Weite Teile der evangelikalen Kirchen halten die Gesetze Gottes für obsolet. Diese seien von Jesus Christus abgeschafft worden und nun reiche die Annahme Seiner Liebe bereits aus. Die römisch-katholische Kirche sieht dies in Teilen ähnlich, fügt aber hier noch ihren Anspruch auf die Priesterschaft ein.
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Das Gesetz „darf“ nicht mehr gelten
Das Gesetz Gottes scheint ein echtes Problem zu sein. Nicht in der Formulierung, aber sehr wohl im Verständnis seiner Gültigkeit oder Ungültigkeit. Der wohl größte Teil der evangelikalen Welt ist der Ansicht, dass die 10 Gebot Gottes nicht mehr gültig seien, denn diese gehörten dem „Alten Bund“ an und dieser wurde von Jesus Christus anhand des „Neuen Bundes“ abgelöst. Damit löste Jesus Christus auch „automatisch“ die 10 Gebote ab. Darüber hinaus habe Jesus Christus auch „ausdrücklich“ die Gebote gemäß Matthäus 5,17 erfüllt:
„Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!“
Dieser Vers wird dahingehend ausgelegt, dass Jesus Christus zwar die Gebote nicht auflösen bzw. abschaffen wolle, diese aber anhand der Erfüllung zum Abschluss bringe. „Erfüllt, Fall damit geschlossen“. Regelmäßig wird dieser Vers 17 zitiert und ebenso regelmäßig wird der unmittelbar nächste Vers nicht mehr zitiert, also Matthäus 5,18:
„Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“
Gibt es Himmel und Erde noch? Ja! Ist bereits alles geschehen? Nein! Damit wird die regelmäßig falsche Interpretation von „erfüllten und damit obsoleten Geboten“ über den Haufen geworfen. Vers 18 sagt eindeutig aus, dass die Gebote Gültigkeit haben werden, solange diese Welt (Himmel und Erde) noch bestehen. Da gibt es nichts daran zu rütteln.
Gesetze gelten nach wie vor!
Die Bibel weist in sehr vielen Stellen darauf hin, dass die Gesetze auch im Neuen Testament nicht nur gültig sind, sondern als solche auch noch hervorgehoben wurden.
Einige Beispiele über die nach wie vor gültigen Gesetze Gottes – hier
Im Neuen Testament sind sämtliche Gebote Gottes anhand von Beispielen als gültig belegt – hier
Das „Liebes-Gebot“ Jesu Christi hebt die 10 Gebote nicht auf – hier
Der Grund für die nach wie vor gültigen Gesetze ist logisch – hier
Die „Gesetzlichen“
Es gibt nur noch sehr wenige Glaubensgruppen, die die auch heutige ausnahmslose Gültigkeit der Gesetze Gottes erkannt hat und dies auch so offiziell lehrt. Dazu gehört z.B. die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Doch wo die Gültigkeit der Gesetze Gottes verkündet wird, ist auch die Keule nicht mehr weit. Dies sei „gesetzlich“, so ein vermeintliches Totschlag-Argument. Diese Keule wird hierbei völlig undifferenziert im Kreis umhergeschleudert. Wo der Hinweis auf verbindliche Gesetze gegeben wird, heißt es aber noch lange nicht, dass man durch das Halten der Gesetze eine eigene Gerechtigkeit erreichen könne. Auch bei Gültigkeit der Gesetze ist der Menschen dennoch „auf Gedeih und Verderb“ auf Jesu Christi Gnade angewiesen.
Ein einfaches „irdisches“ Beispiel
Ein Beispiel: Jemand begeht einen Diebstahl. Das ist gegen das Gesetz. Denn ohne das Gesetz gegen Diebstahl wäre dieses Delikt gar nicht strafbewehrt. „Denn wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung“, so bereits Paulus in Römer 4,15. Also sagt irgendein Gesetz, dass Diebstahl verboten ist und wer dies dennoch tut, muss die dafür vorgesehene Strafe erleiden. In diesem Beispiel wird der Täter auch erwischt und kommt vor Gericht. Der Richter sagt, dass hier eigentlich eine Strafe von 10 Tagessätzen zu je 30 Euro fällig ist. Doch der Richter lässt Gnade walten und setzt den Täter frei. Der Dieb ist also seiner verdienten Strafe aufgrund der Gnade des Richters entronnen. Heißt dies damit automatisch, dass der Dieb nun freie Hand hat und künftig klauen kann, was das Zeug hält? Nein! Das Gesetz gilt noch immer und der Dieb wurde für seine bisherige Tat begnadigt. Weder ist das Gesetz damit aufgehoben worden, noch erhielt der Dieb einen Freifahrtschein für folgenlose künftige Raubzüge. Klaut er weiter, hat das eben Konsequenzen.
Eine Sünde lässt sich erst anhand eines Gesetzes definieren. Alles Gericht wird Jesus Christus übergeben. Er ist damit der Richter. Im Gegensatz zu einem „irdischen Richter“ hat Jesus Christus mit Seinem eigenen Blut und Opfer das Recht erworben, als Richter Gnade walten lassen zu können. Selbst dies könnte ein irdischer Richter gar nicht bewerkstelligen, da dieser weder Schöpfer des Diebes noch Verantwortlicher für den Missetäter ist. Jesus Christus dagegen ist der Schöpfer des Menschen und Jesus Christus hat als „Verantwortlicher Seiner Schöpfung“ die Strafe auf sich genommen, die eigentlich dem Täter (Sünder) gegolten hätte. So wie der Richter den Dieb begnadigte und ihn dazu aufforderte, künftig ein lauteres Leben zu führen, so rief auch Jesus Christus die beim Ehebruch ertappte Frau dazu auf, so in Johannes 8,11:
„Sie sprach: Niemand, Herr! Jesus sprach zu ihr: So verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr!“
Sünde ist Gesetzesübertretung – Unterlassen!
