Die großen Kirchen stehen vor dem Dilemma schwindender Mitgliederzahlen. Die EV-Kirche versucht dieses Problem mit kaufmännischen Mitteln zu begegnen. Volkswirte raten zu Marketing-Strategien. Ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen.
Inhalt / Content
- 1 Finanzielle Klammheit wohl größte Sorge
- 2 Ergebnis Modellrechnung als Ausgangslage
- 3 Unvorhersehbares wird ausgeklammert
- 4 Der Volkswirt weiß hier Rat
- 5 Kirche dürfe sich nicht einfach abfinden
- 6 Vermarktung und Events
- 7 Die Kirche „begeistert“ bereits
- 8 Die Kirche müsse Kontakte pflegen
- 9 Längst beschrittene Abwege der Kirche
- 10 Kirche wechselte längst ins andere Lager
- 11 Die Lösung wäre so einfach
- 12 „Nur allein der Glaube fehlt“
- 13 Der Rest sollte auch noch raus
Finanzielle Klammheit wohl größte Sorge
Nach den Rekord-Austrittszahlen im Jahr 2022 bei der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland zerbrechen sich vor allem die Verantwortlichen in der sich nach wie vor protestantisch nennenden Institution die Köpfe, wie der Massenflucht wirksam begegnet werden könne. Hier liegt aber nicht das Seelenheil der Menschen im Vordergrund, sondern die voraussichtliche Entwicklung hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage. Wenn einstige Kirchenmitglieder das Weite gesucht haben, dann zahlen diese auch keine Kirchensteuern mehr. Zwar konnten die Einnahmen durch Kirchensteuer im Jahr 2022 trotz der massiven Abwanderung gesteigert werden, aber langfristig geht diese Rechnung nicht auf.
Ergebnis Modellrechnung als Ausgangslage
Angesichts drohender Schwindsucht bei den Finanzen griffen der Dachverband der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie vom katholischen Lager der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) in den jeweiligen Geldsäckel und förderten eine Studie über die mögliche Entwicklung der wirtschaftlichen Lage beider Kirchen bis zum Jahr 2060. Also eine Modellrechnung, wie dies inzwischen auch in anderen Bereichen unter dem Banner der Wissenschaft gehandhabt wird. Was käme heraus, wenn dies oder jenes so wäre, wie man es sich gerade vorstellt. Ist das Ergebnis nicht genehm, dann passt man die eigenen Annahmen einfach an und legt Hand an die Parameter, bis das Resultat sich innerhalb eines ebenfalls selbst bestimmten Fensters befindet. Dies dann einfach nur als ein Fakt deklariert und schon können die gewünschten Maßnahmen als ein absolutes Muss und alternativlos erklärt werden.
Unvorhersehbares wird ausgeklammert
Wer weiß heute, wie die Welt in 5 Jahren aussieht? Man braucht sich nur um 5 Jahre zurückzuversetzen und auf die aktuelle Lage zu blicken. „Wer hätte dies ahnen können?“, könnte die Frage der Autoren der bereits im Jahr 2019 erstellten, sog. „Freiburger Studie“ gelautet haben, nachdem nur wenige Monate später die „Corona-Krise“ zum Vorschein kam. Doch man modelliert einfach eine fiktive Lage in der Zukunft über mehrere Jahrzehnte hinweg und gibt dafür auch noch eine ganze Stange Geld aus. Was hier im großen Stil vollzogen wird, ist im kleinen Rahmen die alte Frau hinter ihrer Kristallkugel auf dem Jahrmarkt. Die Studien-Autoren sind sich dieser Unvorhersehbarkeit von „überraschenden Veränderungen“ durchaus bewusst, wie es aus dem Gespräch mit der EV-Kirche Württemberg hervorgeht, aber man hält unbeirrt daran fest.
Der Volkswirt weiß hier Rat
So abwegig wie die „Vorausberechnung“ der Entwicklung bis 2060 ist, so abwegig ist auch der von den „Forschern“ dargebrachte Lösungsansatz. Handelte es sich um ein größeres Unternehmen in der freien Wirtschaft, dann sei es drum. Aber es handelt sich hier um Institutionen, die von sich behaupten, das Evangelium, die Worte Gottes für das Heil der Menschen zu vermitteln. Dennoch versucht man den Mitgliederschwund auf der Ebene der Betriebswirtschaft zu begegnen. Auf diese Idee würde nicht mal der Dorfbäcker kommen, der seinen Kunden Putzschwämme anstatt Brötchen unterschiebt und sich über die ausbleibende Kundschaft wundert. Dieser kehrt schnell wieder zu dem Produkt zurück, für die die Kunden eigentlich ins Haus gekommen sind.
