Katholische Kirchenvertreter protestieren gegen Protestanten

Zirkus-Kuppel

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Geradezu ironisch wirkt es, wenn Vertreter der römisch-katholischen Kirche gegen die Erkenntnisse der (einstigen) Protestanten protestieren und dabei noch die eigens entwickelten Traditionen und Abweichungen von der Schrift direkt betonen. Hinzu kommt die Offenlegung der intern praktizierte Strategie der Hegel’schen Dialektik für die „Führung“ der von der römischen Kirche „barmherzig geliebten“ Menschheit.

Inkonsequente Adressierung der Kritik

Vertreter der römisch-katholischen Kirche betonen immer wieder, es gebe außerhalb ihrer Institution rund 30.000 protestantische Denominationen. Andere wiederum sprechen von 25.000. Die Zahl geht aber auch bis 60.000. Es sieht so aus, als wüsste es nicht wirklich jemand so genau, wie es um die tatsächliche Anzahl bestellt ist und ob auch vereinzelte Splittergruppen einbezogen sind. Fakt ist, es gibt tatsächlich etliche tausend unterschiedliche protestantische bzw. evangelikale Ausrichtungen. Diese auch jeweils in separate Denominationen einzuteilen, mag durchaus hinterfragt werden.

Geht es den Vertretern der römisch-katholischen Kirche aber darum, die von ihren Dogmen abweichenden Lehren zu kritisieren, dann sprechen diese stets von Fehlern „der Protestanten“, bzw. „des Protestantismus“. Als gäbe es hier nur die eine protestantische Bewegung. Auf der einen Seite Haarspalterei, auf der anderen Seite alles in einen Topf geworfen. Bekannt ist die römische Kirche allemal dafür, ihre Dogmen und ihre unbedingt beibehaltende Einheit mit allen erdenklichen und bisher für unmöglich gehaltene Mitteln zu verteidigen.

Über die Jahrhunderte zementiert

Reformator Luther
Luther brachte Kirche Roms zur Dogmen-Zementierung

Beim Konzil von Trient (1545 bis 1563) setzten die anwesenden Kleriker der römischen Kirche teils neue Eckpfeiler, zementierten aber vor allem bisherige Festlegungen im Rahmen ihrer selbst entworfenen Traditionen. Erkenntnisse der (ersten) Protestanten wurden als Irrtümer gebrandmarkt und vor allem als Häresie festgelegt. Am Tag der 14. Sitzung, am 25. November 1551, legten die Bischöfe der Reihe nach gleich ganze fünfzehn Punkte fest, zu denen bei Widerspruch das Anathema (Verfluchung, Kirchenbann) gelte.

Die Kirche will schließlich ihre selbst zugesprochene Heilvoraussetzung verteidigen. „Außerhalb der Kirche kein Heil“, so ihr eigener Slogan. Die Buße sei ein „hochheiliges Sakrament“, natürlich nur über den von ihr festgelegten Weg, also über den Priester. Der noch junge Protestantismus hatte das Selbstverständnis eines „Monopolrechts“ dieser Kirche abgesprochen, da derlei Behauptungen in der Bibel nirgends zu entdecken sind.

Wiederholt bekräftigtes Bibelverbot

In der Tat hatten (haben) die katholischen Priester nicht sehr viel Ahnung vom (tatsächlich) geschriebenen Wort. Erst mit den Übersetzungen der hebräischen und griechischen Originaltexten (masoretischer Text & textus receptus) in die jeweiligen Landessprachen, erfolgte damit gleichzeitig das Studium des geschriebenen Wortes, die rasche Verbreitung dank des bereits existierenden Buchdrucks, sowie die Zugänglichkeit der Bibel auch für normale Menschen. Für die Kirche Roms ein echtes Desaster. Denn so kam die Wahrheit ans Licht, wenn auch nur für eine relativ kurze Zeit.

Die Anstrengungen der Kirche belegen selbst, dass der Zugang zur Bibel nur den ausgewählten Klerikern gestattet gewesen ist. Wenn, dann nur in der Version der lateinischen Vulgata. Im Jahr 1199 verbot Papst Innozenz III den Besitz der Bibel in privaten Zusammenkünften. Im Jahr 1202 sollten alle biblischen Schriften in romanischer und deutscher Sprache konfisziert werden. Das allgemeine Bibelverbot für Laien wurde im Jahr 1229 ausgesprochen. Erlaubt waren lediglich einzelne Auszüge und dies nur in lateinischer Sprache. Dies wurde im Jahr 1246 erneut bekräftigt.

