„Ist der Antichrist gekommen?“ Diese Frage stellen sich inzwischen viele Menschen, die das Erscheinen eines sich selbst nennenden Imam Mahdi-Nachfolgers beobachtet haben. Natürlich nicht in Natura, sondern in den sozialen Netzwerken. Zumindest hat diese Figur durchaus Potenzial.
Inhalt / Content
Allgemeine Erwartungshaltung
Während das Christentum gemäß der Beschreibung der Bibel auf die Wiederkunft Jesu Christi wartet, stehen die Muslime gemäß Koran parat für die Ankunft des Imam Mahdi. Doch so gänzlich überraschend soll der angekündigte Mahdi nicht kommen. Vorab seien zahlreiche Ereignisse und Entwicklungen zu erwarten. Nicht weniger als 50 Kriterien sind beschrieben (Quelle).
Eine finstere Schiller-Gestalt
In den sozialen Medien rumort es derzeit kräftig rund um eine ominöse Figur, die sich selbst als der angekommene Imam Mahdi bezeichnet. Längst nicht der erste in den vergangenen Jahrzehnten, doch sein Auftreten hat eine besondere Note. Diese einfache Behauptung, er sei der Mahdi, war dem doch ziemlich plötzlich auf den Bildschirmen erschienenen Verkünder offensichtlich nicht genug. Er sieht sich sichtlich zu Größerem berufen. Neben Interviews hielt er vor versammelter Menge an (scheinbaren?) Gläubigen auch Reden am Pult. Folgend zwei Ausschnitte seiner Botschaften:
Er fordert Gehorsam
„Nun, ihr Christen im Osten und Westen, hört auf mich und gehorcht mir. Ich bin ein Gesandter von Jesus Christus (Alayhi Salam). Paulus ist falsch und führt euch in die Irre. Die Kirche ist korrupt und hält weder Gottes Gesetz noch verteidigt sie die Unterdrückten. Das Papsttum wurde gestohlen und der rechtmäßige Erbe verdrängt. Ihr seid verpflichtet, niemandem außer mir zu gehorchen. Gott sei Zeuge für das, was ich verkündet habe.„
„Frechheit siegt“, so ein Sprichwort. Zumindest redet er nicht um den heißen Brei herum.
Er sei Multi-Nachfolger

(Screenshot TikTok)
„Ich bin Abdullah, der Nachfolger von Imam Al-Mahdi (AS), der Nachfolger des Trösters Ahmed, der Nachfolger von Simon Petrus, der Nachfolger von Mohammed, der Nachfolger von Jesus Christus. Ich bin der wahre und legitime Papst. Ich bin der Beweis für die Christen. Ich bin der Sohn der Muslime durch meinen Vater und der Sohn der Christen und der Juden durch meine Mutter. Ich bin der Sohn des Ostens durch meinen Vater und der Sohn des Westens durch meine Mutter.
Ich bin wie Zulkarnain, der ein Horn im Osten und eines im Westen hat. Und ich bin der Erbe von allem, was dazwischen liegt. Ich bin klüger als jeder falsche Papst. Und ich bin namentlich im Willen der Propheten ernannt. Mein Name ist auch auf der Zunge Jesajas, der vom gerechten Diener prophezeite und sagte, er wird Nachkommen sehen und lange leben, und der Wille des Herrn wird durch seine Hand gelingen.„
In seiner „demütigen Bescheidenheit“ hat dieser Nachfolger von „Jedermann mit Rang und Namen“ in diesem Abschnitt seiner Rede nicht weniger als 9 Mal „Ich bin“ zum Ausdruck gebracht.
Es wirkt sehr aufgesetzt

Auffällig sind seine ziemlich finster gehaltenen Auftritte. Er selbst trägt eine Mütze, bis knapp über die Augen hinuntergezogen, von Kopf bis Fuß in Schwarz gehalten und die Ausleuchtungen rund um seine Erscheinungen bleiben sehr düster. Auch eine gewisse Anzahl seiner sichtbaren oder präsentierten Anhänger trägt die Kleidung im ähnlichen Stil. Eine Lichtgestalt sähe anders aus. Die von ihm vorgetragenen Texte erscheinen als einstudiert und emotionslos vorgetragen.
Bei den gezeigten Interviews zeigt er zwar Kenntnisse über die biblischen wie wohl auch islamischen Hintergründe, aber es wirkt doch alles sehr aufgesetzt. Selbst die Fragen und Reaktionen der Moderatoren erscheinen als sehr unnatürlich und gekünstelt. Mit der versammelten Menge um ihn herum handelt es sich eher um Komparsen als um tatsächlich Interessierte.
Täuschung in der Täuschung
So bizarr dieser Mahdi und seine Auftritte auch sein mögen, die Wirkung blieb nicht aus. Denn die Diskussionen um diese Figur laufen heiß. Wie es in den entsprechenden Kommentaren der sozialen Medien abzulesen ist, wohl auch mit dem erwünschten Erfolg. Denn kaum jemand will dieser finster-schillernden Figur seine sich selbst zugesprochene Rolle glauben, aber dafür steht er als der „erwartete Antichrist“ und Täuscher hoch im Kurs.
Innerhalb der christlich orientierten Kreisen wird der „Nachfolger“ nicht sonderlich ernst genommen als das, wofür er sich selbst ausgibt. Der Haken liegt jedoch darin, dass die Diskussionen um diese Figur das Bild eines künftig erstmals erscheinenden Antichristen einheizen und dies auch in den Köpfen der Menschen zu zementieren vermag. Quasi die Täuschung innerhalb der Täuschung.
Geeignet für die Ablenkung
Die Aufmerksamkeit der Menschen soll wie gehabt, wohin auch immer geleitet werden, Hauptsache weg von Rom und dem dort ansässigen Papsttum (Info). Diese Strategie, den durchaus leicht zu identifizierenden „Antichrist“, der im Evangelium u.a. als „Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens, Mutter der Huren, Babylon die Große“ genannt wird, aus dem Fokus zu rücken, wurde bereits kurz nach Beginn der Reformation im 16ten Jahrhundert verfolgt.
Zuhilfe kam den Reformatoren, anfänglich fast alle ehemalige Katholiken, die nun frei verfügbare Bibel. Das Studium der Bibel, geschweige die Auslegung der Schrift obliegt bis heute dem kirchlichen Lehramt (CCC 85) der römisch-katholischen Kirche. Somit hatten selbst Priester in der Regel wenig Ahnung, was tatsächlich in der Bibel geschrieben steht. Sie waren stets „Spezialisten“ der Liturgie, aber kaum belehrt im geschriebenen Wort.
Da nicht nur die ersten Reformatoren, sondern eine ganze Riege von ihnen das Papsttum als den irdischen Widersacher Gottes klar erkannt haben (Info), war es oberste Priorität für die römische Kirche, diese Erkenntnis so schnell wie möglich wieder zu verdecken. Kurzerhand wurden zu den Prophetien der Bibel gänzlich neue Geschichten erfunden und diese haben sich bis heute gefestigt (Info).
Festigung Vision eines einzelnen Antichristen

So ein „Pseudo-Mahdi“, der einerseits sichtlich von der muslimischen Welt nicht sonderlich ernst genommen wird, aber dafür umso mehr seitens der christlichen Gemeinden, kann daher durchaus den gewollten Zweck erfüllen, den ohnehin schon festgefahrenen Irrglauben eines Antichristen und das Errichten eines irdischen Friedensreiches durch den im Anschluss kommenden Christus zu bestätigen (Info). Allerdings nur in den Köpfen der ohnehin schon Irregeleiteten.
Jesus Christus warnte vor der Verführung in der Endzeit. Ebenso warnte Er vor jene, die sich als Christus ausgeben. Dieser Mahdi passte genau in dieses Schema. Als Täuscher identifiziert, aber (leider) eben auch als der irrig geglaubte Antichrist. Es mag sein, dass diese Figur auch nur eine Eintagsfliege bleibt, aber die Wirkung auf viele Menschen ist durchaus nachhaltig.
Wer das Treiben und das Wirken des längst agierenden Widersacher Gottes auf den Schirm nehmen will, sollte seine Blicke jedoch gen Rom richten.
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, daß euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen
Matthäus 24,4-5
Bibelverse aus Schlachter 2000