Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) können eine Folge von „Long-Covid“ sein, so eine von den Medien verbreitete These. Dafür werden fragwürdige Studien hervorgekramt und gleichzeitig Großstudien mit einem gegenteiligen Ergebnis links liegen gelassen.
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These auch nach Gegenbeweis verbreitet
Mit dem vermehrten Aufkommen von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung (Myokarditis und Perikarditis) war der für Covid-19 verantwortliche Corona-Virus und die Folgen von „Long-Covid“ sofort bei der Hand. So titelte z.B. der NDR (23.11.2022), dass im Rahmen von „Long Covid“ Herzschäden nach einer Corona-Erkrankung aufträten. Als Basis für diese These diente eine US-amerikanische Studie, welche im Magazin Nature (07.02.2022) veröffentlicht wurde. Für diese Studie wurden 150.000 Daten von Angehörigen des Militärs ausgewertet.
Allerdings gibt es einen „kleinen“ Haken. In den USA wurde bereits im Jahr 2021 eine Impfpflicht für sämtliche Armee-Angehörige durchgesetzt. Am 16. Dezember 2021 berichtete der RND darüber, dass zu diesem Zeitpunkt bereits 98 Prozent der Armee-Angehörigen geimpft seien.
Unerwähnt dagegen blieb vom NDR eine Studie des Herzzentrums im Kaplan Medical Center der Hebräischen Universität Jerusalem, zusammen mit der Sackler Faculty of Medicine, Tel Aviv Universtiy und dem Chaim Sheba Medical Centre, Tel Hashomer. Veröffentlicht wurde diese Studie bereits am 15. April 2022 im MDPI mit Sitz in Basel, Schweiz.
Knapp 780.000 Probanten
Ziel dieser Studie war die Feststellung, ob eine Covid-19-Infektion Auslöser für Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sein könne. Dafür wurden vom Clalit Health Services insg. 787.968 erwachsene Menschen in die Studie mit einbezogen. Diese bestand aus einer Covid-19-Kohorte (n=196.992) und einer geschlechts- und altersbezogene 3:1-kontrollierte Kohorte (n=590.976). Zur Verfügung standen 700.040 Personenmonate in der Covid-19-Kohorte und 2.100.077 Personenmonate in der Kontrollkohorte.
Während des Studienzeitraumes wurden in der Covid-19-Kohorte neun Fälle von Herzmuskelerkrankung (Myokarditis) und elf Fälle von Herzbeutelentzündung (Perikarditis) festgestellt. In der Kontrollgruppe waren es 27 Fälle von Myokarditis und 52 Fälle von Perikarditis. Von den neun Myokarditis-Fällen wurden zwei aufgrund einer schweren Covid-19-Infektion mit der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung ins Krankenhaus eingeliefert. In diesen beiden Fällen wurde Myokarditis nach 19 bzw. 37 Tagen nach der Infektion diagnostiziert. Bei den Fällen mit Perikarditis wurde kein Fall wegen einer Covid-19-Infektion ins Krankenhaus eingewiesen. Die mediane Dauer des Krankenhausaufenthaltes nach Myokarditis betrug in der Covid-19-Kohorte 5 (2-25) Tage gegenüber 3 (3-5) Tage in der Kontrollkohorte. Bei Perikarditis betrug der Krankenhausaufenthalt 2 (2-3,5) Tage in der Covid-19-Kohorte und 3 (1,8-6,3) Tage in der Kontrollkohorte.
In der großen Populationsstudie von Probanden, die nicht gegen SARS-CoV-2 geimpft waren, beobachteten die Forscher ab dem 10. Tag nach positivem SARS-CoV-2 keinen Anstieg der Inzidenz von Myokarditis oder Perikarditis. Unabhängig von einer früheren Covid-19-Infektion zeigten die Analysen, dass Männer einem höheren Risiko ausgesetzt sind, eine Myokarditis oder Perikarditis auszubilden.
Das Fazit der Studie:
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Inzidenz von Myokarditis und Perikarditis bei von COVID-19 genesenen Patienten im Vergleich zu nicht infizierten, passenden Kontrollen nicht erhöht ist. Weitere längerfristige Studien sind erforderlich, um die Inzidenz von Perikarditis und Myokarditis bei Patienten abzuschätzen, bei denen COVID-19 diagnostiziert wurde. “
Kein Bestandteil von „Long-Covid“
Auch wenn mit dieser Studie längst nicht alle Felder der zahlreichen „Covid-Phänomene“ abgedeckt sind, lässt sich jedoch davon ableiten, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen keine Erscheinung von „Long-Covid“ sind. Dem gegenüber steht jedoch eine von Öffentlich-Rechtlichen verbreitete US-Studie anhand von fast vollständig geimpften Probanden der US-Armee. Jeder kann sich daraus seinen eigenen Reim bilden. Dazu gehört auch die vor allem zum Jahreswechsel auf 2023 deutlich erhöhte Sterberate in Deutschland und in der EU.