Kirche dürfe sich nicht einfach abfinden
Die Strategie für die Gewinnung zusätzlicher „Kunden“ müsse im Falle der evangelischen Kirche jedoch anders als die einfache Lösung des Bäckers aussehen. Der Co-Autor der beauftragten Studie, Volkswirt Fabian Peters, appelliert an die Kirche, sich mit dem Mitgliederschwund nicht einfach abzufinden. In seinem Gespräch mit der Evangelischen Landeskirche Württemberg zeigte der Volkswirt Möglichkeiten auf, wie die Kirche die anhand der Modellrechnung gewonnenen Erkenntnisse verhindern könne. Immerhin ist auf dem Studienergebnis eine Reduzierung der Mitglieder um 50 Prozent vermerkt. Nun ist aber im Gespräch von einem „Corona-Knick“ die Rede und die überraschend hohe Austrittszahlen auch danach. „Wer hätte dies ahnen können?“ Doch man zeigt sich unbeirrt und hat nach wie vor das Jahr 2060 im Blick. Schließlich haben die Kirchen für dieses Ergebnis auch einen finanziellen Aufwand erbracht.
Vermarktung und Events
Einer der für die Studie festgelegter Parameter ist die Annahme, dass die Menschen in den kommenden Jahrzehnten ihre Einstellung zur Kirche kaum änderten. Die vom Volkswirt vorgeschlagenen Maßnahmen für die Gewinnung weiterer – so könnte man es fast schon bezeichnen – „Kirchen-Kunden“ haben wohl daher mehr die Natur von Marketing-Ideen anstatt der sich von den Kirchen selbst zugesprochenen Aufgabe, für das Heil der Menschen Sorge zu tragen. So schlägt der Ökonom vor, die Menschen verstärkt zur Mitgliedschaft und zur Taufe einzuladen. Als wenn die Menschen den dringenden Wunsch hätten, der Kirche beizutreten, aber nur darauf warteten, bis sie endlich mal angesprochen werden. Das Angebot müsse halt passen. „Viele gute Ideen“ wie eine Grußkarte zur Geburt und Angebote von Tauffesten im Freibad gehörten dazu. Also wie ein Flyer vom Bäcker: „Wer den Laden betritt, erhält eine Extra-Semmel“.
Die Kirche „begeistert“ bereits
Wie der Volkswirt im Gespräch erwähnte, führen die Kirchen derlei Aktionen bereits durch. Tatsächlich bieten zum Beispiel Gemeinden in Berlin eine „Pop-up Taufe“ an. Die Taufe „beim Vorbeigehen“. Freiluft-Taufen haben die evangelischen Kirchen ebenfalls durchgeführt und sogar ein Tauffest im Fernsehturm Stuttgart. An „Events der Taufen mangelt es also nicht. Nur dass diese Veranstaltungen allesamt einen „Popcorn-Charakter“ aufweisen. Der Ökonom sieht vor allem bei den Neugeburten ein noch großes Potenzial. Immerhin liege der Anteil der Eltern, die ihre neu geborenen Kinder nicht zur Taufe anmeldeten, bei rund 20 Prozent.
Die Kirche müsse Kontakte pflegen
Die Kirche sei auch gefordert, den Kontakt zu den Konfirmanden zu halten. Statistiken zeigten, dass die Austrittsbereitschaft im Bereich des 30ten Lebensjahres am größten sei. Die Statistik sage auch, dass der allgemeine Kontaktabbruch zwischen Kirche und Mitglied in der Regel unmittelbar mit dem Vollzug der Konfirmation geschieht. Hier müsse die Kirche ansetzen, indem sie „die Kontaktflächen zu jenen Kirchenmitgliedern professionell und leidenschaftlich“ suche, so der Ökonom. Dies könne geschehen bei Taufen, Konfirmationen, Kommunionen, Trauungen und Beerdigungen sowie im Religionsunterricht, bei Schulgottesdiensten und in kirchlichen Kindertagesstätten sowie in Krankenhäusern.
