Die römisch-katholische Kirche steht inmitten eines internen Umbruchs und durchlebt unruhige Zeiten. Das Dickicht aus den über Jahrhunderte angesammelten eigenwilligen Dogmen ist inzwischen undurchdringlich. Doch für die einfache und klare Wahrheit des Evangeliums wird noch immer als eine Gefahr angesehen. Die Verwirrung ist nicht nur erwünscht, sondern steht auch als ein Markenzeichen der Kirche Roms.
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Verwirrung ist bereits Tradition
In der römisch-katholischen Kirche herrscht nicht nur angesichts des Prozesses des „synodalen Weges“ eine akute Uneinigkeit, sondern auch eine „traditionelle Verwirrung“. Einfache Antworten zu Glaubensfragen seien nicht nur historisch in dieser Kirche kaum vorhanden, sondern sogar unerwünscht. Immerhin müsste der Glauben auf einem unverrückbaren Fundament stehen, so glaubte man.
So aber nicht in der römisch-katholischen Kirche. Dort stellt man sich vielmehr die Frage, wie viel Sicherheit es im Glauben überhaupt benötige. In konservativen Kreisen der Kleriker sind immer wieder Aufforderungen zu einer klaren Linie zu hören. Doch dies scheint überholt zu sein. Derlei Geistliche gelten als „Franziskus-Kritiker“ und sogar als gefährlich, denn die großen Risiken liegen in den Versuchungen vermeintlich einfacher Lösungen, so die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop im Gespräch mit „katholisch.de“ (Quelle).
Zwischen Wahrheit und Verwirrung
In der Lehre des Glaubens gebe es eine „ausbreitende Verwirrung“, so bereits vor Jahren Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Als eine „sehr schädlichen Verwirrung“ beschrieb es Kardinal Raymond Burke im Schreiben „Amoris Iaetitia“. Die Beschwerde betraf die vom Papst gegebenen differenzierten Antworten und die damit verweigerten klaren Ja- und Nein-Antworten zu entscheidenden Glaubensfragen, so das katholische Magazin.
Klarheit werde von Konservativen gefordert
Warum sind Klarheit und Verwirrung in den konservativen Kreisen so wichtige Kategorien, so die einleitende Frage des Magazins. Gemäß der Dogmatikerin Knop kenne man derlei Motive aus den kirchlichen Lehrschreiben, dass Gläubige nicht verwirrt werden dürften. Wer der Ansicht ist, dass Gläubige durch Reformbewegungen nicht verwirrt werden dürften, nehme auch den Standpunkt ein, dass die Aufgabe des Lehramtes die Stiftung von Eindeutigkeit sei.
In diesem Verständnis sei Glaube der Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Hier nehme das Lehramt die Rolle eines Vermittlers zwischen Gott und der Welt ein. Das Lehramt sehe sich in einer privilegierten Position zur Wahrheit und trage die Verantwortung, den einfachen Gläubigen zuerst Gott zu erklären.
Paradigmenwechsel nach Vatikan II
Die Dogmatikerin betont, dass es nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu einem Paradigmenwechsel gekommen sei. Heute werde das „Verhältnis von Wahrheit und Sprache, Offenbarung und Dogma, Lehramt und Glauben“ differenziert verstanden. Die Wahrheit lasse sich nicht in Sätze bannen, so Knop, sondern liege in der Beziehung zu Gott. Dies sei ein unmittelbarer Glaube und brauche keine lehramtliche Vermittlung.
Benedikt XVI. konstruierte ein Problem
Nachdem Papst Benedikt XVI. die angebliche „Diktatur des Relativismus“ in die Welt setzte, um diese dann zu bekämpfen, stehe die Kirche heute vor einer Herausforderung im umgekehrten Sinne, so die Dogmatikerin. Eine „Diktatur des Relativismus“ sei heute nicht das Problem, sondern ein „Diktat der Wahrheit“. Eine solche „Wahrheit“, die sich nicht im Diskurs und im Leben bewährt, sondern erst mithilfe einer Autorität durchgesetzt werden müsse, sei keine Heilszusage, sondern eine Kampfansage, so Knop. Das gelte auch, wenn es sich um Gott handelt.
Klarheit ist nicht Aufgabe der Theologen
Das katholische Magazin hakte nach und wollte wissen, ob die Dogmatikerin es nicht als ihre Aufgabe ansehe, für Klarheit und Eindeutigkeit zu sorgen. Knop verneinte und begründete dies, mit ihrer Stellung als wissenschaftliche Theologin. Ihre Aufgabe sei das Stellen von Fragen und das Auseinandersetzen mit kirchlichen Lehren. Was Glaubensüberzeugungen betrifft, untersuche sie deren Bedeutungen, Entwicklungen und vorgenommenen Korrekturen im Rahmen der kirchlichen Positionen. „Theologie hat immer auch eine ideologiekritische Aufgabe“, so Knop.
