„Lasst euch nicht richten wegen Feiertage, Neumond und Sabbat.“ Eine Aussage von Paulus an die Kolosser, der in seiner in neuen Bibeln verhunzten Form als vermeintlicher Beleg für die Irrelevanz des Vierten Gebotes missbraucht wird.
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Kolosser 2,16 – Ein „Watte-Knüppel“
Der Sabbat müsse nicht mehr eingehalten werden. Dieser gelte nur für die jüdischen Gemeinden. „Wir“, die Christen“, feiern stattdessen den Sonntag, weil an diesem Tag Jesus auferstanden ist. Schließlich habe auch Paulus deutlich erklärt, dass niemand an die Beachtung des Sabbats, den 7ten Tag der Woche, gebunden sei. Als Bestätigung dient hierfür sehr häufig die Aussage in Kolosser, Kapitel 2:
„So laßt euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate“ (Kolosser 2,16, Schlachter 2000).
Die Verwendung einzelner Verse oder gar Vers-Schnipsel, ist eine übliche Gewohnheit derer, die es mit der Wahrheit des Evangeliums nicht sehr genau nehmen und auch wissen, das die Mehrheit der Leser bzw. Zuhörer sehr unbekümmert ist und dies auch nicht selbst nachprüft, geschweige im Kontext liest, um das erforderliche Gesamtbild zu erhalten.
„Moderne“ Vers-Anpassungen

Offensichtlich ist den Bibelgesellschaften die Problematik auch in diesem Vers bekannt. Diesen Vers alleine gelesen, bietet dieser sehr viel Spielraum für eine eigene Interpretation und daher wurde auch kräftig nachgeholfen. Während die Bibelausgabe „Schlachter 2000“ auf den Mehrheitstext (textus receptus) basiert, verwendet das Gros der modernen Bibelausgaben den aufbereiteten Grundtext gemäß Nestle-Aland (Info). Entsprechend auch die Ergebnisse, welche den Vers Kolosser 2,16 betreffen.
Bible „Luther 2017“:
„So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines Feiertages, Neumondes oder Sabbats.“
Bibel „Gute Nachrichten Bibel“:
„Darum soll euch niemand verurteilen wegen eurer Ess- und Trinkgewohnheiten oder weil ihr bestimmte Festtage oder den Neumondstag oder den Sabbat nicht beachtet.“
Bibel „Hoffnung für alle“:
„Darum lasst euch keine Vorschriften machen über eure Ess- und Trinkgewohnheiten oder bestimmte Feiertage, über den Neumondtag und über das, was man am Sabbat tun darf oder nicht.„
Bibel „Einheitsübersetzung“:
„Darum soll euch niemand verurteilen wegen Speise und Trank oder wegen eines Festes, ob Neumond oder Sabbat.“
Auffällig ist, dass der „Sabbat“ in den Nestle-Aland-Übersetzungen jeweils im Singular steht, während in der auf den textus receptus basierenden Schlachter 2000 der Sabbat im Plural angegeben ist. Dies findet sich auch in der englischsprachigen King James Version (KJV, 1611) wieder:
„Let no man therefore judge you in meat, or in drink, or in respect of an holyday, or of the new moon, or of the sabbath days:“ – „Sabbat-Tage“.
„Sabbate“ im Griechischen
Was findet sich im Original-Text im Griechischen wieder? (Textus Receptus, 1598, Quelle):
Am Ende des Verses ist „σαββάτων“ zu finden, also „sabbatōn“, und somit im Plural.
Das Wort „Sabbat“, wider den Grundtext, nun in der Einzahl niederzuschreiben, ist „wunderbar“ dazu geeignet, damit DEN Sabbat, also das Vierte Gebot zu beschreiben, obwohl dieser mitnichten angesprochen ist.
Hier ist es natürlich notwendig zu beachten, wem und aus welchen Gründen Paulus den Brief an die Gemeinde überhaupt schrieb. Schon der nächste Vers, der in diesem Zusammenhang in aller Regel gar nicht mehr zitiert wird, würde viel mehr Aufschluss darüber geben, Vers 17:
„die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat„.
Es handelt sich klar um die Zeremonialgesetze, die in Satzungen an Moses diktiert und von diesem in ein Buch geschrieben wurden. Nicht aber um DEN Sabbat, der von Gott selbst im Rahmen Seiner 10 Gebote in Stein geschrieben wurde (Info).
Heidnische Gepflogenheiten
Das Evangelium wurde nach der Steinigung von Stephanus auch an die Heiden direkt weitergegeben. So auch in der Umgebung der Kolosser. Die Heiden kamen auch in die Gemeinde, aus Neugierde, aus wahrem Interesse, um die Wahrheit zu erfahren, oder aus welchen Gründen auch immer. Die Heiden hatten ihre eigenen Zeremonien, Feiern und auch eine Menge „heiliger Tage“. Sei es das Ischtar-Fest (Osterfest – Info) oder der Anlass zur Wintersonnenwende (Info).
Es fehlen viele Informationen

Wenn man Kolosser 2,16 isoliert liest, ohne Kontext, drängt sich (eigentlich) die Frage auf, wer und warum sich nicht richten lassen solle wegen bestimmter Feiertage. Wer sagt das und wer ist angesprochen? Werden jene gerichtet, weil sie diese Feiertage einhalten, oder weil sie diese Feiertage nicht einhalten? Diese Aussagen sind in diesem einzelnen Vers überhaupt nicht enthalten. Man müsste daher direkt danach drängen, den gesamten Kontext zu erfassen. Der Normalfall ist aber leider, dass die eigene, wohlgefällige Interpretation hinzugemischt und dies weithin auch einfach akzeptiert wird.
Wer auch unter den Juden sein Passah-Fest wie bisher feiern wollte, obwohl dies nach der Kreuzigung Jesu nicht mehr notwendig war, so könne er dies gerne tun. Es ist zwar nicht vorgeschrieben, aber auch nicht verboten. Sollten die Heiden, die ihre eigenen Zeremonien verfolgten, mit (harschen) Verboten begegnet werden, oder solle ihnen Zeit gelassen werden, die Wahrheit selbst herauszufinden? Wer das Evangelium und damit Jesus Christus erkannt hat, kommt von selbst darauf, von seinen heidnischen Praktiken abzulassen. Das Gleiche gilt auch für diejenigen, die auf die Zeremonie-Festlichkeiten pochten und dann erkannten, dass diese lediglich das Symbol des Heilswerks Jesu Christi darstellten, wie in Vers 17 beschrieben.
Gegen menschlicher Traditionen
Dass es auch um das Diktat menschlicher Regeln und Traditionen ging, verdeutlichte Paulus in den Versen 20 bis 23:
„Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb laßt ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!« – was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt – [Gebote] nach den Weisungen und Lehren der Menschen, die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbstgewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes[7], [und doch] wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen.„
Der unverrückbare Sabbat – Gebot Vier
Mit keiner Silbe sprach Paulus den Sabbat, das Vierte Gebot Gottes an. Dieser ist, wie auch alle anderen neun Gebote, unangetastet und hat Bestand seit der Schöpfung, hat jetzt Bestand und wird auch auf der neuen Erde Bestand haben. Dieser Sabbat gilt nicht nur für die jüdischen Gemeinden, sondern für alle Menschen (Info).
Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird.
Jakobus 1,5-6
Bibelverse aus Schlachter 2000