Moderne und konservative Ansicht zum Gebet

Gebet

English


Das Gebet zu Gott ist ein fundamentaler Bestandteil des Christentums. Im Laufe des Wandels innerhalb der Gesellschaft hat das Gebet zwar nicht an Gewicht verloren, aber doch die Betrachtung des Zwecks und vor allem das Ziel.

Ziel des Gebetes – Unterschied in rund 150 Jahren

Wie unterschiedlich das Gebet gewichtet und dies den Menschen erklärt werden kann, zeigt eine Gegenüberstellung der „modernen“ Ansicht des Bayerischen Landesbischofs und ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) Heinrich Bedford-Strohm und die „konservative“ Ansicht von Ellen G. White (1827 – 1915). Sie war eine Mitbegründerin der heutigen u.a. in Deutschland vertretenen Freikirche der Siebenten Tags Adventisten und Autorin zahlreicher Bücher.
Die Zitate von Bedford-Strohm sind aus seinem Beitrag vom Oktober 2019 in „Chrismon„, ein Portal der evangelischen Kirche Deutschlands entnommen. Die Zitate von Ellen G. White sind Auszüge aus ihrem Buch „Das Gebet„.

Andere Gewichtung kommt deutlich hervor

Gebet
Moderne und konservative Sicht zum Gebet

Bedford-Strohm sieht im Gebet eine Hilfe, die besser als jeder Ratgeber sei. Ein regelmäßiges Gebet könne gemäß dem Landesbischof helfen, „eine zuversichtliche und dankbare Haltung zum Leben einzunehmen“. Also eine Art Hilfe für ein besseres Leben. Ellen G. White erkennt im Gebet eine Notwendigkeit für die Beziehung zu Gott und das eigene Seelenheil nach der Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit.

Folgend die einzelnen Zitate in wechselnder Reihenfolge mit gleichem bzw. ähnlichem Thema auf dem Gebiet des Gebetes.

Bedford-Strohm zum Thema „Kraft und Seele“

Das Beten hat da mehr Kraft, denn es berührt uns in den Tiefen unserer Existenz. Und wo wir keine eigenen Worte finden, können wir uns Worte leihen, mit denen andere vor uns tiefe Erfahrungen gemacht haben. Die Psalmen in der Bibel sind solche Worte. „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Wer diese Worte aus Psalm 103 regelmäßig liest, ihnen nachspürt und sie weiterdenkt, wird merken, wie sie in die Seele einsickern und sich neue Quellen der Dankbarkeit, der Lebensfreude und der Zuversicht für das eigene Leben und für die Welt als Ganze öffnen.

Ellen G. White zum Thema „Seelenheil“

Der erste Atemzug der Seele am Morgen sollte dem Bewusstsein der Gegenwart Jesu gelten. “Ohne mich könnt ihr nichts tun”, sagt Jesus. Johannes 15,5. Wir brauchen Jesus, sein Licht, sein Leben; seinen Geist müssen wir beständig empfangen. Wir brauchen ihn in jeder Stunde. Und wir sollten am Morgen beten, wenn die Sonne die Landschaft erleuchtet, und wie sie die Welt mit Licht erfüllt, kann auch „die Sonne der Gerechtigkeit“ (Maleachi 3,20) in unser Denken und Herz scheinen und uns zu „Licht im Herrn“ machen. Epheser 5,8 (EB). Ohne ihn können wir es nicht einen Moment lang sein. Der Feind merkt es, wenn wir versuchen, ohne unseren Herrn zurechtzukommen, und er ist bereit, uns Gedanken einzuflüstern, damit wir aus unserem festen Stand fallen (2.Petrus 3,17b); aber der Herr möchte, dass wir jeden Augenblick in ihm bleiben und so in ihm vollkommen sind. (My Life Today 15. {DG 15.3})

Bedford-Strohm zum Thema Vergebung (für den Nächsten)

Die Glücksforscher sagen uns, wie wichtig es ist, ­ver­geben zu lernen. Viele Beziehungen könnten noch bestehen, wenn nicht nur unser Verstand, sondern auch das Herz das begreifen würde. Das Vaterunser, das Jesus seinen Jüngern in der Bergpredigt mit auf den Weg gibt, hilft uns dabei: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Wer das regelmäßig und aus ganzem Herzen betet, der öffnet sich für die Kraft der Vergebung.

Ellen G. White zum Thema Vergebung (eigene erkannte Sünden)

Vernachlässige nicht das Gebet im Verborgenen (Matthäus 6,6), denn es ist die Seele des Glaubens. Mit ernstem und inbrünstigem Beten flehe um die Reinheit deiner Seele. Flehe so ernsthaft und eifrig, als wäre dein irdisches Leben in Gefahr. Bleibe so lange vor Gott, bis du ein unaussprechliches Sehnen nach Erlösung und die befreiende Gewissheit der Vergebung erlangt hast. (Spiritual Gifts II, 264. {DG 16.1})

Bedford-Strohm über Frömmigkeit

Ja, es gibt so etwas wie eine religiöse Scham. Frömmigkeit ist für viele etwas sehr Intimes. Sie vor sich herzutragen, ist daneben. Sie muss aber auch nicht ­verheimlicht werden. Es lohnt sich, neu zu entdecken, was wir „Frömmigkeit“ nennen, also in der Stille Gott nachzuspüren, mit ihm im Gespräch zu sein, sich von ihm etwas sagen zu lassen, alte und neue Texte, die von Gott reden, im Herzen zu bewegen, mit anderen zu­sammen Gottesdienst zu feiern. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass sich viele ­Menschen wünschen, dankbar und zuversichtlich leben zu können. Dankbar zu werden, das kann man sich zwar vornehmen. In die Tiefe der eigenen Seele findet es durch den Vorsatz allein aber noch nicht Eingang.

Ellen G. White über Frömmigkeit

Ihr müsst wachen, damit die zahlreichen Aktivitäten des Lebens euch nicht dazu führen, das Gebet zu vernachlässigen, wenn ihr seine Kraft am meisten nötig habt. Wenn ihr euch zu stark von eurer Betriebsamkeit beanspruchen lasst, ist eure Frömmigkeit in Gefahr. Es ist ein großes Übel, wenn ihr die Kraft und die himmlische Weisheit nicht in Anspruch nehmt, die Gott für euch bereithält. Ihr braucht diese Erleuchtung, die nur Gott allein geben kann. Niemand kann in Gottes Werk tätig sein, ohne diese Weisheit zu besitzen. (Testimonies for the Church V, 560. {DG 16.3})

Weder Kommentar, noch Bewertung

Die jeweiligen gegenübergestellten Zitate bleiben hier völlig bewertungsfrei. Jeder kann sich anhand der wenigen und kurzen Beispielen sein eigenes Bild über die Gewichtung sowie Sinn und Zweck des Gebetes gestalten.

Übersicht Thema Evangelium

Moderne und konservative Ansicht zum Gebet
Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen