Wenn eine Bibelversion durch den Schlamm gezogen wird, dann ist es ganz besonders die englischsprachige King James Version. Die Angriffe auf die Übersetzung aus dem frühen 17ten Jahrhundert steht zunehmend im Fokus der Angriffe. Die Gründe sind offensichtlich.
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Zunehmende Attacken auf KJV
Im englischsprachigen Raum weiten sich die Angriffe auf die Bibel von King James I (King James Version – KJV) weiter aus. Eine völlig überholte Variante, schwer verständlich und zudem enthalte die KJV Verse und Aussagen, die da nicht reingehörten. Damit der Bibel auch noch ein gewisser Touch der Lächerlichkeit verliehen wird, zitiert man mit Vorliebe den Vers, in dem die KJV von einem Einhorn spricht.
„Will the unicorn be willing to serve thee, or abide by thy crib?“ (Hiob 39,9)
An dieser Stelle schreibt zum Beispiel die deutschsprachige Schlachter 2000 von einem Büffel.
Die King James Version ist in der Tat nicht die modernste Bibel. Sie wurde im Jahr 1611 fertiggestellt. Die Sprache ist entsprechend, ungewöhnlich, aber durchaus verständlich. Dazu ein Beleg, wie sich die Alltagssprache, wie auch im Deutschen, über die Jahrhunderte vereinfachte, um das Wort Degeneration zu vermeiden.
Gerne werde solche Aussagen über die KJV einfach geglaubt, ohne sich jemals über die Hintergründe zu informieren und vor allem, den Wahrheitsgehalt zu prüfen. So ist das Wort „Einhorn“ in der KJV heute gleichgestellt mit der in unsere Zeit geläufigen Fantasiefigur eines oft regenbogenfarbenen Pferdes mit einem Horn auf der Stirn. Was heute ist, muss aber noch lange nicht damals gewesen sein. Die Fantasiefigur Einhorn ist ein Konstrukt der Moderne. Was ist aber, wenn tatsächlich ein Nashorn gemeint gewesen ist? Dieses Tier hat schließlich auch nur ein Horn, im Deutschen sogar auf der Nase.
Angriffe zielen auf textus receptus
Tatsächlich zielen die Attacken auf die KJV nicht primär auf die Übersetzung ab, sondern auf den dahinter zugrunde liegenden Urtext im Griechischen. Es handelt sich um den sog. textus receptus. Einst zusammengestellt von Erasmus von Rotterdam. Die erste Zusammenstellung war im Jahr 1516 fertig. Seine zweite und korrigierte Ausgabe stand im Jahr 1519 zur Verfügung. Das war auch die Grundlage für die Übersetzung des Neuen Testamentes von Martin Luther ins Deutsche. Es gab weitere Korrekturen bis zur Ausgabe 1550 von Stephanus. Diese diente letztendlich den von König James I beauftragten Übersetzern als Vorlage.
Für das Alte Testament nutzten Luther wie auch die Übersetzer von King James den masoretischen Text. Das quasi Original der jüdischen Gemeinden mit Torah (Moses-Bücher) und dem Tanach im Hebräischen und Aramäischen.
Kirche Roms hat „eigenes“ Evangelium
Diese Kombination masoretischer Text für das Alte Testament und textus receptus (Mehrheitstext) sind der Kirche Roms ein Dorn im Auge. Die römisch-katholische Kirche brüstet sich damit, der Urheber der Bibel zu sein. In der Zusammenstellung ja, nicht aber zum geschriebenen Wort. Es war Hieronymus, der die lateinische Vulgata ab den 380-er Jahren erstellte. Er nutzte allerdings nicht den masoretischen Text für das Alte Testament, sondern die griechische Variante der Septuaginta. Eine von 72 hellenistisch beeinflussten jüdischen Schriftgelehrten übersetzte Bibel, durchzogen mit gnostischen Gedankengut (Info).
Für das Neue Testament bediente sich Hieronymus ebenfalls aus dem Raum Alexandrien stammenden Urschriften.
Woher kommt der textus receptus?
