Zu den seltsamen Blüten neu entworfener Evangelien zählt die Behauptung, Jesus Christus sei politisch engagiert gewesen, und habe sogar die „Herrscher auf dieser Welt“ kräftig gerügt und ihnen den richtigen Weg aufgezeigt. Wohl ein Wunschtraum derer, die gerne Kirche und Staat wieder als eine Einheit sehen wollen.
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Eine synthetische politische Nähe
Jesus Christus habe während Seines Wirkens als Mensch den „Mächtigen dieser Welt“ den wahren Weg der Liebe aufgezeigt und die Herrscher in ihre Schranken gewiesen. Diese und ähnliche Behauptungen sind immer wieder zu hören bzw. zu lesen. Als wenn Jesus Christus von Herrscherhaus zu Herrscherhaus gewandert sei, um kräftig im politischen Alltag mitzumischen. Ein Rätsel, auf welcher Grundlage diese Erzählungen basieren sollen. Das setzt zumindest voraus, die Berichte im Neuen Testament als nicht wahrhaftig anzusehen und sich auf Erzählungen Dritter zu berufen. Denn in der Bibel selbst gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Jesus Christus sich überhaupt politisch engagiert habe.
Als Jesus Christus von Pharisäern in eine rhetorische Falle gelockt werden sollte, ob es recht sei, dem Kaiser Steuern zu bezahlen, antwortete Jesus Christus gemäß Markus 12,17:
„Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn.„
Das war’s auch schon. Politische Kontakte, sofern man überhaupt davon sprechen kann, gab es noch bei der Gegenüberstellung zwischen Jesus Christus und Pontius Pilatus. Letzterer befragte Jesus zu diversen Anklagepunkten. Es folgte noch eine kurze Vorführung vor Herodes Antipas. Dies allerdings auch nur im Rahmen der bevorstehenden Verurteilung Jesu und Seiner Kreuzigung.
Wenn Argumente ausgehen

Das Erwähnen von Matthäus, Kapitel 23, als Beleg für politisches Engagement Jesu gegenüber den Herrschenden dieser Welt, worin Jesus Christus den Pharisäern eine Standpauke hält, wirkt hier eher hilflos. Die Pharisäer waren religiöse Führer in Judah, keine politischen Akteure. Deren Kontakte zur Besatzungsmacht Rom waren zwar relativ eng, aber dennoch waren sie die priesterliche Kaste. Und dies in einem Gebiet, welches auf der Weltkarte lediglich als ein kleiner Klecks erscheint. Wer mit Pharisäer als „Herrschende der Welt“ argumentiert, dem sind die Argumente tatsächlich ausgegangen.
Kirche & Staat – Das Ideal für Rom
Die Verbindung zwischen Kirche und Staat ist dagegen ein Wunschzustand der römisch-katholischen Kirche. Eine Konstellation, die von Gott explizit nicht gewollt ist. Dies verdeutlicht sich zudem an der Symbolsprache, insbesondere im Buch der Offenbarung. Dort ist in Kapitel 17 von einer Frau (Hure) und einem Tier die Rede. Das vom Widersacher kreierte Gegenstück zur Verbindung zwischen Jesus Christus und Seinem Volk. Jesus Christus der Bräutigam und Sein Volk die Braut. Jesus Christus, der Sohn des Menschen, und Sein Volk ebenfalls Menschen. Die Hure als abgefallene Kirche dagegen geht eine Verbindung mit einem Tier ein. Mensch und Tier ist eine vollkommen verunglückte Konstellation, völlig inkompatibel, und zudem verdächtig nahe an dem, was in Sodom und Gomorrha als Unzucht hervorging.
Jesus Christus war völlig unpolitisch
Jesus Christus handelte weder politisch, noch predigte Er Politik. Auch bestanden keinerlei Verbindungen zu irgendwelchen Häusern der Regierungen. Die Behauptung, Jesus Christus sei verbandelt gewesen mit politischen Größen, kann daher fast nur aus dem Wunschgedanken geboren sein, eben eine solche Verbindung zwischen Kirche und Staat gedeihen zu lassen.