Erste „Übersetzer-Ketzer“

John Wyclif übersetzte die Bibel ins Englische und wurde dafür im Jahr 1415 zum Ketzer erklärt. Im selben Jahr, als der Böhme Jan Hus in Konstanz während des dort abgehaltenen Konzils bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Wyclif konnte von den Häschern der römischen Kirche nicht ergriffen werden. Er starb gewaltlos. Dennoch veranlasste die Kirche Roms im Jahr 1428 die Ausgrabung seiner Gebeine, um diese dann eben nachträglich zu verbrennen.

Papst Paul II (1464 bis 1471) bekräftigte erneut das Bibelverbot in den jeweiligen Landessprachen. Unterstützung beim Auffinden verbotener Bibeln und für die entsprechende Behandlung der Besitzer hatte die Kirche Roms von ihrer seit dem Jahr 1231 um sich wütenden Inquisition. Als besonders rabiat gilt bis heute die Spanische Inquisition. Hinzu kam auch die Denunziation von Nachbarn, Bekannten und Verwandten, denen ein (kleiner) Anteil des konfiszierten Vermögens des als Ketzer erklärten Opfers als Provision von der Kirche zugeteilt wurde.

Erst mit Reformation ging es los

Der endgültige Durchbruch der Bibelverbreitung gelang mit der Reformation, auch durch die Vorarbeit von Erasmus von Rotterdam. Er lieferte den griechischen Grundtext des Neuen Testamentes, den Martin Luther für seine Übersetzung ins Deutsche verwendete. Im Jahr 1522 war das Neue Testament in Deutsch erhältlich und der rund 80 Jahr vorher erfundene Buchdruck hat die Verbreitung der Luther-Schriften enorm beschleunigt.

Das Konzil in Trient war hauptsächlich als Reaktion zur Reformation motiviert. In diesem Zuge wurde festgelegt, dass ausschließlich die lateinische Vulgata die gültige Bibel sei. Das dieses teils mit dem Tod bestrafte Verbot des Bibelbesitzes war nicht mehr realisierbar. Doch bis heute findet sich im Katechismus, Canon 85, die Vorschrift, dass die Schrift ausschließlich vom kirchlichen Lehramt interpretiert werden dürfe.

Kirche Roms sah Monopolstellung gefährdet

Vatikan
Römische Kirche beansprucht alles

Für die römisch-katholische Kirche war die Verbreitung der Bibel eine Katastrophe. Ihre eigenwilligen Falschlehren wurden offenkundig, Traditionen als rein menschlicher Natur erkannt, und noch schlimmer, ihre wahre Natur als fortsetzende Instanz des im antiken Roms praktizierten Heidentums identifiziert (Info). Das Christentum dient lediglich als Deckmäntelchen für ihre devoten Schäfchen.

Was hat sich bis heute bei den Lehren, Verboten, Traditionen und festgelegten Strafen dieser Kirche geändert? Nichts, überhaupt nichts. Der einzige „kleine“ Unterschied liegt lediglich darin, dass die Exekution ihrer eigenen Gesetzgebung aufgrund ihrer fehlenden Macht nicht vollzogen werden kann. Noch nicht. Es fehlte „nur“ noch die Verschmelzung von Kirche und Staat, wie dies einst bis vor das Jahr 1798 der Fall gewesen ist.

Die Weichen für dorthin waren nie anders eingestellt und dieses Ziel ist sichtlich bald erreicht. Stets im Hintergrund agierend, wird die Kirche Roms ihren Willen erneut umsetzen können, indem die Regierenden ihre Wünsche als jeweilige Landesgesetze festlegen werden. Natürlich nicht im (offensichtlichen) Rahmen römisch-katholischer Beweggründe, sondern begründet mit moralischer Notwendigkeit und dem Wohle der Allgemeinheit.

Dogmen bis heute unverändert verteidigt

Nichtsdestotrotz versprühen besonders eifrige Anhänger des katholischen (=nicht-christlichen) Glaubens Gift und Galle, wenn es sich um die Hervorhebung (einst) protestantischer Erkenntnisse handelt. Hierzu zählen insbesondere die verschiedenen „Sola-Thesen“, wie z.B. Sola Scriptura, Sola Fides und Sola Gratia (mehr Infos).

Eine bis heute geführte Debatte um die Sola-Thesen, welche die (einstigen) Protestanten als durchaus biblisch begründen und die katholische Kirche als reine Ketzerei verurteilt. Wie sollte es auch anders sein? Denn Sola, also „allein“, schließt die römisch-katholische Kirche und ihre selbst zugedachte Heilfunktion natürlich rigoros aus. Da kann dann eigentlich nach „Sola“ kommen was will, denn für die betroffene Kirche Roms ist dies ein offener Angriff auf ihre selbst geglaubte Autorität.

Daher erscheinen Beteuerungen von eisernen Anhänger der römischen Kirche, vor allem in den sozialen Medien, die Kirche habe die Bibel selbst in verschiedene Sprachen übersetzt und diese unter die Leute gebracht, als extrem skurril.

