Jakobus schrieb einen Brief, der viel missverstanden wurde, aber dennoch klare Antworten liefert. In Zeiten der rigorosen Rebellion gegen die Gebote Gottes erklärt man heute Jakobus als einen inkompetenten Apostel, der die Rechtfertigung nicht verstanden hatte.
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Erst Werksgerechtigkeit, dann Inkompetenz
Teile des Briefes von Jakobus werden gerne verwendet, um eine Werksgerechtigkeit belegen zu wollen. Hier sticht ganz besonders der in der Regel isoliert präsentierte Vers 24 im zweiten Kapitel hervor:
„So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein.„
Alleinstehend kann diese Aussage durchaus verwendet werden, um Werke als den Weg für die eigene Erlösung zu begründen.

Sogar Martin Luther stolperte über die Ausführungen von Jakobus und sah darin einen Widerspruch zu den Aussagen von Paulus im Römerbrief.
Martin Luther hatte einst Bedenken
Luther kam daher zu Beginn zum Schluss, dass der Jakobus-Brief nicht in den Kanon der Bibel gehöre. Dies argumentierte er im Jahr 1522 mit den Worten „Darumb ist sanct Jacobs Epistel eyn rechte stroern Epistel gegen sie, denn sie doch keyn Euangelisch art an yhr hat“ („Darum ist Sankt Jakobs Epistel eine recht stroherne Epistel gegen sie, denn sie doch keine evangelische Art an sich hat“).
Während Paulus von Erlösung durch Gnade aufgrund des Glaubens, bzw. durch Glauben allein spricht, scheint Jakobus das Tun guter Werke als eine Voraussetzung zu betonen. Aber Martin Luther ließ nicht locker und hat letztendlich die Aussage von Jakobus verstanden. Hierzu braucht „lediglich“ der ganze Zusammenhang in Betracht gezogen werden.
Sichtbare Werke durch wahren Glauben
Jakobus schreibt in seinem Brief darüber, dass aus dem echten Glauben auch sichtbare Werke hervorgehen. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, so ein hierzu passender Hinweis von Jesus Christus. Wer demnach behauptet, bzw. sich selbst einbildet, den wahren Glauben zu haben, aber keinerlei Werke (Taten) zu sehen sind, die diesen Glauben unter Beweis stellten, dann kann es sich nicht um einen wahren Glauben handeln.
Wer Gott tatsächlich liebt, wer seinen Nächsten tatsächlich liebt, wer tatsächlich an das Erlösungswerk Jesu Christi glaubt und auch Seinen Glauben angenommen hat, wird selbstverständlich auch derart handeln, um dem von Jesus Christus gegebenem Beispiel möglichst nahezukommen. Hierzu gehört auch die selbstverständlich gewollte Beachtung der Gesetze Gottes (10 Gebote – Info).
Das bedeutet noch lange nicht, dass man aus dem Halten der Gesetze gerecht werden kann (Werksgerechtigkeit – Info), sondern es bedeutet, dass der wahre Glaube dazu führt, die Gesetze Gottes einzuhalten.
Die Behauptung den Glauben zu haben, aber die Gebote durch den eigenen Lebenswandel beständig zu übertreten (in Sünde leben), ohne auch die Anzeichen gemäß Galater 5,22 aufzuweisen, ist in Wahrheit ein Schein-Glaube. Dies drückt Jakobus im zweiten Kapitel, Vers 26 folgend aus:
„Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot.„
Werke nicht im Sinne des Gesetzes, sondern als eine Folge des Glaubens. Nachdem Martin Luther dies erkannt hatte, wandelte sich auch seine Einstellung zum Brief von Jakobus.
Jakobus unter Beschuss
Wenn man keine Argumente hat, dann muss eben die Person angegriffen werden. So auch bei Jakobus. So mancher Evangelikaler geht sogar so weit, Jakobus mangelndes Verständnis zur Rechtfertigung gehabt zu haben. Es fehlte ihm an Kompetenz. Die „Schriftgelehrten“ sind sich untereinander nicht einig darin, zu welchem Zeitpunkt Jakobus seinen Brief geschrieben hatte. Thesen behaupten zum Zeitpunkt vor Kapitel 13 der Apostelgeschichte, andere wiederum vor dem Römerbrief und die nächsten setzen den Jakobus-Brief chronologisch an letzter Stelle. Trotz dieser Unstimmigkeit ist die Version vor Apostelgeschichte 13 am geeignetsten, um Jakobus Unverständnis unterstellen zu können.
Der Grund für die Thesen über einen „inkompetenten Apostel“, der immerhin auch „Bruder Jesu“ genannt wird, liegt auf der Hand. Es handelt sich um die Glaubensbeweisführung anhand sichtbarer Werke und dazu gehört auch die Beachtung der Gesetze Gottes. In einem Zeitalter, wo die Gesetze Gottes aus allen Richtungen massiv unter Beschuss geraten und von einer „Gießkannen-Erlösung“ für alles und jeden die Rede ist, der nur laut „Jesus“ ausruft, darf die unbedingte Einhaltung der Gebote natürlich nicht beleuchtet werden. Also, Jakobus schlicht als einen dummen Jungen abstempeln, der es einfach nicht begriffen hat.
Jakobus steht dem Schönwetter-Glauben entgegen

Neue Definition der Sünde (Info) und die Botschaft über „Glaube in der Liebe“ innerhalb einer vereinten Menschheitsfamilie reichten völlig aus, so die heutige Botschaft. Veränderung des Lebenswandels, geschweige Abkehr von beständigem Leben in Sünde? Fehlanzeige.
Die Gesetze (10 Gebote) seien ans Kreuz genagelt worden und spielten überhaupt keine Rolle mehr. Hierzu dient auch die völlige Verwirrung zwischen den Moralgesetzen (10 Gebote) und den Zeremonialgesetzen (Info). Es wird allerdings zu einem bösen „Massen-Erwachen“ kommen, allerdings zu spät. Aber Jesus Christus warnte selbst vor Gesetzlosigkeit und kündigte an:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!
Matthäus 7,21-23
Bibelverse aus Schlachter 2000