Es gibt durchaus Schriften, wie z.B. der Babylonische Talmud, in denen Jesus (von Nazareth) enge politische Verbindungen nachgesagt werden. Heute werden wie auch weitere eher nicht schmeichelhafte Erwähnungen Jesu dadurch geglättet, indem man behauptet, es handelte sich um ganz andere Personen. Wie auch immer, die Ökumene ist schließlich allumfassend und fordert seine Kompromisse.
Entsprechend sind derlei Apologeten, die Jesus politisches Engagement nachsagen, auch dazu abgeneigt, den Worten Paulus‘ in Römer 13 Glauben zu schenken, dass sich auch das Volk Gottes den Obrigkeiten zu fügen hat. Denn diese sind von Gott eingesetzt und werden auch wieder von Ihm abgesetzt. Hier offenbart sich der für sie unerträgliche Zustand der „Konkurrenz“, da man selbst, geleitet vom „Fürsten dieser Erde“ das politisch-religiöse Zepter in der eigenen Hand halten will. Ein Anspruch, der sich schon wie ein Wahn in die eigenen Sinne eingebrannt hat. So wird auch kurzerhand das angekündigte Ende dieses unseligen Treibens (Offenbarung 18,19,20) einfach ausgeblendet. Bereits im Buch Daniel, Kapitel 2, dargestellt als der nicht von Menschenhand losgelöste Stein, der die Statue restlos zertrümmerte (Daniel 2,34).
Gesetzte Grenzen des Unpolitischen
Dem Gehorsam der menschengemachten Obrigkeiten gegenüber sind aber auch klare Grenzen gesetzt, Apostelgeschichte 5,29:
„Aber Petrus und die Apostel antworteten und sprachen: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!„
Kommt es zu einem Konflikt zwischen den kirchlich-politischen Gesetzen und dem Gesetz Gottes, sollte die Frage, wessen Gesetz man Folge leistet, eigentlich beantwortet sein. Das Volk Gottes wird dem Politischen nicht aus dem Weg gehen können, schließlich ist man davon lückenlos umgeben, ob man will oder nicht. Nur ist der Nachfolger Jesu nicht dazu aufgerufen, sich aktiv am politischen Alltag zu beteiligen. Schon gar nicht, wenn die Verbindung zwischen Kirche und Staat wieder in Aussicht steht. Hier gilt es klare Linien zu ziehen, denn die Verführung kommt nicht mit dem Holzhammer, sondern durch verlockende Schaffung eines vermeintlichen Bedarfs, den dann die Menschen auf eigenen Wunsch befriedigt wissen wollen.
Trennlinien klar erkennbar belassen

Man braucht die Passage in Offenbarung 13, über die Vergabe des Malzeichens des Tieres, nur aufmerksam zu lesen, um zu erkennen, dass dieses Malzeichen weniger aufgezwungen wird als, dass es sich die Menschen überwiegend selbst an ihre Stirn oder ihre Hand anheften werden (Info).
Wer an dieser Stelle sich einen vermeintlichen, in die Politik engagierten Jesus Christus zum Vorbild nimmt, ist kurz davor, diese klare Linie zwischen Gottes Willen und dem Willen Seines irdischen Widersachers zu verwischen. Die Unterscheidung fällt umso schwerer, bis eben keine Unterschiede mehr erkannt werden können. Man ist geradewegs in die Falle getappt.
Jesus Christus wird die Königsherrschaft auch über diese (noch) gefallene Welt einnehmen. Dies völlig unabhängig davon, ob es Seinem großen Widersacher und seinen Vasallen gefällt oder nicht, ob sie es akzeptieren wollen oder per kognitive Dissonanz einfach ausblenden. Es ist so angekündigt und so wird es auch eintreffen. Die Gerechtigkeit Gottes wird erwiesen sein, bevor die erste der letzten sieben Plagen gefallen sein wird. Damit hat die letzte Stunde des Betrügers und des Vaters der Lüge auf Erden geschlagen.
Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprechen: Groß und wunderbar sind deine Werke, o Herr, Gott, du Allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen! Wer sollte dich nicht fürchten, o Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden!
Offenbarung 15,3-4
Bibelverse aus Schlachter 2000