Es liegt auf der Hand. Die Gesetze Gottes sind gültig.
Die Erzählungen von „abgeschafften Gesetzen“ erzeugen ein gefährliches Problem. Den Menschen wird zwar überwiegend von den evangelischen Kirchen zwar richtig erzählt, dass Gott alle Seine Geschöpfe liebt, aber hier sei die Erlösung bereits gewonnen, wenn man diese Liebe einfach nur annähme. Einmal kurz taufen und schon sei man im „Club des Himmels aufgenommen“.
Gott sagte zwar sinngemäß, „ich nehme alle Sünder auf, egal wer du bist“, aber er sagte nirgends, „egal, bleib so wie du bist“. So wie Jesus Christus sagte, „sündige nicht mehr“, sagte der Richter zum Dieb, „hör auf damit“.
Käme hier jemand auf die Idee, dem irdischen Richter „Gesetzlichkeit“ vorzuwerfen?
Die katholische Sicht auf die Gesetze
Die römisch-katholische Kirche hat ebenfalls „ihre Sicht“ auf die Gebote Gottes. Eine kurze Erklärung dafür gab der Weihbischof Schwaderlapp im Magazin „Die Tagespost„.
„Jesus räumte mit dem Gesetz auf“, so der Bischof. Keinen Iota wolle er verändern, doch zur selben Zeit erfüllte er die „Gesetze auf einzigartige Weise“.
Jesus habe das von Gott an Moses überreichte Gesetz nicht abgeschafft, sondern es vollendet, so Schwaderlapp. Damit klänge dies im Ansatz bereits der Version in weiten Bereichen der evangelikalen Kirchen. „Er ist der göttliche Gesetzgeber, der dieses Gesetz vollkommen erfüllt“, so der Bischof. Der „treue Gottesknecht“ habe mit seinem Sühnetod das einzige Opfer dargebracht, „das alle im ersten Bund begangenen Übertretungen erlösen vermag“.
An dieser Stelle muss man ein „dickes Fragezeichen“ setzen. Man kann nun mutmaßen, dass mit dem „ersten Bund“ der „alte Bund mit Moses“ gemeint ist. Die nächste unklare Stelle ist die Behauptung, dass nur alle „im ersten Bund“ erlöst seien. Was ist dann mit den Menschen im „zweiten oder nächsten Bund“?
Der Grund für diese Auslegung ist eigentlich klar. Die römisch-katholische Kirche beansprucht für sich die Priesterschaft, die eigentlich Jesus Christus inne hat. Ebenso beansprucht die Kirche Roms für sich, die Sünden vergeben oder belassen zu können. Gott habe sich sogar den Entscheidungen der Priester zu fügen. Im Klartext: Gott sei den Priestern unterworfen (Blasphemie, weitere Beispiele).
Jesus starb nur für „alten Bund“
Weiterhin sei das Gesetz gemäß des Bischofs im „Alten Bund“ ein „Zeichen der Weisheit“ gewesen. Jesus habe dieses Gesetz auch beachtet, aber er war „auch die Erfüllung vieler kultischen Gebote des damaligen Judentums“. Diese Gesetze wollten nur „daran erinnern, um was es geht. Nämlich das Herz dem Herrn zu öffnen.“ Doch Jesus habe alle diese Gebote erfüllt, welche auf Gott hinweisen sollten, so Schwaderlapp.
Erstaunlich, wie es zu schaffen ist, in so wenigen Sätzen derart viele Verdrehungen und Falschaussagen zu verpacken.
Es gab zu Moses Zeiten noch nicht das „Judentum“. Es handelte sich um das Volk Israel und erst mit dem Entstehen des Landes Juda kann man auch tatsächlich vom „Judentum“ sprechen. Die vom Bischof beschriebenen Zeremonialgesetze sind durchaus von Jesus Christus aufgehoben worden. Aber das gesamte Paket dieser Zeremonien wies nicht auf Gott (den Vater) hin, sondern auf Jesus Christus und Sein Opfer selbst. Dadurch, dass Jesus Christus Sein Blut und Sein Leben gab, sind die Zeremonialgesetze überflüssig geworden, da diese eben das Erlösungswerk Jesu quasi im Voraus beschrieben.
Diese hat Jesus Christus erfüllt und daher waren Opferungen nicht mehr notwendig. Jesus Christus hat zudem Sein Leben nicht für alle Menschen im „alten Bund“ gegeben, sondern für alle (!) Menschen. Doch das kann die römisch-katholische Kirche natürlich nicht akzeptieren und dies drückt sie zudem anhand ihrer „Heiligen Messe“ täglich tausendfach aus (mehr Infos).
Doch so plump falsch wie die katholische Sicht auf das Erlösungswerk Jesu Chrisi auch ist, so einfach ist ihre offenkundig erzählte Unwahrheit auch zu widerlegen, 2. Korinther 5,14-15:
Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.
Bibelverse aus Schlachter 2000