Der textus receptus wird auch Mehrheitstext und byzantinischer Text genannt. Mehrheitstext deshalb, weil es mehr als 5000 fast identische Abschriften gibt, die bisher gefunden wurden. Während bei den anderen Varianten nur eine Handvoll von Kopien zur Verfügung stehen. Für Jahrhunderte befand sich der Mehrheitstext im Gebiet Konstantinopel, also des oströmischen Reiches, bzw. bei der Ost-Kirche. In der westlichen Hemisphäre dominierte dagegen die lateinische Vulgata der römisch-katholischen Kirche, mit entsprechendem Inhalt.
Die einen mögen es Fügung nennen, die anderen dagegen „Geniestreich Gottes“. Im Jahr 1453 eroberten die Osmanen Konstantinopel. Ostrom ging unter und der Islam hielt Einzug. Es musste gerettet werden was nur ging. Dazu gehörten auch die vielen Abschriften des Mehrheitstextes. Der Fluchtweg führte geradewegs gen Europa. Dort angekommen, nahm sich auch der Universalgelehrte Erasmus von Rotterdam dem textus receptus an und stellte diesen zum Neuen Testament zusammen. Aufgrund des steigenden Drucks durch die Kirche Roms siedelte Erasmus ins schweizerische Basel über.
Zeitlich perfekt abgestimmt
Ein perfektes Timing zu Beginn der Reformation. Martin Luther, Tyndale und King James übersetzten die Bibel, mit masoretischen Text und textus receptus als Grundlage, in ihre jeweiligen Sprachen. Der Buchdruck ermöglichte eine rasche und relativ kostengünstige Verbreitung. Ganz zum Entsetzen der römischen Kirche. Deren babylonische Lehren und auch ihre wahre Identität waren nun offengelegt (Info). Die protestantischen Theologen haben die prophetischen Aussagen der Bibel über das „Biest“ und die „Hure Babylons“ erkannt (Info).
Der tiefe Sturz des Protestantismus
Der Gegenangriff aus Rom erfolgte mit der neuen Ausrichtung des menschlichen Denkens. Das „Zeitalter der Vernunft“ hielt im 18ten Jahrhundert Einzug. Hinzu kam die kritisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Bibel gegen Ende des 18ten Jahrhunderts. Hier tat sich Johannes Salomon Semler hervor. Zu Beginn des 19ten Jahrhunderts wurde der „Neu-Protestantismus“ ausgerufen. Eine selbst gegebene Bezeichnung. Solche „kritisch-wissenschaftliche“ Geister waren Eberhard Nestle und Kurt Aland. Deren Produkt ist das „Novum Testamentum Graece“. Ein Neues Testament mit Papyri, Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus und Codex Bezea als Grundlage. Textus Receptus blieb außen vor.
Die Bibelgesellschaften einigten sich, mit dem Segen Roms, auf die Ausgabe moderner Bibeln, die als Grundlage für das NT nicht den textus receputs verwenden, sondern das „Neue“ gemäß Nestle-Aland. Dies obwohl es für deren Grundlagentexte nur wenige Funde gibt, während textus receptus mehr als 5000 Mal vorliegt. Hinzu kommt der „wissenschafllich-kritische“ Geist gemäß, „sollte Gott wirklich gesagt haben…?“
Wahrheit ist im textus receptus zu finden
Es ist der textus receptus, der primär im Fokus der Angriffe steht und die KJV nur deshalb, weil diese eben auf diesen Grundtext basiert. Im Deutschen zählen die Schlachter 2000, noch die Luther 1912 und die Elberfelder 1855 zu den Bibeln, die auf den textus receptus gründen.
Weitere Details zu den verfälschten modernen Bibelausgaben – hier
Gerne wird bei der Aufzählung der „vielen Nachteile“ der KJV vergessen, dass gegen King James I und dem englischen Parlament ein Anschlag geplant war. Die Erz-Katholiken Robert Catesby und Guy Fawkes wollten tatsächlich das gesamte Parlament in die Luft sprengen. Anschlagstermin war der 05. November 1605. Es flog allerdings auf und das Attentat wurde vereitelt. Dieser Vorfall ging in die Geschichte ein und ist heute bekannt als „Gunpowder Plot“.
Und er gebot ihnen und sprach: So sollt ihr handeln in der Furcht des Herrn, in Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen:
2. Chronik 19,9
Bibelverse aus Schlachter 2000