange starren, so Arnold, vielmehr müsse ein neuer Aufbruch und eine Öffnung gewagt werden, um den Menschen und ihren Fragen und Bedürfnissen entgegenzukommen. Hierfür sei der „Gedanke einer inklusiven Kirche“ wichtig, so der Theologe. Man müsse die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Frömmigkeit, Neigungen und Sprachen „mit einer offenen Willkommenskultur“ so empfangen, dass sie sich im geistlichen Angebot zu Hause fühlten.

Für die einladende Kirche im 21. Jahrhundert müsse es eine große Anzahl von Formaten geben. Ein Patentrezept gebe es hierfür nicht. Dennoch müsse vermittelt werden, dass der Gottesdienst am Sonntagmorgen als eine Option unter anderen Formaten um 10 Uhr wichtig bleibe. Damit eine „Festfreude“ aufkomme, könne anstatt eines „Abendmahls-to-go“ oder eines „Kirchenkaffees“ auch eine richtige Mahlzeit folgen.

Die Musik muss stimmen

Die musikalische Vielfalt spiele für ein Gelingen der Gottesdienst-Angebote ebenfalls eine große Rolle. Dazu zählten Choral, Taizé-Lieder und auch Gospel. Dies dürfe aber nicht in einem Zuviel an „musikalische Zutaten in eine Gottesdienst-Suppe“ münden, sondern sollte „mit Geschmack“ gemischt werden, so Arnold. Wichtig sei die richtige Abstimmung des „Gottesdienst-Buffets“.

Die Lösung wäre dabei so einfach!

Für eine gute Mischung des „Dienstes an Gott“ hält es bereits die Evangelische Trinitätskirche Würzburg, wenn Gottesdienstbesucher ihre Wut an quietschenden Stiften und Knalltüten auslassen können.

Das ganze Treiben rund um die „Unterhaltungsangebote“ der evangelikalen Kirchen für das Anlocken von Besuchern ist in Sinne des Evangeliums eine glatte Bankrotterklärung.

Dabei gibt es ein ganz einfaches Rezept, die Besucher in die Kirche zu locken, ohne dafür ein Erlebnispark einrichten zu müssen:
Verkündigt das Evangelium, das lebendige Wort Gottes, so wie es geschrieben steht! Fertig.

Auch bei diesen Ambitionen der ehemals protestantischen Kirche gilt wie schon so oft:

„Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden“
2. Timotheus 4,3-4

Bibelverse aus Schlachter 2000

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