Katholisches Magazin protestiert gegen Protestanten

Sola Fide und Sola Gratia seien eine Verunglimpfung der Rolle der Teilhabe des Menschen an seiner Erlösung, so das katholische Magazin „catholic.com“ (Quelle).

Der Begriff Solus Christus lehne die „vermittelnde Rolle des Priestertums und der Heiligen ab“ und die These Soli Deo Gloria schmälere die „Lehre der alten Kirchenväter von der Apotheose, nach der der Mensch in und durch die Gnade Christi verherrlicht wird“, so der „Protest“ des katholischen Autors, der hier nicht nur eine ironisch wirkende Figur abgibt, sondern auch noch direkt bestätigt, dass zahlreiche katholischen Dogmen sogar das exakte Gegenteil dessen aussagen, was die Bibel preisgibt.

Der Protestantismus, so das katholische Magazin, habe den Fehler begangen, sich zu weit gen Himmel zu bewegen. Damit habe der die Güte des Menschen und der Schöpfung zunichtegemacht. Dank der „lehramtlichen Autorität“ der katholischen Kirche sei es gelungen, das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde zu wahren.

Die übliche Selbstbestätigung

Ein jedes einzelne Argument dieses Autors könnte anhand der Schrift vollkommen zerlegt werden (hier). Deutlich wird zumindest das, was der römisch-katholischen Kirche ins eigene Gesicht geschrieben ist, die Selbstverherrlichung.

Die Lehre über die „Verherrlichung des Menschen“, gleichgesetzt mit der „Vergöttlichung“ des Menschen ist lediglich ein Abklatsch ihrer Selbsteinschätzung und zudem eines von den drei Lügen der Schlange im Garten Eden (Info).

Franziskus‘ Liberalität hinterlässt Spuren

Gaia Mythologie
Franziskus und „Bewahrung der Schöpfung“

Wohl kaum beabsichtigt, aber dennoch klar erkennbar, ist das Erbe von Papst Franziskus. Er galt ein äußerst progressiver Pontifex, der im säkularen Bereich wohl als „links-woke“ gegolten hätte. Sehr liberal und den konservativen Katholiken ein Graus. Es sind innerhalb der Kirche auch einige Köpfe abgesägt worden. Doch auch in dieser „Kirche von Welt“ wird mit den gleichen Spielregeln gespielt, die sie der Welt aufgezwungen hat. Hegel’sche Dialektik für das Versammeln der Massen in eigens definierten (ideologischen) Lagern (Info).

Der Protestantismus habe die „Güte des Menschen und die Schöpfung zunichte gemacht“, so der katholische Autor. Die „Bewahrung der Schöpfung“ war jedoch kaum Thema der Reformation, sondern erhielt erst von Papst Franziskus einen besonderen Stellenwert (Enzyklika Laudato Si‘). Die Vorlage für diese Ideologie gab der Mönch Franz von Assisi, ein ausgesprochener Natur-Liebhaber und -Vergötterer. Papst Franziskus ließ im Jahr 2020 die „französisch revolutionäre“ Enzyklika Fratelli Tutti und ihre betonte Brüderlichkeit innerhalb einer moralisch gesunden Menschheitsfamilie folgen. Das wird wohl bis zum „bitteren Ende“ hängenbleiben.

Erneut konservativer Papst wahrscheinlich

Gut vorstellbar ist ein kommender Papst, der wieder auf der Schiene des konservativen Katholizismus fahren wird. Schließlich ist das „Tier aus dem Meer“ auch das große Vorbild für das „Tier aus der Erde“ (Info). In den Vereinigten Staaten von Amerika ist der Umschwung von „woke“ zu „christlich-konservativ“ bereits erfolgt, wenn auch noch nicht abgeschlossen.

Auch ein für die Öffentlichkeit sichtbares „Nacheilen“ der Kirche Roms sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie tatsächlich die leitende Kraft verkörpert. Erstaunlich sind zumindest die in den sozialen Medien auftauchenden Thesen, die USA zwingen dem Vatikan ihren Willen auf. Eine klassische Umkehrung der Wirklichkeit. Täuschung und Irreführung erfordert schließlich den massiven Einsatz von Nebelkerzen. Und darin ist die römische Institution „weltklasse“.

Das Wort Gottes beschreibt es selbst, wie es um die nachträglich entwickelten Traditionen und seltsamen Lehren der römisch-katholischen Kirche bestellt ist, selbst wenn diese behauptet, die apostolische Monopol-Nachfolgeschaft innezuhaben. Auch passend zur „Anathema-Welle“ im Konzil in Trient:

Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!
Galater 1,8

Bibelverse aus Schlachter 2000

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