Längst beschrittene Abwege der Kirche
Man hat den Eindruck, als wenn die Verantwortlichen der Kirchen ratlos im Wald stehen und sich nicht erklären können, warum die Menschen derart die Flucht ergreifen, obwohl doch das Angebot so vielfältig und vor allem bunt sei. Man braucht sich nur an den eigenen Konfirmationsunterricht zurückbesinnen und mal Revue passieren lassen, was während dieser Zeit von diesen Kirchen überhaupt vermittelt wurde. Bereits in den frühen 1980er Jahren war das Evangelium lediglich eine Randerscheinung und man konzentrierte sich auf das Zeichnen von Bäumen, um so das Selbstbewusstsein zu erkennen. Man trällerte irgendwelche Lieder und wurde dazu aufgefordert, bei tragender, futuristischer Musik sich eine Fantasiewelt in der Zeit der Dinosaurier vorzustellen. Während dieser Imagination sollte man um diese Dinosaurier herumgehen, sie betrachten und anfassen.
Heute veranlasst die evangelische Kirche in Hannover via das Religionspädagogische Institut Loccum (RPI) für Kinder und Jugendliche Ausflüge zu buddhistischen Einrichtungen, um so „interreligiöse Erfahrungen“ zu sammeln und um so ihre „religiöse Identitätsentwicklung“ zu fördern.
Kirche wechselte längst ins andere Lager
Dies alles hat alles absolut nichts mit der Botschaft des Evangeliums zu tun. Diese Kirchen sind längst in die Gefilde der römisch-katholischen Dogmen gewechselt. Imagination, Übernahme fernöstlicher Meditationstechniken und die Vermischung von Riten und Praktiken der anderen Religionen wurzeln in der Ideologie eines Ignatius von Loyola und den Ökumene-Bestrebungen der Kirche Roms, nicht aber auf das geschriebene Wort Gottes. Diese mit Abstand meisten Leute in den evangelischen Kirchen haben mit dem Evangelium nur noch am Rande etwas tun und was davon erwähnt wird, daran glauben sie nicht. Der eine wird Bäcker, der andere Architekt und ein weiterer wird halt Pfarrer. Eine schnöde Berufswahl, „man kommt halt mit Leuten in Kontakt“. Aber vom Glauben, geschweige einer Überzeugung von der Wahrheit des Evangeliums ist nicht ein Korn vorhanden.
Die Lösung wäre so einfach
Gegen den Mitgliederschwund bei den Kirchen helfen auch keine betriebswirtschaftlichen Beratungen und Vorschläge seitens Marketingexperten. Die kunterbunten Auswüchse nun mit weiteren farbenfrohen Aktionen auszugestalten, ist wie Öl ins Feuer gießen. Um die Menschen in die Kirche zu locken, bedarf es keine Hitzetage mit dem Angebot des Betretens kühlender Kirchen, sondern das Lehren des Evangeliums, und zwar exakt so wie es geschrieben steht. Hierfür braucht es auch gläubige Pfarrer und Pastoren und nicht Leute, die es einfach nur für schick halten, für eine Körperschaft des öffentlichen Rechts tätig zu sein.
„Nur allein der Glaube fehlt“
So wie der Bäcker sein Haus wieder voll bekommt, wenn er echte Brötchen nach Originalrezept verkauft, so werden sich auch die Häuser der Kirchen wieder füllen. Nachdem sie nur die Lehren der Bibel, und nur die Bibel, von der Kanzel predigen, kommen auch wieder die Menschen zurück.
Dieser Zug scheint für die Kirchen aber bereits abgefahren zu sein. Wie einst das alte Volk Israel den Abgott Baal in die Synagogen holte, um diesen insgeheim anzubeten, so hat auch heute dieser „Sonnengott“ in seinen vielfältigen Gestalten den Platz in den evangelischen Kirchen Einzug gehalten. Die Hinweise darauf sind nicht mehr zu übersehen. Seltsame Taufsprüche und „Kultur“ deuten klar auf einen bereits erfolgten vollständigen Abfall hin. Dies spiegelte sich auch im peinlich politisch Kirchentag 2023 in Nürnberg wider.
Der Rest sollte auch noch raus
Dieser „Bäcker“ wird auch weiterhin vielfach benutzte Schwämme als frische Brötchen anbieten. Da helfen auch keine Marketing-Strategien mit noch so bunten Angeboten. Diese Schwämme sind und bleiben faul und schimmelig. Für die noch verbliebenen Kunden bleibt nur die heilende „Flucht nach oben“.
Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel.
Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt.
Offenbarung 18,2.4b
Was auch immer die Kirchen-Pastoren erzählen mögen – Das Richtige steht in der Bibel wie auch die finale Aufforderung an die Menschen.
Bibelverse aus Schlachter 2000