Im Gespräch erwähnt die wissenschaftliche Theologin auch die prägnante Aussage Jesu gemäß Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Dieser Satz ist schließlich von Jesus formuliert worden und nicht von Petrus, der von der Kirche als Repräsentant der eigenen Institution eingesetzt wurde. Wahrheit sei im Christentum keine Theorie und auch keine Regel. Die Wahrheit sei eine Leben und Hoffnung schenkende Beziehung.
Es brodelt in dieser Kirche
In anderen Worten: In der Kirche Roms geht es drunter und drüber. Traditionell schon immer, aber mit Papst Franziskus hat der Wind unverkennbar eine völlig andere Richtung eingenommen. Es stürmt kräftig und dies wirbelt eine Menge alten und verkrusteten Staub auf. In den sozialen Medien sind die Kommentare zu manchen Berichten der katholischen Presse über die Entscheidungen des Papstes sehr durchwachsen.
Zwischen Zustimmung und der Bezichtigung des „Hochverrats“ ist die gesamte Palette abgedeckt. Der Zufriedenheitsgrad der katholisch Getauften mit ihrer Institution ließe sich auch an den Zahlen der Kirchenaustritte ablesen (Info).
Das gewachsene Dickicht der Dogmen
Diese Diskussionen über Glaubensansätze, Dogmen, Lehramt, Verständnis des Evangeliums, Vermittlung an Gläubige, alles eingebettet im römisch-katholischen Katechismus und im kanonischen Recht, zeigt das über die vielen Jahrhunderte angesammelte, inzwischen schier undurchdringliche Geflecht von kirchlichen Lehrmeinungen auf. Dies alles hat mit dem geradlinigen und auch einfachen Evangelium nicht mal im Ansatz noch etwas zu tun.
Die Kirche Roms hat mit ihrer Anmaßung, die Nachfolgeschaft Petri innezuhaben und Christi auf Erden zu vertreten, eine eigene Unfehlbarkeit definiert, welche eine Korrektur dennoch als Irrtümer erkannte Dogmen verbietet. Neue Lehren müssen in die Welt gesetzt werden, um den vorangegangenen Fehler möglichst zu überdecken. Das Ergebnis ihrer Überheblichkeit kann heute in ihrer ganzen Dimension bewundert werden.
Die Wissenschaft hilft hier nicht weiter
Dass eine „wissenschaftliche Theologin“ mit dem Glauben nichts anfangen kann, sondern das Evangelium rein analytisch, die menschliche Vernunft, Ethik und Philosophie als Maßstäbe, betrachtet, ist kein Geheimnis. Dennoch kann man die Kirche Roms gar nicht besser als das hervorheben, als sie in der Bibel beschrieben ist. Der Begriff Babylon, wie z.B. im Buch der Offenbarung, Kapitel 18, steht nicht nur für ein antikes Weltreich und ihrer heidnischen Religion, sondern auch als Sinnbild der Verwirrung.
Dieses Durcheinander in den Glaubensfragen sei in dieser Kirche sogar erwünscht und der Drang nach einer einfachen Wahrheit stelle eine Gefahr dar. Genau das definiert Babylon (Info). Die Vermischung von Wahrheiten und Lügen zu einem giftigen Gemisch („Glutwein der Unzucht“), in einen goldenen Becher gefüllt. Serviert an alle Völker, Nationen und Könige.
Das Evangelium ist „gerade“ und einfach
Das Evangelium ist eindeutig mit der Wahrheit. Das Wort Gottes ist die Wahrheit, Jesus Christus ist die Wahrheit und das Gesetz ist die Wahrheit (Info). Damit wäre es auch schon gesagt. Die Kirche Roms ist an der einfachen Wahrheit des Evangeliums nicht interessiert und „wissenschaftliche Theologen“ fühlen sich dafür nicht zuständig. Würde sich die wissenschaftliche Theologin auch um den theologischen (Theos=Gott, Logos=Wort, Gottes Wort) Aspekt des Evangeliums kümmern, dann erkannte sie auch, dass ein derartiger scharfer Paradigmenwechsel in der Kirche sogar als absolut notwendig erscheint.
Mit Gewalt, Tyrannei und Tod lassen sich neue Glaubenssätze der Ökumene („Bewahrung der Schöpfung“) nicht durchsetzen. Das war ein ausgekostetes Verfahren dieser Kirche im „Dunklen Zeitalter“. Nicht eisenhart durchgesetzte Dogman, sondern die „zärtliche Verführung der Liebe“ lautet das neue Rezept (Info).
Was bleibt dann dem ernsthaften Gläubigen, der die Wahrheit gerne erfahren möchte? Es bleibt nur die Eigeninitiative und diese beschreibt die Zurhandnahme der Bibel für das Eigenstudium!
Und ein anderer Engel folgte ihm, der sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große Stadt, weil sie mit dem Glutwein ihrer Unzucht alle Völker getränkt hat!
Offenbarung 14,8
Bibelverse aus Schlachter 2000